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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 1. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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stattet, kehrte er nach Lübeck zurück,
unterrichtete hier erst vertretungs-
weise im Lateinischen am Katharineum
und übernahm dann 1855 die Leitung
der Ernestinenschule, einer höheren
Mädchenschule. Diese Tätigkeit, ob-
wohl ursprünglich nur für wenige
Jahre beabsichtigt, wurde ihm mehr
und mehr lieb, so daß er, nachdem er
seinen Hausstand gegründet hatte,
15 Jahre darin verharrte. Seit 1865
gehörte er auch als Mitglied der Lü-
becker Oberschulbehörde an. Diese
ganze Periode seines Lebens wurde
nicht nur durch seine amtliche Tätig-
keit, sondern auch durch eifrige Be-
schäftigung mit den früher erwählten
wissenschaftlichen Fächern, durch Rei-
sen nach England, Frankreich, Hol-
land u. Jtalien, durch die Teilnahme
am öffentlichen Leben u. a. ausgefüllt
und durch innigen Verkehr mit Em.
Geibel und andern bedeutenden Män-
nern verschönt. Nachdem er 1870 die
preußische Oberlehrerprüfung bestan-
den und in Leipzig die Doktorwürde
erlangt hatte, wurde er Oberlehrer
am Realgymnasium in Elberfeld, aber
schon 1871 zum Mitdirektor des Ly-
zeums in Straßburg im Elsaß be-
rufen, dessen Leitung er seit 1879
allein führte, und das er zu hoher
Blüte erhob. Als aber Meinungsver-
schiedenheiten über prinzipielle Schul-
fragen zwischen dem Statthalter Ed-
win von Manteuffel und Deecke ent-
standen, und der letztere seine Ansicht
in den "Plaudereien über Schule u.
Haus" (2 Hefte, 1884) ruhig und
würdevoll verteidigte, wurde D. auf
Veranlassung des Statthalters, aller-
dings unter voller Anerkennung sei-
ner bisherigen Leistungen, im Herbst
1884 als Gymnasialdirektor nach
Buchsweiler im Unterelsaß versetzt.
Von hier aus kam er unter dem Statt-
halter Fürsten von Hohenlohe-Schil-
lingsfürst mit Beginn des Jahres
1890 in gleicher Eigenschaft nach Mül-
hausen i. Elsaß, wo er bis zu seinem
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Tode wirkte. Ende 1896 suchte er
Hilfe gegen ein schweres Leiden in
Straßburg, doch starb er dort bereits
am 2. Januar 1897. Er hat die Re-
sultate seiner philologischen For-
schungen über die Etrusker, Kyprier
und Fallisker in mehreren Werken
niedergelegt. Außerdem veröffent-
lichte er

S:

Schillers Auffassung des
Künstlerberufs, 1862. - Wilhelm
v. Bippen, ein Gelehrtenleben, 1867.
- Heimatklänge (Ge.), 1870. - Er-
innerungen an Emanuel Geibel, 1885.
- Jtalien; II, 1898.

Deeg, Johann Georg,

wurde am
8. Oktbr. 1814 (nicht 1815) auf der
in Regnitzlosau bei Hof (Bayern) ein-
gepfarrten "Zech" als der Sohn armer
Eltern geboren und hütete bis zu
seinem zwölften Jahre das Vieh, wo-
bei er sich fleißig dem Genusse poe-
tischer Lektüre hingab. Verwandte
brachten ihn dann auf das Gymna-
sium zu Hof, welches er infolge seiner
hervorragenden Beanlagung rasch
durchlief. Seit 1834 studierte er in
München, besonders unter Schelling,
Dölling u. a., und siedelte im Som-
mer 1837 nach Heidelberg über, wo
er zum Dr. phil. promoviert wurde
u. sich später als Privatdozent habi-
litierte. Er starb daselbst bereits am
6. März 1846. Seine Bekannten be-
wunderten stets sein tiefes, vielseiti-
ges Wissen, sein beispielloses Gedächt-
nis und seine gewandte Dialektik.

S:


Gedichte (mit dram. Fragment "Wi-
tukind"), 1843.

*Deeken, Richard,

ein Sohn des
Oberamtsgerichtsrats L. Deecken aus
Damme in Oldenburg, wurde am 16.
Juni 1874 in Westede (Oldenburg)
geboren und trat nach abgelegtem
Abiturientenexamen Ostern 1893 beim
westfälischen Feldartillerieregiment
Nr. 7 in die preußische Armee ein.
Seit 1894 Offizier, machte er als sol-
cher 1900 u. 1901 Studienreisen nach
Amerika, Samoa, Australien, Neu-
Guinea und Jndien, nahm 1902 sei-

