Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite

chen, schwätz'st immer minder als du denkst. Ich
tran dir's zu, eine gute Hausmutter zu werden,
wenn anders die Vorsehung dich dazu bestimmen will.

Nun, meine Kinder! Dieß sind itzt übrigens nur
so kleine hingeworfene Züge von euch. Keines zürne
es, keines werde eifersüchtig auf's andre. Meine Va-
terliebe erstreckt sich gewiß auf euch alle; von allen
läßt sie mich noch immer das Beßte hoffen. Wahr
ist's, bey allen seh' ich Unarten genug, die meine
Liebe geneigt ist, zuzudecken; aber auch an jedem be-
merk' ich löbliche Eigenschaften, und bemühe mich
mehrere auszuspähen und anzufachen, wo nur ein
gutes Fünkgen verborgen ist.

Veßter, gütigster Vater im Himmel! Vater der
Kleinen und der Grossen! Dir, Guter über alle Gu-
ten! befehl' ich meine Kinder und Nachkommen in
Zeit und Ewigkeit!

LXXXI.
Glücksumstände und Wohnort.

Nur Weniges bleibt mir noch übrig, und dann
wird's genug seyn. Ein Häuschen und ein Gärtchen
ist mein ganzes Vermögen. Eine Frau und vier
Kinder, also sechs Mäuler und ein Dutzend Hände
machen meinen Haushalt aus. Aber das gesunde
Speisen der erstern (Kleider und anders miteinge-
zählt) zerrt das Produkt einer noch so muntern Ar-
beit der letztern beynahe völlig auf. Meinen Baum-
wollengewerb hab' ich schon beschrieben. Dieser ist

S

chen, ſchwaͤtz’ſt immer minder als du denkſt. Ich
tran dir’s zu, eine gute Hausmutter zu werden,
wenn anders die Vorſehung dich dazu beſtimmen will.

Nun, meine Kinder! Dieß ſind itzt uͤbrigens nur
ſo kleine hingeworfene Zuͤge von euch. Keines zuͤrne
es, keines werde eiferſuͤchtig auf’s andre. Meine Va-
terliebe erſtreckt ſich gewiß auf euch alle; von allen
laͤßt ſie mich noch immer das Beßte hoffen. Wahr
iſt’s, bey allen ſeh’ ich Unarten genug, die meine
Liebe geneigt iſt, zuzudecken; aber auch an jedem be-
merk’ ich loͤbliche Eigenſchaften, und bemuͤhe mich
mehrere auszuſpaͤhen und anzufachen, wo nur ein
gutes Fuͤnkgen verborgen iſt.

Veßter, guͤtigſter Vater im Himmel! Vater der
Kleinen und der Groſſen! Dir, Guter uͤber alle Gu-
ten! befehl’ ich meine Kinder und Nachkommen in
Zeit und Ewigkeit!

LXXXI.
Gluͤcksumſtaͤnde und Wohnort.

Nur Weniges bleibt mir noch uͤbrig, und dann
wird’s genug ſeyn. Ein Haͤuschen und ein Gaͤrtchen
iſt mein ganzes Vermoͤgen. Eine Frau und vier
Kinder, alſo ſechs Maͤuler und ein Dutzend Haͤnde
machen meinen Haushalt aus. Aber das geſunde
Speiſen der erſtern (Kleider und anders miteinge-
zaͤhlt) zerrt das Produkt einer noch ſo muntern Ar-
beit der letztern beynahe voͤllig auf. Meinen Baum-
wollengewerb hab’ ich ſchon beſchrieben. Dieſer iſt

