Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Boltzmann, Ludwig: Vorlesungen über Gastheorie. Bd. 2. Leipzig, 1898.

Bild:
<< vorherige Seite

[Gleich. 267] § 79. Charakterisirung eines Stoffes.
gleich b ist. Wir betrachten die kritischen Constellationen,
welche folgende Bedingungen erfüllen: Für das Molekül
erster Gattung sollen die Variabeln 250) und 237) zwischen
den Grenzen 252) und 239) liegen, für das Molekül zweiter
Gattung sollen die Variabeln 253) und 254) zwischen den
Grenzen 255) und 256) liegen. Endlich soll die Richtung der
Verbindungslinie der Schwerpunkte irgend einer der innerhalb
eines unendlich kleinen Kegels von der Oeffnung d l liegenden
Geraden parallel sein, was wir zusammen
die Bedingungen 267)
nennen wollen.

Jede kritische Constellation stellt, wenn in dem Momente,
wo sie eintritt, der Schwerpunkt des zweiten Moleküles sich
in die Sphäre des ersteren hineinbewegt, den Beginn des
Processes der Wechselwirkung der beiden Moleküle (des Stosses
im weiteren Sinne des Wortes) dar, sie heisse dann eine An-
fangsconstellation; wenn dagegen in diesem Momente der
Schwerpunkt des zweiten Moleküles die Sphären des ersten
verlässt, stellt sie das Ende eines Stosses dar. (Endcon-
stellation.) Die kritischen Constellationen, für welche die
Schwerpunktsdistanz beider Moleküle im Momente ihres Ein-
trittes ein Minimum ist, können ausser Acht gelassen werden,
da sie gleichzeitig Beginn und Ende eines Stosses darstellen,
welcher aber keinen modificirenden Einfluss auf die Bewegung
der Moleküle hat.

Wir bezeichnen zwei Constellationen als entgegengesetzt,
wenn in beiden sämmtliche Coordinaten die gleichen Werthe,
sämmtliche Geschwindigkeitscomponenten aber ebenfalls die
gleiche Grösse, aber entgegengesetztes Vorzeichen haben; wir
bezeichnen zwei kritische Constellationen als einander ent-
sprechend, wenn die Coordinaten 237) des ersten und 254) des
zweiten Moleküles und ebenso sämmtliche Geschwindigkeits-
componenten für beide Zusammenstösse dieselbe Grösse und
dasselbe Zeichen haben, wogegen die Coordinaten des Schwer-
punktes des einen Moleküles bezüglich solcher Coordinaten-
axen, die den fixen parallel durch den Schwerpunkt des an-
deren gezogen sind, zwar dieselbe Grösse, aber gerade das
entgegengesetzte Vorzeichen haben. Aus irgend einer Con-
stellation wird also die ihr entsprechende gebildet, indem man

[Gleich. 267] § 79. Charakterisirung eines Stoffes.
gleich b ist. Wir betrachten die kritischen Constellationen,
welche folgende Bedingungen erfüllen: Für das Molekül
erster Gattung sollen die Variabeln 250) und 237) zwischen
den Grenzen 252) und 239) liegen, für das Molekül zweiter
Gattung sollen die Variabeln 253) und 254) zwischen den
Grenzen 255) und 256) liegen. Endlich soll die Richtung der
Verbindungslinie der Schwerpunkte irgend einer der innerhalb
eines unendlich kleinen Kegels von der Oeffnung d λ liegenden
Geraden parallel sein, was wir zusammen
die Bedingungen 267)
nennen wollen.

