Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite

oder die Verbindung des dortigen Metalls mit Säuren zeigt sich
gegen die Spitze zu ohne besonders merkwürdige Bildung. Bringt
man dagegen einem Metalldrathe, am besten einem sehr fein gespitz-
ten, gegenüber eine schön polirte Metallplatte an, so zeigen sich in
vielen Fällen die schönsten farbigen Kreise, die von ihrem Entdecker
Nobili die nobilischen Figuren heißen. Nobili hat zahlreiche
einzelne Fälle untersucht und die Erfolge angegeben; ich werde
mich begnügen, einige wenige zu erzählen.

Wenn man eine Säule von etwa 12 Plattenpaaren mit einer
nicht allzuschwach wirkenden salzigen Flüssigkeit aufbauet, und den
Drath des negativen Poles mit einer Platinplatte in Verbindung
setzt, die mit einer Schichte in Wasser aufgelösten Bleizucker bedeckt
ist, dann aber die Spitze des vom negativen Pole kommenden Dra-
thes in diese Auflösung taucht, so daß die Spitze nur 1/2 oder 1 Linie
vom Platin entfernt ist, so bilden sich in wenigen Augenblicken die
schönsten Farbenkreise um den Mittelpunct, gegen welchen hin der
Drath in unverrückter Lage festgehalten wird. Die Farbenfolge
ist: In der Mitte eine dunkle Fläche mit drei violetten und grünen
Ringen umgeben, dann zwei Ringe, die vom Violett zu innerst zu
Roth, Gelb, Grün, Blau, Violett übergehen, ferner ein Ring,
wo nach dem Roth und Gelb, Weiß und dann Blau, Violett
folgt, endlich noch ein sehr mit Violett gemischtes Roth und dann
Orange. Die äußern Farbenfolgen nehmen viel mehr Raum ein,
als die innersten Ringe.

Dieses Experiment ist wegen der Sicherheit und Schnellig-
keit, mit welcher es auf polirtem Platin gelingt, vorzüglich ange-
nehm; und wenn man keine Platinplatte hat, so dient die Ober-
fläche der mit einem sehr dünnen Platin-Ueberzuge versehenen
Porcellangefäße sehr gut dazu. Mehr Zeit fordert ein gleicher Ver-
such auf polirtem Silber, wo übrigens, wenn man den electrischen
Strom lange genug auf denselben Punct gehen läßt, Ringe von
ähnlicher Farbenfolge, doch nicht so überaus schön wie im vorigen
Falle, hervorgehen.

Bei den letztern ist merkwürdig, daß sie durch das vom hellen
Himmel reflectirte Licht andre Farben zeigen, als wenn man sie in
einer Richtung sieht, wohin jene reflectirten Strahlen nicht gelan-

oder die Verbindung des dortigen Metalls mit Saͤuren zeigt ſich
gegen die Spitze zu ohne beſonders merkwuͤrdige Bildung. Bringt
man dagegen einem Metalldrathe, am beſten einem ſehr fein geſpitz-
ten, gegenuͤber eine ſchoͤn polirte Metallplatte an, ſo zeigen ſich in
vielen Faͤllen die ſchoͤnſten farbigen Kreiſe, die von ihrem Entdecker
Nobili die nobiliſchen Figuren heißen. Nobili hat zahlreiche
einzelne Faͤlle unterſucht und die Erfolge angegeben; ich werde
mich begnuͤgen, einige wenige zu erzaͤhlen.

Wenn man eine Saͤule von etwa 12 Plattenpaaren mit einer
nicht allzuſchwach wirkenden ſalzigen Fluͤſſigkeit aufbauet, und den
Drath des negativen Poles mit einer Platinplatte in Verbindung
ſetzt, die mit einer Schichte in Waſſer aufgeloͤſten Bleizucker bedeckt
iſt, dann aber die Spitze des vom negativen Pole kommenden Dra-
thes in dieſe Aufloͤſung taucht, ſo daß die Spitze nur ½ oder 1 Linie
vom Platin entfernt iſt, ſo bilden ſich in wenigen Augenblicken die
ſchoͤnſten Farbenkreiſe um den Mittelpunct, gegen welchen hin der
Drath in unverruͤckter Lage feſtgehalten wird. Die Farbenfolge
iſt: In der Mitte eine dunkle Flaͤche mit drei violetten und gruͤnen
Ringen umgeben, dann zwei Ringe, die vom Violett zu innerſt zu
Roth, Gelb, Gruͤn, Blau, Violett uͤbergehen, ferner ein Ring,
wo nach dem Roth und Gelb, Weiß und dann Blau, Violett
folgt, endlich noch ein ſehr mit Violett gemiſchtes Roth und dann
Orange. Die aͤußern Farbenfolgen nehmen viel mehr Raum ein,
als die innerſten Ringe.

