Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite
Lob des Schöpfers in den
Geschöpfen.
Des Silber-weissen Mondes Schein,
Der, heiter und entwölkt, in sanftem Lichte
strahlet,

Und jetzt die Schilderey der Welt,
Da er sie bloß durch Schatten mahlet,
Jn einer Zeichnung uns vor Augen stellt,
Als wäre sie getuscht, dringt nicht allein
Jn mein Gesicht; er dringt zugleich hinein
Jn meinen Geist: Die Seele wird gerühret,
Und zu desselben Quell, die Sonne, ja so gar
Zur Quell des Sonnen-Lichts, empor geführet.
Mir stellt der Schöpfer Selbst Sich, in Gedanken
dar;

Und sink' ich, voller Ehrfurcht, Lust,
Und für Erstaunen fast erstarrt,
Ob Seiner meinem Geist so nahen Gegenwart,
Da Seine Lieb', im hellen Firmament,
Mit Weisheit und mit Macht vereinet,
So wunderwürdig strahlt, so helle scheinet,
So herrlich funkelt, flammt und brennt,
Jn feuriger Bewundrung, nieder:
Es quillen aus der fast entzückten Brust,
Zum Opfer, brünstige Lob- Dank- und Freuden-Lieder.
Was
Lob des Schoͤpfers in den
Geſchoͤpfen.
Des Silber-weiſſen Mondes Schein,
Der, heiter und entwoͤlkt, in ſanftem Lichte
ſtrahlet,

Und jetzt die Schilderey der Welt,
Da er ſie bloß durch Schatten mahlet,
Jn einer Zeichnung uns vor Augen ſtellt,
Als waͤre ſie getuſcht, dringt nicht allein
Jn mein Geſicht; er dringt zugleich hinein
Jn meinen Geiſt: Die Seele wird geruͤhret,
Und zu deſſelben Quell, die Sonne, ja ſo gar
Zur Quell des Sonnen-Lichts, empor gefuͤhret.
Mir ſtellt der Schoͤpfer Selbſt Sich, in Gedanken
dar;

Und ſink’ ich, voller Ehrfurcht, Luſt,
Und fuͤr Erſtaunen faſt erſtarrt,
Ob Seiner meinem Geiſt ſo nahen Gegenwart,
Da Seine Lieb’, im hellen Firmament,
Mit Weisheit und mit Macht vereinet,
So wunderwuͤrdig ſtrahlt, ſo helle ſcheinet,
So herrlich funkelt, flammt und brennt,
Jn feuriger Bewundrung, nieder:
Es quillen aus der faſt entzuͤckten Bruſt,
Zum Opfer, bruͤnſtige Lob- Dank- und Freuden-Lieder.
Was
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0208" n="194"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Lob des Scho&#x0364;pfers in den<lb/>
Ge&#x017F;cho&#x0364;pfen.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">D</hi>es Silber-wei&#x017F;&#x017F;en Mondes Schein,</l><lb/>
                <l>Der, heiter und entwo&#x0364;lkt, in &#x017F;anftem Lichte<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;trahlet,</hi></l><lb/>
                <l>Und jetzt die Schilderey der Welt,</l><lb/>
                <l>Da er &#x017F;ie bloß durch Schatten mahlet,</l><lb/>
                <l>Jn einer Zeichnung uns vor Augen &#x017F;tellt,</l><lb/>
                <l>Als wa&#x0364;re &#x017F;ie getu&#x017F;cht, dringt nicht allein</l><lb/>
                <l>Jn mein Ge&#x017F;icht; er dringt zugleich hinein</l><lb/>
                <l>Jn meinen Gei&#x017F;t: Die Seele wird geru&#x0364;hret,</l><lb/>
                <l>Und zu de&#x017F;&#x017F;elben Quell, die Sonne, ja &#x017F;o gar</l><lb/>
                <l>Zur Quell des Sonnen-Lichts, empor gefu&#x0364;hret.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="2">
                <l>Mir &#x017F;tellt der Scho&#x0364;pfer Selb&#x017F;t Sich, in Gedanken<lb/><hi rendition="#et">dar;</hi></l><lb/>
                <l>Und &#x017F;ink&#x2019; ich, voller Ehrfurcht, Lu&#x017F;t,</l><lb/>
                <l>Und fu&#x0364;r Er&#x017F;taunen fa&#x017F;t er&#x017F;tarrt,</l><lb/>
                <l>Ob Seiner meinem Gei&#x017F;t &#x017F;o nahen Gegenwart,</l><lb/>
                <l>Da Seine Lieb&#x2019;, im hellen Firmament,</l><lb/>
                <l>Mit Weisheit und mit Macht vereinet,</l><lb/>
                <l>So wunderwu&#x0364;rdig &#x017F;trahlt, &#x017F;o helle &#x017F;cheinet,</l><lb/>
                <l>So herrlich funkelt, flammt und brennt,</l><lb/>
                <l>Jn feuriger Bewundrung, nieder:</l><lb/>
                <l>Es quillen aus der fa&#x017F;t entzu&#x0364;ckten Bru&#x017F;t,</l><lb/>
                <l>Zum Opfer, bru&#x0364;n&#x017F;tige Lob- Dank- und Freuden-Lieder.</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Was</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[194/0208] Lob des Schoͤpfers in den Geſchoͤpfen. Des Silber-weiſſen Mondes Schein, Der, heiter und entwoͤlkt, in ſanftem Lichte ſtrahlet, Und jetzt die Schilderey der Welt, Da er ſie bloß durch Schatten mahlet, Jn einer Zeichnung uns vor Augen ſtellt, Als waͤre ſie getuſcht, dringt nicht allein Jn mein Geſicht; er dringt zugleich hinein Jn meinen Geiſt: Die Seele wird geruͤhret, Und zu deſſelben Quell, die Sonne, ja ſo gar Zur Quell des Sonnen-Lichts, empor gefuͤhret. Mir ſtellt der Schoͤpfer Selbſt Sich, in Gedanken dar; Und ſink’ ich, voller Ehrfurcht, Luſt, Und fuͤr Erſtaunen faſt erſtarrt, Ob Seiner meinem Geiſt ſo nahen Gegenwart, Da Seine Lieb’, im hellen Firmament, Mit Weisheit und mit Macht vereinet, So wunderwuͤrdig ſtrahlt, ſo helle ſcheinet, So herrlich funkelt, flammt und brennt, Jn feuriger Bewundrung, nieder: Es quillen aus der faſt entzuͤckten Bruſt, Zum Opfer, bruͤnſtige Lob- Dank- und Freuden-Lieder. Was

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/208
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/208>, abgerufen am 28.03.2024.