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ſtattet, kehrte er nach Lübeck zurück,
unterrichtete hier erſt vertretungs-
weiſe im Lateiniſchen am Katharineum
und übernahm dann 1855 die Leitung
der Erneſtinenſchule, einer höheren
Mädchenſchule. Dieſe Tätigkeit, ob-
wohl urſprünglich nur für wenige
Jahre beabſichtigt, wurde ihm mehr
und mehr lieb, ſo daß er, nachdem er
ſeinen Hausſtand gegründet hatte,
15 Jahre darin verharrte. Seit 1865
gehörte er auch als Mitglied der Lü-
becker Oberſchulbehörde an. Dieſe
ganze Periode ſeines Lebens wurde
nicht nur durch ſeine amtliche Tätig-
keit, ſondern auch durch eifrige Be-
ſchäftigung mit den früher erwählten
wiſſenſchaftlichen Fächern, durch Rei-
ſen nach England, Frankreich, Hol-
land u. Jtalien, durch die Teilnahme
am öffentlichen Leben u. a. ausgefüllt
und durch innigen Verkehr mit Em.
Geibel und andern bedeutenden Män-
nern verſchönt. Nachdem er 1870 die
preußiſche Oberlehrerprüfung beſtan-
den und in Leipzig die Doktorwürde
erlangt hatte, wurde er Oberlehrer
am Realgymnaſium in Elberfeld, aber
ſchon 1871 zum Mitdirektor des Ly-
zeums in Straßburg im Elſaß be-
rufen, deſſen Leitung er ſeit 1879
allein führte, und das er zu hoher
Blüte erhob. Als aber Meinungsver-
ſchiedenheiten über prinzipielle Schul-
fragen zwiſchen dem Statthalter Ed-
win von Manteuffel und Deecke ent-
ſtanden, und der letztere ſeine Anſicht
in den „Plaudereien über Schule u.
Haus“ (2 Hefte, 1884) ruhig und
würdevoll verteidigte, wurde D. auf
Veranlaſſung des Statthalters, aller-
dings unter voller Anerkennung ſei-
ner bisherigen Leiſtungen, im Herbſt
1884 als Gymnaſialdirektor nach
Buchsweiler im Unterelſaß verſetzt.
Von hier aus kam er unter dem Statt-
halter Fürſten von Hohenlohe-Schil-
lingsfürſt mit Beginn des Jahres
1890 in gleicher Eigenſchaft nach Mül-
hauſen i. Elſaß, wo er bis zu ſeinem
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Dee
Tode wirkte. Ende 1896 ſuchte er
Hilfe gegen ein ſchweres Leiden in
Straßburg, doch ſtarb er dort bereits
am 2. Januar 1897. Er hat die Re-
ſultate ſeiner philologiſchen For-
ſchungen über die Etrusker, Kyprier
und Fallisker in mehreren Werken
niedergelegt. Außerdem veröffent-
lichte er

S:

Schillers Auffaſſung des
Künſtlerberufs, 1862. – Wilhelm
v. Bippen, ein Gelehrtenleben, 1867.
– Heimatklänge (Ge.), 1870. – Er-
innerungen an Emanuel Geibel, 1885.
– Jtalien; II, 1898.

Deeg, Johann Georg,

wurde am
8. Oktbr. 1814 (nicht 1815) auf der
in Regnitzloſau bei Hof (Bayern) ein-
gepfarrten „Zech“ als der Sohn armer
Eltern geboren und hütete bis zu
ſeinem zwölften Jahre das Vieh, wo-
bei er ſich fleißig dem Genuſſe poe-
tiſcher Lektüre hingab. Verwandte
brachten ihn dann auf das Gymna-
ſium zu Hof, welches er infolge ſeiner
hervorragenden Beanlagung raſch
durchlief. Seit 1834 ſtudierte er in
München, beſonders unter Schelling,
Dölling u. a., und ſiedelte im Som-
mer 1837 nach Heidelberg über, wo
er zum Dr. phil. promoviert wurde
u. ſich ſpäter als Privatdozent habi-
litierte. Er ſtarb daſelbſt bereits am
6. März 1846. Seine Bekannten be-
wunderten ſtets ſein tiefes, vielſeiti-
ges Wiſſen, ſein beiſpielloſes Gedächt-
nis und ſeine gewandte Dialektik.

S:


Gedichte (mit dram. Fragment „Wi-
tukind“), 1843.

