Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite

15000 Pfund Kraft zu besitzen. Es ist daher in vieler Hinsicht
vortheilhafter, Dampfmaschinen von hohem Drucke anzuwen-
den, das heißt, den Dämpfen eine Hitze, welche die Kochwärme des
Wassers sehr übertrifft, zu geben, indem es nur dadurch möglich
ist, die Abmessungen der Maschine, bei gleicher Wirksamkeit, bedeu-
tend zu vermindern. Dieses hat selbst in Rücksicht auf den Auf-
wand an Feuerungsmaterial Vortheile; denn wenn gleich die her-
vorgebrachte Elasticität des Dampfes an sich selbst nicht in stärkerem
Maaße, als der Wärme-Aufwand, wächst, so läßt sich doch leicht
übersehen, daß man bei kleinen Abmessungen der Maschine den
unnützen Verlust von Wärme viel leichter hindern kann, als bei
großen Maschinen.

Unter diesen Maschinen von hohem Drucke haben sich kürzlich
die von Perkins einen vorzüglichen Ruhm erworben, und da
es hier nicht meine Absiche sein kann, Sie mit vielerlei Abänderun-
gen der Dampfmaschine bekannt zu machen, so will ich nur von
dieser Perkinsschen Maschine noch etwas sagen. Da hier mit einem
Drucke von 35 Atmosphären, wie Perkins angiebt, gearbeitet
wird, so müssen alle Theile der Maschine, zu welchen der Dampf
während seiner vollen Elasticität Zutritt hat, sehr stark gearbeitet
sein, und sind dies in dem Grade, daß sie einen Druck von 4000
Pfund auf den Quadratzoll, also von 250 Atmosphären auszuhal-
ten vermögen. Der Dampfkessel, oder wie er von Perkins
genannt wird, der Generator des Dampfes AB, (Fig. 30.) steht
mitten in dem durch starkes Anblasen kräftig angefachten Feuer
CDE, das bei F seinen fernern Zug hat. Aus dem Dampf-Er-
zeuger AB geht eine nach dem Cylinder führende Röhre aaa,
deren Ventil b so belastet ist, daß es sich erst öffnet, wenn der
Dampf 35 mal so stark als die Atmosphäre drückt; -- mit dieser
Kraft also wird der Kolben der Maschine fortgetrieben. Eine zweite
vom Generator ausgehende Röhre ccc trägt ein Sicherheitsventil,
nämlich ein Ventil, das sich öffnet, wenn die Dämpfe jenen erfor-
derlichen Grad von Elasticität bedeutend übersteigen, und welches
dann die zu heftig erzeugten Dämpfe in die freie Luft ableitet; eine
dritte Röhre dddd, durch ein mit 37 Atmosphären belastetes Ventil
e geschlossen, führt überflüssigen Dampf oder überflüssiges Wasser
in das zu Abkühlung der Dämpfe bestimmte Gefäß GH. Eine

15000 Pfund Kraft zu beſitzen. Es iſt daher in vieler Hinſicht
vortheilhafter, Dampfmaſchinen von hohem Drucke anzuwen-
den, das heißt, den Daͤmpfen eine Hitze, welche die Kochwaͤrme des
Waſſers ſehr uͤbertrifft, zu geben, indem es nur dadurch moͤglich
iſt, die Abmeſſungen der Maſchine, bei gleicher Wirkſamkeit, bedeu-
tend zu vermindern. Dieſes hat ſelbſt in Ruͤckſicht auf den Auf-
wand an Feuerungsmaterial Vortheile; denn wenn gleich die her-
vorgebrachte Elaſticitaͤt des Dampfes an ſich ſelbſt nicht in ſtaͤrkerem
Maaße, als der Waͤrme-Aufwand, waͤchſt, ſo laͤßt ſich doch leicht
uͤberſehen, daß man bei kleinen Abmeſſungen der Maſchine den
unnuͤtzen Verluſt von Waͤrme viel leichter hindern kann, als bei
großen Maſchinen.

