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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Die Spinnenthiere. Milben.
Dritte Ordnung.
Die Milben (Acarina)
.

Der jetzt noch übrige Rest der Spinnenthiere ist dem Namen nach als Milben und Zecken
zwar allgemein, jedoch nur in sehr vereinzelten Formen seiner äußern Erscheinung nach gekannt
und selbst von den wissenschaftlichen Forschern in Hinsicht auf die Lebensweise zur Zeit noch
ungemein lückenhaft beobachtet worden, so daß sich gerade hier ein eben so schwieriges, wie nach
den bisherigen Entdeckungen höchst interessantes Gebiet erschließt, auf welchem der menschliche
Scharfblick erprobt werden kann.

Die Milben bilden eine überaus reiche, in ihren Gestalten sehr manchfache und in ihren
ökonomischen Verhältnissen bedeutungsvolle Welt meist mikroskopischer Spinnenthiere. Nur wenige
von ihnen erreichen eine solche Größe, daß sie von dem ungeübten Auge als Einzelwesen bemerkt
werden; viele erscheinen jedoch durch das Zusammenleben ungeheurer Mengen von Jndividuen
als formlose, sich bewegende Klumpen, als staubiger Ueberzug der verschiedensten Pflanzenstoffe,
zumal solcher, welche als Nahrungsmittel oder zu technischen Zwecken aufgespeichert werden. Es
sei nur an die Käsemilbe und daran erinnert, daß der weiße Ueberzug der gebacknen Pflaumen
nicht immer aus Zucker, sondern manchmal aus Millionen von winzigen Milben besteht. Ver-
dienen sie darum schon mit Recht unsere volle Aufmerksamkeit, so noch in weit höherem Maße
wenigstens alle diejenigen, welche als Schmarotzer an Menschen und Thieren leben und nicht selten
die Veranlassung zu schmerzhaften und Eckel erregenden Krankheiten werden.

Abgesehen von der geringeren Größe, unterscheiden sich die Milben von den eigentlichen
Spinnen dem äußern Ansehen nach leicht durch den ungegliederten Körper. Jhr Kopfbruststück
verschmilzt mit dem Hinterleibe vollkommen, wenn nicht in einigen Fällen eine Querfurche auf
dem Rücken die gegenseitige Begrenzung andeutet. Am vordern Rückenende stehen zwei, seltener
vier einfache Augen, häufig fehlen dieselben aber auch gänzlich. Ueber die Mundtheile, welche bei
den Einen zum Beißen, bei den Andern zum Saugen eingerichtet sind, wird das Nöthige bei den
einzelnen Familien vorgebracht werden; eben so vielgestaltig ist das erste Paar der Kiefertaster,
das zweite dagegen erscheint, wie bei den echten Spinnen in Form von Beinen, weshalb auch
hier, wie dort, kurzweg von vier Beinpaaren gesprochen wird. -- Der Darm der Milben verläuft
vom Munde in gerader Richtung nach der auf der Bauchseite weit nach vorn gerückten After-
öffnung, tritt jedoch bei den wenigsten Arten als kurzes, einfaches Rohr auf, sondern in den
meisten Fällen entsendet der Magen jederseits drei blinddarmartige Ausstülpungen, welche durch
Theilung und Richtung mancherlei Verschiedenheiten zeigen. Die Athmung erfolgt mit Ausnahme
der Lausmilben, bei denen man auch keine Werkzeuge dazu aufgefunden hat, durch Luftröhren,
welche sich meist büschelförmig von dem in das Luftloch mündenden Hauptstamme ausbreiten und
nicht weiter verästeln. Es pflegen nur zwei Luftlöcher vorzukommen, die entweder versteckt in der
Nähe der Kieferfühlerwurzel, oder frei an der Außenseite des vierten, auch dritten Beinpaares
liegen. Ein Rückengefäß hat man bisher nicht nachweisen können. Die Geschlechtsöffnungen
endlich befinden sich an der Bauchseite und zwar weit vor dem After, bei den Männchen bisweilen
bis zur Nähe des Mundes vorgerückt. Die Milben pflanzen sich durch Eier fort. Die diesen
entschlüpften Jungen häuten sich mehrere Male und weichen anfänglich in der äußern Gestalt von
der Mutter wesentlich ab, besonders fehlt ihnen ein Fußpaar, so daß man hier an die unvoll-
kommene Verwandlung der Jusekten erinnert wird und von einer Larvenform sprechen kann.
Faßt man das Gesagte in eine allgemeine Charakteristik zusammen, so würde dieselbe dahin

Die Spinnenthiere. Milben.
Dritte Ordnung.
Die Milben (Acarina)
.

