Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite

A, B, einen Drath ausspannen, oder auf das über L angebrachte
Tischchen den Körper legen und mit ihm an beiden Seiten die
Kugeln in Berührung bringen, oder man kann den Körper zwi-
schen den beiden Platten des Tischchens festschrauben. In den
einen Ring C wird dann eine Kette, die von der äußern Belegung
der Flaschen herkömmt, befestigt, den andern Ring D bringt man in
Verbindung mit der Kugel C, Fig. 83., oder der Kugel E, Fig. 84.,
damit beim Entladen der Batterie der Funke von A auf B, Fig. 92.
übergehen müsse.

Unter den Maschinen, mit welchen die auffallendsten Erfolge
hervorgebracht sind, nimmt doch wohl immer noch die Electrisir-
maschine, deren van Marum sich bediente, den ersten Platz
ein, indem von den neueren Maschinen, wenn sie auch allein
sehr große Wirkung thaten, mir doch nicht bekannt ist, daß sie
mit so ausgezeichnet großen Batterien in Verbindung gesetzt
wären. Jene Maschine ist eine Scheibenmaschine, mit zwei
Scheiben von 65 Zoll (engl.) Durchmesser, die jede von zwei
Reibzeugen gerieben werden. Dem Conductor dieser Maschine,
welcher die positive Electricität des Glases aufnahm, ward ein
zweiter Leiter, der am andern Ende eine Ableitung hatte, gegen-
übergestellt, und dieser empfing bis zu 24 Zoll Entfernung die
Funken. Diese Funken brachten so viel Electricität auf den zwei-
ten Leiter hinüber, daß die Ableitung durch einen Kupferstab von
3/8 Zoll Durchmesser nicht zureichend war, sondern dieser Kupferstab,
welcher die Electricität an die sehr große Metallmasse eines Blei-
daches mittheilte, Funken seitwärts auf benachbarte Körper gab, so
oft der zweite Leiter einen Funken empfing. Der sonst nur aus
Spitzen oder kleineren Kugeln ausströmende Lichtbüschel ging bei
dieser Maschine aus einer 4 zolligen Kugel hervor, und breitete sich
in der Luft bis 15 Zoll weit aus. Der Funke aus dem Haupt-
leiter allein schmelzte Goldblättchen von 20 Zoll lang. Bei der
großen Stärke der erregten Electricität hemmten selbst 12 Fuß
lange seidene Schnüre und 5 Fuß hohe Glassäulen nicht ganz die
Ableitung, und es wurde durch Anbringung jener seidenen Schnüre,
denen man doch keine Ableitung hätte zutrauen sollen, die Weite
des Funkenschlagens sehr abgekürzt. -- Für die Ladung mit nega-
tiver Electricität am Reibzeuge war die Maschine weniger vortheil-

A, B, einen Drath ausſpannen, oder auf das uͤber L angebrachte
Tiſchchen den Koͤrper legen und mit ihm an beiden Seiten die
Kugeln in Beruͤhrung bringen, oder man kann den Koͤrper zwi-
ſchen den beiden Platten des Tiſchchens feſtſchrauben. In den
einen Ring C wird dann eine Kette, die von der aͤußern Belegung
der Flaſchen herkoͤmmt, befeſtigt, den andern Ring D bringt man in
Verbindung mit der Kugel C, Fig. 83., oder der Kugel E, Fig. 84.,
damit beim Entladen der Batterie der Funke von A auf B, Fig. 92.
uͤbergehen muͤſſe.

