Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
Vergnügung bey regnichtem Wetter
Vergnügung
bey regnichtem Wetter im Sommer.
Uns Menschen kann so gar der Regen,
Wenn wir nur auf denselben achten,
Und die genetzte Welt betrachten,
Zur Lust und auch zum Dank bewegen.
Es wird die heiße Luft, wenns regnet, lau und kühl,
Und wirkt, auf unsre Haut, ein schaudrigtes Gefühl.
Die Düft, indem sie um uns fliegen,
Erregen unsrer Brust
Zwar eine, doch nicht oft gefühlte, Lust,
Und leider! meistentheils ein unvermerkt, Vergnügen.
Das eine zeitlang her, bestaubte, welke Gras
Wird, durch das reine Naß,
Gereinigt und getränkt. Ein lieblich Dunkelgrün
Scheint Laub und Kraut so dann zu überziehn;
Ein schwärzlich Dunkelbraun färbt Acker, Feld und Land;
Die Klösse kleben jetzt; es steht der rege Sand;
Es leget sich der flüchtge Staub;
Die Blumen, die erfrischt, sind jetzt noch eins so schön,
Durch ihren dunklen Grund, erhöhet, anzusehn;
Es rollen hier und dort, auf ihr gesteiftes Laub,
Die runden Tröpfgen, wie Krystallen,
Darin spielt eine weisse Gluht,
Ein Schimmer, der, wie Silber, rein,
Ein Diamanten-gleicher Schein.
Auf der sonst glatt- und ebnen Fluth,
Erregt der Tropfen rauschend Fallen,
Ein
Vergnuͤgung bey regnichtem Wetter
Vergnuͤgung
bey regnichtem Wetter im Sommer.
Uns Menſchen kann ſo gar der Regen,
Wenn wir nur auf denſelben achten,
Und die genetzte Welt betrachten,
Zur Luſt und auch zum Dank bewegen.
Es wird die heiße Luft, wenns regnet, lau und kuͤhl,
Und wirkt, auf unſre Haut, ein ſchaudrigtes Gefuͤhl.
Die Duͤft, indem ſie um uns fliegen,
Erregen unſrer Bruſt
Zwar eine, doch nicht oft gefuͤhlte, Luſt,
Und leider! meiſtentheils ein unvermerkt, Vergnuͤgen.
Das eine zeitlang her, beſtaubte, welke Gras
Wird, durch das reine Naß,
Gereinigt und getraͤnkt. Ein lieblich Dunkelgruͤn
Scheint Laub und Kraut ſo dann zu uͤberziehn;
Ein ſchwaͤrzlich Dunkelbraun faͤrbt Acker, Feld und Land;
Die Kloͤſſe kleben jetzt; es ſteht der rege Sand;
Es leget ſich der fluͤchtge Staub;
Die Blumen, die erfriſcht, ſind jetzt noch eins ſo ſchoͤn,
Durch ihren dunklen Grund, erhoͤhet, anzuſehn;
Es rollen hier und dort, auf ihr geſteiftes Laub,
Die runden Troͤpfgen, wie Kryſtallen,
Darin ſpielt eine weiſſe Gluht,
Ein Schimmer, der, wie Silber, rein,
Ein Diamanten-gleicher Schein.
