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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830.

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Nachmittags das Barometer seinen tiefsten Stand erreicht, dann
bis Abends um 10 Uhr steigt, bis Morgens um 31/2 Uhr fällt,
zwischen 9 und 10 Uhr Vormittags seinen höchsten Stand er-
reicht, und endlich wieder um 41/2 Uhr zu seinem tiefsten
Stande zurückgekehrt ist. Es steigt von 41/2 Uhr Nachmittags
bis 10 Uhr Abends 0,6 Linien; fällt von 10 Uhr Abends bis
31/2 Uhr Morgens 0,3 Linien, steigt wieder bis 91/2 Uhr Vor-
mittags, 0,7 Linien, so daß es fast eine ganze Linie höher als
Nachmittags steht, und sinkt in den folgenden 7 Stunden um
diese ganze Differenz. Diese Wechsel sind zwar weder an allen
Orten der heißen Zone gleich groß, noch kehren sie an allen
Orten ganz genau zu derselben Stunde wieder; aber ihre Re-
gelmäßigkeit ist in den Gegenden America's, wo von Hum-
boldt
beobachtete, und auf dem Meere, wo besonders Horner
und Simonoff beobachtet haben, so bestimmt, daß man sie
jeden Tag wahrnehmen kann. In der großen Höhe, wo Quito
und Mexico liegen, sind diese Unterschiede ebenso merklich, wie
am Meere, dagegen sollen nach Horsburgh's Beobachtungen
in Ost-Indien bedeutende Verschiedenheiten, theils nach der
Lage der Orte gegen die Gebirge, theils nach der Witterung,
statt finden, so daß, wenigstens an einigen Orten des festen
Landes von Indien, diese regelmäßigen Wechsel während der
Regenzeit aufhören, obgleich sie auf dem Meere fortdauern.
In der gemäßigten Zone lassen zwar die von der Witterung
abhängigen unregelmäßigen Aenderungen des Barometerstandes
nicht zu, daß man diese täglichen Oscillationen so leicht und
bestimmt wahrnehme; aber wenn man eine längere Reihe von
Tagen stündlich das Barometer beobachtet, so ergeben die aus
den Beobachtungen jeder einzelnen Tagesstunde gezogenen Mit-
telzahlen, daß auch hier eben diese Schwankungen merklich sind.
Die von Chiminello in Padua, von Ramond in Spanien,
von Arago in Frankreich, von von Yelin in München an-
gestellten und andre Beobachtungen zeigen, daß auch hier die
Perioden ziemlich ebenso auf 4 Uhr Morgens, 10 Uhr Vor-
mittags, 4 Uhr Nachmittags und 10 Uhr Abends fallen, daß
aber der Unterschied zwischen der größten Höhe Vormittags und
der kleinsten Nachmittags kaum 1/2 Linien beträgt. Nach Ra-

Nachmittags das Barometer ſeinen tiefſten Stand erreicht, dann
bis Abends um 10 Uhr ſteigt, bis Morgens um 3½ Uhr faͤllt,
zwiſchen 9 und 10 Uhr Vormittags ſeinen hoͤchſten Stand er-
reicht, und endlich wieder um 4½ Uhr zu ſeinem tiefſten
Stande zuruͤckgekehrt iſt. Es ſteigt von 4½ Uhr Nachmittags
bis 10 Uhr Abends 0,6 Linien; faͤllt von 10 Uhr Abends bis
3½ Uhr Morgens 0,3 Linien, ſteigt wieder bis 9½ Uhr Vor-
mittags, 0,7 Linien, ſo daß es faſt eine ganze Linie hoͤher als
Nachmittags ſteht, und ſinkt in den folgenden 7 Stunden um
dieſe ganze Differenz. Dieſe Wechſel ſind zwar weder an allen
Orten der heißen Zone gleich groß, noch kehren ſie an allen
Orten ganz genau zu derſelben Stunde wieder; aber ihre Re-
gelmaͤßigkeit iſt in den Gegenden America's, wo von Hum-
boldt
beobachtete, und auf dem Meere, wo beſonders Horner
und Simonoff beobachtet haben, ſo beſtimmt, daß man ſie
jeden Tag wahrnehmen kann. In der großen Hoͤhe, wo Quito
und Mexico liegen, ſind dieſe Unterſchiede ebenſo merklich, wie
am Meere, dagegen ſollen nach Horsburgh's Beobachtungen
in Oſt-Indien bedeutende Verſchiedenheiten, theils nach der
Lage der Orte gegen die Gebirge, theils nach der Witterung,
ſtatt finden, ſo daß, wenigſtens an einigen Orten des feſten
Landes von Indien, dieſe regelmaͤßigen Wechſel waͤhrend der
Regenzeit aufhoͤren, obgleich ſie auf dem Meere fortdauern.
In der gemaͤßigten Zone laſſen zwar die von der Witterung
abhaͤngigen unregelmaͤßigen Aenderungen des Barometerſtandes
nicht zu, daß man dieſe taͤglichen Oſcillationen ſo leicht und
beſtimmt wahrnehme; aber wenn man eine laͤngere Reihe von
Tagen ſtuͤndlich das Barometer beobachtet, ſo ergeben die aus
den Beobachtungen jeder einzelnen Tagesſtunde gezogenen Mit-
telzahlen, daß auch hier eben dieſe Schwankungen merklich ſind.
Die von Chiminello in Padua, von Ramond in Spanien,
von Arago in Frankreich, von von Yelin in Muͤnchen an-
geſtellten und andre Beobachtungen zeigen, daß auch hier die
Perioden ziemlich ebenſo auf 4 Uhr Morgens, 10 Uhr Vor-
mittags, 4 Uhr Nachmittags und 10 Uhr Abends fallen, daß
aber der Unterſchied zwiſchen der groͤßten Hoͤhe Vormittags und
der kleinſten Nachmittags kaum ½ Linien betraͤgt. Nach Ra-

