Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.

Bild:
<< vorherige Seite

Das IV. Capitel.
suche/ wo die meisten Leut wohnen/ denn gleich
wie ab conclusionem aeris oder wegen ver-
schloßner und gefangener Lufft in einem Hauß
manchmal ein gantze Familia an der Pest
dahin fällt/ weilen solche Lufft mit Pestilen-
tzischen Dünsten erfüllet und besudelt ist. Al-
so gehet es auch in den Städten/ welche volck-
reich/ und die Gassen und Strassen eng/ und
die Lufft dannenhero mehr gefangen ist/ dann
daselbst die Pestilentzische inquinamenta
leichtlich aus gantzen Häusern/ in gantze Gas-
sen/ ja gantze Städte sich ausbreiten können/
dahero wird auch gesehen/ daß die Städte
mehr als die Dörffer damit geplaget werden.

Das IV.Capitel.
Das IV. Capitel.
Wie die Pest erkennet wird.
Wie man
die Pest
erkennet.

WEnn sich die Pest an einem Ort in
Städten oder auff dem Land ein-
geschlichen/ so werden Anfangs ge-
meiniglich etliche Patienten sterben/
eher man noch weiß/ daß ihre Kranckheit ei-
ne Pestilentz gewesen ist/ und ein Medicus,
der ohn dem an kein Pest gedacht/ oder noch
von keiner gehöret/ solche für keine Pestilen-
tzische Symptomara ansiehet. Derowegen
wenn man siehet/ daß etliche Menschen schnell
ihren Geist auffgeben/ soll man zwar fürsichtig
handlen/ und nicht alsbald ein Pestilentz aus-
schreyen/ und dadurch Stadt und Land in

Ge-

Das IV. Capitel.
ſuche/ wo die meiſten Leut wohnen/ denn gleich
wie ab concluſionem aëris oder wegen ver-
ſchloßner und gefangener Lufft in einem Hauß
manchmal ein gantze Familia an der Peſt
dahin faͤllt/ weilen ſolche Lufft mit Peſtilen-
tziſchen Duͤnſten erfuͤllet und beſudelt iſt. Al-
ſo gehet es auch in den Staͤdten/ welche volck-
reich/ und die Gaſſen und Straſſen eng/ und
die Lufft dannenhero mehr gefangen iſt/ dann
daſelbſt die Peſtilentziſche inquinamenta
leichtlich aus gantzen Haͤuſern/ in gantze Gaſ-
ſen/ ja gantze Staͤdte ſich ausbreiten koͤnnen/
dahero wird auch geſehen/ daß die Staͤdte
mehr als die Doͤrffer damit geplaget werden.

Das IV.Capitel.
Das IV. Capitel.
Wie die Peſt erkennet wird.
Wie man
die Peſt
erkennet.

WEnn ſich die Peſt an einem Ort in
Staͤdten oder auff dem Land ein-
geſchlichen/ ſo werden Anfangs ge-
meiniglich etliche Patienten ſterben/
eher man noch weiß/ daß ihre Kranckheit ei-
ne Peſtilentz geweſen iſt/ und ein Medicus,
der ohn dem an kein Peſt gedacht/ oder noch
von keiner gehoͤret/ ſolche fuͤr keine Peſtilen-
tziſche Symptomara anſiehet. Derowegen
wenn man ſiehet/ daß etliche Menſchen ſchnell
ihren Geiſt auffgeben/ ſoll man zwar fuͤrſichtig
handlen/ und nicht alsbald ein Peſtilentz aus-
ſchreyen/ und dadurch Stadt und Land in

