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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Die Fänger.
Reihen, Ordnungen und Familien wo nicht unmöglich, so doch überaus schwer und deshalb unsicher.
Auch einzelne Knacker und manche Späher könnten den Fängern eingereiht, mehrere von diesen jenen
zugezählt werden. Die Aufstellung der Reihe ist ein Versuch -- kaum mehr; doch läßt sich ein solcher
Versuch rechtfertigen, mindestens entschuldigen.

Alle zu den Fängern zählende Vögel zeichnen sich durch einen kräftigen Leib mit verhältnißmäßig
langen Flügeln aus: sie sind, Dem entsprechend, gute Flieger. Der Schnabel ist immer kurz, sein oberer
Theil regelmäßig hakig über den unteren herabgebogen und oft noch durch einen scharfen Zahn, welcher
in eine entsprechende Ausbuchtung des Unterkiefers paßt, verstärkt. Der Rachen ist bei vielen groß, bei
nicht wenigen unverhältnißmäßig weit. Ein Kropf ist vorhanden oder fehlt; der Magen ist ein häutiger
Sack, nur ausnahmsweise muskelwandig. Unter den Sinnen ist das Auge ausnahmslos der höchst
entwickelte Sinn; auf ihn folgen Gehör und Gefühl. Die übrigen Sinne müssen auch bei allen hier-
hergehörigen Vögeln als verkümmert angesehen werden; denn ausnahmsweise nur bekunden einige
auch eine gewisse Entwicklung des Geruchs. Alle übrigen Merkmale der Fänger müssen bei der Schil-
derung der einzelnen Ordnungen hervorgehoben werden: hier läßt sich im allgemeinen darüber Nichts
sagen. Der Schwanz ist bald lang, bald kurz, bald tiefer oder seichter gegabelt, bald abgerundet, bald
gerade abgeschnitten, der Fuß bei den einen stark und durch scharfe Krallen bewehrt, bei den andern
schwach und stumpfkrallig, das Gefieder locker oder dicht anliegend, die Färbung einfach oder bunt etc.

Die Fänger bewohnen die ganze Erde; ihre größere Mehrzahl gehört jedoch den wärmeren Län-
dern an; in ihnen erst zeigt sich der ganze Reichthum der Reihe. Sie sind Baum-, Felsen- und Erd-
vögel; nur äußerst wenige beherrschen auch das Wasser in einem gewissen Grade. Die Meisten sind bei
Tage thätig, nicht wenige aber beginnen erst mit Einbruch der Nacht ihre Geschäfte, und gerade sie zählen
unter sich Vögel, welche wegen ihres Höhlenlebens vor allen übrigen Klassenmitgliedern sich auszeichnen.
So weit bis jetzt bekannt, leben alle hierher gehörigen Arten in Einweibigkeit und zwar in einer auf
Lebenszeit geschlossenen Ehe. Die Paare brüten ein oder zwei Mal im Jahre, auf den Boden, auf
Felsvorsprüngen, in Fels- und Baumhöhlungen; ihre Nester können äußerst einfach und in ganz
eigenthümlicher Weise künstlich sein. Die Weibchen legen ein Ei bis acht Eier und bebrüten sie haupt-
sächlich selbst; beide Eltern theilen aber die Mühe der Aufzucht ihrer Jungen, beide zeigen eine sehr
große Liebe für dieselben und einzelne tragen sie -- ein unter den Vögeln sehr vereinzelt dastehender
Fall -- bei Gefahr einem anderen Orte zu.

Wie die Raubsäugethiere sind auch die Fänger nützlich oder schädlich, jenachdem sie schädlichen
oder nutzbringenden Thieren nachstreben. Jm allgemeinen dürfte der von ihnen geleistete Nutzen den
von ihnen angerichteten Schaden weit überwiegen.

Für die Gefangenschaft eignen sich viele -- jedoch keineswegs alle. Bei vielen verursacht die
Ernährung im Gebauer große Schwierigkeiten, andere lassen sich sehr leicht erhalten. Der Mensch
fesselt diese ihres Gesanges halber an sich; er fängt sie aber auch zu anderen Zwecken ein.
Nicht wenige lassen sich zu tüchtigen Jagdgehilfen abrichten und leisten dann ersprießliche Dienste;
andere werden als Vertilger von allerlei Ungeziefer wenigstens in unmittelbarer Nähe des Menschen
geduldet, und einige mit vollem Rechte als heilige Thiere angesehen; vielen dagegen ist der Mensch
ein unnachsichtiger Gegner.



