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Boltzmann, Ludwig: Vorlesungen über Gastheorie. Bd. 2. Leipzig, 1898.

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[Gleich. 111 a] § 36. Zusammengesetzte Moleküle.
unsere Betrachtungen also in der That auf ruhende, sich nicht
drehende Körper, auch wenn diese bloss inneren Kräften unter-
worfen sind.

Wie wir uns in § 32 auf solche Systeme beschränkten, in
denen die Energie denselben Werth hat, so können wir uns
noch weiter bloss auf solche Systeme beschränken, in denen
auch noch andere, während der ganzen Bewegung eines Systems
constante Grössen dieselben Werthe haben, z. B. die Geschwindig-
keitscomponenten des Schwerpunktes oder die Flächenmomente,
wenn es sich um Systeme handelt, die bloss inneren Kräften
unterworfen sind. Man hat dann deren Differentiale statt der
Differentiale gewisser Momente einzuführen, wie wir in § 31
das Energiedifferential einführten. Man erhält so andere, nicht
ergodische, stationäre Zustandsvertheilungen. Die betreffenden
Sätze dürften nicht ohne alles mechanische Interesse sein; wir
wollen aber hier nicht näher auf dieselben eingehen, da wir
sie für das Folgende nicht brauchen werden.1)


IV. Abschnitt.
Gase mit zusammengesetzten Molekülen.

§ 36. Specielle Betrachtung zusammengesetzter
Gasmoleküle
.

Wir wollen nun zu den allgemeinen Gleichungen des
§ 26 zurückkehren, denen keine andere Hypothese zu Grunde
liegt, als diejenigen, aus denen die Principien der Mechanik
abgeleitet werden. Wir wenden dieselben auf folgenden
speciellen Fall an: In einem allseitig von elastischen Wänden
umschlossenen Gefässe soll sich ein Glas befinden. Die
Moleküle desselben brauchen nicht alle gleichartig zu sein;
wir schliessen also den Fall eines Gemisches mehrerer Gase
nicht aus.

1) Vergl. Boltzmann, Wien. Sitzungsber. II, Bd. 63, S. 704, 1871.
Maxwell, Cambr. phil. trans. XII, 3, S. 561, 1878. Scient. pap. II,
S. 730.

[Gleich. 111 a] § 36. Zusammengesetzte Moleküle.
unsere Betrachtungen also in der That auf ruhende, sich nicht
drehende Körper, auch wenn diese bloss inneren Kräften unter-
worfen sind.

Wie wir uns in § 32 auf solche Systeme beschränkten, in
denen die Energie denselben Werth hat, so können wir uns
noch weiter bloss auf solche Systeme beschränken, in denen
auch noch andere, während der ganzen Bewegung eines Systems
constante Grössen dieselben Werthe haben, z. B. die Geschwindig-
keitscomponenten des Schwerpunktes oder die Flächenmomente,
wenn es sich um Systeme handelt, die bloss inneren Kräften
unterworfen sind. Man hat dann deren Differentiale statt der
Differentiale gewisser Momente einzuführen, wie wir in § 31
das Energiedifferential einführten. Man erhält so andere, nicht
ergodische, stationäre Zustandsvertheilungen. Die betreffenden
Sätze dürften nicht ohne alles mechanische Interesse sein; wir
wollen aber hier nicht näher auf dieselben eingehen, da wir
sie für das Folgende nicht brauchen werden.1)


IV. Abschnitt.
Gase mit zusammengesetzten Molekülen.

§ 36. Specielle Betrachtung zusammengesetzter
Gasmoleküle
.

Wir wollen nun zu den allgemeinen Gleichungen des
§ 26 zurückkehren, denen keine andere Hypothese zu Grunde
liegt, als diejenigen, aus denen die Principien der Mechanik
abgeleitet werden. Wir wenden dieselben auf folgenden
speciellen Fall an: In einem allseitig von elastischen Wänden
umschlossenen Gefässe soll sich ein Glas befinden. Die
Moleküle desselben brauchen nicht alle gleichartig zu sein;
wir schliessen also den Fall eines Gemisches mehrerer Gase
nicht aus.

1) Vergl. Boltzmann, Wien. Sitzungsber. II, Bd. 63, S. 704, 1871.
Maxwell, Cambr. phil. trans. XII, 3, S. 561, 1878. Scient. pap. II,
S. 730.
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[105/0123] [Gleich. 111 a] § 36. Zusammengesetzte Moleküle. unsere Betrachtungen also in der That auf ruhende, sich nicht drehende Körper, auch wenn diese bloss inneren Kräften unter- worfen sind. Wie wir uns in § 32 auf solche Systeme beschränkten, in denen die Energie denselben Werth hat, so können wir uns noch weiter bloss auf solche Systeme beschränken, in denen auch noch andere, während der ganzen Bewegung eines Systems constante Grössen dieselben Werthe haben, z. B. die Geschwindig- keitscomponenten des Schwerpunktes oder die Flächenmomente, wenn es sich um Systeme handelt, die bloss inneren Kräften unterworfen sind. Man hat dann deren Differentiale statt der Differentiale gewisser Momente einzuführen, wie wir in § 31 das Energiedifferential einführten. Man erhält so andere, nicht ergodische, stationäre Zustandsvertheilungen. Die betreffenden Sätze dürften nicht ohne alles mechanische Interesse sein; wir wollen aber hier nicht näher auf dieselben eingehen, da wir sie für das Folgende nicht brauchen werden. 1) IV. Abschnitt. Gase mit zusammengesetzten Molekülen. § 36. Specielle Betrachtung zusammengesetzter Gasmoleküle. Wir wollen nun zu den allgemeinen Gleichungen des § 26 zurückkehren, denen keine andere Hypothese zu Grunde liegt, als diejenigen, aus denen die Principien der Mechanik abgeleitet werden. Wir wenden dieselben auf folgenden speciellen Fall an: In einem allseitig von elastischen Wänden umschlossenen Gefässe soll sich ein Glas befinden. Die Moleküle desselben brauchen nicht alle gleichartig zu sein; wir schliessen also den Fall eines Gemisches mehrerer Gase nicht aus. 1) Vergl. Boltzmann, Wien. Sitzungsber. II, Bd. 63, S. 704, 1871. Maxwell, Cambr. phil. trans. XII, 3, S. 561, 1878. Scient. pap. II, S. 730.

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Zitationshilfe: Boltzmann, Ludwig: Vorlesungen über Gastheorie. Bd. 2. Leipzig, 1898, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boltzmann_gastheorie02_1898/123>, abgerufen am 28.03.2024.