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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.

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Ein klares Wasser.
Zwey andere Gedichte vom Wasser finden sich im vorigen
Theile p. 26. und p. 268.
Es kann fast nichts so sehr das Herz durchs Auge laben,
Ja gar auch unsern Geist erfrischen,
Als ein, von angenemen Büschen
Bewachsener, beschilster Wasser-Graben:
Zumal wenn auf der glatten Flut
Der Sonnen-Stralen güld'ne Gluht
Auf seiner Fläch' in dunkler Klarheit ruht.
So herrlich stral't so dann der Glanz, daß unser' Augen
Vor Klarheit ihn kaum anzusehen taugen.
Wenn aber hie und da des Schilfes grüne Spitzen,
(Die öfters, wie wir es mit Freuden sehn,
Recht mitten in dem Schimmer stehn,)
Uns vor dem Gegenschlag von dem zu hellen Blitzen
Durch ihre grüne Farbe schützen,
Und uns so gar die Augen dadurch stärken;
So kann man, wie die Gluht und Flut so süß vormischt,
Auf unterschied'nen Stellen merken.
Wie werden wir zugleich entzündet und erfrischt,
Wenn auf dem Wasser selbst das Bild der Sonne schwimmet?
Wie lieblich funkelt es, wie stral't und glänzt es nicht,
Wenn kleiner Blitze glänzend Licht,
Das sich am Fuß von jedem Schilfe bricht,
Am Fuß von jedem Schilfe glimmet,
Der mitten aus der Flut die grünen Stengel strecket,
Und dessen junges Blat der Stral, der ihn durchdringet,
Jn einer gelblichen, anmut'gen Farb' entdecket!
Aus dieser Schönheit nun entspringet
Noch eine neue Schönheit wieder,
Da in der Flut, die wie ein Glas so glatt,
Das Bild von einem jeden Blat
Jn reiner Klarheit nieder,

Und
Ein klares Waſſer.
Zwey andere Gedichte vom Waſſer finden ſich im vorigen
Theile p. 26. und p. 268.
Es kann faſt nichts ſo ſehr das Herz durchs Auge laben,
Ja gar auch unſern Geiſt erfriſchen,
Als ein, von angenemen Buͤſchen
Bewachſener, beſchilſter Waſſer-Graben:
Zumal wenn auf der glatten Flut
Der Sonnen-Stralen guͤld’ne Gluht
Auf ſeiner Flaͤch’ in dunkler Klarheit ruht.
So herrlich ſtral’t ſo dann der Glanz, daß unſer’ Augen
Vor Klarheit ihn kaum anzuſehen taugen.
Wenn aber hie und da des Schilfes gruͤne Spitzen,
(Die oͤfters, wie wir es mit Freuden ſehn,
Recht mitten in dem Schimmer ſtehn,)
Uns vor dem Gegenſchlag von dem zu hellen Blitzen
Durch ihre gruͤne Farbe ſchuͤtzen,
Und uns ſo gar die Augen dadurch ſtaͤrken;
So kann man, wie die Gluht und Flut ſo ſuͤß vormiſcht,
Auf unterſchied’nen Stellen merken.
Wie werden wir zugleich entzuͤndet und erfriſcht,
Wenn auf dem Waſſer ſelbſt das Bild der Sonne ſchwimmet?
Wie lieblich funkelt es, wie ſtral’t und glaͤnzt es nicht,
Wenn kleiner Blitze glaͤnzend Licht,
Das ſich am Fuß von jedem Schilfe bricht,
Am Fuß von jedem Schilfe glimmet,
Der mitten aus der Flut die gruͤnen Stengel ſtrecket,
Und deſſen junges Blat der Stral, der ihn durchdringet,
Jn einer gelblichen, anmut’gen Farb’ entdecket!
Aus dieſer Schoͤnheit nun entſpringet
Noch eine neue Schoͤnheit wieder,
Da in der Flut, die wie ein Glas ſo glatt,
Das Bild von einem jeden Blat
Jn reiner Klarheit nieder,

Und
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[154/0190] Ein klares Waſſer. Zwey andere Gedichte vom Waſſer finden ſich im vorigen Theile p. 26. und p. 268. Es kann faſt nichts ſo ſehr das Herz durchs Auge laben, Ja gar auch unſern Geiſt erfriſchen, Als ein, von angenemen Buͤſchen Bewachſener, beſchilſter Waſſer-Graben: Zumal wenn auf der glatten Flut Der Sonnen-Stralen guͤld’ne Gluht Auf ſeiner Flaͤch’ in dunkler Klarheit ruht. So herrlich ſtral’t ſo dann der Glanz, daß unſer’ Augen Vor Klarheit ihn kaum anzuſehen taugen. Wenn aber hie und da des Schilfes gruͤne Spitzen, (Die oͤfters, wie wir es mit Freuden ſehn, Recht mitten in dem Schimmer ſtehn,) Uns vor dem Gegenſchlag von dem zu hellen Blitzen Durch ihre gruͤne Farbe ſchuͤtzen, Und uns ſo gar die Augen dadurch ſtaͤrken; So kann man, wie die Gluht und Flut ſo ſuͤß vormiſcht, Auf unterſchied’nen Stellen merken. Wie werden wir zugleich entzuͤndet und erfriſcht, Wenn auf dem Waſſer ſelbſt das Bild der Sonne ſchwimmet? Wie lieblich funkelt es, wie ſtral’t und glaͤnzt es nicht, Wenn kleiner Blitze glaͤnzend Licht, Das ſich am Fuß von jedem Schilfe bricht, Am Fuß von jedem Schilfe glimmet, Der mitten aus der Flut die gruͤnen Stengel ſtrecket, Und deſſen junges Blat der Stral, der ihn durchdringet, Jn einer gelblichen, anmut’gen Farb’ entdecket! Aus dieſer Schoͤnheit nun entſpringet Noch eine neue Schoͤnheit wieder, Da in der Flut, die wie ein Glas ſo glatt, Das Bild von einem jeden Blat Jn reiner Klarheit nieder, Und

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/190>, abgerufen am 19.03.2024.