Unter dieſen Maſchinen von hohem Drucke haben ſich kuͤrzlich
die von Perkins einen vorzuͤglichen Ruhm erworben, und da
es hier nicht meine Abſiche ſein kann, Sie mit vielerlei Abaͤnderun-
gen der Dampfmaſchine bekannt zu machen, ſo will ich nur von
dieſer Perkinsſchen Maſchine noch etwas ſagen. Da hier mit einem
Drucke von 35 Atmoſphaͤren, wie Perkins angiebt, gearbeitet
wird, ſo muͤſſen alle Theile der Maſchine, zu welchen der Dampf
waͤhrend ſeiner vollen Elaſticitaͤt Zutritt hat, ſehr ſtark gearbeitet
ſein, und ſind dies in dem Grade, daß ſie einen Druck von 4000
Pfund auf den Quadratzoll, alſo von 250 Atmoſphaͤren auszuhal-
ten vermoͤgen. Der Dampfkeſſel, oder wie er von Perkins
genannt wird, der Generator des Dampfes AB, (Fig. 30.) ſteht
mitten in dem durch ſtarkes Anblaſen kraͤftig angefachten Feuer
CDE, das bei F ſeinen fernern Zug hat. Aus dem Dampf-Er-
zeuger AB geht eine nach dem Cylinder fuͤhrende Roͤhre aaa,
deren Ventil b ſo belaſtet iſt, daß es ſich erſt oͤffnet, wenn der
Dampf 35 mal ſo ſtark als die Atmoſphaͤre druͤckt; — mit dieſer
Kraft alſo wird der Kolben der Maſchine fortgetrieben. Eine zweite
vom Generator ausgehende Roͤhre ccc traͤgt ein Sicherheitsventil,
naͤmlich ein Ventil, das ſich oͤffnet, wenn die Daͤmpfe jenen erfor-
derlichen Grad von Elaſticitaͤt bedeutend uͤberſteigen, und welches
dann die zu heftig erzeugten Daͤmpfe in die freie Luft ableitet; eine
dritte Roͤhre dddd, durch ein mit 37 Atmoſphaͤren belaſtetes Ventil
e geſchloſſen, fuͤhrt uͤberfluͤſſigen Dampf oder uͤberfluͤſſiges Waſſer
in das zu Abkuͤhlung der Daͤmpfe beſtimmte Gefaͤß GH. Eine

