Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Stille.
Die Stille.
Nach einem heitern Tag, und kühler Abend-Zeit,
Brach, voller reinen Heiterkeit,
Auch eine kühl' und heitre Nacht,
Erleuchtet durch die mannichfache Pracht,
Und durch der hellen Sternen Schein,
Mit Schatten, die dennoch voll Licht, gemach herein.
Jch stand, und lenckte Blick und Hertz,
Mit stillem dencken, Himmel-wärts;
Jch senckte mich ins tieffe Meer
Des tieffen Raums, doch ohn' Gefahr, hinein;
Weil nicht ein Pol-Stern nur, ein gantzes Heer
Von Pol-Gestirnen mir, mit ihrem hellen Schein,
So mancher Leit-Stern war.
Es war die Lufft so heiter und so rein,
Daß aller Sternen glimme Schaar
Nicht fest, wie sonst an der sapphirnen Bühne,
Rein, frey, und fast zu schweben schiene.
Jch sahe, einzeln bald, bald überhaupt sie an,
Und ward zwar ebenfalls von ihrem Glantz und Strahl,
(Als die man sonder Lust nicht sehen kann)

Jedoch für dieses mahl
Durch die so stille Majestät
Am innigsten gerührt.
O GOTT! rieff ich, Dem ewig Ruhm gebührt,
Wo etwas Deine Macht erhöht,
So ist es dieser Zug von Deinen Schaaren.
Nun-
Die Stille.
Die Stille.
Nach einem heitern Tag, und kuͤhler Abend-Zeit,
Brach, voller reinen Heiterkeit,
Auch eine kuͤhl’ und heitre Nacht,
Erleuchtet durch die mannichfache Pracht,
Und durch der hellen Sternen Schein,
Mit Schatten, die dennoch voll Licht, gemach herein.
Jch ſtand, und lenckte Blick und Hertz,
Mit ſtillem dencken, Himmel-waͤrts;
Jch ſenckte mich ins tieffe Meer
Des tieffen Raums, doch ohn’ Gefahr, hinein;
Weil nicht ein Pol-Stern nur, ein gantzes Heer
Von Pol-Geſtirnen mir, mit ihrem hellen Schein,
So mancher Leit-Stern war.
Es war die Lufft ſo heiter und ſo rein,
Daß aller Sternen glimme Schaar
Nicht feſt, wie ſonſt an der ſapphirnen Buͤhne,
Rein, frey, und faſt zu ſchweben ſchiene.
Jch ſahe, einzeln bald, bald uͤberhaupt ſie an,
Und ward zwar ebenfalls von ihrem Glantz und Strahl,
(Als die man ſonder Luſt nicht ſehen kann)

Jedoch fuͤr dieſes mahl
Durch die ſo ſtille Majeſtaͤt
Am innigſten geruͤhrt.
O GOTT! rieff ich, Dem ewig Ruhm gebuͤhrt,
Wo etwas Deine Macht erhoͤht,
So iſt es dieſer Zug von Deinen Schaaren.
Nun-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0143" n="111"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die Stille.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#b">Die Stille.</hi> </head><lb/>
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">N</hi>ach einem heitern Tag, und ku&#x0364;hler Abend-Zeit,</l><lb/>
              <l>Brach, voller reinen Heiterkeit,</l><lb/>
              <l>Auch eine ku&#x0364;hl&#x2019; und heitre Nacht,</l><lb/>
              <l>Erleuchtet durch die mannichfache Pracht,</l><lb/>
              <l>Und durch der hellen Sternen Schein,</l><lb/>
              <l>Mit Schatten, die dennoch voll Licht, gemach herein.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Jch &#x017F;tand, und lenckte Blick und Hertz,</l><lb/>
              <l>Mit &#x017F;tillem dencken, Himmel-wa&#x0364;rts;</l><lb/>
              <l>Jch &#x017F;enckte mich ins tieffe Meer</l><lb/>
              <l>Des tieffen Raums, doch ohn&#x2019; Gefahr, hinein;</l><lb/>
              <l>Weil nicht ein Pol-Stern nur, ein gantzes Heer</l><lb/>
              <l>Von Pol-Ge&#x017F;tirnen mir, mit ihrem hellen Schein,</l><lb/>
              <l>So mancher Leit-Stern war.</l><lb/>
              <l>Es war die Lufft &#x017F;o heiter und &#x017F;o rein,</l><lb/>
              <l>Daß aller Sternen glimme Schaar</l><lb/>
              <l>Nicht fe&#x017F;t, wie &#x017F;on&#x017F;t an der &#x017F;apphirnen Bu&#x0364;hne,</l><lb/>
              <l>Rein, frey, und fa&#x017F;t zu &#x017F;chweben &#x017F;chiene.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Jch &#x017F;ahe, einzeln bald, bald u&#x0364;berhaupt &#x017F;ie an,</l><lb/>
              <l>Und ward zwar ebenfalls von ihrem Glantz und Strahl,<lb/>
(Als die man &#x017F;onder Lu&#x017F;t nicht &#x017F;ehen kann)</l><lb/>
              <l>Jedoch fu&#x0364;r die&#x017F;es mahl</l><lb/>
              <l>Durch die &#x017F;o &#x017F;tille Maje&#x017F;ta&#x0364;t</l><lb/>
              <l>Am innig&#x017F;ten geru&#x0364;hrt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>O GOTT! rieff ich, Dem ewig Ruhm gebu&#x0364;hrt,</l><lb/>
              <l>Wo etwas Deine Macht erho&#x0364;ht,</l><lb/>
              <l>So i&#x017F;t es die&#x017F;er Zug von Deinen Schaaren.</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Nun-</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[111/0143] Die Stille. Die Stille. Nach einem heitern Tag, und kuͤhler Abend-Zeit, Brach, voller reinen Heiterkeit, Auch eine kuͤhl’ und heitre Nacht, Erleuchtet durch die mannichfache Pracht, Und durch der hellen Sternen Schein, Mit Schatten, die dennoch voll Licht, gemach herein. Jch ſtand, und lenckte Blick und Hertz, Mit ſtillem dencken, Himmel-waͤrts; Jch ſenckte mich ins tieffe Meer Des tieffen Raums, doch ohn’ Gefahr, hinein; Weil nicht ein Pol-Stern nur, ein gantzes Heer Von Pol-Geſtirnen mir, mit ihrem hellen Schein, So mancher Leit-Stern war. Es war die Lufft ſo heiter und ſo rein, Daß aller Sternen glimme Schaar Nicht feſt, wie ſonſt an der ſapphirnen Buͤhne, Rein, frey, und faſt zu ſchweben ſchiene. Jch ſahe, einzeln bald, bald uͤberhaupt ſie an, Und ward zwar ebenfalls von ihrem Glantz und Strahl, (Als die man ſonder Luſt nicht ſehen kann) Jedoch fuͤr dieſes mahl Durch die ſo ſtille Majeſtaͤt Am innigſten geruͤhrt. O GOTT! rieff ich, Dem ewig Ruhm gebuͤhrt, Wo etwas Deine Macht erhoͤht, So iſt es dieſer Zug von Deinen Schaaren. Nun-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/143
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/143>, abgerufen am 25.04.2024.