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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Stachelhäuter. Seesterne.
Dritte Ordnung.
Seesterne (Asteriae).

Die Seesterne sind in ihrer natürlichen Stellung, gleich den Seeigeln, mit dem Munde
nach unten gerichtet, zeigen aber eine sehr verschiedenartige Ausbildung dieser Bauch- und der
Rückenseite. An jener verlaufen vom Munde aus die Rinnen mit den Saugfüßchen, diese ist
gewölbter und sowohl der mittlere scheibenförmige Theil als die Strahlen des Körpers sind in
anderer Weise getäfelt, gekörnt, bestachelt und in der Regel lebhafter oder dunkler gefärbt.
Reichliche innere und äußere Kalkbildungen treten skeletartig zusammen, allein immer verbleibt
dem Körper wenigstens ein gewisser Grad der Biegsamkeit, welche in der Abtheilung der Schlangen-
sterne sogar einer außerordentlichen Gelenkigkeit der Armstrahlen Platz macht. Obwohl die Zahl
der überhaupt bekannten Arten sich nicht viel über 400 beläuft (gegen 16 bis 1700 lebende und
fossile Seeigel), so gehören sie doch wegen der euormen Jndividuenmenge mancher Arten zu den
allbekanntesten Küstenthieren, denen man entweder ihrer auffallenden Gestalt halber den neugierigen
Blick schenkte, oder die von Fischern als völlig unbrauchbare aber desto gefährlichere Feinde des
werthvollen Jnhaltes ihrer Netze, der an den Senkleinen befindlichen Köder, der Schnecken, der
Austernbänke mit Haß und Vernichtung verfolgt werden.

Dieß gilt namentlich von der Abtheilung, deren Sippen man mit dem alten Gattungsnamen
Asterias umfassen und Seesterne im engeren Sinne nennen kann. Bei ihnen erscheinen
die Strahlen als unmittelbare Fortsätze und Zipfel der Scheibe, sind hohl und enthalten einen
Theil der Eingeweide und sie wechseln von solchen Formen, welche, so zu sagen, nur aus den
Strahlen, fast ohne vereinigende Scheibe, bestehen, zu solchen, welche reine fünfseitige Scheiben
sind. Unser Gruppenbild zeigt einen solchen Scheibenstern, den Asteriscus verruculatus des
Mittelmeeres. An einem anderen Seesterne dieses Bildes, dem links im Hintergrunde befindlichen
kleinen Exemplare des Asteracanthium roseum, wolle man eine kleine Platte auf dem Rücken der
Scheibe in dem Winkel zwischen zwei Strahlen bemerken. Es ist die sogenannte Madreporen-
platte,
fein labyrinthisch durchbrochen, durch welche das zur Schwellung der Füßchen gehörige
Wasser in das innere Kanalsystem einsickert. Dieselbe Platte ist, wie wir hier nachholen wollen,
auch leicht an den trockenen und ihrer Stacheln beraubten Seeigelschalen in unmittelbarer Nähe
des Rückenpoles zu finden, als größte unter den fünfen, welche von den Ausführungsgängen der
Fortpflanzungsorgane durchbohrt sind und mit den kleineren Augenplatten abwechseln. Die meisten
Seesterne haben nur eine Madreporenplatte. Jhre Zahl kann im äußersten Falle auf fünf steigen.
Für die systematische Begrenzung der Sippen ist auch noch auf die An- oder Abwesenheit der
kleinen Afteröffnung im Mittelpunkte des Rückens zu achten.

Die Beobachtung lebender Seesterne, z. B. des an den Küsten der Nordsee gemeinsten
Asteracanthion rubens oder des im Mittelmeere eben so häufigen Asteracanthion tenuispinum
-- letzterer durch die wechselnde Anzahl der Strahlen ausgezeichnet -- gewährt mancherlei Jnteresse.
Man lege zuerst den Gefangenen im Wasser auf den Rücken, um alsbald sämmtliche Saugfüßchen
in Thätigkeit zu sehen. Es geht ein förmliches Gewoge über sie, nach allen Richtungen werden
sie tastend ausgestreckt, und gelingt es einigen, seitlich oder oben mit den Saugnäpfen Halt zu
gewinnen, so erachtet sich der Seestern für gerettet aus seiner ihm höchst unbequemen Lage; er
weiß mehr und mehr Zugkraft anzubringen, und hat er erst einen Strahl gesichert, so vollzieht
er die Wendung des ganzen Körpers ohne Schwierigkeit. Wir lassen ihn nun laufen. Er benimmt
sich ganz anders, als der Seeigel, ist viel munterer und kriecht weit schneller. Eine Asterias
aurantiaca
von vier Zoll im Durchmesser legte nach genauer Messung in der Minute 3 Wiener

Stachelhäuter. Seeſterne.
Dritte Ordnung.
Seeſterne (Asteriae).