Der jetzt noch übrige Reſt der Spinnenthiere iſt dem Namen nach als Milben und Zecken
zwar allgemein, jedoch nur in ſehr vereinzelten Formen ſeiner äußern Erſcheinung nach gekannt
und ſelbſt von den wiſſenſchaftlichen Forſchern in Hinſicht auf die Lebensweiſe zur Zeit noch
ungemein lückenhaft beobachtet worden, ſo daß ſich gerade hier ein eben ſo ſchwieriges, wie nach
den bisherigen Entdeckungen höchſt intereſſantes Gebiet erſchließt, auf welchem der menſchliche
Scharfblick erprobt werden kann.

Die Milben bilden eine überaus reiche, in ihren Geſtalten ſehr manchfache und in ihren
ökonomiſchen Verhältniſſen bedeutungsvolle Welt meiſt mikroſkopiſcher Spinnenthiere. Nur wenige
von ihnen erreichen eine ſolche Größe, daß ſie von dem ungeübten Auge als Einzelweſen bemerkt
werden; viele erſcheinen jedoch durch das Zuſammenleben ungeheurer Mengen von Jndividuen
als formloſe, ſich bewegende Klumpen, als ſtaubiger Ueberzug der verſchiedenſten Pflanzenſtoffe,
zumal ſolcher, welche als Nahrungsmittel oder zu techniſchen Zwecken aufgeſpeichert werden. Es
ſei nur an die Käſemilbe und daran erinnert, daß der weiße Ueberzug der gebacknen Pflaumen
nicht immer aus Zucker, ſondern manchmal aus Millionen von winzigen Milben beſteht. Ver-
dienen ſie darum ſchon mit Recht unſere volle Aufmerkſamkeit, ſo noch in weit höherem Maße
wenigſtens alle diejenigen, welche als Schmarotzer an Menſchen und Thieren leben und nicht ſelten
die Veranlaſſung zu ſchmerzhaften und Eckel erregenden Krankheiten werden.

Abgeſehen von der geringeren Größe, unterſcheiden ſich die Milben von den eigentlichen
Spinnen dem äußern Anſehen nach leicht durch den ungegliederten Körper. Jhr Kopfbruſtſtück
verſchmilzt mit dem Hinterleibe vollkommen, wenn nicht in einigen Fällen eine Querfurche auf
dem Rücken die gegenſeitige Begrenzung andeutet. Am vordern Rückenende ſtehen zwei, ſeltener
vier einfache Augen, häufig fehlen dieſelben aber auch gänzlich. Ueber die Mundtheile, welche bei
den Einen zum Beißen, bei den Andern zum Saugen eingerichtet ſind, wird das Nöthige bei den
einzelnen Familien vorgebracht werden; eben ſo vielgeſtaltig iſt das erſte Paar der Kiefertaſter,
das zweite dagegen erſcheint, wie bei den echten Spinnen in Form von Beinen, weshalb auch
hier, wie dort, kurzweg von vier Beinpaaren geſprochen wird. — Der Darm der Milben verläuft
vom Munde in gerader Richtung nach der auf der Bauchſeite weit nach vorn gerückten After-
öffnung, tritt jedoch bei den wenigſten Arten als kurzes, einfaches Rohr auf, ſondern in den
meiſten Fällen entſendet der Magen jederſeits drei blinddarmartige Ausſtülpungen, welche durch
Theilung und Richtung mancherlei Verſchiedenheiten zeigen. Die Athmung erfolgt mit Ausnahme
der Lausmilben, bei denen man auch keine Werkzeuge dazu aufgefunden hat, durch Luftröhren,
welche ſich meiſt büſchelförmig von dem in das Luftloch mündenden Hauptſtamme ausbreiten und
nicht weiter veräſteln. Es pflegen nur zwei Luftlöcher vorzukommen, die entweder verſteckt in der
Nähe der Kieferfühlerwurzel, oder frei an der Außenſeite des vierten, auch dritten Beinpaares
liegen. Ein Rückengefäß hat man bisher nicht nachweiſen können. Die Geſchlechtsöffnungen
endlich befinden ſich an der Bauchſeite und zwar weit vor dem After, bei den Männchen bisweilen
bis zur Nähe des Mundes vorgerückt. Die Milben pflanzen ſich durch Eier fort. Die dieſen
entſchlüpften Jungen häuten ſich mehrere Male und weichen anfänglich in der äußern Geſtalt von
der Mutter weſentlich ab, beſonders fehlt ihnen ein Fußpaar, ſo daß man hier an die unvoll-
kommene Verwandlung der Juſekten erinnert wird und von einer Larvenform ſprechen kann.
Faßt man das Geſagte in eine allgemeine Charakteriſtik zuſammen, ſo würde dieſelbe dahin

