Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite

Mittel gegen die Unachtsamkeit.
Beyder concentrirte Kräfte werden denn zuerst erblicken,
Wie die Werke der Natur sich Bewunderns-würdig
schmücken,

Dadurch muß und wird Bewundrung in der regen Seel'
entstehn.

Man wird tausend Ding' entdecken, die man nie vorher
gesehn.

Dann wird der gerührte Geist, da er so viel Wunder
spühret,

Jn der neu empfundnen Lust, zu der Wunder-Quell geführet,
Und von Andacht, Lieb' und Ehrfurcht inniglich erfüllet
werden,

Gegen den allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erden,
Der gewollt, daß sie entstünden, und der uns für ihre
Pracht,

Durch der Sinnen Wunderwerke, wunderbar empfindlich
macht,

Ja, dabey uns noch die Kraft, zu erwegen und zu denken:
Daß wir alles Jhm zu danken; uns gewürdiget, zu
schenken.



Verboth

Mittel gegen die Unachtſamkeit.
Beyder concentrirte Kraͤfte werden denn zuerſt erblicken,
Wie die Werke der Natur ſich Bewunderns-wuͤrdig
ſchmuͤcken,

Dadurch muß und wird Bewundrung in der regen Seel’
entſtehn.

Man wird tauſend Ding’ entdecken, die man nie vorher
geſehn.

Dann wird der geruͤhrte Geiſt, da er ſo viel Wunder
ſpuͤhret,

Jn der neu empfundnen Luſt, zu der Wunder-Quell gefuͤhret,
Und von Andacht, Lieb’ und Ehrfurcht inniglich erfuͤllet
werden,

Gegen den allmaͤchtigen Schoͤpfer Himmels und der Erden,
Der gewollt, daß ſie entſtuͤnden, und der uns fuͤr ihre
Pracht,

Durch der Sinnen Wunderwerke, wunderbar empfindlich
macht,

Ja, dabey uns noch die Kraft, zu erwegen und zu denken:
Daß wir alles Jhm zu danken; uns gewuͤrdiget, zu
ſchenken.



Verboth
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <lg n="2">
                <pb facs="#f0587" n="573"/>
                <fw place="top" type="header">Mittel gegen die Unacht&#x017F;amkeit.</fw><lb/>
                <l>Beyder concentrirte Kra&#x0364;fte werden denn zuer&#x017F;t erblicken,</l><lb/>
                <l>Wie die Werke der Natur &#x017F;ich Bewunderns-wu&#x0364;rdig<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chmu&#x0364;cken,</hi></l><lb/>
                <l>Dadurch muß und wird Bewundrung in der regen Seel&#x2019;<lb/><hi rendition="#et">ent&#x017F;tehn.</hi></l><lb/>
                <l>Man wird tau&#x017F;end Ding&#x2019; entdecken, die man nie vorher<lb/><hi rendition="#et">ge&#x017F;ehn.</hi></l><lb/>
                <l>Dann wird der geru&#x0364;hrte Gei&#x017F;t, da er &#x017F;o viel Wunder<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;pu&#x0364;hret,</hi></l><lb/>
                <l>Jn der neu empfundnen Lu&#x017F;t, zu der Wunder-Quell gefu&#x0364;hret,</l><lb/>
                <l>Und von Andacht, Lieb&#x2019; und Ehrfurcht inniglich erfu&#x0364;llet<lb/><hi rendition="#et">werden,</hi></l><lb/>
                <l>Gegen den allma&#x0364;chtigen Scho&#x0364;pfer Himmels und der Erden,</l><lb/>
                <l>Der gewollt, daß &#x017F;ie ent&#x017F;tu&#x0364;nden, und der uns fu&#x0364;r ihre<lb/><hi rendition="#et">Pracht,</hi></l><lb/>
                <l>Durch der Sinnen Wunderwerke, wunderbar empfindlich<lb/><hi rendition="#et">macht,</hi></l><lb/>
                <l>Ja, dabey uns noch die Kraft, zu erwegen und zu denken:</l><lb/>
                <l><hi rendition="#fr">Daß wir alles Jhm zu danken;</hi> uns gewu&#x0364;rdiget, zu<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chenken.</hi></l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Verboth</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[573/0587] Mittel gegen die Unachtſamkeit. Beyder concentrirte Kraͤfte werden denn zuerſt erblicken, Wie die Werke der Natur ſich Bewunderns-wuͤrdig ſchmuͤcken, Dadurch muß und wird Bewundrung in der regen Seel’ entſtehn. Man wird tauſend Ding’ entdecken, die man nie vorher geſehn. Dann wird der geruͤhrte Geiſt, da er ſo viel Wunder ſpuͤhret, Jn der neu empfundnen Luſt, zu der Wunder-Quell gefuͤhret, Und von Andacht, Lieb’ und Ehrfurcht inniglich erfuͤllet werden, Gegen den allmaͤchtigen Schoͤpfer Himmels und der Erden, Der gewollt, daß ſie entſtuͤnden, und der uns fuͤr ihre Pracht, Durch der Sinnen Wunderwerke, wunderbar empfindlich macht, Ja, dabey uns noch die Kraft, zu erwegen und zu denken: Daß wir alles Jhm zu danken; uns gewuͤrdiget, zu ſchenken. Verboth

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/587
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 573. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/587>, abgerufen am 18.04.2024.