Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite

bequem zu benutzen. Auch verkohlte Körper erhalten sich im Ae-
therdampfe länger glühend.

Oefen und Feuerherde. Rauch verzehrende Oefen.

So bekannt alles das ist, was unsre gewöhnlichen Oefen und
die Mittel zur Erwärmung betrifft, so lassen sich doch auch dabei eine
Menge von Betrachtungen anstellen. -- Daß wir den Schwefel
anwenden, um aus dem kleinsten Zunderfunken Feuer anzumachen,
beruht darauf, daß der Schwefel schon bei so niedriger Temperatur,
-- wenige Grade über der Hitze des kochenden Wassers -- sich
entzündet. Aber schon beim Anzünden des Feuers in unsern
Oefen finden wir allerlei Schwierigkeiten. Der brennende Holzspan
erlischt, wenn er den kalten Boden des Ofens berührt, ja wir dür-
fen ihn nicht einmal mit einem größern Holzstücke berühren, ohne
in Gefahr zu sein, daß wir ihn dadurch der Wärme berauben, deren
er um fort zu brennen bedarf, und nur Körper, die bei sehr geringer
Hitze sich entzünden, gestatten einige unvorsichtige Abkühlung ohne
zu erlöschen. Es ist daher eine Regel, den neu zu entzündenden
zweiten Holzspan, vorzüglich wenn er nicht sehr dünne oder wenn
er von einem schwerer entzündbaren Holze ist, ohne Berührung des
brennenden Spanes über der Flamme zu halten, damit er erhitzt
werde, ohne jenen abzukühlen. Es ist eine Regel, das kleine bren-
nende Holzstückchen lieber auf Kohlen, als auf Holz oder gar auf
den eisernen Boden des Ofens zu legen, weil die Kohle ein schlech-
ter Wärmeleiter ist, und sich leicht selbst bis zum Brennen erhitzt.
Ein zu scharfer, kalter Luftzug tödtet die schwach glimmende
Flamme, weil er zu sehr abkühlt; ein mäßiger Luftzug belebt sie,
weil er die Zersetzung durch immer neu zugeführten Sauerstoff
befördert.

Ist das Feuer einmal so weit im Brennen, daß dieses Aus-
löschen durch Luftzug nicht mehr zu fürchten ist, so thut die Ver-
stärkung des Luftzugs die besten Dienste, um das Feuer zu beleben,
und um aus dem Feuermateriale die größte Menge von Hitze zu
gewinnen. Das Holz nämlich giebt bei mäßiger Hitze mehrere
Stoffe her, die unverbrannt fortgeführt werden, die dagegen völlig
verbrannt werden, wenn man sie stärkerer Hitze aussetzt. Wir
sehen dieses an dem dicken Rauche, den selbst trocknes Holz giebt,

bequem zu benutzen. Auch verkohlte Koͤrper erhalten ſich im Ae-
therdampfe laͤnger gluͤhend.

Oefen und Feuerherde. Rauch verzehrende Oefen.

So bekannt alles das iſt, was unſre gewoͤhnlichen Oefen und
die Mittel zur Erwaͤrmung betrifft, ſo laſſen ſich doch auch dabei eine
Menge von Betrachtungen anſtellen. — Daß wir den Schwefel
anwenden, um aus dem kleinſten Zunderfunken Feuer anzumachen,
beruht darauf, daß der Schwefel ſchon bei ſo niedriger Temperatur,
— wenige Grade uͤber der Hitze des kochenden Waſſers — ſich
entzuͤndet. Aber ſchon beim Anzuͤnden des Feuers in unſern
Oefen finden wir allerlei Schwierigkeiten. Der brennende Holzſpan
erliſcht, wenn er den kalten Boden des Ofens beruͤhrt, ja wir duͤr-
fen ihn nicht einmal mit einem groͤßern Holzſtuͤcke beruͤhren, ohne
in Gefahr zu ſein, daß wir ihn dadurch der Waͤrme berauben, deren
er um fort zu brennen bedarf, und nur Koͤrper, die bei ſehr geringer
Hitze ſich entzuͤnden, geſtatten einige unvorſichtige Abkuͤhlung ohne
zu erloͤſchen. Es iſt daher eine Regel, den neu zu entzuͤndenden
zweiten Holzſpan, vorzuͤglich wenn er nicht ſehr duͤnne oder wenn
er von einem ſchwerer entzuͤndbaren Holze iſt, ohne Beruͤhrung des
brennenden Spanes uͤber der Flamme zu halten, damit er erhitzt
werde, ohne jenen abzukuͤhlen. Es iſt eine Regel, das kleine bren-
nende Holzſtuͤckchen lieber auf Kohlen, als auf Holz oder gar auf
den eiſernen Boden des Ofens zu legen, weil die Kohle ein ſchlech-
ter Waͤrmeleiter iſt, und ſich leicht ſelbſt bis zum Brennen erhitzt.
Ein zu ſcharfer, kalter Luftzug toͤdtet die ſchwach glimmende
Flamme, weil er zu ſehr abkuͤhlt; ein maͤßiger Luftzug belebt ſie,
weil er die Zerſetzung durch immer neu zugefuͤhrten Sauerſtoff
befoͤrdert.

