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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 2. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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am meisten an, dann die Vorlesun-
gen von Lachmann, Droysen u. Stef-
fens. Jn näheren Verkehr trat er zu
manchen Familien, zu mehreren Pro-
fessoren und bedeutenden Persönlich-
keiten der Literatur und Kunst, zu
Hitzig, Wilibald Alexis, von Üchtritz,
v. Houwald, v. Eichendorff, Kopisch,
Begas, namentlich aber zu seinem
Lübecker Freunde Ernst Curtius, zu
O. F. Gruppe, zu Franz Kugler und
Frau Bettina v. Arnim. Durch letz-
tere und durch v. Savigny war ihm
inzwischen die Stelle eines Erziehers
im Hause des Fürsten Katakazi, des
russischen Gesandten zu Athen, ver-
mittelt worden. Jm März 1838 ver-
ließ er daher Berlin, reiste über
Leipzig u. München durch Tirol nach
Venedig u. Triest und schiffte sich am
16. Mai nach Griechenland ein. Sein
Amt als Lehrer und Erzieher trat er
zunächst in Kephissia, einem der lieb-
lichsten Punkte Attikas, an; aber
schon Mitte Oktober siedelte die Fa-
milie ins Gesandtschafts-Hotel nach
Athen über, und hier gewährte der
tägliche Umgang und Gedankenaus-
tausch mit seinem feinsinnigen Lands-
mann Ernst Curtius dem Dichter die
angenehmste Erholung. Mit demsel-
ben bereiste G. auch im August 1839
die Zykladen im griechischen Archipel,
und eine Frucht dieser Reise der
Freunde waren die gemeinschaftlich
verfaßten "Klassischen Studien", die
sie der Königin von Griechenland
widmen durften, welche sich auch im
Novbr. die beiden Dichter vorstellen
ließ. Jm April 1840 löste G. das
Verhältnis zu dem Fürsten Katakazi
u. reiste über Korfu, Triest u. Wien
nach Lübeck zurück, wo er sich der Zu-
sammenstellung eines Bandes seiner
"Gedichte" widmete, der Michaelis
erschien und Erfolge erreichte, wie
sich wohl selten ein Dichter rühmen
konnte. Jm Sommer des folgenden
Jahres folgte er der Einladung des
edlen und kunstsinnigen Freiherrn
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Karl v. d. Malsburg auf sein Schloß
Escheberg bei Kassel, wo G. ein gan-
zes Jahr blieb, seine Muße zwischen
Übersetzung aus dem Spanischen und
lyrischer u. dramatischer Produktion
teilend. Hier entstanden seine "Zeit-
stimmen", sein geharnischtes Lied
"An Georg Herwegh"; auch vollendete
er seine Tragödie "König Roderich".
Jns Elternhaus im Juni 1842 zu-
rückgekehrt, dachte G. ernstlich daran,
eine Lehrerstelle am Gymnasium in
Lübeck anzunehmen; aber er verwarf
den Gedanken wieder, und da bald
darauf der König Friedrich Wil-
helm IV. dem Dichter eine lebens-
längliche Pension von 300 Talern
bewilligte u. ihn durch diese ehrende
Auszeichnung in die Lage brachte,
sich von nun an mit ruhigerem Sinn
und freierem Umblick der Poesie hin-
geben zu können, fühlte sich G. zu
neuer frischer Tätigkeit begeistert.
Jm Jahre 1843 folgte er einer Ein-
ladung Freiligraths, dem er seine
"Volkslieder u. Romanzen der Spa-
nier" gewidmet hatte, nach St. Goar
an den Rhein und verlebte dort den
Sommer in angenehmster Weise. Jm
September trat er eine Wanderung
ins schöne Schwabenland an, ver-
weilte drei Wochen bei Kerner, ging
dann nach Stuttgart, wo er vom
Könige Wilhelm in einer Audienz
empfangen wurde u. an Cotta einen
neuen Verleger fand, und kehrte bald
nach Ostern 1844 in die Heimat zu-
rück. Wenngleich G. in den folgen-
den Jahren seinen Wohnsitz in Lübeck
beibehielt, so machte er doch alljähr-
lich von dort aus größere Ausflüge,
die ihn stets mit bedeutenden Män-
nern in Berührung brachten. Jm
Januar 1852 wurde G. durch den
König Maximilian II. von Bayern
als dessen Vorleser nach München
berufen und im Mai zum Honorar-
professor bei der philosophischen Fa-
kultät der dortigen Hochschule er-
nannt; auch erhielt er das Jndigenat

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am meiſten an, dann die Vorleſun-
gen von Lachmann, Droyſen u. Stef-
fens. Jn näheren Verkehr trat er zu
manchen Familien, zu mehreren Pro-
feſſoren und bedeutenden Perſönlich-
keiten der Literatur und Kunſt, zu
Hitzig, Wilibald Alexis, von Üchtritz,
v. Houwald, v. Eichendorff, Kopiſch,