Jede kritische Constellation stellt, wenn in dem Momente,
wo sie eintritt, der Schwerpunkt des zweiten Moleküles sich
in die Sphäre des ersteren hineinbewegt, den Beginn des
Processes der Wechselwirkung der beiden Moleküle (des Stosses
im weiteren Sinne des Wortes) dar, sie heisse dann eine An-
fangsconstellation; wenn dagegen in diesem Momente der
Schwerpunkt des zweiten Moleküles die Sphären des ersten
verlässt, stellt sie das Ende eines Stosses dar. (Endcon-
stellation.) Die kritischen Constellationen, für welche die
Schwerpunktsdistanz beider Moleküle im Momente ihres Ein-
trittes ein Minimum ist, können ausser Acht gelassen werden,
da sie gleichzeitig Beginn und Ende eines Stosses darstellen,
welcher aber keinen modificirenden Einfluss auf die Bewegung
der Moleküle hat.

Wir bezeichnen zwei Constellationen als entgegengesetzt,
wenn in beiden sämmtliche Coordinaten die gleichen Werthe,
sämmtliche Geschwindigkeitscomponenten aber ebenfalls die
gleiche Grösse, aber entgegengesetztes Vorzeichen haben; wir
bezeichnen zwei kritische Constellationen als einander ent-
sprechend, wenn die Coordinaten 237) des ersten und 254) des
zweiten Moleküles und ebenso sämmtliche Geschwindigkeits-
componenten für beide Zusammenstösse dieselbe Grösse und
dasselbe Zeichen haben, wogegen die Coordinaten des Schwer-
punktes des einen Moleküles bezüglich solcher Coordinaten-
axen, die den fixen parallel durch den Schwerpunkt des an-
deren gezogen sind, zwar dieselbe Grösse, aber gerade das
entgegengesetzte Vorzeichen haben. Aus irgend einer Con-
stellation wird also die ihr entsprechende gebildet, indem man

