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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Girrvögel.
Zehnte Ordnung.
Die Girrvögel (Gyratores).

Als die höchststehenden Läufer erscheinen uns die Girrvögel oder Tauben. Man darf sie ansehen
als Verbindungsglieder der Hocker und Nestflüchter, der bisher behandelten und der noch zu
behandelnden Vögel. Einzelne Forscher wollen in ihnen Hühner erkennen und reihen sie mit diesen
ein und derselben Ordnung ein: die zwischen beiden Abtheilungen bestehende Aehnlichkeit ist jedoch
nur eine scheinbare, keine wirkliche; denn streng genommen unterscheiden sich die Hühner oder Scharr-
vögel in jeder Hinsicht von den Tauben, soweit sich solcher Unterschied innerhalb ein und derselben
Reihe geltend machen kann. Die Tauben sind Nesthocker, die Hühner Nestflüchter, d. h. jene werden
hilflos, halb nackt, blind geboren, diese kommen als fertige Geschöpfe, befiedert und wohl begabt zur
Welt. Dieser einzige Unterschied ist so wichtig, daß an eine engere Vereinigung beider Abtheilungen,
als sie hier angenommen, nicht gedacht werden kann, so lange man das Hauptsächliche nicht über dem
Nebensächlichen, das Wesentliche nicht über dem Unwesentlichen vergißt.

Wer einen Girrvogel kennt, kennt alle. Die Ordnung ist ebenso streng in sich abgeschlossen,
wie die der Papageien oder Schwirrvögel, sodaß man in ihr gewöhnlich auch nur eine einzige
Familie sieht und diese höchstens in mehrere Unterfamilien zerfällt. Letztere abzugrenzen, hat
seine Schwierigkeit, und daraus erklärt es sich auch, daß die Ansichten der Forscher rücksichtlich der
Tauben insgemein sehr verschieden sind.

Die Girrvögel sind mittelgroße, kurzschnäbelige und kurzfüßige Läufer mit mittellangen
Flügeln, verschieden langem Schwanze und ziemlich reichhaltigem, aber festanliegenden Gefieder,
dessen Färbung regelmäßig eine ansprechende ist. Der Leib ist gedrungen gebaut, der Hals kurz,
der Kopf ziemlich klein, aber wohlgebildet. Der Schnabel ist stets kurz, bei der Mehrzahl auch
schwach, an seiner Wurzel weich, nur an der Spitze hornig, hier etwas aufgeworfen, gewölbt und
sanfthakig gebogen, bei einzelnen kräftiger, dicker, härter, ausnahmsweise auch sehr gewölbt und sein
Untertheil nach der Spitze sogar gezähnelt; er ist stets höher als breit; seine Ränder sind eingezogen,
zuweilen selbst klaffend; die Nasenlöcher liegen ziemlich weit nach vorn, sind gewöhnlich ritzförmig
und werden oft von einer bauchigen, knorpeligen, mit der Wachshaut überkleideten Schuppe bedeckt.
Der kurze Fuß ist vierzehig, sein Lauf selten höher als die Mittelzehe lang, ausnahmsweise nur bis
unter die Ferse befiedert; die Zehen, von denen drei nach vorn sich richten, sind getheilt oder
höchstens durch eine sehr kurze Spannhaut theilweise verbunden, die Krallen stark, aber kurz,
meist auch wenig gebogen; die Bekleidung des Laufs wird vorn durch kurze Querschilder, hinten
durch netzartige Schuppen gebildet. Der Flügel besteht aus harten Schwungfedern, von denen zehn
am Handtheil, elf bis funfzehn am Unterarm sitzen, und unter denen die zweite die andern über-
ragt. Der Schwanz wird regelmäßig aus zwölf, ausnahmsweise aus vierzehn bis sechszehn Federn
zusammengesetzt, ist meist kurz und schwach gerundet, zuweilen aber auch lang und dann gewöhnlich
seitlich verkürzt. Das derbe und feste Gefieder liegt auch ziemlich glatt an; die einzelnen Federn
sind verhältnißmäßig groß, breit abgerundet und unten dunig. Sanfte Farben sind vorherrschend,
lebhafte, prachtvoll schimmernde aber keineswegs ausgeschlossen; namentlich Hals und die Flügel-
decken schillern oft in den prachtvollsten Metallfarben. Die Geschlechter unterscheiden sich bei den
meisten Arten wenig von einander; die Jungen hingegen weichen regelmäßig von den Alten ab.
Hinsichtlich der Größe läßt sich sagen, daß der Niese unter den bisher bekannten Girrvögeln einer
kleinen Truthenne, der Zwerg einer Lerche etwa gleichkommt.

Girrvögel.
Zehnte Ordnung.
Die Girrvögel (Gyratores).