Die Seeſterne ſind in ihrer natürlichen Stellung, gleich den Seeigeln, mit dem Munde
nach unten gerichtet, zeigen aber eine ſehr verſchiedenartige Ausbildung dieſer Bauch- und der
Rückenſeite. An jener verlaufen vom Munde aus die Rinnen mit den Saugfüßchen, dieſe iſt
gewölbter und ſowohl der mittlere ſcheibenförmige Theil als die Strahlen des Körpers ſind in
anderer Weiſe getäfelt, gekörnt, beſtachelt und in der Regel lebhafter oder dunkler gefärbt.
Reichliche innere und äußere Kalkbildungen treten ſkeletartig zuſammen, allein immer verbleibt
dem Körper wenigſtens ein gewiſſer Grad der Biegſamkeit, welche in der Abtheilung der Schlangen-
ſterne ſogar einer außerordentlichen Gelenkigkeit der Armſtrahlen Platz macht. Obwohl die Zahl
der überhaupt bekannten Arten ſich nicht viel über 400 beläuft (gegen 16 bis 1700 lebende und
foſſile Seeigel), ſo gehören ſie doch wegen der euormen Jndividuenmenge mancher Arten zu den
allbekannteſten Küſtenthieren, denen man entweder ihrer auffallenden Geſtalt halber den neugierigen
Blick ſchenkte, oder die von Fiſchern als völlig unbrauchbare aber deſto gefährlichere Feinde des
werthvollen Jnhaltes ihrer Netze, der an den Senkleinen befindlichen Köder, der Schnecken, der
Auſternbänke mit Haß und Vernichtung verfolgt werden.

Dieß gilt namentlich von der Abtheilung, deren Sippen man mit dem alten Gattungsnamen
Asterias umfaſſen und Seeſterne im engeren Sinne nennen kann. Bei ihnen erſcheinen
die Strahlen als unmittelbare Fortſätze und Zipfel der Scheibe, ſind hohl und enthalten einen
Theil der Eingeweide und ſie wechſeln von ſolchen Formen, welche, ſo zu ſagen, nur aus den
Strahlen, faſt ohne vereinigende Scheibe, beſtehen, zu ſolchen, welche reine fünfſeitige Scheiben
ſind. Unſer Gruppenbild zeigt einen ſolchen Scheibenſtern, den Asteriscus verruculatus des
Mittelmeeres. An einem anderen Seeſterne dieſes Bildes, dem links im Hintergrunde befindlichen
kleinen Exemplare des Asteracanthium roseum, wolle man eine kleine Platte auf dem Rücken der
Scheibe in dem Winkel zwiſchen zwei Strahlen bemerken. Es iſt die ſogenannte Madreporen-
platte,
fein labyrinthiſch durchbrochen, durch welche das zur Schwellung der Füßchen gehörige
Waſſer in das innere Kanalſyſtem einſickert. Dieſelbe Platte iſt, wie wir hier nachholen wollen,
auch leicht an den trockenen und ihrer Stacheln beraubten Seeigelſchalen in unmittelbarer Nähe
des Rückenpoles zu finden, als größte unter den fünfen, welche von den Ausführungsgängen der
Fortpflanzungsorgane durchbohrt ſind und mit den kleineren Augenplatten abwechſeln. Die meiſten
Seeſterne haben nur eine Madreporenplatte. Jhre Zahl kann im äußerſten Falle auf fünf ſteigen.
Für die ſyſtematiſche Begrenzung der Sippen iſt auch noch auf die An- oder Abweſenheit der
kleinen Afteröffnung im Mittelpunkte des Rückens zu achten.

Die Beobachtung lebender Seeſterne, z. B. des an den Küſten der Nordſee gemeinſten
Asteracanthion rubens oder des im Mittelmeere eben ſo häufigen Asteracanthion tenuispinum
— letzterer durch die wechſelnde Anzahl der Strahlen ausgezeichnet — gewährt mancherlei Jntereſſe.
Man lege zuerſt den Gefangenen im Waſſer auf den Rücken, um alsbald ſämmtliche Saugfüßchen
in Thätigkeit zu ſehen. Es geht ein förmliches Gewoge über ſie, nach allen Richtungen werden
ſie taſtend ausgeſtreckt, und gelingt es einigen, ſeitlich oder oben mit den Saugnäpfen Halt zu
gewinnen, ſo erachtet ſich der Seeſtern für gerettet aus ſeiner ihm höchſt unbequemen Lage; er
weiß mehr und mehr Zugkraft anzubringen, und hat er erſt einen Strahl geſichert, ſo vollzieht
er die Wendung des ganzen Körpers ohne Schwierigkeit. Wir laſſen ihn nun laufen. Er benimmt
ſich ganz anders, als der Seeigel, iſt viel munterer und kriecht weit ſchneller. Eine Asterias
aurantiaca
von vier Zoll im Durchmeſſer legte nach genauer Meſſung in der Minute 3 Wiener