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0249" n="231"/><fw place="top" type="header">[Gleich. 267] § 79. Charakterisirung eines Stoffes.</fw><lb/>
gleich <hi rendition="#i">b</hi> ist. Wir betrachten die kritischen Constellationen,<lb/>
welche folgende Bedingungen erfüllen: Für das Molekül<lb/>
erster Gattung sollen die Variabeln 250) und 237) zwischen<lb/>
den Grenzen 252) und 239) liegen, für das Molekül zweiter<lb/>
Gattung sollen die Variabeln 253) und 254) zwischen den<lb/>
Grenzen 255) und 256) liegen. Endlich soll die Richtung der<lb/>
Verbindungslinie der Schwerpunkte irgend einer der innerhalb<lb/>
eines unendlich kleinen Kegels von der Oeffnung <hi rendition="#i">d &#x03BB;</hi> liegenden<lb/>
Geraden parallel sein, was wir zusammen<lb/><hi rendition="#c">die Bedingungen 267)</hi><lb/>
nennen wollen.</p><lb/>
          <p>Jede kritische Constellation stellt, wenn in dem Momente,<lb/>
wo sie eintritt, der Schwerpunkt des zweiten Moleküles sich<lb/>
in die Sphäre des ersteren hineinbewegt, den Beginn des<lb/>
Processes der Wechselwirkung der beiden Moleküle (des Stosses<lb/>
im weiteren Sinne des Wortes) dar, sie heisse dann eine An-<lb/>
fangsconstellation; wenn dagegen in diesem Momente der<lb/>
Schwerpunkt des zweiten Moleküles die Sphären des ersten<lb/>
verlässt, stellt sie das Ende eines Stosses dar. (Endcon-<lb/>
stellation.) Die kritischen Constellationen, für welche die<lb/>
Schwerpunktsdistanz beider Moleküle im Momente ihres Ein-<lb/>
trittes ein Minimum ist, können ausser Acht gelassen werden,<lb/>
da sie gleichzeitig Beginn und Ende eines Stosses darstellen,<lb/>
welcher aber keinen modificirenden Einfluss auf die Bewegung<lb/>
der Moleküle hat.</p><lb/>
          <p>Wir bezeichnen zwei Constellationen als entgegengesetzt,<lb/>
wenn in beiden sämmtliche Coordinaten die gleichen Werthe,<lb/>
sämmtliche Geschwindigkeitscomponenten aber ebenfalls die<lb/>
gleiche Grösse, aber entgegengesetztes Vorzeichen haben; wir<lb/>
bezeichnen zwei kritische Constellationen als einander ent-<lb/>
sprechend, wenn die Coordinaten 237) des ersten und 254) des<lb/>
zweiten Moleküles und ebenso sämmtliche Geschwindigkeits-<lb/>
componenten für beide Zusammenstösse dieselbe Grösse und<lb/>
dasselbe Zeichen haben, wogegen die Coordinaten des Schwer-<lb/>
punktes des einen Moleküles bezüglich solcher Coordinaten-<lb/>
axen, die den fixen parallel durch den Schwerpunkt des an-<lb/>
deren gezogen sind, zwar dieselbe Grösse, aber gerade das<lb/>
entgegengesetzte Vorzeichen haben. Aus irgend einer Con-<lb/>
stellation wird also die ihr entsprechende gebildet, indem man<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[231/0249] [Gleich. 267] § 79. Charakterisirung eines Stoffes. gleich b ist. Wir betrachten die kritischen Constellationen, welche folgende Bedingungen erfüllen: Für das Molekül erster Gattung sollen die Variabeln 250) und 237) zwischen den Grenzen 252) und 239) liegen, für das Molekül zweiter Gattung sollen die Variabeln 253) und 254) zwischen den Grenzen 255) und 256) liegen. Endlich soll die Richtung der Verbindungslinie der Schwerpunkte irgend einer der innerhalb eines unendlich kleinen Kegels von der Oeffnung d λ liegenden Geraden parallel sein, was wir zusammen die Bedingungen 267) nennen wollen. Jede kritische Constellation stellt, wenn in dem Momente, wo sie eintritt, der Schwerpunkt des zweiten Moleküles sich in die Sphäre des ersteren hineinbewegt, den Beginn des Processes der Wechselwirkung der beiden Moleküle (des Stosses im weiteren Sinne des Wortes) dar, sie heisse dann eine An- fangsconstellation; wenn dagegen in diesem Momente der Schwerpunkt des zweiten Moleküles die Sphären des ersten verlässt, stellt sie das Ende eines Stosses dar. (Endcon- stellation.) Die kritischen Constellationen, für welche die Schwerpunktsdistanz beider Moleküle im Momente ihres Ein- trittes ein Minimum ist, können ausser Acht gelassen werden, da sie gleichzeitig Beginn und Ende eines Stosses darstellen, welcher aber keinen modificirenden Einfluss auf die Bewegung der Moleküle hat. Wir bezeichnen zwei Constellationen als entgegengesetzt, wenn in beiden sämmtliche Coordinaten die gleichen Werthe, sämmtliche Geschwindigkeitscomponenten aber ebenfalls die gleiche Grösse, aber entgegengesetztes Vorzeichen haben; wir bezeichnen zwei kritische Constellationen als einander ent- sprechend, wenn die Coordinaten 237) des ersten und 254) des zweiten Moleküles und ebenso sämmtliche Geschwindigkeits- componenten für beide Zusammenstösse dieselbe Grösse und dasselbe Zeichen haben, wogegen die Coordinaten des Schwer- punktes des einen Moleküles bezüglich solcher Coordinaten- axen, die den fixen parallel durch den Schwerpunkt des an- deren gezogen sind, zwar dieselbe Grösse, aber gerade das entgegengesetzte Vorzeichen haben. Aus irgend einer Con- stellation wird also die ihr entsprechende gebildet, indem man

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boltzmann_gastheorie02_1898
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boltzmann_gastheorie02_1898/249
Zitationshilfe: Boltzmann, Ludwig: Vorlesungen über Gastheorie. Bd. 2. Leipzig, 1898, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boltzmann_gastheorie02_1898/249>, abgerufen am 18.04.2024.