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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Die Läufer. Kurzflügler.
gänzlich verborgen wird, sowie endlich starke, mäßig hohe, ziemlich kurzzehige Füße, deren Hinterzehe
sehr hoch angesetzt und klein ist. Die Färbung des Gefieders ist auf dem Rücken rostbraun, schwarz
quer gewellt, auf Brust und Bauch gelbgrau, in der Schenkelgegend dunkler gewellt, über den Hals
verläuft nach hinten jederseits ein rostgelber Streifen.

Das Gefieder ist auf dem Rücken rostbraun, breit, schwarz in die Quere gewellt, auf Bauch und
Brust heller gefärbt und feiner gebändert, die Kehle ist weißlich, der Hals seitlich schwarz und weiß
getüpfelt; das Auge ist graubraun, der Schnabel oben dunkelbräunlich, seitlich hellgrau, der Fuß blei-
farben. Die Länge beträgt 18 2/3 , die Breite 31, die Fittiglänge 9, die Schwanzlänge 4 Zoll.

"Die Macuca", sagt der Prinz, "ist ein Bewohner aller großen, von mir besuchten Urwälder
und scheint über das ganze wärmere Südamerika verbreitet zu sein. Sie lebt am Tage auf dem
Boden, wo sie umhergeht und im Nothfalle sehr schnell läuft. Jn der Abenddämmerung steigt sie
mit einem eigenen Geräusch ihrer Flügel auf und fußt auf einem niedern Aste, um daselbst die Nacht
zuzubringen. Sie geht am Tage ihrer Nahrung nach, die in Früchten und Kerbthieren besteht. Jn
dem Magen dieser Vögel fand ich gewöhnlich rothe Beeren und größere harte Früchte, immer aber
dabei kleine Kiesel und Steinchen, auch Ueberreste von Käfern und anderen kleinen Kerfen. Die
Stimme verräth unsern Vogel gewöhnlich; man hört sie besonders am frühen Morgen oder gegen
Abend, aber auch während des ganzen Tages. Sie ist ein ziemlich tiefer, dumpfer, geradehin aus-
gestoßner eintöniger Pfiff, der ziemlich weit durch die Wälder schallt, aber nicht oft wiederholt wird."

"Die Macuca scharrt eine kleine Vertiefung in den Boden und in ihr findet man schon in dem
Monat September die neun bis zehn, auch wohl noch mehr große, schöne, blaugrüne Eier, auf welchen
die Mutter eifrig brütet. Sie sitzt so fest, daß meine Hühnerhunde sie im Urwalde öfter lebend
gegriffen haben."

Der Vogel ist, laut Burmeister, eins der beliebtesten Jagdthiere der Brasilianer. Sie
beschleichen ihn vorsichtig, wie die Nordländer den Auerhahn, und manche Leute hängen mit unbe-
schreiblicher Leidenschaft an dieser Beschäftigung. Der eintönige, laute Pfiff wird vom Jäger nach-
geahmt, vom Vogel erwidert und so zu seinem Unglück. Jn dunklen Nächten fängt man ihn außerdem
oft in den überall üblichen Schlagfallen.



Zwölfte Ordnung.
Die Kurzflügler
(Brevipennes).

Jn der Gabe des Fluges erkennen wir ein so bezeichnendes Merkmal des Vogels, daß uns
derjenige, welchem diese Begabung fehlt, als ein fremdartiges Geschöpf erscheinen muß. Der unge-
bildete Mensch erblickt in solchen Vögeln Wunderthiere, und seine Einbildungskraft ist geschäftig, das
Wunder zu deuten. Ein alter Scheich Kordofahns erzählte mir die köstliche Sage, welche ich in
meinen "Reiseskizzen aus Nord-Ost-Afrika" wiederzugeben versucht und auch dem "Leben
der Vögel
" einverleibt habe -- jene Sage, welche berichtet, daß der Riesenvogel des Erdtheils die
Befähigung zum Fluge verloren, weil er in thörichtem Hochmuthe sich vermaß, fliegend die Sonne zu
erreichen. Jhre Strahlen versengten seine Schwingen; er stürzte elendiglich zum Boden herab, kann
heute noch nicht fliegen und trägt heute noch des Sturzes Zeichen an seiner Brust. Aelter, aber

Die Läufer. Kurzflügler.
gänzlich verborgen wird, ſowie endlich ſtarke, mäßig hohe, ziemlich kurzzehige Füße, deren Hinterzehe
ſehr hoch angeſetzt und klein iſt. Die Färbung des Gefieders iſt auf dem Rücken roſtbraun, ſchwarz
quer gewellt, auf Bruſt und Bauch gelbgrau, in der Schenkelgegend dunkler gewellt, über den Hals
verläuft nach hinten jederſeits ein roſtgelber Streifen.

