Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Lehrender Schau-Platz
in Ritzebüttel.
Es wird von einem grünen Schau-Platz das hoch erhabne
Schloß umringet,
Der mit den Fenstern gleicher Höh'. Auf diesem Schau-
Platz sahe man,
Als wie aus einer Gallerie, manch lehrreich Schau-Spiel
öfters an,
Das denen, die mit Ernst drauf achten, so Nutzen als Ver-
gnügen bringet.
Es ist der Schau-Platz so errichtet, von solcher Höhe,
so bequehm,
Daß man, aus unsern offnen Fenstern, auf selbigen, recht
angenehm,
Die Spieler spielen sehen kann.
Es stellt das grünende Theater die Unschuld, Ruhe, Lust
und Zier
Des Sorgen- losen Hirten-Standes recht lebhaft und natür-
lich für.
Die hier agirende Personen erbauen, durch ihr Beyspiel,
mehr,
Wenn wir auf ihr Betragen achten,
Die Eintracht, die Verträglichkeit, die Sanftmuht und
Geduld betrachten,
Als wenn, mit eitelm Wort-Gepränge, aus einer trocknen
Sitten-Lehr,
Die, der sie lehret, selbst nicht hält, viel' öfters uns viel
Prahlens machten.
Damit
U 2
Lehrender Schau-Platz
in Ritzebuͤttel.
Es wird von einem gruͤnen Schau-Platz das hoch erhabne
Schloß umringet,
Der mit den Fenſtern gleicher Hoͤh’. Auf dieſem Schau-
Platz ſahe man,
Als wie aus einer Gallerie, manch lehrreich Schau-Spiel
oͤfters an,
Das denen, die mit Ernſt drauf achten, ſo Nutzen als Ver-
gnuͤgen bringet.
Es iſt der Schau-Platz ſo errichtet, von ſolcher Hoͤhe,
ſo bequehm,
Daß man, aus unſern offnen Fenſtern, auf ſelbigen, recht
angenehm,
Die Spieler ſpielen ſehen kann.
Es ſtellt das gruͤnende Theater die Unſchuld, Ruhe, Luſt
und Zier
Des Sorgen- loſen Hirten-Standes recht lebhaft und natuͤr-
lich fuͤr.
Die hier agirende Perſonen erbauen, durch ihr Beyſpiel,
mehr,
Wenn wir auf ihr Betragen achten,
Die Eintracht, die Vertraͤglichkeit, die Sanftmuht und
Geduld betrachten,
Als wenn, mit eitelm Wort-Gepraͤnge, aus einer trocknen
Sitten-Lehr,
Die, der ſie lehret, ſelbſt nicht haͤlt, viel’ oͤfters uns viel
Prahlens machten.
Damit
U 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0325" n="307"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Lehrender Schau-Platz<lb/>
in Ritzebu&#x0364;ttel.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">E</hi>s wird von einem gru&#x0364;nen Schau-Platz das hoch erhabne</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Schloß umringet,</hi> </l><lb/>
                <l>Der mit den Fen&#x017F;tern gleicher Ho&#x0364;h&#x2019;. Auf die&#x017F;em Schau-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Platz &#x017F;ahe man,</hi> </l><lb/>
                <l>Als wie aus einer Gallerie, manch lehrreich Schau-Spiel</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">o&#x0364;fters an,</hi> </l><lb/>
                <l>Das denen, die mit Ern&#x017F;t drauf achten, &#x017F;o Nutzen als Ver-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">gnu&#x0364;gen bringet.</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <lg n="2">
                <l>Es i&#x017F;t der Schau-Platz &#x017F;o errichtet, von &#x017F;olcher Ho&#x0364;he,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;o bequehm,</hi> </l><lb/>
                <l>Daß man, aus un&#x017F;ern offnen Fen&#x017F;tern, auf &#x017F;elbigen, recht</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">angenehm,</hi> </l><lb/>
                <l>Die Spieler &#x017F;pielen &#x017F;ehen kann.</l><lb/>
                <l>Es &#x017F;tellt das gru&#x0364;nende Theater die Un&#x017F;chuld, Ruhe, Lu&#x017F;t</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">und Zier</hi> </l><lb/>
                <l>Des Sorgen- lo&#x017F;en Hirten-Standes recht lebhaft und natu&#x0364;r-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">lich fu&#x0364;r.</hi> </l><lb/>
                <l>Die hier agirende Per&#x017F;onen erbauen, durch ihr Bey&#x017F;piel,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">mehr,</hi> </l><lb/>
                <l>Wenn wir auf ihr Betragen achten,</l><lb/>
                <l>Die Eintracht, die Vertra&#x0364;glichkeit, die Sanftmuht und</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Geduld betrachten,</hi> </l><lb/>
                <l>Als wenn, mit eitelm Wort-Gepra&#x0364;nge, aus einer trocknen</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Sitten-Lehr,</hi> </l><lb/>
                <l>Die, der &#x017F;ie lehret, &#x017F;elb&#x017F;t nicht ha&#x0364;lt, viel&#x2019; o&#x0364;fters uns viel</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Prahlens machten.</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">U 2</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Damit</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[307/0325] Lehrender Schau-Platz in Ritzebuͤttel. Es wird von einem gruͤnen Schau-Platz das hoch erhabne Schloß umringet, Der mit den Fenſtern gleicher Hoͤh’. Auf dieſem Schau- Platz ſahe man, Als wie aus einer Gallerie, manch lehrreich Schau-Spiel oͤfters an, Das denen, die mit Ernſt drauf achten, ſo Nutzen als Ver- gnuͤgen bringet. Es iſt der Schau-Platz ſo errichtet, von ſolcher Hoͤhe, ſo bequehm, Daß man, aus unſern offnen Fenſtern, auf ſelbigen, recht angenehm, Die Spieler ſpielen ſehen kann. Es ſtellt das gruͤnende Theater die Unſchuld, Ruhe, Luſt und Zier Des Sorgen- loſen Hirten-Standes recht lebhaft und natuͤr- lich fuͤr. Die hier agirende Perſonen erbauen, durch ihr Beyſpiel, mehr, Wenn wir auf ihr Betragen achten, Die Eintracht, die Vertraͤglichkeit, die Sanftmuht und Geduld betrachten, Als wenn, mit eitelm Wort-Gepraͤnge, aus einer trocknen Sitten-Lehr, Die, der ſie lehret, ſelbſt nicht haͤlt, viel’ oͤfters uns viel Prahlens machten. Damit U 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/325
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/325>, abgerufen am 24.04.2024.