Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite
Labsal der Sinne im Frühlinge.
Jn, ganz von balsamirten Düften
Erfüllt- und fast beschwehrten, Lüften
Erschallt zugleich ein tzwitschernd Klingen
Verliebter Vögelchen; ihr hell und schmeichlend Singen
Rührt, wie der Kräuter Duft die Nase rührt, das Ohr.
Den Augen stellt das Heer der Bluhmen
Nicht nur die Felder aus Jdumen;
Ein neues Eden, gleichsam vor.
Des Zephirs Hauch, bald lau, bald kühl,
Erquickt die Seele, durchs Gefühl.
Jn Früchten kann sie, durch das Schmecken,
Noch eine neue Lust entdecken.
Kurz: Durch das, was man riecht, fühlt, höret,
und erblicket,

Auch schmecket, wird die Seel', auf so viel Art, entzücket,
Wenn sie ihr Denken nur mit ihren Sinnen bindet;
Zumal, wenn sie darinn der Wesen Urstand findet.


Früh-
Labſal der Sinne im Fruͤhlinge.
Jn, ganz von balſamirten Duͤften
Erfuͤllt- und faſt beſchwehrten, Luͤften
Erſchallt zugleich ein tzwitſchernd Klingen
Verliebter Voͤgelchen; ihr hell und ſchmeichlend Singen
Ruͤhrt, wie der Kraͤuter Duft die Naſe ruͤhrt, das Ohr.
Den Augen ſtellt das Heer der Bluhmen
Nicht nur die Felder aus Jdumen;
Ein neues Eden, gleichſam vor.
Des Zephirs Hauch, bald lau, bald kuͤhl,
Erquickt die Seele, durchs Gefuͤhl.
Jn Fruͤchten kann ſie, durch das Schmecken,
Noch eine neue Luſt entdecken.
Kurz: Durch das, was man riecht, fuͤhlt, hoͤret,
und erblicket,

Auch ſchmecket, wird die Seel’, auf ſo viel Art, entzuͤcket,
Wenn ſie ihr Denken nur mit ihren Sinnen bindet;
Zumal, wenn ſie darinn der Weſen Urſtand findet.


Fruͤh-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0075" n="61"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Lab&#x017F;al der Sinne im Fru&#x0364;hlinge.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">J</hi>n, ganz von bal&#x017F;amirten Du&#x0364;ften</l><lb/>
                <l>Erfu&#x0364;llt- und fa&#x017F;t be&#x017F;chwehrten, Lu&#x0364;ften</l><lb/>
                <l>Er&#x017F;challt zugleich ein tzwit&#x017F;chernd Klingen</l><lb/>
                <l>Verliebter Vo&#x0364;gelchen; ihr hell und &#x017F;chmeichlend Singen</l><lb/>
                <l>Ru&#x0364;hrt, wie der Kra&#x0364;uter Duft die <hi rendition="#fr">Na&#x017F;e</hi> ru&#x0364;hrt, das <hi rendition="#fr">Ohr.</hi></l><lb/>
                <l>Den <hi rendition="#fr">Augen</hi> &#x017F;tellt das Heer der Bluhmen</l><lb/>
                <l>Nicht nur die Felder aus Jdumen;</l><lb/>
                <l>Ein neues Eden, gleich&#x017F;am vor.</l><lb/>
                <l>Des Zephirs Hauch, bald lau, bald ku&#x0364;hl,</l><lb/>
                <l>Erquickt die Seele, durchs <hi rendition="#fr">Gefu&#x0364;hl.</hi></l><lb/>
                <l>Jn Fru&#x0364;chten kann &#x017F;ie, durch das <hi rendition="#fr">Schmecken,</hi></l><lb/>
                <l>Noch eine neue Lu&#x017F;t entdecken.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="2">
                <l>Kurz: Durch das, was man <hi rendition="#fr">riecht, fu&#x0364;hlt, ho&#x0364;ret,</hi><lb/><hi rendition="#et">und <hi rendition="#fr">erblicket,</hi></hi></l><lb/>
                <l>Auch <hi rendition="#fr">&#x017F;chmecket,</hi> wird die Seel&#x2019;, auf &#x017F;o viel Art, entzu&#x0364;cket,</l><lb/>
                <l>Wenn &#x017F;ie ihr Denken nur mit ihren Sinnen bindet;</l><lb/>
                <l>Zumal, wenn &#x017F;ie darinn der We&#x017F;en Ur&#x017F;tand findet.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Fru&#x0364;h-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[61/0075] Labſal der Sinne im Fruͤhlinge. Jn, ganz von balſamirten Duͤften Erfuͤllt- und faſt beſchwehrten, Luͤften Erſchallt zugleich ein tzwitſchernd Klingen Verliebter Voͤgelchen; ihr hell und ſchmeichlend Singen Ruͤhrt, wie der Kraͤuter Duft die Naſe ruͤhrt, das Ohr. Den Augen ſtellt das Heer der Bluhmen Nicht nur die Felder aus Jdumen; Ein neues Eden, gleichſam vor. Des Zephirs Hauch, bald lau, bald kuͤhl, Erquickt die Seele, durchs Gefuͤhl. Jn Fruͤchten kann ſie, durch das Schmecken, Noch eine neue Luſt entdecken. Kurz: Durch das, was man riecht, fuͤhlt, hoͤret, und erblicket, Auch ſchmecket, wird die Seel’, auf ſo viel Art, entzuͤcket, Wenn ſie ihr Denken nur mit ihren Sinnen bindet; Zumal, wenn ſie darinn der Weſen Urſtand findet. Fruͤh-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/75
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/75>, abgerufen am 29.03.2024.