Dieſes Experiment iſt wegen der Sicherheit und Schnellig-
keit, mit welcher es auf polirtem Platin gelingt, vorzuͤglich ange-
nehm; und wenn man keine Platinplatte hat, ſo dient die Ober-
flaͤche der mit einem ſehr duͤnnen Platin-Ueberzuge verſehenen
Porcellangefaͤße ſehr gut dazu. Mehr Zeit fordert ein gleicher Ver-
ſuch auf polirtem Silber, wo uͤbrigens, wenn man den electriſchen
Strom lange genug auf denſelben Punct gehen laͤßt, Ringe von
aͤhnlicher Farbenfolge, doch nicht ſo uͤberaus ſchoͤn wie im vorigen
Falle, hervorgehen.

Bei den letztern iſt merkwuͤrdig, daß ſie durch das vom hellen
Himmel reflectirte Licht andre Farben zeigen, als wenn man ſie in
einer Richtung ſieht, wohin jene reflectirten Strahlen nicht gelan-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0391" n="377"/>
oder die Verbindung des dortigen Metalls mit Sa&#x0364;uren zeigt &#x017F;ich<lb/>
gegen die Spitze zu ohne be&#x017F;onders merkwu&#x0364;rdige Bildung. Bringt<lb/>
man dagegen einem Metalldrathe, am be&#x017F;ten einem &#x017F;ehr fein ge&#x017F;pitz-<lb/>
ten, gegenu&#x0364;ber eine &#x017F;cho&#x0364;n polirte Metallplatte an, &#x017F;o zeigen &#x017F;ich in<lb/>
vielen Fa&#x0364;llen die &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten farbigen Krei&#x017F;e, die von ihrem Entdecker<lb/><hi rendition="#g">Nobili</hi> die nobili&#x017F;chen Figuren heißen. <hi rendition="#g">Nobili</hi> hat zahlreiche<lb/>
einzelne Fa&#x0364;lle unter&#x017F;ucht und die Erfolge angegeben; ich werde<lb/>
mich begnu&#x0364;gen, einige wenige zu erza&#x0364;hlen.</p><lb/>
          <p>Wenn man eine Sa&#x0364;ule von etwa 12 Plattenpaaren mit einer<lb/>
nicht allzu&#x017F;chwach wirkenden &#x017F;alzigen Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit aufbauet, und den<lb/>
Drath des negativen Poles mit einer Platinplatte in Verbindung<lb/>
&#x017F;etzt, die mit einer Schichte in Wa&#x017F;&#x017F;er aufgelo&#x0364;&#x017F;ten Bleizucker bedeckt<lb/>
i&#x017F;t, dann aber die Spitze des vom negativen Pole kommenden Dra-<lb/>
thes in die&#x017F;e Auflo&#x0364;&#x017F;ung taucht, &#x017F;o daß die Spitze nur ½ oder 1 Linie<lb/>
vom Platin entfernt i&#x017F;t, &#x017F;o bilden &#x017F;ich in wenigen Augenblicken die<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Farbenkrei&#x017F;e um den Mittelpunct, gegen welchen hin der<lb/>
Drath in unverru&#x0364;ckter Lage fe&#x017F;tgehalten wird. Die Farbenfolge<lb/>
i&#x017F;t: In der Mitte eine dunkle Fla&#x0364;che mit drei violetten und gru&#x0364;nen<lb/>
Ringen umgeben, dann zwei Ringe, die vom Violett zu inner&#x017F;t zu<lb/>
Roth, Gelb, Gru&#x0364;n, Blau, Violett u&#x0364;bergehen, ferner ein Ring,<lb/>
wo nach dem Roth und Gelb, Weiß und dann Blau, Violett<lb/>
folgt, endlich noch ein &#x017F;ehr mit Violett gemi&#x017F;chtes Roth und dann<lb/>
Orange. Die a&#x0364;ußern Farbenfolgen nehmen viel mehr Raum ein,<lb/>
als die inner&#x017F;ten Ringe.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;es Experiment i&#x017F;t wegen der Sicherheit und Schnellig-<lb/>
keit, mit welcher es auf polirtem Platin gelingt, vorzu&#x0364;glich ange-<lb/>
nehm; und wenn man keine Platinplatte hat, &#x017F;o dient die Ober-<lb/>