Ge-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0038" n="16"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Das</hi><hi rendition="#aq">IV.</hi><hi rendition="#fr">Capitel.</hi></fw><lb/>
&#x017F;uche/ wo die mei&#x017F;ten Leut wohnen/ denn gleich<lb/>
wie <hi rendition="#aq">ab conclu&#x017F;ionem aëris</hi> oder wegen ver-<lb/>
&#x017F;chloßner und gefangener Lufft in einem Hauß<lb/>
manchmal ein gantze <hi rendition="#aq">Familia</hi> an der Pe&#x017F;t<lb/>
dahin fa&#x0364;llt/ weilen &#x017F;olche Lufft mit Pe&#x017F;tilen-<lb/>
tzi&#x017F;chen Du&#x0364;n&#x017F;ten erfu&#x0364;llet und be&#x017F;udelt i&#x017F;t. Al-<lb/>
&#x017F;o gehet es auch in den Sta&#x0364;dten/ welche volck-<lb/>
reich/ und die Ga&#x017F;&#x017F;en und Stra&#x017F;&#x017F;en eng/ und<lb/>
die Lufft dannenhero mehr gefangen i&#x017F;t/ dann<lb/>
da&#x017F;elb&#x017F;t die Pe&#x017F;tilentzi&#x017F;che <hi rendition="#aq">inquinamenta</hi><lb/>
leichtlich aus gantzen Ha&#x0364;u&#x017F;ern/ in gantze Ga&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ ja gantze Sta&#x0364;dte &#x017F;ich ausbreiten ko&#x0364;nnen/<lb/>
dahero wird auch ge&#x017F;ehen/ daß die Sta&#x0364;dte<lb/>
mehr als die Do&#x0364;rffer damit geplaget werden.</p><lb/>
        <note place="left">Das <hi rendition="#aq">IV.</hi>Capitel.</note>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Das</hi> <hi rendition="#aq">IV.</hi> <hi rendition="#fr">Capitel.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Wie die Pe&#x017F;t erkennet wird.</hi> </head><lb/>
        <note place="left">Wie man<lb/>
die Pe&#x017F;t<lb/>
erkennet.</note>
        <p><hi rendition="#in">W</hi>Enn &#x017F;ich die Pe&#x017F;t an einem Ort in<lb/>
Sta&#x0364;dten oder auff dem Land ein-<lb/>
ge&#x017F;chlichen/ &#x017F;o werden Anfangs ge-<lb/>
meiniglich etliche Patienten &#x017F;terben/<lb/>
eher man noch weiß/ daß ihre Kranckheit ei-<lb/>
ne Pe&#x017F;tilentz gewe&#x017F;en i&#x017F;t/ und ein <hi rendition="#aq">Medicus,</hi><lb/>
der ohn dem an kein Pe&#x017F;t gedacht/ oder noch<lb/>
von keiner geho&#x0364;ret/ &#x017F;olche fu&#x0364;r keine Pe&#x017F;tilen-<lb/>
tzi&#x017F;che <hi rendition="#aq">Symptomara</hi> an&#x017F;iehet. Derowegen<lb/>
wenn man &#x017F;iehet/ daß etliche Men&#x017F;chen &#x017F;chnell<lb/>
ihren Gei&#x017F;t auffgeben/ &#x017F;oll man zwar fu&#x0364;r&#x017F;ichtig<lb/>
handlen/ und nicht alsbald ein Pe&#x017F;tilentz aus-<lb/>
&#x017F;chreyen/ und dadurch Stadt und Land in<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ge-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[16/0038] Das IV. Capitel. ſuche/ wo die meiſten Leut wohnen/ denn gleich wie ab concluſionem aëris oder wegen ver- ſchloßner und gefangener Lufft in einem Hauß manchmal ein gantze Familia an der Peſt dahin faͤllt/ weilen ſolche Lufft mit Peſtilen- tziſchen Duͤnſten erfuͤllet und beſudelt iſt. Al- ſo gehet es auch in den Staͤdten/ welche volck- reich/ und die Gaſſen und Straſſen eng/ und die Lufft dannenhero mehr gefangen iſt/ dann daſelbſt die Peſtilentziſche inquinamenta leichtlich aus gantzen Haͤuſern/ in gantze Gaſ- ſen/ ja gantze Staͤdte ſich ausbreiten koͤnnen/ dahero wird auch geſehen/ daß die Staͤdte mehr als die Doͤrffer damit geplaget werden. Das IV. Capitel. Wie die Peſt erkennet wird. WEnn ſich die Peſt an einem Ort in Staͤdten oder auff dem Land ein- geſchlichen/ ſo werden Anfangs ge- meiniglich etliche Patienten ſterben/ eher man noch weiß/ daß ihre Kranckheit ei- ne Peſtilentz geweſen iſt/ und ein Medicus, der ohn dem an kein Peſt gedacht/ oder noch von keiner gehoͤret/ ſolche fuͤr keine Peſtilen- tziſche Symptomara anſiehet. Derowegen wenn man ſiehet/ daß etliche Menſchen ſchnell ihren Geiſt auffgeben/ ſoll man zwar fuͤrſichtig handlen/ und nicht alsbald ein Peſtilentz aus- ſchreyen/ und dadurch Stadt und Land in Ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/38
Zitationshilfe: Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/38>, abgerufen am 19.04.2024.