Als die höchſtſtehenden Läufer erſcheinen uns die Girrvögel oder Tauben. Man darf ſie anſehen
als Verbindungsglieder der Hocker und Neſtflüchter, der bisher behandelten und der noch zu
behandelnden Vögel. Einzelne Forſcher wollen in ihnen Hühner erkennen und reihen ſie mit dieſen
ein und derſelben Ordnung ein: die zwiſchen beiden Abtheilungen beſtehende Aehnlichkeit iſt jedoch
nur eine ſcheinbare, keine wirkliche; denn ſtreng genommen unterſcheiden ſich die Hühner oder Scharr-
vögel in jeder Hinſicht von den Tauben, ſoweit ſich ſolcher Unterſchied innerhalb ein und derſelben
Reihe geltend machen kann. Die Tauben ſind Neſthocker, die Hühner Neſtflüchter, d. h. jene werden
hilflos, halb nackt, blind geboren, dieſe kommen als fertige Geſchöpfe, befiedert und wohl begabt zur
Welt. Dieſer einzige Unterſchied iſt ſo wichtig, daß an eine engere Vereinigung beider Abtheilungen,
als ſie hier angenommen, nicht gedacht werden kann, ſo lange man das Hauptſächliche nicht über dem
Nebenſächlichen, das Weſentliche nicht über dem Unweſentlichen vergißt.

Wer einen Girrvogel kennt, kennt alle. Die Ordnung iſt ebenſo ſtreng in ſich abgeſchloſſen,
wie die der Papageien oder Schwirrvögel, ſodaß man in ihr gewöhnlich auch nur eine einzige
Familie ſieht und dieſe höchſtens in mehrere Unterfamilien zerfällt. Letztere abzugrenzen, hat
ſeine Schwierigkeit, und daraus erklärt es ſich auch, daß die Anſichten der Forſcher rückſichtlich der
Tauben insgemein ſehr verſchieden ſind.

Die Girrvögel ſind mittelgroße, kurzſchnäbelige und kurzfüßige Läufer mit mittellangen
Flügeln, verſchieden langem Schwanze und ziemlich reichhaltigem, aber feſtanliegenden Gefieder,
deſſen Färbung regelmäßig eine anſprechende iſt. Der Leib iſt gedrungen gebaut, der Hals kurz,
der Kopf ziemlich klein, aber wohlgebildet. Der Schnabel iſt ſtets kurz, bei der Mehrzahl auch
ſchwach, an ſeiner Wurzel weich, nur an der Spitze hornig, hier etwas aufgeworfen, gewölbt und
ſanfthakig gebogen, bei einzelnen kräftiger, dicker, härter, ausnahmsweiſe auch ſehr gewölbt und ſein
Untertheil nach der Spitze ſogar gezähnelt; er iſt ſtets höher als breit; ſeine Ränder ſind eingezogen,
zuweilen ſelbſt klaffend; die Naſenlöcher liegen ziemlich weit nach vorn, ſind gewöhnlich ritzförmig
und werden oft von einer bauchigen, knorpeligen, mit der Wachshaut überkleideten Schuppe bedeckt.
Der kurze Fuß iſt vierzehig, ſein Lauf ſelten höher als die Mittelzehe lang, ausnahmsweiſe nur bis
unter die Ferſe befiedert; die Zehen, von denen drei nach vorn ſich richten, ſind getheilt oder
höchſtens durch eine ſehr kurze Spannhaut theilweiſe verbunden, die Krallen ſtark, aber kurz,
meiſt auch wenig gebogen; die Bekleidung des Laufs wird vorn durch kurze Querſchilder, hinten
durch netzartige Schuppen gebildet. Der Flügel beſteht aus harten Schwungfedern, von denen zehn
am Handtheil, elf bis funfzehn am Unterarm ſitzen, und unter denen die zweite die andern über-
ragt. Der Schwanz wird regelmäßig aus zwölf, ausnahmsweiſe aus vierzehn bis ſechszehn Federn
zuſammengeſetzt, iſt meiſt kurz und ſchwach gerundet, zuweilen aber auch lang und dann gewöhnlich
ſeitlich verkürzt. Das derbe und feſte Gefieder liegt auch ziemlich glatt an; die einzelnen Federn
ſind verhältnißmäßig groß, breit abgerundet und unten dunig. Sanfte Farben ſind vorherrſchend,
lebhafte, prachtvoll ſchimmernde aber keineswegs ausgeſchloſſen; namentlich Hals und die Flügel-
decken ſchillern oft in den prachtvollſten Metallfarben. Die Geſchlechter unterſcheiden ſich bei den
meiſten Arten wenig von einander; die Jungen hingegen weichen regelmäßig von den Alten ab.
Hinſichtlich der Größe läßt ſich ſagen, daß der Nieſe unter den bisher bekannten Girrvögeln einer
kleinen Truthenne, der Zwerg einer Lerche etwa gleichkommt.