Iſt das Feuer einmal ſo weit im Brennen, daß dieſes Aus-
loͤſchen durch Luftzug nicht mehr zu fuͤrchten iſt, ſo thut die Ver-
ſtaͤrkung des Luftzugs die beſten Dienſte, um das Feuer zu beleben,
und um aus dem Feuermateriale die groͤßte Menge von Hitze zu
gewinnen. Das Holz naͤmlich giebt bei maͤßiger Hitze mehrere
Stoffe her, die unverbrannt fortgefuͤhrt werden, die dagegen voͤllig
verbrannt werden, wenn man ſie ſtaͤrkerer Hitze ausſetzt. Wir
ſehen dieſes an dem dicken Rauche, den ſelbſt trocknes Holz giebt,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0192" n="178"/>
bequem zu benutzen. Auch verkohlte Ko&#x0364;rper erhalten &#x017F;ich im Ae-<lb/>
therdampfe la&#x0364;nger glu&#x0364;hend.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Oefen und Feuerherde. Rauch verzehrende Oefen</hi>.</head><lb/>
          <p>So bekannt alles das i&#x017F;t, was un&#x017F;re gewo&#x0364;hnlichen Oefen und<lb/>
die Mittel zur Erwa&#x0364;rmung betrifft, &#x017F;o la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich doch auch dabei eine<lb/>
Menge von Betrachtungen an&#x017F;tellen. &#x2014; Daß wir den Schwefel<lb/>
anwenden, um aus dem klein&#x017F;ten Zunderfunken Feuer anzumachen,<lb/>
beruht darauf, daß der Schwefel &#x017F;chon bei &#x017F;o niedriger Temperatur,<lb/>
&#x2014; wenige Grade u&#x0364;ber der Hitze des kochenden Wa&#x017F;&#x017F;ers &#x2014; &#x017F;ich<lb/>
entzu&#x0364;ndet. Aber &#x017F;chon beim Anzu&#x0364;nden des Feuers in un&#x017F;ern<lb/>
Oefen finden wir allerlei Schwierigkeiten. Der brennende Holz&#x017F;pan<lb/>
erli&#x017F;cht, wenn er den kalten Boden des Ofens beru&#x0364;hrt, ja wir du&#x0364;r-<lb/>
fen ihn nicht einmal mit einem gro&#x0364;ßern Holz&#x017F;tu&#x0364;cke beru&#x0364;hren, ohne<lb/>
in Gefahr zu &#x017F;ein, daß wir ihn dadurch der Wa&#x0364;rme berauben, deren<lb/>
er um fort zu brennen bedarf, und nur Ko&#x0364;rper, die bei &#x017F;ehr geringer<lb/>
Hitze &#x017F;ich entzu&#x0364;nden, ge&#x017F;tatten einige unvor&#x017F;ichtige Abku&#x0364;hlung ohne<lb/>
zu erlo&#x0364;&#x017F;chen. Es i&#x017F;t daher eine Regel, den neu zu entzu&#x0364;ndenden<lb/>
zweiten Holz&#x017F;pan, vorzu&#x0364;glich wenn er nicht &#x017F;ehr du&#x0364;nne oder wenn<lb/>
er von einem &#x017F;chwerer entzu&#x0364;ndbaren Holze i&#x017F;t, ohne Beru&#x0364;hrung des<lb/>
brennenden Spanes u&#x0364;ber der Flamme zu halten, damit er erhitzt<lb/>
werde, ohne jenen abzuku&#x0364;hlen. Es i&#x017F;t eine Regel, das kleine bren-<lb/>
nende Holz&#x017F;tu&#x0364;ckchen lieber auf Kohlen, als auf Holz oder gar auf<lb/>
den ei&#x017F;ernen Boden des Ofens zu legen, weil die Kohle ein &#x017F;chlech-<lb/>
ter Wa&#x0364;rmeleiter i&#x017F;t, und &#x017F;ich leicht &#x017F;elb&#x017F;t bis zum Brennen erhitzt.<lb/>
Ein zu &#x017F;charfer, kalter Luftzug to&#x0364;dtet die &#x017F;chwach glimmende<lb/>
Flamme, weil er zu &#x017F;ehr abku&#x0364;hlt; ein ma&#x0364;ßiger Luftzug belebt &#x017F;ie,<lb/>
weil er die Zer&#x017F;etzung durch immer neu zugefu&#x0364;hrten Sauer&#x017F;toff<lb/>
befo&#x0364;rdert.</p><lb/>
          <p>I&#x017F;t das Feuer einmal &#x017F;o weit im Brennen, daß die&#x017F;es Aus-<lb/>
