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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

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Himmels-Betrachtungen.
Himmels-Betrachtungen.
Jch hatte jüngst, am späten Abend, verschiednes uns zur
Lehr geschrieben,

Als ich mich, durch die Heiterkeit des Himmels, kräftig ange-
trieben,

Und gleichsam recht gereizet fand, die Schaaren der gestirn-
ten Höhen,

Zu meiner Lust, doch mehr zum Ruhm des Herrn der Schaa-
ren, anzusehen.
Jch nahm die Kinder mit heraus, um ihre Seelen auch
zu rühren,

Und, durch dieß würdigste Spectakel, sie, auf der Wunder
Quell, zu führen.

Wir senkten unsre rege Blicke in den Saphiernen Abgrunds-
Thal,

Bewunderten, von so viel Lichtern, so wohl den stets verschied-
nen Stral,

Als ihr beständig reges Funkeln, doch noch am meisten ihre
Zahl.
Jndeß nimmt einer meiner Söhne, mein Jochim Wilhelm,
ungefehr

Ein ihm geschenktes Perspectiv, bemüht sich, in den tiefen
Gründen,

Den Jupiter, der ihm vor andern am hellsten schien, dadurch
zu finden,

Und giebt, so bald er ihn gefunden, mit Jauchzen mir sein
Fernglas her,

Um diesen großen Glanz zu sehen. Jch nahm es, brauchts,
und stutzte ganz,
Ob
Himmels-Betrachtungen.
Himmels-Betrachtungen.
Jch hatte juͤngſt, am ſpaͤten Abend, verſchiednes uns zur
Lehr geſchrieben,

Als ich mich, durch die Heiterkeit des Himmels, kraͤftig ange-
trieben,

Und gleichſam recht gereizet fand, die Schaaren der geſtirn-
ten Hoͤhen,

Zu meiner Luſt, doch mehr zum Ruhm des Herrn der Schaa-
ren, anzuſehen.
Jch nahm die Kinder mit heraus, um ihre Seelen auch
zu ruͤhren,

Und, durch dieß wuͤrdigſte Spectakel, ſie, auf der Wunder
Quell, zu fuͤhren.

Wir ſenkten unſre rege Blicke in den Saphiernen Abgrunds-
Thal,

Bewunderten, von ſo viel Lichtern, ſo wohl den ſtets verſchied-
nen Stral,

Als ihr beſtaͤndig reges Funkeln, doch noch am meiſten ihre
Zahl.
Jndeß nimmt einer meiner Soͤhne, mein Jochim Wilhelm,
ungefehr

Ein ihm geſchenktes Perſpectiv, bemuͤht ſich, in den tiefen
Gruͤnden,

Den Jupiter, der ihm vor andern am hellſten ſchien, dadurch
zu finden,

Und giebt, ſo bald er ihn gefunden, mit Jauchzen mir ſein
Fernglas her,

Um dieſen großen Glanz zu ſehen. Jch nahm es, brauchts,
und ſtutzte ganz,
Ob
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[440/0464] Himmels-Betrachtungen. Himmels-Betrachtungen. Jch hatte juͤngſt, am ſpaͤten Abend, verſchiednes uns zur Lehr geſchrieben, Als ich mich, durch die Heiterkeit des Himmels, kraͤftig ange- trieben, Und gleichſam recht gereizet fand, die Schaaren der geſtirn- ten Hoͤhen, Zu meiner Luſt, doch mehr zum Ruhm des Herrn der Schaa- ren, anzuſehen. Jch nahm die Kinder mit heraus, um ihre Seelen auch zu ruͤhren, Und, durch dieß wuͤrdigſte Spectakel, ſie, auf der Wunder Quell, zu fuͤhren. Wir ſenkten unſre rege Blicke in den Saphiernen Abgrunds- Thal, Bewunderten, von ſo viel Lichtern, ſo wohl den ſtets verſchied- nen Stral, Als ihr beſtaͤndig reges Funkeln, doch noch am meiſten ihre Zahl. Jndeß nimmt einer meiner Soͤhne, mein Jochim Wilhelm, ungefehr Ein ihm geſchenktes Perſpectiv, bemuͤht ſich, in den tiefen Gruͤnden, Den Jupiter, der ihm vor andern am hellſten ſchien, dadurch zu finden, Und giebt, ſo bald er ihn gefunden, mit Jauchzen mir ſein Fernglas her, Um dieſen großen Glanz zu ſehen. Jch nahm es, brauchts, und ſtutzte ganz, Ob

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/464>, abgerufen am 25.04.2024.