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[600/0638] Die Spinnenthiere. Milben. Dritte Ordnung. Die Milben (Acarina). Der jetzt noch übrige Reſt der Spinnenthiere iſt dem Namen nach als Milben und Zecken zwar allgemein, jedoch nur in ſehr vereinzelten Formen ſeiner äußern Erſcheinung nach gekannt und ſelbſt von den wiſſenſchaftlichen Forſchern in Hinſicht auf die Lebensweiſe zur Zeit noch ungemein lückenhaft beobachtet worden, ſo daß ſich gerade hier ein eben ſo ſchwieriges, wie nach den bisherigen Entdeckungen höchſt intereſſantes Gebiet erſchließt, auf welchem der menſchliche Scharfblick erprobt werden kann. Die Milben bilden eine überaus reiche, in ihren Geſtalten ſehr manchfache und in ihren ökonomiſchen Verhältniſſen bedeutungsvolle Welt meiſt mikroſkopiſcher Spinnenthiere. Nur wenige von ihnen erreichen eine ſolche Größe, daß ſie von dem ungeübten Auge als Einzelweſen bemerkt werden; viele erſcheinen jedoch durch das Zuſammenleben ungeheurer Mengen von Jndividuen als formloſe, ſich bewegende Klumpen, als ſtaubiger Ueberzug der verſchiedenſten Pflanzenſtoffe, zumal ſolcher, welche als Nahrungsmittel oder zu techniſchen Zwecken aufgeſpeichert werden. Es ſei nur an die Käſemilbe und daran erinnert, daß der weiße Ueberzug der gebacknen Pflaumen nicht immer aus Zucker, ſondern manchmal aus Millionen von winzigen Milben beſteht. Ver- dienen ſie darum ſchon mit Recht unſere volle Aufmerkſamkeit, ſo noch in weit höherem Maße wenigſtens alle diejenigen, welche als Schmarotzer an Menſchen und Thieren leben und nicht ſelten die Veranlaſſung zu ſchmerzhaften und Eckel erregenden Krankheiten werden. Abgeſehen von der geringeren Größe, unterſcheiden ſich die Milben von den eigentlichen Spinnen dem äußern Anſehen nach leicht durch den ungegliederten Körper. Jhr Kopfbruſtſtück verſchmilzt mit dem Hinterleibe vollkommen, wenn nicht in einigen Fällen eine Querfurche auf dem Rücken die gegenſeitige Begrenzung andeutet. Am vordern Rückenende ſtehen zwei, ſeltener vier einfache Augen, häufig fehlen dieſelben aber auch gänzlich. Ueber die Mundtheile, welche bei den Einen zum Beißen, bei den Andern zum Saugen eingerichtet ſind, wird das Nöthige bei den einzelnen Familien vorgebracht werden; eben ſo vielgeſtaltig iſt das erſte Paar der Kiefertaſter, das zweite dagegen erſcheint, wie bei den echten Spinnen in Form von Beinen, weshalb auch hier, wie dort, kurzweg von vier Beinpaaren geſprochen wird. — Der Darm der Milben verläuft vom Munde in gerader Richtung nach der auf der Bauchſeite weit nach vorn gerückten After- öffnung, tritt jedoch bei den wenigſten Arten als kurzes, einfaches Rohr auf, ſondern in den meiſten Fällen entſendet der Magen jederſeits drei blinddarmartige Ausſtülpungen, welche durch Theilung und Richtung mancherlei Verſchiedenheiten zeigen. Die Athmung erfolgt mit Ausnahme der Lausmilben, bei denen man auch keine Werkzeuge dazu aufgefunden hat, durch Luftröhren, welche ſich meiſt büſchelförmig von dem in das Luftloch mündenden Hauptſtamme ausbreiten und nicht weiter veräſteln. Es pflegen nur zwei Luftlöcher vorzukommen, die entweder verſteckt in der Nähe der Kieferfühlerwurzel, oder frei an der Außenſeite des vierten, auch dritten Beinpaares liegen. Ein Rückengefäß hat man bisher nicht nachweiſen können. Die Geſchlechtsöffnungen endlich befinden ſich an der Bauchſeite und zwar weit vor dem After, bei den Männchen bisweilen bis zur Nähe des Mundes vorgerückt. Die Milben pflanzen ſich durch Eier fort. Die dieſen entſchlüpften Jungen häuten ſich mehrere Male und weichen anfänglich in der äußern Geſtalt von der Mutter weſentlich ab, beſonders fehlt ihnen ein Fußpaar, ſo daß man hier an die unvoll- kommene Verwandlung der Juſekten erinnert wird und von einer Larvenform ſprechen kann. Faßt man das Geſagte in eine allgemeine Charakteriſtik zuſammen, ſo würde dieſelbe dahin

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 600. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/638>, abgerufen am 29.03.2024.