lo&#x0364;&#x017F;chen durch Luftzug nicht mehr zu fu&#x0364;rchten i&#x017F;t, &#x017F;o thut die Ver-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rkung des Luftzugs die be&#x017F;ten Dien&#x017F;te, um das Feuer zu beleben,<lb/>
und um aus dem Feuermateriale die gro&#x0364;ßte Menge von Hitze zu<lb/>
gewinnen. Das Holz na&#x0364;mlich giebt bei ma&#x0364;ßiger Hitze mehrere<lb/>
Stoffe her, die unverbrannt fortgefu&#x0364;hrt werden, die dagegen vo&#x0364;llig<lb/>
verbrannt werden, wenn man &#x017F;ie &#x017F;ta&#x0364;rkerer Hitze aus&#x017F;etzt. Wir<lb/>
&#x017F;ehen die&#x017F;es an dem dicken Rauche, den &#x017F;elb&#x017F;t trocknes Holz giebt,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[178/0192] bequem zu benutzen. Auch verkohlte Koͤrper erhalten ſich im Ae- therdampfe laͤnger gluͤhend. Oefen und Feuerherde. Rauch verzehrende Oefen. So bekannt alles das iſt, was unſre gewoͤhnlichen Oefen und die Mittel zur Erwaͤrmung betrifft, ſo laſſen ſich doch auch dabei eine Menge von Betrachtungen anſtellen. — Daß wir den Schwefel anwenden, um aus dem kleinſten Zunderfunken Feuer anzumachen, beruht darauf, daß der Schwefel ſchon bei ſo niedriger Temperatur, — wenige Grade uͤber der Hitze des kochenden Waſſers — ſich entzuͤndet. Aber ſchon beim Anzuͤnden des Feuers in unſern Oefen finden wir allerlei Schwierigkeiten. Der brennende Holzſpan erliſcht, wenn er den kalten Boden des Ofens beruͤhrt, ja wir duͤr- fen ihn nicht einmal mit einem groͤßern Holzſtuͤcke beruͤhren, ohne in Gefahr zu ſein, daß wir ihn dadurch der Waͤrme berauben, deren er um fort zu brennen bedarf, und nur Koͤrper, die bei ſehr geringer Hitze ſich entzuͤnden, geſtatten einige unvorſichtige Abkuͤhlung ohne zu erloͤſchen. Es iſt daher eine Regel, den neu zu entzuͤndenden zweiten Holzſpan, vorzuͤglich wenn er nicht ſehr duͤnne oder wenn er von einem ſchwerer entzuͤndbaren Holze iſt, ohne Beruͤhrung des brennenden Spanes uͤber der Flamme zu halten, damit er erhitzt werde, ohne jenen abzukuͤhlen. Es iſt eine Regel, das kleine bren- nende Holzſtuͤckchen lieber auf Kohlen, als auf Holz oder gar auf den eiſernen Boden des Ofens zu legen, weil die Kohle ein ſchlech- ter Waͤrmeleiter iſt, und ſich leicht ſelbſt bis zum Brennen erhitzt. Ein zu ſcharfer, kalter Luftzug toͤdtet die ſchwach glimmende Flamme, weil er zu ſehr abkuͤhlt; ein maͤßiger Luftzug belebt ſie, weil er die Zerſetzung durch immer neu zugefuͤhrten Sauerſtoff befoͤrdert. Iſt das Feuer einmal ſo weit im Brennen, daß dieſes Aus- loͤſchen durch Luftzug nicht mehr zu fuͤrchten iſt, ſo thut die Ver- ſtaͤrkung des Luftzugs die beſten Dienſte, um das Feuer zu beleben, und um aus dem Feuermateriale die groͤßte Menge von Hitze zu gewinnen. Das Holz naͤmlich giebt bei maͤßiger Hitze mehrere Stoffe her, die unverbrannt fortgefuͤhrt werden, die dagegen voͤllig verbrannt werden, wenn man ſie ſtaͤrkerer Hitze ausſetzt. Wir ſehen dieſes an dem dicken Rauche, den ſelbſt trocknes Holz giebt,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/192
Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/192>, abgerufen am 25.04.2024.