Das Gefieder iſt auf dem Rücken roſtbraun, breit, ſchwarz in die Quere gewellt, auf Bauch und
Bruſt heller gefärbt und feiner gebändert, die Kehle iſt weißlich, der Hals ſeitlich ſchwarz und weiß
getüpfelt; das Auge iſt graubraun, der Schnabel oben dunkelbräunlich, ſeitlich hellgrau, der Fuß blei-
farben. Die Länge beträgt 18⅔, die Breite 31, die Fittiglänge 9, die Schwanzlänge 4 Zoll.

„Die Macuca“, ſagt der Prinz, „iſt ein Bewohner aller großen, von mir beſuchten Urwälder
und ſcheint über das ganze wärmere Südamerika verbreitet zu ſein. Sie lebt am Tage auf dem
Boden, wo ſie umhergeht und im Nothfalle ſehr ſchnell läuft. Jn der Abenddämmerung ſteigt ſie
mit einem eigenen Geräuſch ihrer Flügel auf und fußt auf einem niedern Aſte, um daſelbſt die Nacht
zuzubringen. Sie geht am Tage ihrer Nahrung nach, die in Früchten und Kerbthieren beſteht. Jn
dem Magen dieſer Vögel fand ich gewöhnlich rothe Beeren und größere harte Früchte, immer aber
dabei kleine Kieſel und Steinchen, auch Ueberreſte von Käfern und anderen kleinen Kerfen. Die
Stimme verräth unſern Vogel gewöhnlich; man hört ſie beſonders am frühen Morgen oder gegen
Abend, aber auch während des ganzen Tages. Sie iſt ein ziemlich tiefer, dumpfer, geradehin aus-
geſtoßner eintöniger Pfiff, der ziemlich weit durch die Wälder ſchallt, aber nicht oft wiederholt wird.“

„Die Macuca ſcharrt eine kleine Vertiefung in den Boden und in ihr findet man ſchon in dem
Monat September die neun bis zehn, auch wohl noch mehr große, ſchöne, blaugrüne Eier, auf welchen
die Mutter eifrig brütet. Sie ſitzt ſo feſt, daß meine Hühnerhunde ſie im Urwalde öfter lebend
gegriffen haben.“

Der Vogel iſt, laut Burmeiſter, eins der beliebteſten Jagdthiere der Braſilianer. Sie
beſchleichen ihn vorſichtig, wie die Nordländer den Auerhahn, und manche Leute hängen mit unbe-
ſchreiblicher Leidenſchaft an dieſer Beſchäftigung. Der eintönige, laute Pfiff wird vom Jäger nach-
geahmt, vom Vogel erwidert und ſo zu ſeinem Unglück. Jn dunklen Nächten fängt man ihn außerdem
oft in den überall üblichen Schlagfallen.



Zwölfte Ordnung.
Die Kurzflügler
(Brevipennes).

Jn der Gabe des Fluges erkennen wir ein ſo bezeichnendes Merkmal des Vogels, daß uns
derjenige, welchem dieſe Begabung fehlt, als ein fremdartiges Geſchöpf erſcheinen muß. Der unge-
bildete Menſch erblickt in ſolchen Vögeln Wunderthiere, und ſeine Einbildungskraft iſt geſchäftig, das
Wunder zu deuten. Ein alter Scheich Kordofahns erzählte mir die köſtliche Sage, welche ich in
meinen „Reiſeſkizzen aus Nord-Oſt-Afrika“ wiederzugeben verſucht und auch dem „Leben
der Vögel
“ einverleibt habe — jene Sage, welche berichtet, daß der Rieſenvogel des Erdtheils die
Befähigung zum Fluge verloren, weil er in thörichtem Hochmuthe ſich vermaß, fliegend die Sonne zu
erreichen. Jhre Strahlen verſengten ſeine Schwingen; er ſtürzte elendiglich zum Boden herab, kann
heute noch nicht fliegen und trägt heute noch des Sturzes Zeichen an ſeiner Bruſt. Aelter, aber