S
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0289" n="273"/>
chen, &#x017F;chwa&#x0364;tz&#x2019;&#x017F;t immer minder als du denk&#x017F;t. Ich<lb/>
tran dir&#x2019;s zu, eine gute Hausmutter zu werden,<lb/>
wenn anders die Vor&#x017F;ehung dich dazu be&#x017F;timmen will.</p><lb/>
        <p>Nun, meine Kinder! Dieß &#x017F;ind itzt u&#x0364;brigens nur<lb/>
&#x017F;o kleine hingeworfene Zu&#x0364;ge von euch. Keines zu&#x0364;rne<lb/>
es, keines werde eifer&#x017F;u&#x0364;chtig auf&#x2019;s andre. Meine Va-<lb/>
terliebe er&#x017F;treckt &#x017F;ich gewiß auf euch alle; von allen<lb/>
la&#x0364;ßt &#x017F;ie mich noch immer das Beßte hoffen. Wahr<lb/>
i&#x017F;t&#x2019;s, bey allen &#x017F;eh&#x2019; ich Unarten genug, die meine<lb/>
Liebe geneigt i&#x017F;t, zuzudecken; aber auch an jedem be-<lb/>
merk&#x2019; ich lo&#x0364;bliche Eigen&#x017F;chaften, und bemu&#x0364;he mich<lb/>
mehrere auszu&#x017F;pa&#x0364;hen und anzufachen, wo nur ein<lb/>
gutes Fu&#x0364;nkgen verborgen i&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>Veßter, gu&#x0364;tig&#x017F;ter Vater im Himmel! Vater der<lb/>
Kleinen und der Gro&#x017F;&#x017F;en! Dir, Guter u&#x0364;ber alle Gu-<lb/>
ten! befehl&#x2019; ich meine Kinder und Nachkommen in<lb/>
Zeit und Ewigkeit!</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">LXXXI.</hi></hi><lb/><hi rendition="#fr">Glu&#x0364;cksum&#x017F;ta&#x0364;nde und Wohnort</hi>.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">N</hi>ur Weniges bleibt mir noch u&#x0364;brig, und dann<lb/>
wird&#x2019;s genug &#x017F;eyn. Ein Ha&#x0364;uschen und ein Ga&#x0364;rtchen<lb/>
i&#x017F;t mein ganzes Vermo&#x0364;gen. Eine Frau und vier<lb/>
Kinder, al&#x017F;o &#x017F;echs Ma&#x0364;uler und ein Dutzend Ha&#x0364;nde<lb/>
machen meinen Haushalt aus. Aber das ge&#x017F;unde<lb/>
Spei&#x017F;en der er&#x017F;tern (Kleider und anders miteinge-<lb/>
za&#x0364;hlt) zerrt das Produkt einer noch &#x017F;o muntern Ar-<lb/>
beit der letztern beynahe vo&#x0364;llig auf. Meinen Baum-<lb/>
wollengewerb hab&#x2019; ich &#x017F;chon be&#x017F;chrieben. Die&#x017F;er i&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">S</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[273/0289] chen, ſchwaͤtz’ſt immer minder als du denkſt. Ich tran dir’s zu, eine gute Hausmutter zu werden, wenn anders die Vorſehung dich dazu beſtimmen will. Nun, meine Kinder! Dieß ſind itzt uͤbrigens nur ſo kleine hingeworfene Zuͤge von euch. Keines zuͤrne es, keines werde eiferſuͤchtig auf’s andre. Meine Va- terliebe erſtreckt ſich gewiß auf euch alle; von allen laͤßt ſie mich noch immer das Beßte hoffen. Wahr iſt’s, bey allen ſeh’ ich Unarten genug, die meine Liebe geneigt iſt, zuzudecken; aber auch an jedem be- merk’ ich loͤbliche Eigenſchaften, und bemuͤhe mich mehrere auszuſpaͤhen und anzufachen, wo nur ein gutes Fuͤnkgen verborgen iſt. Veßter, guͤtigſter Vater im Himmel! Vater der Kleinen und der Groſſen! Dir, Guter uͤber alle Gu- ten! befehl’ ich meine Kinder und Nachkommen in Zeit und Ewigkeit! LXXXI. Gluͤcksumſtaͤnde und Wohnort. Nur Weniges bleibt mir noch uͤbrig, und dann wird’s genug ſeyn. Ein Haͤuschen und ein Gaͤrtchen iſt mein ganzes Vermoͤgen. Eine Frau und vier Kinder, alſo ſechs Maͤuler und ein Dutzend Haͤnde machen meinen Haushalt aus. Aber das geſunde Speiſen der erſtern (Kleider und anders miteinge- zaͤhlt) zerrt das Produkt einer noch ſo muntern Ar- beit der letztern beynahe voͤllig auf. Meinen Baum- wollengewerb hab’ ich ſchon beſchrieben. Dieſer iſt S

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789/289
Zitationshilfe: Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789/289>, abgerufen am 20.04.2024.