Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
Vernünftiges Gebeth.
Vernünftiges
Gebeth.
Dieweil es nicht in unsrer Macht,
Zu denken immer, wie wir sollen,
Zu glauben alles, was wir wollen:
So nehmet doch die Zeit in Acht,
Wenn nicht zu viele Leidenschaften,
Durch Umständ, an den Sinnen haften,
Und rufet, mit Vertrauen, dann,
Und einem kindlich-brünstgen Triebe,
Den Schöpfer um die Weisheit an:
So wird er, als die ewge Liebe,
Ein solches wohlgemeyntes Flehn,
Voll väterlicher Güte, sehn,
Und voller ewgen Zärtlichkeiten,
Euch schon auf solche Wege leiten,
Damit ihr seinen guten Willen,
Bey eurem Hierseyn, mögt erfüllen.


Klägli-
Vernuͤnftiges Gebeth.
Vernuͤnftiges
Gebeth.
Dieweil es nicht in unſrer Macht,
Zu denken immer, wie wir ſollen,
Zu glauben alles, was wir wollen:
So nehmet doch die Zeit in Acht,
Wenn nicht zu viele Leidenſchaften,
Durch Umſtaͤnd, an den Sinnen haften,
Und rufet, mit Vertrauen, dann,
Und einem kindlich-bruͤnſtgen Triebe,
Den Schoͤpfer um die Weisheit an:
So wird er, als die ewge Liebe,
Ein ſolches wohlgemeyntes Flehn,
Voll vaͤterlicher Guͤte, ſehn,
Und voller ewgen Zaͤrtlichkeiten,
Euch ſchon auf ſolche Wege leiten,
Damit ihr ſeinen guten Willen,
Bey eurem Hierſeyn, moͤgt erfuͤllen.


Klaͤgli-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0526" n="502"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vernu&#x0364;nftiges Gebeth.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Vernu&#x0364;nftiges<lb/>
Gebeth.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>ieweil es nicht in un&#x017F;rer Macht,</l><lb/>
            <l>Zu denken immer, wie wir &#x017F;ollen,</l><lb/>
            <l>Zu glauben alles, was wir wollen:</l><lb/>
            <l>So nehmet doch die Zeit in Acht,</l><lb/>
            <l>Wenn nicht zu viele Leiden&#x017F;chaften,</l><lb/>
            <l>Durch Um&#x017F;ta&#x0364;nd, an den Sinnen haften,</l><lb/>
            <l>Und rufet, mit Vertrauen, dann,</l><lb/>
            <l>Und einem kindlich-bru&#x0364;n&#x017F;tgen Triebe,</l><lb/>
            <l>Den Scho&#x0364;pfer um die Weisheit an:</l><lb/>
            <l>So wird er, als die ewge Liebe,</l><lb/>
            <l>Ein &#x017F;olches wohlgemeyntes Flehn,</l><lb/>
            <l>Voll va&#x0364;terlicher Gu&#x0364;te, &#x017F;ehn,</l><lb/>
            <l>Und voller ewgen Za&#x0364;rtlichkeiten,</l><lb/>
            <l>Euch &#x017F;chon auf &#x017F;olche Wege leiten,</l><lb/>
            <l>Damit ihr &#x017F;einen guten Willen,</l><lb/>
            <l>Bey eurem Hier&#x017F;eyn, mo&#x0364;gt erfu&#x0364;llen.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Kla&#x0364;gli-</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[502/0526] Vernuͤnftiges Gebeth. Vernuͤnftiges Gebeth. Dieweil es nicht in unſrer Macht, Zu denken immer, wie wir ſollen, Zu glauben alles, was wir wollen: So nehmet doch die Zeit in Acht, Wenn nicht zu viele Leidenſchaften, Durch Umſtaͤnd, an den Sinnen haften, Und rufet, mit Vertrauen, dann, Und einem kindlich-bruͤnſtgen Triebe, Den Schoͤpfer um die Weisheit an: So wird er, als die ewge Liebe, Ein ſolches wohlgemeyntes Flehn, Voll vaͤterlicher Guͤte, ſehn, Und voller ewgen Zaͤrtlichkeiten, Euch ſchon auf ſolche Wege leiten, Damit ihr ſeinen guten Willen, Bey eurem Hierſeyn, moͤgt erfuͤllen. Klaͤgli-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/526
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 502. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/526>, abgerufen am 24.04.2024.