Auf der ſonſt glatt- und ebnen Fluth,
Erregt der Tropfen rauſchend Fallen,
Ein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0152" n="128"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vergnu&#x0364;gung bey regnichtem Wetter</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Vergnu&#x0364;gung<lb/>
bey regnichtem Wetter im Sommer.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">U</hi>ns Men&#x017F;chen kann &#x017F;o gar der Regen,</l><lb/>
            <l>Wenn wir nur auf den&#x017F;elben achten,</l><lb/>
            <l>Und die genetzte Welt betrachten,</l><lb/>
            <l>Zur Lu&#x017F;t und auch zum Dank bewegen.</l><lb/>
            <l>Es wird die heiße Luft, wenns regnet, lau und ku&#x0364;hl,</l><lb/>
            <l>Und wirkt, auf un&#x017F;re Haut, ein &#x017F;chaudrigtes Gefu&#x0364;hl.</l><lb/>
            <l>Die Du&#x0364;ft, indem &#x017F;ie um uns fliegen,</l><lb/>
            <l>Erregen un&#x017F;rer Bru&#x017F;t</l><lb/>
            <l>Zwar eine, doch nicht oft gefu&#x0364;hlte, Lu&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Und leider! mei&#x017F;tentheils ein unvermerkt, Vergnu&#x0364;gen.</l><lb/>
            <l>Das eine zeitlang her, be&#x017F;taubte, welke Gras</l><lb/>
            <l>Wird, durch das reine Naß,</l><lb/>
            <l>Gereinigt und getra&#x0364;nkt. Ein lieblich Dunkelgru&#x0364;n</l><lb/>
            <l>Scheint Laub und Kraut &#x017F;o dann zu u&#x0364;berziehn;</l><lb/>
            <l>Ein &#x017F;chwa&#x0364;rzlich Dunkelbraun fa&#x0364;rbt Acker, Feld und Land;</l><lb/>
            <l>Die Klo&#x0364;&#x017F;&#x017F;e kleben jetzt; es &#x017F;teht der rege Sand;</l><lb/>
            <l>Es leget &#x017F;ich der flu&#x0364;chtge Staub;</l><lb/>
            <l>Die Blumen, die erfri&#x017F;cht, &#x017F;ind jetzt noch eins &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n,</l><lb/>
            <l>Durch ihren dunklen Grund, erho&#x0364;het, anzu&#x017F;ehn;</l><lb/>
            <l>Es rollen hier und dort, auf ihr ge&#x017F;teiftes Laub,</l><lb/>
            <l>Die runden Tro&#x0364;pfgen, wie Kry&#x017F;tallen,</l><lb/>
            <l>Darin &#x017F;pielt eine wei&#x017F;&#x017F;e Gluht,</l><lb/>
            <l>Ein Schimmer, der, wie Silber, rein,</l><lb/>
            <l>Ein Diamanten-gleicher Schein.</l><lb/>
            <l>Auf der &#x017F;on&#x017F;t glatt- und ebnen Fluth,</l><lb/>
            <l>Erregt der Tropfen rau&#x017F;chend Fallen,</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Ein</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[128/0152] Vergnuͤgung bey regnichtem Wetter Vergnuͤgung bey regnichtem Wetter im Sommer. Uns Menſchen kann ſo gar der Regen, Wenn wir nur auf denſelben achten, Und die genetzte Welt betrachten, Zur Luſt und auch zum Dank bewegen. Es wird die heiße Luft, wenns regnet, lau und kuͤhl, Und wirkt, auf unſre Haut, ein ſchaudrigtes Gefuͤhl. Die Duͤft, indem ſie um uns fliegen, Erregen unſrer Bruſt Zwar eine, doch nicht oft gefuͤhlte, Luſt, Und leider! meiſtentheils ein unvermerkt, Vergnuͤgen. Das eine zeitlang her, beſtaubte, welke Gras Wird, durch das reine Naß, Gereinigt und getraͤnkt. Ein lieblich Dunkelgruͤn Scheint Laub und Kraut ſo dann zu uͤberziehn; Ein ſchwaͤrzlich Dunkelbraun faͤrbt Acker, Feld und Land; Die Kloͤſſe kleben jetzt; es ſteht der rege Sand; Es leget ſich der fluͤchtge Staub; Die Blumen, die erfriſcht, ſind jetzt noch eins ſo ſchoͤn, Durch ihren dunklen Grund, erhoͤhet, anzuſehn; Es rollen hier und dort, auf ihr geſteiftes Laub, Die runden Troͤpfgen, wie Kryſtallen, Darin ſpielt eine weiſſe Gluht, Ein Schimmer, der, wie Silber, rein, Ein Diamanten-gleicher Schein. Auf der ſonſt glatt- und ebnen Fluth, Erregt der Tropfen rauſchend Fallen, Ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/152
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/152>, abgerufen am 29.03.2024.