Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite

Jahrs 1755. wie eine Woche vorbey; und täglich ge-
wann ich mein Aennchen lieber. Vor alle andern
Mädels eckelte mir's, obgleich ich von Zeit zu Zeit
Gelegenheit hatte, mit den artlichsten Töchtern des
Lands bekannt zu werden. -- Inzwischen war ich
ein muntrer Salpetersieder, bald allein, bald in
Gesellschaft mit jenem andern Uli, der sich noch im-
merfort grosse Mühe gab, mir die wunderbarsten
Dinger anzukuppeln. Aber -- Puh! -- davon war nun
keine Rede mehr, nebendem daß ich jetzt noch überall
an kein Heurathen denken durfte.

XXXIII.
Es geht auf Reisen
.

Es war im Herbste, als ich eines Tags meinem
Vater eine hübsche Buche im Wald fällen half. Ein
gewisser Laurenz Aller von Schwellbrunn, ein
Rechen- und Gabelmacher, war uns auch dabey be-
hülflich, und kaufte uns nachwerts das schönste da-
von ab. Unter allerhand Gesprächen kam's auch auf
mich: "Ey, ey, Hans"! sagte Laurenz, "du
"hast da einen ganzen Haufen Buben. Was willst
"auch mit allen anfangen? Hast doch kein Gut,
"und kann keiner kein Handwerk. Schad', daß du
"nicht die größten in die Welt 'nausschickst. Da
"könnten sie ihr Glück gewiß machen. Siehst's ja
"an des Hans Joggelis seinen: Die haben im
"Welsch-Berngebiet gleich Dienst' gefunden;

Jahrs 1755. wie eine Woche vorbey; und taͤglich ge-
wann ich mein Aennchen lieber. Vor alle andern
Maͤdels eckelte mir’s, obgleich ich von Zeit zu Zeit
Gelegenheit hatte, mit den artlichſten Toͤchtern des
Lands bekannt zu werden. — Inzwiſchen war ich
ein muntrer Salpeterſieder, bald allein, bald in
Geſellſchaft mit jenem andern Uli, der ſich noch im-
merfort groſſe Muͤhe gab, mir die wunderbarſten
Dinger anzukuppeln. Aber — Puh! — davon war nun
keine Rede mehr, nebendem daß ich jetzt noch uͤberall
an kein Heurathen denken durfte.

XXXIII.
Es geht auf Reiſen
.

Es war im Herbſte, als ich eines Tags meinem
Vater eine huͤbſche Buche im Wald faͤllen half. Ein
gewiſſer Laurenz Aller von Schwellbrunn, ein
Rechen- und Gabelmacher, war uns auch dabey be-
huͤlflich, und kaufte uns nachwerts das ſchoͤnſte da-
von ab. Unter allerhand Geſpraͤchen kam’s auch auf
mich: „Ey, ey, Hans„! ſagte Laurenz, „du
„haſt da einen ganzen Haufen Buben. Was willſt
„auch mit allen anfangen? Haſt doch kein Gut,
„und kann keiner kein Handwerk. Schad’, daß du
„nicht die groͤßten in die Welt ’nausſchickſt. Da
„koͤnnten ſie ihr Gluͤck gewiß machen. Siehſt’s ja
„an des Hans Joggelis ſeinen: Die haben im
Welſch-Berngebiet gleich Dienſt’ gefunden;