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[221/0243] Nachmittags das Barometer ſeinen tiefſten Stand erreicht, dann bis Abends um 10 Uhr ſteigt, bis Morgens um 3½ Uhr faͤllt, zwiſchen 9 und 10 Uhr Vormittags ſeinen hoͤchſten Stand er- reicht, und endlich wieder um 4½ Uhr zu ſeinem tiefſten Stande zuruͤckgekehrt iſt. Es ſteigt von 4½ Uhr Nachmittags bis 10 Uhr Abends 0,6 Linien; faͤllt von 10 Uhr Abends bis 3½ Uhr Morgens 0,3 Linien, ſteigt wieder bis 9½ Uhr Vor- mittags, 0,7 Linien, ſo daß es faſt eine ganze Linie hoͤher als Nachmittags ſteht, und ſinkt in den folgenden 7 Stunden um dieſe ganze Differenz. Dieſe Wechſel ſind zwar weder an allen Orten der heißen Zone gleich groß, noch kehren ſie an allen Orten ganz genau zu derſelben Stunde wieder; aber ihre Re- gelmaͤßigkeit iſt in den Gegenden America's, wo von Hum- boldt beobachtete, und auf dem Meere, wo beſonders Horner und Simonoff beobachtet haben, ſo beſtimmt, daß man ſie jeden Tag wahrnehmen kann. In der großen Hoͤhe, wo Quito und Mexico liegen, ſind dieſe Unterſchiede ebenſo merklich, wie am Meere, dagegen ſollen nach Horsburgh's Beobachtungen in Oſt-Indien bedeutende Verſchiedenheiten, theils nach der Lage der Orte gegen die Gebirge, theils nach der Witterung, ſtatt finden, ſo daß, wenigſtens an einigen Orten des feſten Landes von Indien, dieſe regelmaͤßigen Wechſel waͤhrend der Regenzeit aufhoͤren, obgleich ſie auf dem Meere fortdauern. In der gemaͤßigten Zone laſſen zwar die von der Witterung abhaͤngigen unregelmaͤßigen Aenderungen des Barometerſtandes nicht zu, daß man dieſe taͤglichen Oſcillationen ſo leicht und beſtimmt wahrnehme; aber wenn man eine laͤngere Reihe von Tagen ſtuͤndlich das Barometer beobachtet, ſo ergeben die aus den Beobachtungen jeder einzelnen Tagesſtunde gezogenen Mit- telzahlen, daß auch hier eben dieſe Schwankungen merklich ſind. Die von Chiminello in Padua, von Ramond in Spanien, von Arago in Frankreich, von von Yelin in Muͤnchen an- geſtellten und andre Beobachtungen zeigen, daß auch hier die Perioden ziemlich ebenſo auf 4 Uhr Morgens, 10 Uhr Vor- mittags, 4 Uhr Nachmittags und 10 Uhr Abends fallen, daß aber der Unterſchied zwiſchen der groͤßten Hoͤhe Vormittags und der kleinſten Nachmittags kaum ½ Linien betraͤgt. Nach Ra-

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre01_1830/243>, abgerufen am 29.03.2024.