Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
Ueber D. Trillers IIten Theil,
Ueber Tit.
Herrn D. Trillers IIten Theil
seiner poetischen Betrachtungen.
Wer sollt es glauben, daß auch Schriften
Von solchem Werth, als deine seyn,
Die so gelehrt, als ungemein,
Dennoch was Böses können stiften?
Und dennoch ist es jüngst geschehen,
Wer dächt es wohl? so gar bey mir.
Beschämt michs gleich: Will ich es dir,
Geliebtster Freund, dennoch gestehen.
Jch will das Jnnerste der Seelen,
Deckt man gleich Fehler gerne zu,
Für einen solchen Freund, als du,
Doch im geringsten nicht verhehlen.
Jch fing, dein herrlich Buch zu lesen,
Mit Anmuth und Bewundrung, an.
Ach! daß ichs nicht beschreiben kann,
Wie wohl mir da zu Muth gewesen!
Jch sah, auf allen Blättern, Stralen,
Von Anmuth, und ein geistig Licht.
Mich deucht, es sähe mein Gesicht
Sich den Naturgeist selber malen.
Je mehr ich las', je mehr entbrannte
Dein geistig Feur in lichter Loh,
Wobey ich immer mehr, wie froh
Jch durch die Schönheit ward, erkannte.
Bis
Ueber D. Trillers IIten Theil,
Ueber Tit.
Herrn D. Trillers IIten Theil
ſeiner poetiſchen Betrachtungen.
Wer ſollt es glauben, daß auch Schriften
Von ſolchem Werth, als deine ſeyn,
Die ſo gelehrt, als ungemein,
Dennoch was Boͤſes koͤnnen ſtiften?
Und dennoch iſt es juͤngſt geſchehen,
Wer daͤcht es wohl? ſo gar bey mir.
Beſchaͤmt michs gleich: Will ich es dir,
Geliebtſter Freund, dennoch geſtehen.
Jch will das Jnnerſte der Seelen,
Deckt man gleich Fehler gerne zu,
Fuͤr einen ſolchen Freund, als du,
Doch im geringſten nicht verhehlen.
Jch fing, dein herrlich Buch zu leſen,
Mit Anmuth und Bewundrung, an.
Ach! daß ichs nicht beſchreiben kann,
Wie wohl mir da zu Muth geweſen!
Jch ſah, auf allen Blaͤttern, Stralen,
Von Anmuth, und ein geiſtig Licht.
Mich deucht, es ſaͤhe mein Geſicht
Sich den Naturgeiſt ſelber malen.
Je mehr ich laſ’, je mehr entbrannte
Dein geiſtig Feur in lichter Loh,
Wobey ich immer mehr, wie froh
Jch durch die Schoͤnheit ward, erkannte.
Bis
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0528" n="504"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Ueber <hi rendition="#aq">D.</hi> Trillers <hi rendition="#aq">II</hi>ten Theil,</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ueber <hi rendition="#aq">Tit.</hi><lb/>
Herrn <hi rendition="#aq">D.</hi> Trillers <hi rendition="#aq">II</hi>ten Theil<lb/>
&#x017F;einer poeti&#x017F;chen Betrachtungen.</hi> </head><lb/>
          <lg n="3">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>er &#x017F;ollt es glauben, daß auch Schriften</l><lb/>
            <l>Von &#x017F;olchem Werth, als deine &#x017F;eyn,</l><lb/>
            <l>Die &#x017F;o gelehrt, als ungemein,</l><lb/>
            <l>Dennoch was Bo&#x0364;&#x017F;es ko&#x0364;nnen &#x017F;tiften?</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <l>Und dennoch i&#x017F;t es ju&#x0364;ng&#x017F;t ge&#x017F;chehen,</l><lb/>
            <l>Wer da&#x0364;cht es wohl? &#x017F;o gar bey mir.</l><lb/>
            <l>Be&#x017F;cha&#x0364;mt michs gleich: Will ich es dir,</l><lb/>
            <l>Geliebt&#x017F;ter Freund, dennoch ge&#x017F;tehen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <l>Jch will das Jnner&#x017F;te der Seelen,</l><lb/>
            <l>Deckt man gleich Fehler gerne zu,</l><lb/>
            <l>Fu&#x0364;r einen &#x017F;olchen Freund, als du,</l><lb/>
            <l>Doch im gering&#x017F;ten nicht verhehlen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="6">
            <l>Jch fing, dein herrlich Buch zu le&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Mit Anmuth und Bewundrung, an.</l><lb/>
            <l>Ach! daß ichs nicht be&#x017F;chreiben kann,</l><lb/>
            <l>Wie wohl mir da zu Muth gewe&#x017F;en!</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="7">
            <l>Jch &#x017F;ah, auf allen Bla&#x0364;ttern, Stralen,</l><lb/>
            <l>Von Anmuth, und ein gei&#x017F;tig Licht.</l><lb/>
            <l>Mich deucht, es &#x017F;a&#x0364;he mein Ge&#x017F;icht</l><lb/>
            <l>Sich den Naturgei&#x017F;t &#x017F;elber malen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="8">
            <l>Je mehr ich la&#x017F;&#x2019;, je mehr entbrannte</l><lb/>
            <l>Dein gei&#x017F;tig Feur in lichter Loh,</l><lb/>
            <l>Wobey ich immer mehr, wie froh</l><lb/>
            <l>Jch durch die Scho&#x0364;nheit ward, erkannte.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Bis</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[504/0528] Ueber D. Trillers IIten Theil, Ueber Tit. Herrn D. Trillers IIten Theil ſeiner poetiſchen Betrachtungen. Wer ſollt es glauben, daß auch Schriften Von ſolchem Werth, als deine ſeyn, Die ſo gelehrt, als ungemein, Dennoch was Boͤſes koͤnnen ſtiften? Und dennoch iſt es juͤngſt geſchehen, Wer daͤcht es wohl? ſo gar bey mir. Beſchaͤmt michs gleich: Will ich es dir, Geliebtſter Freund, dennoch geſtehen. Jch will das Jnnerſte der Seelen, Deckt man gleich Fehler gerne zu, Fuͤr einen ſolchen Freund, als du, Doch im geringſten nicht verhehlen. Jch fing, dein herrlich Buch zu leſen, Mit Anmuth und Bewundrung, an. Ach! daß ichs nicht beſchreiben kann, Wie wohl mir da zu Muth geweſen! Jch ſah, auf allen Blaͤttern, Stralen, Von Anmuth, und ein geiſtig Licht. Mich deucht, es ſaͤhe mein Geſicht Sich den Naturgeiſt ſelber malen. Je mehr ich laſ’, je mehr entbrannte Dein geiſtig Feur in lichter Loh, Wobey ich immer mehr, wie froh Jch durch die Schoͤnheit ward, erkannte. Bis

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/528
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 504. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/528>, abgerufen am 16.04.2024.