Unter den Maſchinen, mit welchen die auffallendſten Erfolge
hervorgebracht ſind, nimmt doch wohl immer noch die Electriſir-
maſchine, deren van Marum ſich bediente, den erſten Platz
ein, indem von den neueren Maſchinen, wenn ſie auch allein
ſehr große Wirkung thaten, mir doch nicht bekannt iſt, daß ſie
mit ſo ausgezeichnet großen Batterien in Verbindung geſetzt
waͤren. Jene Maſchine iſt eine Scheibenmaſchine, mit zwei
Scheiben von 65 Zoll (engl.) Durchmeſſer, die jede von zwei
Reibzeugen gerieben werden. Dem Conductor dieſer Maſchine,
welcher die poſitive Electricitaͤt des Glaſes aufnahm, ward ein
zweiter Leiter, der am andern Ende eine Ableitung hatte, gegen-
uͤbergeſtellt, und dieſer empfing bis zu 24 Zoll Entfernung die
Funken. Dieſe Funken brachten ſo viel Electricitaͤt auf den zwei-
ten Leiter hinuͤber, daß die Ableitung durch einen Kupferſtab von
⅜ Zoll Durchmeſſer nicht zureichend war, ſondern dieſer Kupferſtab,
welcher die Electricitaͤt an die ſehr große Metallmaſſe eines Blei-
daches mittheilte, Funken ſeitwaͤrts auf benachbarte Koͤrper gab, ſo
oft der zweite Leiter einen Funken empfing. Der ſonſt nur aus
Spitzen oder kleineren Kugeln ausſtroͤmende Lichtbuͤſchel ging bei
dieſer Maſchine aus einer 4 zolligen Kugel hervor, und breitete ſich
in der Luft bis 15 Zoll weit aus. Der Funke aus dem Haupt-
leiter allein ſchmelzte Goldblaͤttchen von 20 Zoll lang. Bei der
großen Staͤrke der erregten Electricitaͤt hemmten ſelbſt 12 Fuß
lange ſeidene Schnuͤre und 5 Fuß hohe Glasſaͤulen nicht ganz die
Ableitung, und es wurde durch Anbringung jener ſeidenen Schnuͤre,
denen man doch keine Ableitung haͤtte zutrauen ſollen, die Weite
des Funkenſchlagens ſehr abgekuͤrzt. — Fuͤr die Ladung mit nega-
tiver Electricitaͤt am Reibzeuge war die Maſchine weniger vortheil-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0313" n="299"/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">A, B,</hi></hi> einen Drath aus&#x017F;pannen, oder auf das u&#x0364;ber <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">L</hi></hi> angebrachte<lb/>
Ti&#x017F;chchen den Ko&#x0364;rper legen und mit ihm an beiden Seiten die<lb/>
Kugeln in Beru&#x0364;hrung bringen, oder man kann den Ko&#x0364;rper zwi-<lb/>
&#x017F;chen den beiden Platten des Ti&#x017F;chchens fe&#x017F;t&#x017F;chrauben. In den<lb/>
einen Ring <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">C</hi></hi> wird dann eine Kette, die von der a&#x0364;ußern Belegung<lb/>
der Fla&#x017F;chen herko&#x0364;mmt, befe&#x017F;tigt, den andern Ring <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">D</hi></hi> bringt man in<lb/>
Verbindung mit der Kugel <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">C, Fig. 83.</hi></hi>, oder der Kugel <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">E, Fig. 84.</hi></hi>,<lb/>
damit beim Entladen der Batterie der Funke von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">A</hi></hi> auf <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">B, Fig. 92.</hi></hi><lb/>
u&#x0364;bergehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.</p><lb/>
          <p>Unter den Ma&#x017F;chinen, mit welchen die auffallend&#x017F;ten Erfolge<lb/>
hervorgebracht &#x017F;ind, nimmt doch wohl immer noch die Electri&#x017F;ir-<lb/>
ma&#x017F;chine, deren <hi rendition="#g">van Marum</hi> &#x017F;ich bediente, den er&#x017F;ten Platz<lb/>
ein, indem von den neueren Ma&#x017F;chinen, wenn &#x017F;ie auch allein<lb/>
&#x017F;ehr große Wirkung thaten, mir doch nicht bekannt i&#x017F;t, daß &#x017F;ie<lb/>
mit &#x017F;o ausgezeichnet großen Batterien in Verbindung ge&#x017F;etzt<lb/>
wa&#x0364;ren. Jene Ma&#x017F;chine i&#x017F;t eine Scheibenma&#x017F;chine, mit zwei<lb/>
Scheiben von 65 Zoll (engl.) Durchme&#x017F;&#x017F;er, die jede von zwei<lb/>
Reibzeugen gerieben werden. Dem Conductor die&#x017F;er Ma&#x017F;chine,<lb/>
welcher die po&#x017F;itive Electricita&#x0364;t des Gla&#x017F;es aufnahm, ward ein<lb/>
zweiter Leiter, der am andern Ende eine Ableitung hatte, gegen-<lb/>
