Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
Die unglückliche
Unaufmerksamkeit der Menschen,
auch so gar
beym Anblick der Sonnen.
Jndem ich jüngst durch einen Wald,
Und dessen liebliches Gebüsche,
Der kühlen Schatten Aufenthalt,
Jn einem angenehmen Wetter,
Vergnügt spatzier, und mich erfrische;
Erblick ich, durch die jungen Blätter,
Der Sonnen flammende Gestalt,
Bey ganz entwölktem Untergehn,
Auf einmal wunder-wunderschön.
Es flammte durch das zarte Grün,
Das schöner, als Smaragden, schien,
Ein Strahl, der röhter, als Rubien.
Es fiel ein wirklich himmlisch Licht,
Jn diesem Glanz, mir ins Gesicht.
Jch rief verschiedne zu mir her,
Zeigt' ihnen dieses güldne Meer,
Woraus beständig Strahlen quillen,
Die Himmel, Welt und Augen füllen.
(Ach, füllten sie auch unsre Brust!)
Sie sahn es auch mit Freuden an;
Allein es war um ihre Lust,
Jn einem Augenblick, gethan.
Sie sagten: Ey! o das ist schön!
Und kehrten darauf allgemach
Sich abwerts, wie ich fast noch sprach,
Und liessen mich alleine stehn.
Jch
Die ungluͤckliche
Unaufmerkſamkeit der Menſchen,
auch ſo gar
beym Anblick der Sonnen.
Jndem ich juͤngſt durch einen Wald,
Und deſſen liebliches Gebuͤſche,
Der kuͤhlen Schatten Aufenthalt,
Jn einem angenehmen Wetter,
Vergnuͤgt ſpatzier, und mich erfriſche;
Erblick ich, durch die jungen Blaͤtter,
Der Sonnen flammende Geſtalt,
Bey ganz entwoͤlktem Untergehn,
Auf einmal wunder-wunderſchoͤn.
Es flammte durch das zarte Gruͤn,
Das ſchoͤner, als Smaragden, ſchien,
Ein Strahl, der roͤhter, als Rubien.
Es fiel ein wirklich himmliſch Licht,
Jn dieſem Glanz, mir ins Geſicht.
Jch rief verſchiedne zu mir her,
Zeigt’ ihnen dieſes guͤldne Meer,
Woraus beſtaͤndig Strahlen quillen,
Die Himmel, Welt und Augen fuͤllen.
(Ach, fuͤllten ſie auch unſre Bruſt!)
Sie ſahn es auch mit Freuden an;
Allein es war um ihre Luſt,
Jn einem Augenblick, gethan.
Sie ſagten: Ey! o das iſt ſchoͤn!
Und kehrten darauf allgemach
Sich abwerts, wie ich faſt noch ſprach,
Und lieſſen mich alleine ſtehn.
Jch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0154" n="136"/>
          <div n="3">
            <head>Die unglu&#x0364;ckliche<lb/><hi rendition="#b">Unaufmerk&#x017F;amkeit der Men&#x017F;chen,</hi><lb/>
auch &#x017F;o gar<lb/><hi rendition="#b">beym Anblick der Sonnen.</hi></head><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">J</hi>ndem ich ju&#x0364;ng&#x017F;t durch einen Wald,</l><lb/>
                <l>Und de&#x017F;&#x017F;en liebliches Gebu&#x0364;&#x017F;che,</l><lb/>
                <l>Der ku&#x0364;hlen Schatten Aufenthalt,</l><lb/>
                <l>Jn einem angenehmen Wetter,</l><lb/>
                <l>Vergnu&#x0364;gt &#x017F;patzier, und mich erfri&#x017F;che;</l><lb/>
                <l>Erblick ich, durch die jungen Bla&#x0364;tter,</l><lb/>
                <l>Der Sonnen flammende Ge&#x017F;talt,</l><lb/>
                <l>Bey ganz entwo&#x0364;lktem Untergehn,</l><lb/>
                <l>Auf einmal wunder-wunder&#x017F;cho&#x0364;n.</l><lb/>
                <l>Es flammte durch das zarte Gru&#x0364;n,</l><lb/>
                <l>Das &#x017F;cho&#x0364;ner, als Smaragden, &#x017F;chien,</l><lb/>
                <l>Ein Strahl, der ro&#x0364;hter, als Rubien.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="2">
                <l>Es fiel ein wirklich himmli&#x017F;ch Licht,</l><lb/>
                <l>Jn die&#x017F;em Glanz, mir ins Ge&#x017F;icht.</l><lb/>
                <l>Jch rief ver&#x017F;chiedne zu mir her,</l><lb/>
                <l>Zeigt&#x2019; ihnen die&#x017F;es gu&#x0364;ldne Meer,</l><lb/>
                <l>Woraus be&#x017F;ta&#x0364;ndig Strahlen quillen,</l><lb/>
                <l>Die Himmel, Welt und Augen fu&#x0364;llen.</l><lb/>
                <l>(Ach, fu&#x0364;llten &#x017F;ie auch un&#x017F;re Bru&#x017F;t!)</l><lb/>
                <l>Sie &#x017F;ahn es auch mit Freuden an;</l><lb/>
                <l>Allein es war um ihre Lu&#x017F;t,</l><lb/>
                <l>Jn einem Augenblick, gethan.</l><lb/>
                <l>Sie &#x017F;agten: Ey! o das i&#x017F;t &#x017F;cho&#x0364;n!</l><lb/>
                <l>Und kehrten darauf allgemach</l><lb/>
                <l>Sich abwerts, wie ich fa&#x017F;t noch &#x017F;prach,</l><lb/>
                <l>Und lie&#x017F;&#x017F;en mich alleine &#x017F;tehn.</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Jch</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[136/0154] Die ungluͤckliche Unaufmerkſamkeit der Menſchen, auch ſo gar beym Anblick der Sonnen. Jndem ich juͤngſt durch einen Wald, Und deſſen liebliches Gebuͤſche, Der kuͤhlen Schatten Aufenthalt, Jn einem angenehmen Wetter, Vergnuͤgt ſpatzier, und mich erfriſche; Erblick ich, durch die jungen Blaͤtter, Der Sonnen flammende Geſtalt, Bey ganz entwoͤlktem Untergehn, Auf einmal wunder-wunderſchoͤn. Es flammte durch das zarte Gruͤn, Das ſchoͤner, als Smaragden, ſchien, Ein Strahl, der roͤhter, als Rubien. Es fiel ein wirklich himmliſch Licht, Jn dieſem Glanz, mir ins Geſicht. Jch rief verſchiedne zu mir her, Zeigt’ ihnen dieſes guͤldne Meer, Woraus beſtaͤndig Strahlen quillen, Die Himmel, Welt und Augen fuͤllen. (Ach, fuͤllten ſie auch unſre Bruſt!) Sie ſahn es auch mit Freuden an; Allein es war um ihre Luſt, Jn einem Augenblick, gethan. Sie ſagten: Ey! o das iſt ſchoͤn! Und kehrten darauf allgemach Sich abwerts, wie ich faſt noch ſprach, Und lieſſen mich alleine ſtehn. Jch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/154
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/154>, abgerufen am 28.03.2024.