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[255/0277] Girrvögel. Zehnte Ordnung. Die Girrvögel (Gyratores). Als die höchſtſtehenden Läufer erſcheinen uns die Girrvögel oder Tauben. Man darf ſie anſehen als Verbindungsglieder der Hocker und Neſtflüchter, der bisher behandelten und der noch zu behandelnden Vögel. Einzelne Forſcher wollen in ihnen Hühner erkennen und reihen ſie mit dieſen ein und derſelben Ordnung ein: die zwiſchen beiden Abtheilungen beſtehende Aehnlichkeit iſt jedoch nur eine ſcheinbare, keine wirkliche; denn ſtreng genommen unterſcheiden ſich die Hühner oder Scharr- vögel in jeder Hinſicht von den Tauben, ſoweit ſich ſolcher Unterſchied innerhalb ein und derſelben Reihe geltend machen kann. Die Tauben ſind Neſthocker, die Hühner Neſtflüchter, d. h. jene werden hilflos, halb nackt, blind geboren, dieſe kommen als fertige Geſchöpfe, befiedert und wohl begabt zur Welt. Dieſer einzige Unterſchied iſt ſo wichtig, daß an eine engere Vereinigung beider Abtheilungen, als ſie hier angenommen, nicht gedacht werden kann, ſo lange man das Hauptſächliche nicht über dem Nebenſächlichen, das Weſentliche nicht über dem Unweſentlichen vergißt. Wer einen Girrvogel kennt, kennt alle. Die Ordnung iſt ebenſo ſtreng in ſich abgeſchloſſen, wie die der Papageien oder Schwirrvögel, ſodaß man in ihr gewöhnlich auch nur eine einzige Familie ſieht und dieſe höchſtens in mehrere Unterfamilien zerfällt. Letztere abzugrenzen, hat ſeine Schwierigkeit, und daraus erklärt es ſich auch, daß die Anſichten der Forſcher rückſichtlich der Tauben insgemein ſehr verſchieden ſind. Die Girrvögel ſind mittelgroße, kurzſchnäbelige und kurzfüßige Läufer mit mittellangen Flügeln, verſchieden langem Schwanze und ziemlich reichhaltigem, aber feſtanliegenden Gefieder, deſſen Färbung regelmäßig eine anſprechende iſt. Der Leib iſt gedrungen gebaut, der Hals kurz, der Kopf ziemlich klein, aber wohlgebildet. Der Schnabel iſt ſtets kurz, bei der Mehrzahl auch ſchwach, an ſeiner Wurzel weich, nur an der Spitze hornig, hier etwas aufgeworfen, gewölbt und ſanfthakig gebogen, bei einzelnen kräftiger, dicker, härter, ausnahmsweiſe auch ſehr gewölbt und ſein Untertheil nach der Spitze ſogar gezähnelt; er iſt ſtets höher als breit; ſeine Ränder ſind eingezogen, zuweilen ſelbſt klaffend; die Naſenlöcher liegen ziemlich weit nach vorn, ſind gewöhnlich ritzförmig und werden oft von einer bauchigen, knorpeligen, mit der Wachshaut überkleideten Schuppe bedeckt. Der kurze Fuß iſt vierzehig, ſein Lauf ſelten höher als die Mittelzehe lang, ausnahmsweiſe nur bis unter die Ferſe befiedert; die Zehen, von denen drei nach vorn ſich richten, ſind getheilt oder höchſtens durch eine ſehr kurze Spannhaut theilweiſe verbunden, die Krallen ſtark, aber kurz, meiſt auch wenig gebogen; die Bekleidung des Laufs wird vorn durch kurze Querſchilder, hinten durch netzartige Schuppen gebildet. Der Flügel beſteht aus harten Schwungfedern, von denen zehn am Handtheil, elf bis funfzehn am Unterarm ſitzen, und unter denen die zweite die andern über- ragt. Der Schwanz wird regelmäßig aus zwölf, ausnahmsweiſe aus vierzehn bis ſechszehn Federn zuſammengeſetzt, iſt meiſt kurz und ſchwach gerundet, zuweilen aber auch lang und dann gewöhnlich ſeitlich verkürzt. Das derbe und feſte Gefieder liegt auch ziemlich glatt an; die einzelnen Federn ſind verhältnißmäßig groß, breit abgerundet und unten dunig. Sanfte Farben ſind vorherrſchend, lebhafte, prachtvoll ſchimmernde aber keineswegs ausgeſchloſſen; namentlich Hals und die Flügel- decken ſchillern oft in den prachtvollſten Metallfarben. Die Geſchlechter unterſcheiden ſich bei den meiſten Arten wenig von einander; die Jungen hingegen weichen regelmäßig von den Alten ab. Hinſichtlich der Größe läßt ſich ſagen, daß der Nieſe unter den bisher bekannten Girrvögeln einer kleinen Truthenne, der Zwerg einer Lerche etwa gleichkommt.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/277>, abgerufen am 19.04.2024.