Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
Der gerettete Knabe.
GOtt Lob! daß er errettet ist! Dir, HErr! sey Dan[k,]
daß er erhalten!
Da, ausser dem Zusammenlauf verschiedner Umständ',
er erkalten,
Und, ohne Hülf', ersaufen müssen. Die Umständ' alle
scheinen klein,
Doch sieht man den Zusammenhang, mit etwas Ueber-
legen, ein;
So findet sich, wenn nur ein Glied aus dieser Kette wo
gefehlet,
Die Hülfe wär umsonst gewesen, und läge Garlieb itzt
entseelet.
So ist es ja ganz überzeuglich, daß hier kein blindes Un-
gefehr
So manchen Umstand, welcher nöhtig, zu rechter Stunde
hergeführet,
Nein, daß die Macht, voll Lieb und Weisheit, wie überall,
auch hier regieret.
Damit nun dieß, wie, leider! vieles, nicht auch geschwinde
sey vergessen;
So will ich diesen Fall erzehlen, und GOttes Huld dabey
ermessen.
Jch stand, um meines Schlosses Graben beschäftigt
einen Weg zu führen,
Und, um ihn Regel-recht zu haben, mit Linien ihn abzu-
schnüren.
Der Gärtner hatt', an jener Seite, sie fest zu machen
angefangen,
Als
Der gerettete Knabe.
GOtt Lob! daß er errettet iſt! Dir, HErr! ſey Dan[k,]
daß er erhalten!
Da, auſſer dem Zuſammenlauf verſchiedner Umſtaͤnd’,
er erkalten,
Und, ohne Huͤlf’, erſaufen muͤſſen. Die Umſtaͤnd’ alle
ſcheinen klein,
Doch ſieht man den Zuſammenhang, mit etwas Ueber-
legen, ein;
So findet ſich, wenn nur ein Glied aus dieſer Kette wo
gefehlet,
Die Huͤlfe waͤr umſonſt geweſen, und laͤge Garlieb itzt
entſeelet.
So iſt es ja ganz uͤberzeuglich, daß hier kein blindes Un-
gefehr
So manchen Umſtand, welcher noͤhtig, zu rechter Stunde
hergefuͤhret,
Nein, daß die Macht, voll Lieb und Weisheit, wie uͤberall,
auch hier regieret.
Damit nun dieß, wie, leider! vieles, nicht auch geſchwinde
ſey vergeſſen;
So will ich dieſen Fall erzehlen, und GOttes Huld dabey
ermeſſen.
Jch ſtand, um meines Schloſſes Graben beſchaͤftigt
einen Weg zu fuͤhren,
Und, um ihn Regel-recht zu haben, mit Linien ihn abzu-
ſchnuͤren.
Der Gaͤrtner hatt’, an jener Seite, ſie feſt zu machen
angefangen,
Als
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0532" n="514"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Der gerettete Knabe.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">G</hi>Ott Lob! daß er errettet i&#x017F;t! Dir, HErr! &#x017F;ey Dan<supplied>k,</supplied></l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">daß er erhalten!</hi> </l><lb/>
                <l>Da, au&#x017F;&#x017F;er dem Zu&#x017F;ammenlauf ver&#x017F;chiedner Um&#x017F;ta&#x0364;nd&#x2019;,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">er erkalten,</hi> </l><lb/>
                <l>Und, ohne Hu&#x0364;lf&#x2019;, er&#x017F;aufen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Die Um&#x017F;ta&#x0364;nd&#x2019; alle</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;cheinen klein,</hi> </l><lb/>
                <l>Doch &#x017F;ieht man den Zu&#x017F;ammenhang, mit etwas Ueber-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">legen, ein;</hi> </l><lb/>
                <l>So findet &#x017F;ich, wenn nur ein Glied aus die&#x017F;er Kette wo</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">gefehlet,</hi> </l><lb/>
                <l>Die Hu&#x0364;lfe wa&#x0364;r um&#x017F;on&#x017F;t gewe&#x017F;en, und la&#x0364;ge <hi rendition="#fr">Garlieb</hi> itzt</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">ent&#x017F;eelet.</hi> </l><lb/>
                <l>So i&#x017F;t es ja ganz u&#x0364;berzeuglich, daß hier kein blindes Un-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">gefehr</hi> </l><lb/>
                <l>So manchen Um&#x017F;tand, welcher no&#x0364;htig, zu rechter Stunde</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">hergefu&#x0364;hret,</hi> </l><lb/>
                <l>Nein, daß die Macht, voll Lieb und Weisheit, wie u&#x0364;berall,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">auch hier regieret.</hi> </l><lb/>
                <l>Damit nun dieß, wie, leider! vieles, nicht auch ge&#x017F;chwinde</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;ey verge&#x017F;&#x017F;en;</hi> </l><lb/>
                <l>So will ich die&#x017F;en Fall erzehlen, und GOttes Huld dabey</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">erme&#x017F;&#x017F;en.</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <lg n="2">
                <l>Jch &#x017F;tand, um meines Schlo&#x017F;&#x017F;es Graben be&#x017F;cha&#x0364;ftigt</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">einen Weg zu fu&#x0364;hren,</hi> </l><lb/>
                <l>Und, um ihn Regel-recht zu haben, mit Linien ihn abzu-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chnu&#x0364;ren.</hi> </l><lb/>
                <l>Der Ga&#x0364;rtner hatt&#x2019;, an jener Seite, &#x017F;ie fe&#x017F;t zu machen</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">angefangen,</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Als</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[514/0532] Der gerettete Knabe. GOtt Lob! daß er errettet iſt! Dir, HErr! ſey Dank, daß er erhalten! Da, auſſer dem Zuſammenlauf verſchiedner Umſtaͤnd’, er erkalten, Und, ohne Huͤlf’, erſaufen muͤſſen. Die Umſtaͤnd’ alle ſcheinen klein, Doch ſieht man den Zuſammenhang, mit etwas Ueber- legen, ein; So findet ſich, wenn nur ein Glied aus dieſer Kette wo gefehlet, Die Huͤlfe waͤr umſonſt geweſen, und laͤge Garlieb itzt entſeelet. So iſt es ja ganz uͤberzeuglich, daß hier kein blindes Un- gefehr So manchen Umſtand, welcher noͤhtig, zu rechter Stunde hergefuͤhret, Nein, daß die Macht, voll Lieb und Weisheit, wie uͤberall, auch hier regieret. Damit nun dieß, wie, leider! vieles, nicht auch geſchwinde ſey vergeſſen; So will ich dieſen Fall erzehlen, und GOttes Huld dabey ermeſſen. Jch ſtand, um meines Schloſſes Graben beſchaͤftigt einen Weg zu fuͤhren, Und, um ihn Regel-recht zu haben, mit Linien ihn abzu- ſchnuͤren. Der Gaͤrtner hatt’, an jener Seite, ſie feſt zu machen angefangen, Als

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/532
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 514. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/532>, abgerufen am 23.04.2024.