fla&#x0364;che der mit einem &#x017F;ehr du&#x0364;nnen Platin-Ueberzuge ver&#x017F;ehenen<lb/>
Porcellangefa&#x0364;ße &#x017F;ehr gut dazu. Mehr Zeit fordert ein gleicher Ver-<lb/>
&#x017F;uch auf polirtem Silber, wo u&#x0364;brigens, wenn man den electri&#x017F;chen<lb/>
Strom lange genug auf den&#x017F;elben Punct gehen la&#x0364;ßt, Ringe von<lb/>
a&#x0364;hnlicher Farbenfolge, doch nicht &#x017F;o u&#x0364;beraus &#x017F;cho&#x0364;n wie im vorigen<lb/>
Falle, hervorgehen.</p><lb/>
          <p>Bei den letztern i&#x017F;t merkwu&#x0364;rdig, daß &#x017F;ie durch das vom hellen<lb/>
Himmel reflectirte Licht andre Farben zeigen, als wenn man &#x017F;ie in<lb/>
einer Richtung &#x017F;ieht, wohin jene reflectirten Strahlen nicht gelan-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[377/0391] oder die Verbindung des dortigen Metalls mit Saͤuren zeigt ſich gegen die Spitze zu ohne beſonders merkwuͤrdige Bildung. Bringt man dagegen einem Metalldrathe, am beſten einem ſehr fein geſpitz- ten, gegenuͤber eine ſchoͤn polirte Metallplatte an, ſo zeigen ſich in vielen Faͤllen die ſchoͤnſten farbigen Kreiſe, die von ihrem Entdecker Nobili die nobiliſchen Figuren heißen. Nobili hat zahlreiche einzelne Faͤlle unterſucht und die Erfolge angegeben; ich werde mich begnuͤgen, einige wenige zu erzaͤhlen. Wenn man eine Saͤule von etwa 12 Plattenpaaren mit einer nicht allzuſchwach wirkenden ſalzigen Fluͤſſigkeit aufbauet, und den Drath des negativen Poles mit einer Platinplatte in Verbindung ſetzt, die mit einer Schichte in Waſſer aufgeloͤſten Bleizucker bedeckt iſt, dann aber die Spitze des vom negativen Pole kommenden Dra- thes in dieſe Aufloͤſung taucht, ſo daß die Spitze nur ½ oder 1 Linie vom Platin entfernt iſt, ſo bilden ſich in wenigen Augenblicken die ſchoͤnſten Farbenkreiſe um den Mittelpunct, gegen welchen hin der Drath in unverruͤckter Lage feſtgehalten wird. Die Farbenfolge iſt: In der Mitte eine dunkle Flaͤche mit drei violetten und gruͤnen Ringen umgeben, dann zwei Ringe, die vom Violett zu innerſt zu Roth, Gelb, Gruͤn, Blau, Violett uͤbergehen, ferner ein Ring, wo nach dem Roth und Gelb, Weiß und dann Blau, Violett folgt, endlich noch ein ſehr mit Violett gemiſchtes Roth und dann Orange. Die aͤußern Farbenfolgen nehmen viel mehr Raum ein, als die innerſten Ringe. Dieſes Experiment iſt wegen der Sicherheit und Schnellig- keit, mit welcher es auf polirtem Platin gelingt, vorzuͤglich ange- nehm; und wenn man keine Platinplatte hat, ſo dient die Ober- flaͤche der mit einem ſehr duͤnnen Platin-Ueberzuge verſehenen Porcellangefaͤße ſehr gut dazu. Mehr Zeit fordert ein gleicher Ver- ſuch auf polirtem Silber, wo uͤbrigens, wenn man den electriſchen Strom lange genug auf denſelben Punct gehen laͤßt, Ringe von aͤhnlicher Farbenfolge, doch nicht ſo uͤberaus ſchoͤn wie im vorigen Falle, hervorgehen. Bei den letztern iſt merkwuͤrdig, daß ſie durch das vom hellen Himmel reflectirte Licht andre Farben zeigen, als wenn man ſie in einer Richtung ſieht, wohin jene reflectirten Strahlen nicht gelan-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/391
Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/391>, abgerufen am 24.04.2024.