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[982/1030] Stachelhäuter. Seeſterne. Dritte Ordnung. Seeſterne (Asteriae). Die Seeſterne ſind in ihrer natürlichen Stellung, gleich den Seeigeln, mit dem Munde nach unten gerichtet, zeigen aber eine ſehr verſchiedenartige Ausbildung dieſer Bauch- und der Rückenſeite. An jener verlaufen vom Munde aus die Rinnen mit den Saugfüßchen, dieſe iſt gewölbter und ſowohl der mittlere ſcheibenförmige Theil als die Strahlen des Körpers ſind in anderer Weiſe getäfelt, gekörnt, beſtachelt und in der Regel lebhafter oder dunkler gefärbt. Reichliche innere und äußere Kalkbildungen treten ſkeletartig zuſammen, allein immer verbleibt dem Körper wenigſtens ein gewiſſer Grad der Biegſamkeit, welche in der Abtheilung der Schlangen- ſterne ſogar einer außerordentlichen Gelenkigkeit der Armſtrahlen Platz macht. Obwohl die Zahl der überhaupt bekannten Arten ſich nicht viel über 400 beläuft (gegen 16 bis 1700 lebende und foſſile Seeigel), ſo gehören ſie doch wegen der euormen Jndividuenmenge mancher Arten zu den allbekannteſten Küſtenthieren, denen man entweder ihrer auffallenden Geſtalt halber den neugierigen Blick ſchenkte, oder die von Fiſchern als völlig unbrauchbare aber deſto gefährlichere Feinde des werthvollen Jnhaltes ihrer Netze, der an den Senkleinen befindlichen Köder, der Schnecken, der Auſternbänke mit Haß und Vernichtung verfolgt werden. Dieß gilt namentlich von der Abtheilung, deren Sippen man mit dem alten Gattungsnamen Asterias umfaſſen und Seeſterne im engeren Sinne nennen kann. Bei ihnen erſcheinen die Strahlen als unmittelbare Fortſätze und Zipfel der Scheibe, ſind hohl und enthalten einen Theil der Eingeweide und ſie wechſeln von ſolchen Formen, welche, ſo zu ſagen, nur aus den Strahlen, faſt ohne vereinigende Scheibe, beſtehen, zu ſolchen, welche reine fünfſeitige Scheiben ſind. Unſer Gruppenbild zeigt einen ſolchen Scheibenſtern, den Asteriscus verruculatus des Mittelmeeres. An einem anderen Seeſterne dieſes Bildes, dem links im Hintergrunde befindlichen kleinen Exemplare des Asteracanthium roseum, wolle man eine kleine Platte auf dem Rücken der Scheibe in dem Winkel zwiſchen zwei Strahlen bemerken. Es iſt die ſogenannte Madreporen- platte, fein labyrinthiſch durchbrochen, durch welche das zur Schwellung der Füßchen gehörige Waſſer in das innere Kanalſyſtem einſickert. Dieſelbe Platte iſt, wie wir hier nachholen wollen, auch leicht an den trockenen und ihrer Stacheln beraubten Seeigelſchalen in unmittelbarer Nähe des Rückenpoles zu finden, als größte unter den fünfen, welche von den Ausführungsgängen der Fortpflanzungsorgane durchbohrt ſind und mit den kleineren Augenplatten abwechſeln. Die meiſten Seeſterne haben nur eine Madreporenplatte. Jhre Zahl kann im äußerſten Falle auf fünf ſteigen. Für die ſyſtematiſche Begrenzung der Sippen iſt auch noch auf die An- oder Abweſenheit der kleinen Afteröffnung im Mittelpunkte des Rückens zu achten. Die Beobachtung lebender Seeſterne, z. B. des an den Küſten der Nordſee gemeinſten Asteracanthion rubens oder des im Mittelmeere eben ſo häufigen Asteracanthion tenuispinum — letzterer durch die wechſelnde Anzahl der Strahlen ausgezeichnet — gewährt mancherlei Jntereſſe. Man lege zuerſt den Gefangenen im Waſſer auf den Rücken, um alsbald ſämmtliche Saugfüßchen in Thätigkeit zu ſehen. Es geht ein förmliches Gewoge über ſie, nach allen Richtungen werden ſie taſtend ausgeſtreckt, und gelingt es einigen, ſeitlich oder oben mit den Saugnäpfen Halt zu gewinnen, ſo erachtet ſich der Seeſtern für gerettet aus ſeiner ihm höchſt unbequemen Lage; er weiß mehr und mehr Zugkraft anzubringen, und hat er erſt einen Strahl geſichert, ſo vollzieht er die Wendung des ganzen Körpers ohne Schwierigkeit. Wir laſſen ihn nun laufen. Er benimmt ſich ganz anders, als der Seeigel, iſt viel munterer und kriecht weit ſchneller. Eine Asterias aurantiaca von vier Zoll im Durchmeſſer legte nach genauer Meſſung in der Minute 3 Wiener

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 982. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/1030>, abgerufen am 29.03.2024.