Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
Beweisgrund gegen die Alchimisten.
Beweisgrund
gegen die Alchimisten.
Daß in den Blumen Honig stecket,
Hat uns die Bien allein entdecket.
Man kann auch Honig, ohne sie,
Auch mit der allergrößten Müh,
Unmöglich aus den Blumen bringen.
Daß Milch aus Kräutern zu erzwingen,
Wär unserm menschlichen Verstand
Und blieb uns stetig unbekannt;
Es zeigen solches unsre Küh.
Auch wär unmöglich, ohne Vieh,
Auf andre Weise, durch Filtriren,
Durch Mengen und durch Distilliren,
Mit noch so viel gemischten Sachen,
Aus Gras und Kräutern, Milch zu machen.
Natur hat zu derselben Wesen
Nur eine Weise sich erlesen.
Wenn nun in der Metallen Reich
Auf eine gleiche Weise, gleich
Die Anordnungen möglich wären,
Jn Gold ein gröbers zu verkehren;
Muß denn nicht jeder zugestehn,
Dem Schöpfer der Natur zum Preise,
Es könn, auf eine andre Weise,
Als die Natur dazu ersehn,
Mit keiner Möglichkeit geschehn?


Defi-
Beweisgrund gegen die Alchimiſten.
Beweisgrund
gegen die Alchimiſten.
Daß in den Blumen Honig ſtecket,
Hat uns die Bien allein entdecket.
Man kann auch Honig, ohne ſie,
Auch mit der allergroͤßten Muͤh,
Unmoͤglich aus den Blumen bringen.
Daß Milch aus Kraͤutern zu erzwingen,
Waͤr unſerm menſchlichen Verſtand
Und blieb uns ſtetig unbekannt;
Es zeigen ſolches unſre Kuͤh.
Auch waͤr unmoͤglich, ohne Vieh,
Auf andre Weiſe, durch Filtriren,
Durch Mengen und durch Diſtilliren,
Mit noch ſo viel gemiſchten Sachen,
Aus Gras und Kraͤutern, Milch zu machen.
Natur hat zu derſelben Weſen
Nur eine Weiſe ſich erleſen.
Wenn nun in der Metallen Reich
Auf eine gleiche Weiſe, gleich
Die Anordnungen moͤglich waͤren,
Jn Gold ein groͤbers zu verkehren;
Muß denn nicht jeder zugeſtehn,
Dem Schoͤpfer der Natur zum Preiſe,
Es koͤnn, auf eine andre Weiſe,
Als die Natur dazu erſehn,
Mit keiner Moͤglichkeit geſchehn?


Defi-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0391" n="367"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Beweisgrund gegen die Alchimi&#x017F;ten.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Beweisgrund<lb/>
gegen die Alchimi&#x017F;ten.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>aß in den Blumen Honig &#x017F;tecket,</l><lb/>
            <l>Hat uns die Bien allein entdecket.</l><lb/>
            <l>Man kann auch Honig, ohne &#x017F;ie,</l><lb/>
            <l>Auch mit der allergro&#x0364;ßten Mu&#x0364;h,</l><lb/>
            <l>Unmo&#x0364;glich aus den Blumen bringen.</l><lb/>
            <l>Daß Milch aus Kra&#x0364;utern zu erzwingen,</l><lb/>
            <l>Wa&#x0364;r un&#x017F;erm men&#x017F;chlichen Ver&#x017F;tand</l><lb/>
            <l>Und blieb uns &#x017F;tetig unbekannt;</l><lb/>
            <l>Es zeigen &#x017F;olches un&#x017F;re Ku&#x0364;h.</l><lb/>
            <l>Auch wa&#x0364;r unmo&#x0364;glich, ohne Vieh,</l><lb/>
            <l>Auf andre Wei&#x017F;e, durch Filtriren,</l><lb/>
            <l>Durch Mengen und durch Di&#x017F;tilliren,</l><lb/>
            <l>Mit noch &#x017F;o viel gemi&#x017F;chten Sachen,</l><lb/>
            <l>Aus Gras und Kra&#x0364;utern, Milch zu machen.</l><lb/>
            <l>Natur hat zu der&#x017F;elben We&#x017F;en</l><lb/>
            <l>Nur eine Wei&#x017F;e &#x017F;ich erle&#x017F;en.</l><lb/>
            <l>Wenn nun in der Metallen Reich</l><lb/>
            <l>Auf eine gleiche Wei&#x017F;e, gleich</l><lb/>
            <l>Die Anordnungen mo&#x0364;glich wa&#x0364;ren,</l><lb/>
            <l>Jn Gold ein gro&#x0364;bers zu verkehren;</l><lb/>
            <l>Muß denn nicht jeder zuge&#x017F;tehn,</l><lb/>
            <l>Dem Scho&#x0364;pfer der Natur zum Prei&#x017F;e,</l><lb/>
            <l>Es ko&#x0364;nn, auf eine andre Wei&#x017F;e,</l><lb/>
            <l>Als die Natur dazu er&#x017F;ehn,</l><lb/>
            <l>Mit keiner Mo&#x0364;glichkeit ge&#x017F;chehn?</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Defi-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[367/0391] Beweisgrund gegen die Alchimiſten. Beweisgrund gegen die Alchimiſten. Daß in den Blumen Honig ſtecket, Hat uns die Bien allein entdecket. Man kann auch Honig, ohne ſie, Auch mit der allergroͤßten Muͤh, Unmoͤglich aus den Blumen bringen. Daß Milch aus Kraͤutern zu erzwingen, Waͤr unſerm menſchlichen Verſtand Und blieb uns ſtetig unbekannt; Es zeigen ſolches unſre Kuͤh. Auch waͤr unmoͤglich, ohne Vieh, Auf andre Weiſe, durch Filtriren, Durch Mengen und durch Diſtilliren, Mit noch ſo viel gemiſchten Sachen, Aus Gras und Kraͤutern, Milch zu machen. Natur hat zu derſelben Weſen Nur eine Weiſe ſich erleſen. Wenn nun in der Metallen Reich Auf eine gleiche Weiſe, gleich Die Anordnungen moͤglich waͤren, Jn Gold ein groͤbers zu verkehren; Muß denn nicht jeder zugeſtehn, Dem Schoͤpfer der Natur zum Preiſe, Es koͤnn, auf eine andre Weiſe, Als die Natur dazu erſehn, Mit keiner Moͤglichkeit geſchehn? Defi-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/391
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/391>, abgerufen am 18.04.2024.