Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite
Gedanken über Rosen.
Auf einer Stiege, woran Hecken
Von Rosen, beyde Seiten, decken,
Wovon die aufgebrochne Menge,
Ein lieb- und herrliches Gepränge,
Den drob erstaunten Augen, zeigt;
Da, wenn man auf- und abwärts steigt,
Sie fast Geländer, von Rubinen
Und von Smaragd formieret, schienen:
Auf dieser Stiege hatte sich, von frischen Rosen halb
beschattet,

Und halb von ihrem Parasol, mein Marianchen hin-
gesetzt.

Jch sahe, (von ihr ungesehn) vom Gehen ziemlich
abgemattet,

Auf einem Rasen-Bänkchen sitzend, von Blättern der
Allee bedeckt,

Wie sie an einer großen Rose, vor andern, Nas' und
Blick ergetzt.
Jhr Hand-Buch, die Zufriedenheit des großen Hoff-
manns, hatte sie

Jnzwischen bey sich hingelegt, um in der spielenden
Natur,

Nach der vorhin gelesnen Lehre, die allen fast verborgne
Spur

Des Schöpfers aller Welt zu finden. Sie drehete, mit
süßer Müh,
Die
H 3
Gedanken uͤber Roſen.
Auf einer Stiege, woran Hecken
Von Roſen, beyde Seiten, decken,
Wovon die aufgebrochne Menge,
Ein lieb- und herrliches Gepraͤnge,
Den drob erſtaunten Augen, zeigt;
Da, wenn man auf- und abwaͤrts ſteigt,
Sie faſt Gelaͤnder, von Rubinen
Und von Smaragd formieret, ſchienen:
Auf dieſer Stiege hatte ſich, von friſchen Roſen halb
beſchattet,

Und halb von ihrem Paraſol, mein Marianchen hin-
geſetzt.

Jch ſahe, (von ihr ungeſehn) vom Gehen ziemlich
abgemattet,

Auf einem Raſen-Baͤnkchen ſitzend, von Blaͤttern der
Allee bedeckt,

Wie ſie an einer großen Roſe, vor andern, Naſ’ und
Blick ergetzt.
Jhr Hand-Buch, die Zufriedenheit des großen Hoff-
manns, hatte ſie

Jnzwiſchen bey ſich hingelegt, um in der ſpielenden
Natur,

Nach der vorhin geleſnen Lehre, die allen faſt verborgne
Spur

Des Schoͤpfers aller Welt zu finden. Sie drehete, mit
ſuͤßer Muͤh,
Die
H 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0131" n="117"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Gedanken u&#x0364;ber Ro&#x017F;en.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">A</hi>uf einer Stiege, woran Hecken</l><lb/>
                <l>Von Ro&#x017F;en, beyde Seiten, decken,</l><lb/>
                <l>Wovon die aufgebrochne Menge,</l><lb/>
                <l>Ein lieb- und herrliches Gepra&#x0364;nge,</l><lb/>
                <l>Den drob er&#x017F;taunten Augen, zeigt;</l><lb/>
                <l>Da, wenn man auf- und abwa&#x0364;rts &#x017F;teigt,</l><lb/>
                <l>Sie fa&#x017F;t Gela&#x0364;nder, von Rubinen</l><lb/>
                <l>Und von Smaragd formieret, &#x017F;chienen:</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="2">
                <l>Auf die&#x017F;er Stiege hatte &#x017F;ich, von fri&#x017F;chen Ro&#x017F;en halb<lb/><hi rendition="#et">be&#x017F;chattet,</hi></l><lb/>
                <l>Und halb von ihrem Para&#x017F;ol, mein <hi rendition="#fr">Marianchen</hi> hin-<lb/><hi rendition="#et">ge&#x017F;etzt.</hi></l><lb/>
                <l>Jch &#x017F;ahe, (von ihr unge&#x017F;ehn) vom Gehen ziemlich<lb/><hi rendition="#et">abgemattet,</hi></l><lb/>
                <l>Auf einem Ra&#x017F;en-Ba&#x0364;nkchen &#x017F;itzend, von Bla&#x0364;ttern der<lb/><hi rendition="#et">Allee bedeckt,</hi></l><lb/>
                <l>Wie &#x017F;ie an einer großen Ro&#x017F;e, vor andern, Na&#x017F;&#x2019; und<lb/><hi rendition="#et">Blick ergetzt.</hi></l>
              </lg><lb/>
              <lg n="3">
                <l>Jhr Hand-Buch, die <hi rendition="#fr">Zufriedenheit</hi> des großen <hi rendition="#fr">Hoff-</hi><lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">manns,</hi> hatte &#x017F;ie</hi></l><lb/>
                <l>Jnzwi&#x017F;chen bey &#x017F;ich hingelegt, um in der &#x017F;pielenden<lb/><hi rendition="#et">Natur,</hi></l><lb/>
                <l>Nach der vorhin gele&#x017F;nen Lehre, die allen fa&#x017F;t verborgne<lb/><hi rendition="#et">Spur</hi></l><lb/>
                <l>Des Scho&#x0364;pfers aller Welt zu finden. Sie drehete, mit<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;u&#x0364;ßer Mu&#x0364;h,</hi></l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">H 3</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[117/0131] Gedanken uͤber Roſen. Auf einer Stiege, woran Hecken Von Roſen, beyde Seiten, decken, Wovon die aufgebrochne Menge, Ein lieb- und herrliches Gepraͤnge, Den drob erſtaunten Augen, zeigt; Da, wenn man auf- und abwaͤrts ſteigt, Sie faſt Gelaͤnder, von Rubinen Und von Smaragd formieret, ſchienen: Auf dieſer Stiege hatte ſich, von friſchen Roſen halb beſchattet, Und halb von ihrem Paraſol, mein Marianchen hin- geſetzt. Jch ſahe, (von ihr ungeſehn) vom Gehen ziemlich abgemattet, Auf einem Raſen-Baͤnkchen ſitzend, von Blaͤttern der Allee bedeckt, Wie ſie an einer großen Roſe, vor andern, Naſ’ und Blick ergetzt. Jhr Hand-Buch, die Zufriedenheit des großen Hoff- manns, hatte ſie Jnzwiſchen bey ſich hingelegt, um in der ſpielenden Natur, Nach der vorhin geleſnen Lehre, die allen faſt verborgne Spur Des Schoͤpfers aller Welt zu finden. Sie drehete, mit ſuͤßer Muͤh, Die H 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/131
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/131>, abgerufen am 19.04.2024.