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0141" n="127"/>
15000 Pfund Kraft zu be&#x017F;itzen. Es i&#x017F;t daher in vieler Hin&#x017F;icht<lb/>
vortheilhafter, Dampfma&#x017F;chinen von <hi rendition="#g">hohem Drucke</hi> anzuwen-<lb/>
den, das heißt, den Da&#x0364;mpfen eine Hitze, welche die Kochwa&#x0364;rme des<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;ers &#x017F;ehr u&#x0364;bertrifft, zu geben, indem es nur dadurch mo&#x0364;glich<lb/>
i&#x017F;t, die Abme&#x017F;&#x017F;ungen der Ma&#x017F;chine, bei gleicher Wirk&#x017F;amkeit, bedeu-<lb/>
tend zu vermindern. Die&#x017F;es hat &#x017F;elb&#x017F;t in Ru&#x0364;ck&#x017F;icht auf den Auf-<lb/>
wand an Feuerungsmaterial Vortheile; denn wenn gleich die her-<lb/>
vorgebrachte Ela&#x017F;ticita&#x0364;t des Dampfes an &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t nicht in &#x017F;ta&#x0364;rkerem<lb/>
Maaße, als der Wa&#x0364;rme-Aufwand, wa&#x0364;ch&#x017F;t, &#x017F;o la&#x0364;ßt &#x017F;ich doch leicht<lb/>
u&#x0364;ber&#x017F;ehen, daß man bei kleinen Abme&#x017F;&#x017F;ungen der Ma&#x017F;chine den<lb/>
unnu&#x0364;tzen Verlu&#x017F;t von Wa&#x0364;rme viel leichter hindern kann, als bei<lb/>
großen Ma&#x017F;chinen.</p><lb/>
          <p>Unter die&#x017F;en Ma&#x017F;chinen von hohem Drucke haben &#x017F;ich ku&#x0364;rzlich<lb/>
die von <hi rendition="#g">Perkins</hi> einen vorzu&#x0364;glichen Ruhm erworben, und da<lb/>
es hier nicht meine Ab&#x017F;iche &#x017F;ein kann, Sie mit vielerlei Aba&#x0364;nderun-<lb/>
gen der Dampfma&#x017F;chine bekannt zu machen, &#x017F;o will ich nur von<lb/>
die&#x017F;er Perkins&#x017F;chen Ma&#x017F;chine noch etwas &#x017F;agen. Da hier mit einem<lb/>
Drucke von 35 Atmo&#x017F;pha&#x0364;ren, wie <hi rendition="#g">Perkins</hi> angiebt, gearbeitet<lb/>
wird, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en alle Theile der Ma&#x017F;chine, zu welchen der Dampf<lb/>
wa&#x0364;hrend &#x017F;einer vollen Ela&#x017F;ticita&#x0364;t Zutritt hat, &#x017F;ehr &#x017F;tark gearbeitet<lb/>
&#x017F;ein, und &#x017F;ind dies in dem Grade, daß &#x017F;ie einen Druck von 4000<lb/>
Pfund auf den Quadratzoll, al&#x017F;o von 250 Atmo&#x017F;pha&#x0364;ren auszuhal-<lb/>
ten vermo&#x0364;gen. Der Dampfke&#x017F;&#x017F;el, oder wie er von <hi rendition="#g">Perkins</hi><lb/>
genannt wird, der Generator des Dampfes <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AB</hi>,</hi> (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Fig. 30.</hi></hi>) &#x017F;teht<lb/>
mitten in dem durch &#x017F;tarkes Anbla&#x017F;en kra&#x0364;ftig angefachten Feuer<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">CDE</hi>,</hi> das bei <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">F</hi></hi> &#x017F;einen fernern Zug hat. Aus dem Dampf-Er-<lb/>
zeuger <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AB</hi></hi> geht eine nach dem Cylinder fu&#x0364;hrende Ro&#x0364;hre <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">aaa</hi>,</hi><lb/>
deren Ventil <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">b</hi></hi> &#x017F;o bela&#x017F;tet i&#x017F;t, daß es &#x017F;ich er&#x017F;t o&#x0364;ffnet, wenn der<lb/>
Dampf 35 mal &#x017F;o &#x017F;tark als die Atmo&#x017F;pha&#x0364;re dru&#x0364;ckt; &#x2014; mit die&#x017F;er<lb/>
Kraft al&#x017F;o wird der Kolben der Ma&#x017F;chine fortgetrieben. Eine zweite<lb/>
vom Generator ausgehende Ro&#x0364;hre <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">ccc</hi></hi> tra&#x0364;gt ein Sicherheitsventil,<lb/>
na&#x0364;mlich ein Ventil, das &#x017F;ich o&#x0364;ffnet, wenn die Da&#x0364;mpfe jenen erfor-<lb/>
derlichen Grad von Ela&#x017F;ticita&#x0364;t bedeutend u&#x0364;ber&#x017F;teigen, und welches<lb/>
dann die zu heftig erzeugten Da&#x0364;mpfe in die freie Luft ableitet; eine<lb/>
dritte Ro&#x0364;hre <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">dddd</hi>,</hi> durch ein mit 37 Atmo&#x017F;pha&#x0364;ren bela&#x017F;tetes Ventil<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">e</hi></hi> ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, fu&#x0364;hrt u&#x0364;berflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen Dampf oder u&#x0364;berflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;iges Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
in das zu Abku&#x0364;hlung der Da&#x0364;mpfe be&#x017F;timmte Gefa&#x0364;ß <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">GH</hi>.</hi> Eine<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[127/0141] 15000 Pfund Kraft zu beſitzen. Es iſt daher in vieler Hinſicht vortheilhafter, Dampfmaſchinen von hohem Drucke anzuwen- den, das heißt, den Daͤmpfen eine Hitze, welche die Kochwaͤrme des Waſſers ſehr uͤbertrifft, zu geben, indem es nur dadurch moͤglich iſt, die Abmeſſungen der Maſchine, bei gleicher Wirkſamkeit, bedeu- tend zu vermindern. Dieſes hat ſelbſt in Ruͤckſicht auf den Auf- wand an Feuerungsmaterial Vortheile; denn wenn gleich die her- vorgebrachte Elaſticitaͤt des Dampfes an ſich ſelbſt nicht in ſtaͤrkerem Maaße, als der Waͤrme-Aufwand, waͤchſt, ſo laͤßt ſich doch leicht uͤberſehen, daß man bei kleinen Abmeſſungen der Maſchine den unnuͤtzen Verluſt von Waͤrme viel leichter hindern kann, als bei großen Maſchinen. Unter dieſen Maſchinen von hohem Drucke haben ſich kuͤrzlich die von Perkins einen vorzuͤglichen Ruhm erworben, und da es hier nicht meine Abſiche ſein kann, Sie mit vielerlei Abaͤnderun- gen der Dampfmaſchine bekannt zu machen, ſo will ich nur von dieſer Perkinsſchen Maſchine noch etwas ſagen. Da hier mit einem Drucke von 35 Atmoſphaͤren, wie Perkins angiebt, gearbeitet wird, ſo muͤſſen alle Theile der Maſchine, zu welchen der Dampf waͤhrend ſeiner vollen Elaſticitaͤt Zutritt hat, ſehr ſtark gearbeitet ſein, und ſind dies in dem Grade, daß ſie einen Druck von 4000 Pfund auf den Quadratzoll, alſo von 250 Atmoſphaͤren auszuhal- ten vermoͤgen. Der Dampfkeſſel, oder wie er von Perkins genannt wird, der Generator des Dampfes AB, (Fig. 30.) ſteht mitten in dem durch ſtarkes Anblaſen kraͤftig angefachten Feuer CDE, das bei F ſeinen fernern Zug hat. Aus dem Dampf-Er- zeuger AB geht eine nach dem Cylinder fuͤhrende Roͤhre aaa, deren Ventil b ſo belaſtet iſt, daß es ſich erſt oͤffnet, wenn der Dampf 35 mal ſo ſtark als die Atmoſphaͤre druͤckt; — mit dieſer Kraft alſo wird der Kolben der Maſchine fortgetrieben. Eine zweite vom Generator ausgehende Roͤhre ccc traͤgt ein Sicherheitsventil, naͤmlich ein Ventil, das ſich oͤffnet, wenn die Daͤmpfe jenen erfor- derlichen Grad von Elaſticitaͤt bedeutend uͤberſteigen, und welches dann die zu heftig erzeugten Daͤmpfe in die freie Luft ableitet; eine dritte Roͤhre dddd, durch ein mit 37 Atmoſphaͤren belaſtetes Ventil e geſchloſſen, fuͤhrt uͤberfluͤſſigen Dampf oder uͤberfluͤſſiges Waſſer in das zu Abkuͤhlung der Daͤmpfe beſtimmte Gefaͤß GH. Eine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/141
Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/141>, abgerufen am 24.04.2024.