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[520/0550] Die Läufer. Kurzflügler. gänzlich verborgen wird, ſowie endlich ſtarke, mäßig hohe, ziemlich kurzzehige Füße, deren Hinterzehe ſehr hoch angeſetzt und klein iſt. Die Färbung des Gefieders iſt auf dem Rücken roſtbraun, ſchwarz quer gewellt, auf Bruſt und Bauch gelbgrau, in der Schenkelgegend dunkler gewellt, über den Hals verläuft nach hinten jederſeits ein roſtgelber Streifen. Das Gefieder iſt auf dem Rücken roſtbraun, breit, ſchwarz in die Quere gewellt, auf Bauch und Bruſt heller gefärbt und feiner gebändert, die Kehle iſt weißlich, der Hals ſeitlich ſchwarz und weiß getüpfelt; das Auge iſt graubraun, der Schnabel oben dunkelbräunlich, ſeitlich hellgrau, der Fuß blei- farben. Die Länge beträgt 18⅔, die Breite 31, die Fittiglänge 9, die Schwanzlänge 4 Zoll. „Die Macuca“, ſagt der Prinz, „iſt ein Bewohner aller großen, von mir beſuchten Urwälder und ſcheint über das ganze wärmere Südamerika verbreitet zu ſein. Sie lebt am Tage auf dem Boden, wo ſie umhergeht und im Nothfalle ſehr ſchnell läuft. Jn der Abenddämmerung ſteigt ſie mit einem eigenen Geräuſch ihrer Flügel auf und fußt auf einem niedern Aſte, um daſelbſt die Nacht zuzubringen. Sie geht am Tage ihrer Nahrung nach, die in Früchten und Kerbthieren beſteht. Jn dem Magen dieſer Vögel fand ich gewöhnlich rothe Beeren und größere harte Früchte, immer aber dabei kleine Kieſel und Steinchen, auch Ueberreſte von Käfern und anderen kleinen Kerfen. Die Stimme verräth unſern Vogel gewöhnlich; man hört ſie beſonders am frühen Morgen oder gegen Abend, aber auch während des ganzen Tages. Sie iſt ein ziemlich tiefer, dumpfer, geradehin aus- geſtoßner eintöniger Pfiff, der ziemlich weit durch die Wälder ſchallt, aber nicht oft wiederholt wird.“ „Die Macuca ſcharrt eine kleine Vertiefung in den Boden und in ihr findet man ſchon in dem Monat September die neun bis zehn, auch wohl noch mehr große, ſchöne, blaugrüne Eier, auf welchen die Mutter eifrig brütet. Sie ſitzt ſo feſt, daß meine Hühnerhunde ſie im Urwalde öfter lebend gegriffen haben.“ Der Vogel iſt, laut Burmeiſter, eins der beliebteſten Jagdthiere der Braſilianer. Sie beſchleichen ihn vorſichtig, wie die Nordländer den Auerhahn, und manche Leute hängen mit unbe- ſchreiblicher Leidenſchaft an dieſer Beſchäftigung. Der eintönige, laute Pfiff wird vom Jäger nach- geahmt, vom Vogel erwidert und ſo zu ſeinem Unglück. Jn dunklen Nächten fängt man ihn außerdem oft in den überall üblichen Schlagfallen. Zwölfte Ordnung. Die Kurzflügler (Brevipennes). Jn der Gabe des Fluges erkennen wir ein ſo bezeichnendes Merkmal des Vogels, daß uns derjenige, welchem dieſe Begabung fehlt, als ein fremdartiges Geſchöpf erſcheinen muß. Der unge- bildete Menſch erblickt in ſolchen Vögeln Wunderthiere, und ſeine Einbildungskraft iſt geſchäftig, das Wunder zu deuten. Ein alter Scheich Kordofahns erzählte mir die köſtliche Sage, welche ich in meinen „Reiſeſkizzen aus Nord-Oſt-Afrika“ wiederzugeben verſucht und auch dem „Leben der Vögel“ einverleibt habe — jene Sage, welche berichtet, daß der Rieſenvogel des Erdtheils die Befähigung zum Fluge verloren, weil er in thörichtem Hochmuthe ſich vermaß, fliegend die Sonne zu erreichen. Jhre Strahlen verſengten ſeine Schwingen; er ſtürzte elendiglich zum Boden herab, kann heute noch nicht fliegen und trägt heute noch des Sturzes Zeichen an ſeiner Bruſt. Aelter, aber

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 520. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/550>, abgerufen am 18.04.2024.