u&#x0364;berge&#x017F;tellt, und die&#x017F;er empfing bis zu 24 Zoll Entfernung die<lb/>
Funken. Die&#x017F;e Funken brachten &#x017F;o viel Electricita&#x0364;t auf den zwei-<lb/>
ten Leiter hinu&#x0364;ber, daß die Ableitung durch einen Kupfer&#x017F;tab von<lb/>
&#x215C; Zoll Durchme&#x017F;&#x017F;er nicht zureichend war, &#x017F;ondern die&#x017F;er Kupfer&#x017F;tab,<lb/>
welcher die Electricita&#x0364;t an die &#x017F;ehr große Metallma&#x017F;&#x017F;e eines Blei-<lb/>
daches mittheilte, Funken &#x017F;eitwa&#x0364;rts auf benachbarte Ko&#x0364;rper gab, &#x017F;o<lb/>
oft der zweite Leiter einen Funken empfing. Der &#x017F;on&#x017F;t nur aus<lb/>
Spitzen oder kleineren Kugeln aus&#x017F;tro&#x0364;mende Lichtbu&#x0364;&#x017F;chel ging bei<lb/>
die&#x017F;er Ma&#x017F;chine aus einer 4 zolligen Kugel hervor, und breitete &#x017F;ich<lb/>
in der Luft bis 15 Zoll weit aus. Der Funke aus dem Haupt-<lb/>
leiter allein &#x017F;chmelzte Goldbla&#x0364;ttchen von 20 Zoll lang. Bei der<lb/>
großen Sta&#x0364;rke der erregten Electricita&#x0364;t hemmten &#x017F;elb&#x017F;t 12 Fuß<lb/>
lange &#x017F;eidene Schnu&#x0364;re und 5 Fuß hohe Glas&#x017F;a&#x0364;ulen nicht ganz die<lb/>
Ableitung, und es wurde durch Anbringung jener &#x017F;eidenen Schnu&#x0364;re,<lb/>
denen man doch keine Ableitung ha&#x0364;tte zutrauen &#x017F;ollen, die Weite<lb/>
des Funken&#x017F;chlagens &#x017F;ehr abgeku&#x0364;rzt. &#x2014; Fu&#x0364;r die Ladung mit nega-<lb/>
tiver Electricita&#x0364;t am Reibzeuge war die Ma&#x017F;chine weniger vortheil-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[299/0313] A, B, einen Drath ausſpannen, oder auf das uͤber L angebrachte Tiſchchen den Koͤrper legen und mit ihm an beiden Seiten die Kugeln in Beruͤhrung bringen, oder man kann den Koͤrper zwi- ſchen den beiden Platten des Tiſchchens feſtſchrauben. In den einen Ring C wird dann eine Kette, die von der aͤußern Belegung der Flaſchen herkoͤmmt, befeſtigt, den andern Ring D bringt man in Verbindung mit der Kugel C, Fig. 83., oder der Kugel E, Fig. 84., damit beim Entladen der Batterie der Funke von A auf B, Fig. 92. uͤbergehen muͤſſe. Unter den Maſchinen, mit welchen die auffallendſten Erfolge hervorgebracht ſind, nimmt doch wohl immer noch die Electriſir- maſchine, deren van Marum ſich bediente, den erſten Platz ein, indem von den neueren Maſchinen, wenn ſie auch allein ſehr große Wirkung thaten, mir doch nicht bekannt iſt, daß ſie mit ſo ausgezeichnet großen Batterien in Verbindung geſetzt waͤren. Jene Maſchine iſt eine Scheibenmaſchine, mit zwei Scheiben von 65 Zoll (engl.) Durchmeſſer, die jede von zwei Reibzeugen gerieben werden. Dem Conductor dieſer Maſchine, welcher die poſitive Electricitaͤt des Glaſes aufnahm, ward ein zweiter Leiter, der am andern Ende eine Ableitung hatte, gegen- uͤbergeſtellt, und dieſer empfing bis zu 24 Zoll Entfernung die Funken. Dieſe Funken brachten ſo viel Electricitaͤt auf den zwei- ten Leiter hinuͤber, daß die Ableitung durch einen Kupferſtab von ⅜ Zoll Durchmeſſer nicht zureichend war, ſondern dieſer Kupferſtab, welcher die Electricitaͤt an die ſehr große Metallmaſſe eines Blei- daches mittheilte, Funken ſeitwaͤrts auf benachbarte Koͤrper gab, ſo oft der zweite Leiter einen Funken empfing. Der ſonſt nur aus Spitzen oder kleineren Kugeln ausſtroͤmende Lichtbuͤſchel ging bei dieſer Maſchine aus einer 4 zolligen Kugel hervor, und breitete ſich in der Luft bis 15 Zoll weit aus. Der Funke aus dem Haupt- leiter allein ſchmelzte Goldblaͤttchen von 20 Zoll lang. Bei der großen Staͤrke der erregten Electricitaͤt hemmten ſelbſt 12 Fuß lange ſeidene Schnuͤre und 5 Fuß hohe Glasſaͤulen nicht ganz die Ableitung, und es wurde durch Anbringung jener ſeidenen Schnuͤre, denen man doch keine Ableitung haͤtte zutrauen ſollen, die Weite des Funkenſchlagens ſehr abgekuͤrzt. — Fuͤr die Ladung mit nega- tiver Electricitaͤt am Reibzeuge war die Maſchine weniger vortheil-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/313
Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/313>, abgerufen am 25.04.2024.