*Deeken, Richard,

ein Sohn des
Oberamtsgerichtsrats L. Deecken aus
Damme in Oldenburg, wurde am 16.
Juni 1874 in Weſtede (Oldenburg)
geboren und trat nach abgelegtem
Abiturientenexamen Oſtern 1893 beim
weſtfäliſchen Feldartillerieregiment
Nr. 7 in die preußiſche Armee ein.
Seit 1894 Offizier, machte er als ſol-
cher 1900 u. 1901 Studienreiſen nach
Amerika, Samoa, Auſtralien, Neu-
Guinea und Jndien, nahm 1902 ſei-

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[472/0476] Dee Dee ſtattet, kehrte er nach Lübeck zurück, unterrichtete hier erſt vertretungs- weiſe im Lateiniſchen am Katharineum und übernahm dann 1855 die Leitung der Erneſtinenſchule, einer höheren Mädchenſchule. Dieſe Tätigkeit, ob- wohl urſprünglich nur für wenige Jahre beabſichtigt, wurde ihm mehr und mehr lieb, ſo daß er, nachdem er ſeinen Hausſtand gegründet hatte, 15 Jahre darin verharrte. Seit 1865 gehörte er auch als Mitglied der Lü- becker Oberſchulbehörde an. Dieſe ganze Periode ſeines Lebens wurde nicht nur durch ſeine amtliche Tätig- keit, ſondern auch durch eifrige Be- ſchäftigung mit den früher erwählten wiſſenſchaftlichen Fächern, durch Rei- ſen nach England, Frankreich, Hol- land u. Jtalien, durch die Teilnahme am öffentlichen Leben u. a. ausgefüllt und durch innigen Verkehr mit Em. Geibel und andern bedeutenden Män- nern verſchönt. Nachdem er 1870 die preußiſche Oberlehrerprüfung beſtan- den und in Leipzig die Doktorwürde erlangt hatte, wurde er Oberlehrer am Realgymnaſium in Elberfeld, aber ſchon 1871 zum Mitdirektor des Ly- zeums in Straßburg im Elſaß be- rufen, deſſen Leitung er ſeit 1879 allein führte, und das er zu hoher Blüte erhob. Als aber Meinungsver- ſchiedenheiten über prinzipielle Schul- fragen zwiſchen dem Statthalter Ed- win von Manteuffel und Deecke ent- ſtanden, und der letztere ſeine Anſicht in den „Plaudereien über Schule u. Haus“ (2 Hefte, 1884) ruhig und würdevoll verteidigte, wurde D. auf Veranlaſſung des Statthalters, aller- dings unter voller Anerkennung ſei- ner bisherigen Leiſtungen, im Herbſt 1884 als Gymnaſialdirektor nach Buchsweiler im Unterelſaß verſetzt. Von hier aus kam er unter dem Statt- halter Fürſten von Hohenlohe-Schil- lingsfürſt mit Beginn des Jahres 1890 in gleicher Eigenſchaft nach Mül- hauſen i. Elſaß, wo er bis zu ſeinem Tode wirkte. Ende 1896 ſuchte er Hilfe gegen ein ſchweres Leiden in Straßburg, doch ſtarb er dort bereits am 2. Januar 1897. Er hat die Re- ſultate ſeiner philologiſchen For- ſchungen über die Etrusker, Kyprier und Fallisker in mehreren Werken niedergelegt. Außerdem veröffent- lichte er S: Schillers Auffaſſung des Künſtlerberufs, 1862. – Wilhelm v. Bippen, ein Gelehrtenleben, 1867. – Heimatklänge (Ge.), 1870. – Er- innerungen an Emanuel Geibel, 1885. – Jtalien; II, 1898. Deeg, Johann Georg, wurde am 8. Oktbr. 1814 (nicht 1815) auf der in Regnitzloſau bei Hof (Bayern) ein- gepfarrten „Zech“ als der Sohn armer Eltern geboren und hütete bis zu ſeinem zwölften Jahre das Vieh, wo- bei er ſich fleißig dem Genuſſe poe- tiſcher Lektüre hingab. Verwandte brachten ihn dann auf das Gymna- ſium zu Hof, welches er infolge ſeiner hervorragenden Beanlagung raſch durchlief. Seit 1834 ſtudierte er in München, beſonders unter Schelling, Dölling u. a., und ſiedelte im Som- mer 1837 nach Heidelberg über, wo er zum Dr. phil. promoviert wurde u. ſich ſpäter als Privatdozent habi- litierte. Er ſtarb daſelbſt bereits am 6. März 1846. Seine Bekannten be- wunderten ſtets ſein tiefes, vielſeiti- ges Wiſſen, ſein beiſpielloſes Gedächt- nis und ſeine gewandte Dialektik. S: Gedichte (mit dram. Fragment „Wi- tukind“), 1843. *Deeken, Richard, ein Sohn des Oberamtsgerichtsrats L. Deecken aus Damme in Oldenburg, wurde am 16. Juni 1874 in Weſtede (Oldenburg) geboren und trat nach abgelegtem Abiturientenexamen Oſtern 1893 beim weſtfäliſchen Feldartillerieregiment Nr. 7 in die preußiſche Armee ein. Seit 1894 Offizier, machte er als ſol- cher 1900 u. 1901 Studienreiſen nach Amerika, Samoa, Auſtralien, Neu- Guinea und Jndien, nahm 1902 ſei- *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 1. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 472. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon01_1913/476>, abgerufen am 24.04.2024.