Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
Vier
besondere Wunder des Schöpfers,
von
einer Höhe in Ritzebüttel.
O Gott! durch Den, nebst tausend Gütern, ich hier
noch die besondre Gabe
Des von der Welt entfernten Sitzes, die hoch-erhabne
Einöd', habe,
Dergleichen ich mir längst gewünscht, mein Thürmchen,
wo ich ganz allein,
Von allen weltlichen Geschäften, von Neid und Zank ent-
fernet, lebe,
Und, als nach überstandnem Sturm, in Ruhe, mich zu
Dir erhebe,
Als wie auf einer Warte sitze, und einzig kann beschäftigt
seyn,
Auf einen grossen Theil der Welt mein mit dem Blick ver-
bundnes Denken,
Der Gottheit, die sie schuff, zur Ehr, mit Lust, mit Lob
und Dank zu lenken,
Woselbst mir Himmel, Luft und Wasser und Land und Stern'
und Sonnen-Schein,
So wie sie meiner Augen Vorwürf', auch Vorwürf' mei-
ner Lieder seyn.
Dir dank ich inniglich dafür, erkenne Deine Macht und
Güte,
Mit möglichster Erkenntlichkeit, mit überlegendem Ge-
mühte.
Und weil ich Deines Namens Ruhm und Deines grossen
Wesens Preis
Nicht würdiger verehren kann, nicht besser zu erheben weiß,
Als
Vier
beſondere Wunder des Schoͤpfers,
von
einer Hoͤhe in Ritzebuͤttel.
O Gott! durch Den, nebſt tauſend Guͤtern, ich hier
noch die beſondre Gabe
Des von der Welt entfernten Sitzes, die hoch-erhabne
Einoͤd’, habe,
Dergleichen ich mir laͤngſt gewuͤnſcht, mein Thuͤrmchen,
wo ich ganz allein,
Von allen weltlichen Geſchaͤften, von Neid und Zank ent-
fernet, lebe,
Und, als nach uͤberſtandnem Sturm, in Ruhe, mich zu
Dir erhebe,
Als wie auf einer Warte ſitze, und einzig kann beſchaͤftigt
ſeyn,
Auf einen groſſen Theil der Welt mein mit dem Blick ver-
bundnes Denken,
Der Gottheit, die ſie ſchuff, zur Ehr, mit Luſt, mit Lob
und Dank zu lenken,
Woſelbſt mir Himmel, Luft und Waſſer und Land und Stern’
und Sonnen-Schein,
So wie ſie meiner Augen Vorwuͤrf’, auch Vorwuͤrf’ mei-
ner Lieder ſeyn.
Dir dank ich inniglich dafuͤr, erkenne Deine Macht und
Guͤte,
Mit moͤglichſter Erkenntlichkeit, mit uͤberlegendem Ge-
muͤhte.
Und weil ich Deines Namens Ruhm und Deines groſſen
Weſens Preis
Nicht wuͤrdiger verehren kann, nicht beſſer zu erheben weiß,
Als
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0032" n="14"/>
          <div n="3">
            <head>Vier<lb/><hi rendition="#b">be&#x017F;ondere Wunder des Scho&#x0364;pfers,</hi><lb/>
von<lb/><hi rendition="#b">einer Ho&#x0364;he in Ritzebu&#x0364;ttel.</hi></head><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">O</hi> Gott! durch Den, neb&#x017F;t tau&#x017F;end Gu&#x0364;tern, ich hier</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">noch die be&#x017F;ondre Gabe</hi> </l><lb/>
                <l>Des von der Welt entfernten Sitzes, die hoch-erhabne</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Eino&#x0364;d&#x2019;, habe,</hi> </l><lb/>
                <l>Dergleichen ich mir la&#x0364;ng&#x017F;t gewu&#x0364;n&#x017F;cht, mein Thu&#x0364;rmchen,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">wo ich ganz allein,</hi> </l><lb/>
                <l>Von allen weltlichen Ge&#x017F;cha&#x0364;ften, von Neid und Zank ent-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">fernet, lebe,</hi> </l><lb/>
                <l>Und, als nach u&#x0364;ber&#x017F;tandnem Sturm, in Ruhe, mich zu</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Dir erhebe,</hi> </l><lb/>
                <l>Als wie auf einer Warte &#x017F;itze, und einzig kann be&#x017F;cha&#x0364;ftigt</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;eyn,</hi> </l><lb/>
                <l>Auf einen gro&#x017F;&#x017F;en Theil der Welt mein mit dem Blick ver-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">bundnes Denken,</hi> </l><lb/>
                <l>Der Gottheit, die &#x017F;ie &#x017F;chuff, zur Ehr, mit Lu&#x017F;t, mit Lob</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">und Dank zu lenken,</hi> </l><lb/>
                <l>Wo&#x017F;elb&#x017F;t mir Himmel, Luft und Wa&#x017F;&#x017F;er und Land und Stern&#x2019;</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">und Sonnen-Schein,</hi> </l><lb/>
                <l>So wie &#x017F;ie meiner Augen Vorwu&#x0364;rf&#x2019;, auch Vorwu&#x0364;rf&#x2019; mei-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">ner Lieder &#x017F;eyn.</hi> </l><lb/>
                <l>Dir dank ich inniglich dafu&#x0364;r, erkenne Deine Macht und</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Gu&#x0364;te,</hi> </l><lb/>
                <l>Mit mo&#x0364;glich&#x017F;ter Erkenntlichkeit, mit u&#x0364;berlegendem Ge-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">mu&#x0364;hte.</hi> </l><lb/>
                <l>Und weil ich Deines Namens Ruhm und Deines gro&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">We&#x017F;ens Preis</hi> </l><lb/>
                <l>Nicht wu&#x0364;rdiger verehren kann, nicht be&#x017F;&#x017F;er zu erheben weiß,</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Als</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[14/0032] Vier beſondere Wunder des Schoͤpfers, von einer Hoͤhe in Ritzebuͤttel. O Gott! durch Den, nebſt tauſend Guͤtern, ich hier noch die beſondre Gabe Des von der Welt entfernten Sitzes, die hoch-erhabne Einoͤd’, habe, Dergleichen ich mir laͤngſt gewuͤnſcht, mein Thuͤrmchen, wo ich ganz allein, Von allen weltlichen Geſchaͤften, von Neid und Zank ent- fernet, lebe, Und, als nach uͤberſtandnem Sturm, in Ruhe, mich zu Dir erhebe, Als wie auf einer Warte ſitze, und einzig kann beſchaͤftigt ſeyn, Auf einen groſſen Theil der Welt mein mit dem Blick ver- bundnes Denken, Der Gottheit, die ſie ſchuff, zur Ehr, mit Luſt, mit Lob und Dank zu lenken, Woſelbſt mir Himmel, Luft und Waſſer und Land und Stern’ und Sonnen-Schein, So wie ſie meiner Augen Vorwuͤrf’, auch Vorwuͤrf’ mei- ner Lieder ſeyn. Dir dank ich inniglich dafuͤr, erkenne Deine Macht und Guͤte, Mit moͤglichſter Erkenntlichkeit, mit uͤberlegendem Ge- muͤhte. Und weil ich Deines Namens Ruhm und Deines groſſen Weſens Preis Nicht wuͤrdiger verehren kann, nicht beſſer zu erheben weiß, Als

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/32
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/32>, abgerufen am 19.04.2024.