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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831.

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Achtzehnte Vorlesung.


Die Versuche über die Polarisirung des Lichtes, welche ich
Ihnen, m. H., neulich erklärte, bieten zwar viel Unerwartetes und
Ueberraschendes dar, aber sie werden von den jetzt anzugebenden bei
weitem übertroffen durch die glanzvollen Farben-Erscheinungen,
welche sich, gleichfalls durch die Polarisation hervorgebracht, dar-
stellen lassen. Um an das Vorige anzuknüpfen, will ich Sie daran
erinnern, daß der vom ersten Spiegel unsers Instrumentes (Fig.
141.
) zurückgeworfene, vollkommen polarisirte und eben deswegen
für die Reflexion aus dem zweiten Spiegel unfähig gewordene
Strahl, die Fähigkeit zurückgeworfen zu werden, durch einen Dop-
pelspath, welchen er durchbringen mußte, wieder erhalten konnte.
Hielten wir einen doppelt brechenden Crystall in den Weg des vom
ersten zum zweiten Spiegel übergehenden Strahles, so daß der
Strahl die natürlichen Oberflächen des Crystalles senkrecht traf, und
richteten wir unser Auge auf den zweiten Spiegel in der gehörigen
Richtung; so sahen wir im zweiten Spiegel das vom ersten Spie-
gel reflectirte Licht weißer Wolken hell hervortreten, wenn der
Hauptschnitt des Crystalles schief gegen die erste Reflexions-Ebne
geneigt war, und wieder in Dunkelheit verschwinden, wenn jener
Hauptschnitt mit der ersten Reflexions-Ebne parallel oder auf sie
senkrecht war. Daß etwas Aehnliches auch bei andern doppelt bre-
chenden Crystallen erfolgen wird, läßt sich erwarten; aber unter
gewissen Umständen tritt dieses Wiedererscheinen des zweimal zu-
rückgeworfenen Strahles, diese Depolarisirung desselben, mit schönen
Farben hervor.

Depolarisirung einiger Farbenstrahlen.

Wenn man blätterigen Gyps, Frauen-Eis, Selenit, ein
Mineral, das sich in sehr feine, völlig durchsichtige und farbenlose
Blätter zertheilen läßt, in sehr dünnen Blättern dem aus dem ersten
Spiegel zurückgeworfenen polarisirten Strahle senkrecht darbietet,

II. Y
Achtzehnte Vorleſung.


Die Verſuche uͤber die Polariſirung des Lichtes, welche ich
Ihnen, m. H., neulich erklaͤrte, bieten zwar viel Unerwartetes und
Ueberraſchendes dar, aber ſie werden von den jetzt anzugebenden bei
weitem uͤbertroffen durch die glanzvollen Farben-Erſcheinungen,
welche ſich, gleichfalls durch die Polariſation hervorgebracht, dar-
ſtellen laſſen. Um an das Vorige anzuknuͤpfen, will ich Sie daran
erinnern, daß der vom erſten Spiegel unſers Inſtrumentes (Fig.
141.
) zuruͤckgeworfene, vollkommen polariſirte und eben deswegen
fuͤr die Reflexion aus dem zweiten Spiegel unfaͤhig gewordene
Strahl, die Faͤhigkeit zuruͤckgeworfen zu werden, durch einen Dop-
pelſpath, welchen er durchbringen mußte, wieder erhalten konnte.
Hielten wir einen doppelt brechenden Cryſtall in den Weg des vom
erſten zum zweiten Spiegel uͤbergehenden Strahles, ſo daß der
Strahl die natuͤrlichen Oberflaͤchen des Cryſtalles ſenkrecht traf, und
richteten wir unſer Auge auf den zweiten Spiegel in der gehoͤrigen
Richtung; ſo ſahen wir im zweiten Spiegel das vom erſten Spie-
gel reflectirte Licht weißer Wolken hell hervortreten, wenn der
Hauptſchnitt des Cryſtalles ſchief gegen die erſte Reflexions-Ebne
geneigt war, und wieder in Dunkelheit verſchwinden, wenn jener
Hauptſchnitt mit der erſten Reflexions-Ebne parallel oder auf ſie
ſenkrecht war. Daß etwas Aehnliches auch bei andern doppelt bre-
chenden Cryſtallen erfolgen wird, laͤßt ſich erwarten; aber unter
gewiſſen Umſtaͤnden tritt dieſes Wiedererſcheinen des zweimal zu-
ruͤckgeworfenen Strahles, dieſe Depolariſirung deſſelben, mit ſchoͤnen
Farben hervor.

Depolariſirung einiger Farbenſtrahlen.

Wenn man blaͤtterigen Gyps, Frauen-Eis, Selenit, ein
Mineral, das ſich in ſehr feine, voͤllig durchſichtige und farbenloſe
Blaͤtter zertheilen laͤßt, in ſehr duͤnnen Blaͤttern dem aus dem erſten
Spiegel zuruͤckgeworfenen polariſirten Strahle ſenkrecht darbietet,

II. Y
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[337/0351] Achtzehnte Vorleſung. Die Verſuche uͤber die Polariſirung des Lichtes, welche ich Ihnen, m. H., neulich erklaͤrte, bieten zwar viel Unerwartetes und Ueberraſchendes dar, aber ſie werden von den jetzt anzugebenden bei weitem uͤbertroffen durch die glanzvollen Farben-Erſcheinungen, welche ſich, gleichfalls durch die Polariſation hervorgebracht, dar- ſtellen laſſen. Um an das Vorige anzuknuͤpfen, will ich Sie daran erinnern, daß der vom erſten Spiegel unſers Inſtrumentes (Fig. 141.) zuruͤckgeworfene, vollkommen polariſirte und eben deswegen fuͤr die Reflexion aus dem zweiten Spiegel unfaͤhig gewordene Strahl, die Faͤhigkeit zuruͤckgeworfen zu werden, durch einen Dop- pelſpath, welchen er durchbringen mußte, wieder erhalten konnte. Hielten wir einen doppelt brechenden Cryſtall in den Weg des vom erſten zum zweiten Spiegel uͤbergehenden Strahles, ſo daß der Strahl die natuͤrlichen Oberflaͤchen des Cryſtalles ſenkrecht traf, und richteten wir unſer Auge auf den zweiten Spiegel in der gehoͤrigen Richtung; ſo ſahen wir im zweiten Spiegel das vom erſten Spie- gel reflectirte Licht weißer Wolken hell hervortreten, wenn der Hauptſchnitt des Cryſtalles ſchief gegen die erſte Reflexions-Ebne geneigt war, und wieder in Dunkelheit verſchwinden, wenn jener Hauptſchnitt mit der erſten Reflexions-Ebne parallel oder auf ſie ſenkrecht war. Daß etwas Aehnliches auch bei andern doppelt bre- chenden Cryſtallen erfolgen wird, laͤßt ſich erwarten; aber unter gewiſſen Umſtaͤnden tritt dieſes Wiedererſcheinen des zweimal zu- ruͤckgeworfenen Strahles, dieſe Depolariſirung deſſelben, mit ſchoͤnen Farben hervor. Depolariſirung einiger Farbenſtrahlen. Wenn man blaͤtterigen Gyps, Frauen-Eis, Selenit, ein Mineral, das ſich in ſehr feine, voͤllig durchſichtige und farbenloſe Blaͤtter zertheilen laͤßt, in ſehr duͤnnen Blaͤttern dem aus dem erſten Spiegel zuruͤckgeworfenen polariſirten Strahle ſenkrecht darbietet, II. Y

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/351>, abgerufen am 19.04.2024.