Brehm, Thierleben. III. 26

Die Fänger.
Reihen, Ordnungen und Familien wo nicht unmöglich, ſo doch überaus ſchwer und deshalb unſicher.
Auch einzelne Knacker und manche Späher könnten den Fängern eingereiht, mehrere von dieſen jenen
zugezählt werden. Die Aufſtellung der Reihe iſt ein Verſuch — kaum mehr; doch läßt ſich ein ſolcher
Verſuch rechtfertigen, mindeſtens entſchuldigen.

Alle zu den Fängern zählende Vögel zeichnen ſich durch einen kräftigen Leib mit verhältnißmäßig
langen Flügeln aus: ſie ſind, Dem entſprechend, gute Flieger. Der Schnabel iſt immer kurz, ſein oberer
Theil regelmäßig hakig über den unteren herabgebogen und oft noch durch einen ſcharfen Zahn, welcher
in eine entſprechende Ausbuchtung des Unterkiefers paßt, verſtärkt. Der Rachen iſt bei vielen groß, bei
nicht wenigen unverhältnißmäßig weit. Ein Kropf iſt vorhanden oder fehlt; der Magen iſt ein häutiger
Sack, nur ausnahmsweiſe muskelwandig. Unter den Sinnen iſt das Auge ausnahmslos der höchſt
entwickelte Sinn; auf ihn folgen Gehör und Gefühl. Die übrigen Sinne müſſen auch bei allen hier-
hergehörigen Vögeln als verkümmert angeſehen werden; denn ausnahmsweiſe nur bekunden einige
auch eine gewiſſe Entwicklung des Geruchs. Alle übrigen Merkmale der Fänger müſſen bei der Schil-
derung der einzelnen Ordnungen hervorgehoben werden: hier läßt ſich im allgemeinen darüber Nichts
ſagen. Der Schwanz iſt bald lang, bald kurz, bald tiefer oder ſeichter gegabelt, bald abgerundet, bald
gerade abgeſchnitten, der Fuß bei den einen ſtark und durch ſcharfe Krallen bewehrt, bei den andern
ſchwach und ſtumpfkrallig, das Gefieder locker oder dicht anliegend, die Färbung einfach oder bunt ꝛc.

Die Fänger bewohnen die ganze Erde; ihre größere Mehrzahl gehört jedoch den wärmeren Län-
dern an; in ihnen erſt zeigt ſich der ganze Reichthum der Reihe. Sie ſind Baum-, Felſen- und Erd-
vögel; nur äußerſt wenige beherrſchen auch das Waſſer in einem gewiſſen Grade. Die Meiſten ſind bei
Tage thätig, nicht wenige aber beginnen erſt mit Einbruch der Nacht ihre Geſchäfte, und gerade ſie zählen
unter ſich Vögel, welche wegen ihres Höhlenlebens vor allen übrigen Klaſſenmitgliedern ſich auszeichnen.
So weit bis jetzt bekannt, leben alle hierher gehörigen Arten in Einweibigkeit und zwar in einer auf
Lebenszeit geſchloſſenen Ehe. Die Paare brüten ein oder zwei Mal im Jahre, auf den Boden, auf
Felsvorſprüngen, in Fels- und Baumhöhlungen; ihre Neſter können äußerſt einfach und in ganz
eigenthümlicher Weiſe künſtlich ſein. Die Weibchen legen ein Ei bis acht Eier und bebrüten ſie haupt-
ſächlich ſelbſt; beide Eltern theilen aber die Mühe der Aufzucht ihrer Jungen, beide zeigen eine ſehr
große Liebe für dieſelben und einzelne tragen ſie — ein unter den Vögeln ſehr vereinzelt daſtehender
Fall — bei Gefahr einem anderen Orte zu.

Wie die Raubſäugethiere ſind auch die Fänger nützlich oder ſchädlich, jenachdem ſie ſchädlichen
oder nutzbringenden Thieren nachſtreben. Jm allgemeinen dürfte der von ihnen geleiſtete Nutzen den
von ihnen angerichteten Schaden weit überwiegen.

Für die Gefangenſchaft eignen ſich viele — jedoch keineswegs alle. Bei vielen verurſacht die
Ernährung im Gebauer große Schwierigkeiten, andere laſſen ſich ſehr leicht erhalten. Der Menſch
feſſelt dieſe ihres Geſanges halber an ſich; er fängt ſie aber auch zu anderen Zwecken ein.
Nicht wenige laſſen ſich zu tüchtigen Jagdgehilfen abrichten und leiſten dann erſprießliche Dienſte;
andere werden als Vertilger von allerlei Ungeziefer wenigſtens in unmittelbarer Nähe des Menſchen
geduldet, und einige mit vollem Rechte als heilige Thiere angeſehen; vielen dagegen iſt der Menſch
ein unnachſichtiger Gegner.