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0094" n="78"/>
Jahrs 1755. wie eine Woche vorbey; und ta&#x0364;glich ge-<lb/>
wann ich mein <hi rendition="#fr">Aennchen</hi> lieber. Vor alle andern<lb/>
Ma&#x0364;dels eckelte mir&#x2019;s, obgleich ich von Zeit zu Zeit<lb/>
Gelegenheit hatte, mit den artlich&#x017F;ten To&#x0364;chtern des<lb/>
Lands bekannt zu werden. &#x2014; Inzwi&#x017F;chen war ich<lb/>
ein muntrer Salpeter&#x017F;ieder, bald allein, bald in<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft mit jenem andern <hi rendition="#fr">Uli</hi>, der &#x017F;ich noch im-<lb/>
merfort gro&#x017F;&#x017F;e Mu&#x0364;he gab, mir die wunderbar&#x017F;ten<lb/>
Dinger anzukuppeln. Aber &#x2014; Puh! &#x2014; davon war nun<lb/>
keine Rede mehr, nebendem daß ich jetzt noch u&#x0364;berall<lb/>
an kein Heurathen denken durfte.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">XXXIII.</hi><lb/><hi rendition="#fr">Es geht auf Rei&#x017F;en</hi></hi>.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">E</hi>s war im Herb&#x017F;te, als ich eines Tags meinem<lb/>
Vater eine hu&#x0364;b&#x017F;che Buche im Wald fa&#x0364;llen half. Ein<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#fr">Laurenz Aller</hi> von <hi rendition="#fr">Schwellbrunn</hi>, ein<lb/>
Rechen- und Gabelmacher, war uns auch dabey be-<lb/>
hu&#x0364;lflich, und kaufte uns nachwerts das &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te da-<lb/>
von ab. Unter allerhand Ge&#x017F;pra&#x0364;chen kam&#x2019;s auch auf<lb/>
mich: &#x201E;Ey, ey, <hi rendition="#fr">Hans</hi>&#x201E;! &#x017F;agte <hi rendition="#fr">Laurenz</hi>, &#x201E;du<lb/>
&#x201E;ha&#x017F;t da einen ganzen Haufen Buben. Was will&#x017F;t<lb/>
&#x201E;auch mit allen anfangen? Ha&#x017F;t doch kein Gut,<lb/>
&#x201E;und kann keiner kein Handwerk. Schad&#x2019;, daß du<lb/>
&#x201E;nicht die gro&#x0364;ßten in die Welt &#x2019;naus&#x017F;chick&#x017F;t. Da<lb/>
&#x201E;ko&#x0364;nnten &#x017F;ie ihr Glu&#x0364;ck gewiß machen. Sieh&#x017F;t&#x2019;s ja<lb/>
&#x201E;an des <hi rendition="#fr">Hans Joggelis</hi> &#x017F;einen: Die haben im<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#fr">Wel&#x017F;ch-Berngebiet</hi> gleich Dien&#x017F;t&#x2019; gefunden;<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[78/0094] Jahrs 1755. wie eine Woche vorbey; und taͤglich ge- wann ich mein Aennchen lieber. Vor alle andern Maͤdels eckelte mir’s, obgleich ich von Zeit zu Zeit Gelegenheit hatte, mit den artlichſten Toͤchtern des Lands bekannt zu werden. — Inzwiſchen war ich ein muntrer Salpeterſieder, bald allein, bald in Geſellſchaft mit jenem andern Uli, der ſich noch im- merfort groſſe Muͤhe gab, mir die wunderbarſten Dinger anzukuppeln. Aber — Puh! — davon war nun keine Rede mehr, nebendem daß ich jetzt noch uͤberall an kein Heurathen denken durfte. XXXIII. Es geht auf Reiſen. Es war im Herbſte, als ich eines Tags meinem Vater eine huͤbſche Buche im Wald faͤllen half. Ein gewiſſer Laurenz Aller von Schwellbrunn, ein Rechen- und Gabelmacher, war uns auch dabey be- huͤlflich, und kaufte uns nachwerts das ſchoͤnſte da- von ab. Unter allerhand Geſpraͤchen kam’s auch auf mich: „Ey, ey, Hans„! ſagte Laurenz, „du „haſt da einen ganzen Haufen Buben. Was willſt „auch mit allen anfangen? Haſt doch kein Gut, „und kann keiner kein Handwerk. Schad’, daß du „nicht die groͤßten in die Welt ’nausſchickſt. Da „koͤnnten ſie ihr Gluͤck gewiß machen. Siehſt’s ja „an des Hans Joggelis ſeinen: Die haben im „Welſch-Berngebiet gleich Dienſt’ gefunden;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789/94
Zitationshilfe: Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789/94>, abgerufen am 25.04.2024.