Brehm, Thierleben. III. 26
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[401/0429] Die Fänger. Reihen, Ordnungen und Familien wo nicht unmöglich, ſo doch überaus ſchwer und deshalb unſicher. Auch einzelne Knacker und manche Späher könnten den Fängern eingereiht, mehrere von dieſen jenen zugezählt werden. Die Aufſtellung der Reihe iſt ein Verſuch — kaum mehr; doch läßt ſich ein ſolcher Verſuch rechtfertigen, mindeſtens entſchuldigen. Alle zu den Fängern zählende Vögel zeichnen ſich durch einen kräftigen Leib mit verhältnißmäßig langen Flügeln aus: ſie ſind, Dem entſprechend, gute Flieger. Der Schnabel iſt immer kurz, ſein oberer Theil regelmäßig hakig über den unteren herabgebogen und oft noch durch einen ſcharfen Zahn, welcher in eine entſprechende Ausbuchtung des Unterkiefers paßt, verſtärkt. Der Rachen iſt bei vielen groß, bei nicht wenigen unverhältnißmäßig weit. Ein Kropf iſt vorhanden oder fehlt; der Magen iſt ein häutiger Sack, nur ausnahmsweiſe muskelwandig. Unter den Sinnen iſt das Auge ausnahmslos der höchſt entwickelte Sinn; auf ihn folgen Gehör und Gefühl. Die übrigen Sinne müſſen auch bei allen hier- hergehörigen Vögeln als verkümmert angeſehen werden; denn ausnahmsweiſe nur bekunden einige auch eine gewiſſe Entwicklung des Geruchs. Alle übrigen Merkmale der Fänger müſſen bei der Schil- derung der einzelnen Ordnungen hervorgehoben werden: hier läßt ſich im allgemeinen darüber Nichts ſagen. Der Schwanz iſt bald lang, bald kurz, bald tiefer oder ſeichter gegabelt, bald abgerundet, bald gerade abgeſchnitten, der Fuß bei den einen ſtark und durch ſcharfe Krallen bewehrt, bei den andern ſchwach und ſtumpfkrallig, das Gefieder locker oder dicht anliegend, die Färbung einfach oder bunt ꝛc. Die Fänger bewohnen die ganze Erde; ihre größere Mehrzahl gehört jedoch den wärmeren Län- dern an; in ihnen erſt zeigt ſich der ganze Reichthum der Reihe. Sie ſind Baum-, Felſen- und Erd- vögel; nur äußerſt wenige beherrſchen auch das Waſſer in einem gewiſſen Grade. Die Meiſten ſind bei Tage thätig, nicht wenige aber beginnen erſt mit Einbruch der Nacht ihre Geſchäfte, und gerade ſie zählen unter ſich Vögel, welche wegen ihres Höhlenlebens vor allen übrigen Klaſſenmitgliedern ſich auszeichnen. So weit bis jetzt bekannt, leben alle hierher gehörigen Arten in Einweibigkeit und zwar in einer auf Lebenszeit geſchloſſenen Ehe. Die Paare brüten ein oder zwei Mal im Jahre, auf den Boden, auf Felsvorſprüngen, in Fels- und Baumhöhlungen; ihre Neſter können äußerſt einfach und in ganz eigenthümlicher Weiſe künſtlich ſein. Die Weibchen legen ein Ei bis acht Eier und bebrüten ſie haupt- ſächlich ſelbſt; beide Eltern theilen aber die Mühe der Aufzucht ihrer Jungen, beide zeigen eine ſehr große Liebe für dieſelben und einzelne tragen ſie — ein unter den Vögeln ſehr vereinzelt daſtehender Fall — bei Gefahr einem anderen Orte zu. Wie die Raubſäugethiere ſind auch die Fänger nützlich oder ſchädlich, jenachdem ſie ſchädlichen oder nutzbringenden Thieren nachſtreben. Jm allgemeinen dürfte der von ihnen geleiſtete Nutzen den von ihnen angerichteten Schaden weit überwiegen. Für die Gefangenſchaft eignen ſich viele — jedoch keineswegs alle. Bei vielen verurſacht die Ernährung im Gebauer große Schwierigkeiten, andere laſſen ſich ſehr leicht erhalten. Der Menſch feſſelt dieſe ihres Geſanges halber an ſich; er fängt ſie aber auch zu anderen Zwecken ein. Nicht wenige laſſen ſich zu tüchtigen Jagdgehilfen abrichten und leiſten dann erſprießliche Dienſte; andere werden als Vertilger von allerlei Ungeziefer wenigſtens in unmittelbarer Nähe des Menſchen geduldet, und einige mit vollem Rechte als heilige Thiere angeſehen; vielen dagegen iſt der Menſch ein unnachſichtiger Gegner. Brehm, Thierleben. III. 26

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/429>, abgerufen am 29.03.2024.