Begas, namentlich aber zu ſeinem
Lübecker Freunde Ernſt Curtius, zu
O. F. Gruppe, zu Franz Kugler und
Frau Bettina v. Arnim. Durch letz-
tere und durch v. Savigny war ihm
inzwiſchen die Stelle eines Erziehers
im Hauſe des Fürſten Katakazi, des
ruſſiſchen Geſandten zu Athen, ver-
mittelt worden. Jm März 1838 ver-
ließ er daher Berlin, reiſte über
Leipzig u. München durch Tirol nach
Venedig u. Trieſt und ſchiffte ſich am
16. Mai nach Griechenland ein. Sein
Amt als Lehrer und Erzieher trat er
zunächſt in Kephiſſia, einem der lieb-
lichſten Punkte Attikas, an; aber
ſchon Mitte Oktober ſiedelte die Fa-
milie ins Geſandtſchafts-Hotel nach
Athen über, und hier gewährte der
tägliche Umgang und Gedankenaus-
tauſch mit ſeinem feinſinnigen Lands-
mann Ernſt Curtius dem Dichter die
angenehmſte Erholung. Mit demſel-
ben bereiſte G. auch im Auguſt 1839
die Zykladen im griechiſchen Archipel,
und eine Frucht dieſer Reiſe der
Freunde waren die gemeinſchaftlich
verfaßten „Klaſſiſchen Studien“, die
ſie der Königin von Griechenland
widmen durften, welche ſich auch im
Novbr. die beiden Dichter vorſtellen
ließ. Jm April 1840 löſte G. das
Verhältnis zu dem Fürſten Katakazi
u. reiſte über Korfu, Trieſt u. Wien
nach Lübeck zurück, wo er ſich der Zu-
ſammenſtellung eines Bandes ſeiner
„Gedichte“ widmete, der Michaelis
erſchien und Erfolge erreichte, wie
ſich wohl ſelten ein Dichter rühmen
konnte. Jm Sommer des folgenden
Jahres folgte er der Einladung des
edlen und kunſtſinnigen Freiherrn
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Karl v. d. Malsburg auf ſein Schloß
Eſcheberg bei Kaſſel, wo G. ein gan-
zes Jahr blieb, ſeine Muße zwiſchen
Überſetzung aus dem Spaniſchen und
lyriſcher u. dramatiſcher Produktion
teilend. Hier entſtanden ſeine „Zeit-
ſtimmen“, ſein geharniſchtes Lied
„An Georg Herwegh“; auch vollendete
er ſeine Tragödie „König Roderich“.
Jns Elternhaus im Juni 1842 zu-
rückgekehrt, dachte G. ernſtlich daran,
eine Lehrerſtelle am Gymnaſium in
Lübeck anzunehmen; aber er verwarf
den Gedanken wieder, und da bald
darauf der König Friedrich Wil-
helm IV. dem Dichter eine lebens-
längliche Penſion von 300 Talern
bewilligte u. ihn durch dieſe ehrende
Auszeichnung in die Lage brachte,
ſich von nun an mit ruhigerem Sinn
und freierem Umblick der Poeſie hin-
geben zu können, fühlte ſich G. zu
neuer friſcher Tätigkeit begeiſtert.
Jm Jahre 1843 folgte er einer Ein-
ladung Freiligraths, dem er ſeine
„Volkslieder u. Romanzen der Spa-
nier“ gewidmet hatte, nach St. Goar
an den Rhein und verlebte dort den
Sommer in angenehmſter Weiſe. Jm
September trat er eine Wanderung
ins ſchöne Schwabenland an, ver-
weilte drei Wochen bei Kerner, ging
dann nach Stuttgart, wo er vom
Könige Wilhelm in einer Audienz
empfangen wurde u. an Cotta einen
neuen Verleger fand, und kehrte bald
nach Oſtern 1844 in die Heimat zu-
rück. Wenngleich G. in den folgen-
den Jahren ſeinen Wohnſitz in Lübeck
beibehielt, ſo machte er doch alljähr-
lich von dort aus größere Ausflüge,
die ihn ſtets mit bedeutenden Män-
nern in Berührung brachten. Jm
Januar 1852 wurde G. durch den
König Maximilian II. von Bayern
als deſſen Vorleſer nach München
berufen und im Mai zum Honorar-
profeſſor bei der philoſophiſchen Fa-
kultät der dortigen Hochſchule er-
nannt; auch erhielt er das Jndigenat

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[335/0339] Gei Gei am meiſten an, dann die Vorleſun- gen von Lachmann, Droyſen u. Stef- fens. Jn näheren Verkehr trat er zu manchen Familien, zu mehreren Pro- feſſoren und bedeutenden Perſönlich- keiten der Literatur und Kunſt, zu Hitzig, Wilibald Alexis, von Üchtritz, v. Houwald, v. Eichendorff, Kopiſch, Begas, namentlich aber zu ſeinem Lübecker Freunde Ernſt Curtius, zu O. F. Gruppe, zu Franz Kugler und Frau Bettina v. Arnim. Durch letz- tere und durch v. Savigny war ihm inzwiſchen die Stelle eines Erziehers im Hauſe des Fürſten Katakazi, des ruſſiſchen Geſandten zu Athen, ver- mittelt worden. Jm März 1838 ver- ließ er daher Berlin, reiſte über Leipzig u. München durch Tirol nach Venedig u. Trieſt und ſchiffte ſich am 16. Mai nach Griechenland ein. Sein Amt als Lehrer und Erzieher trat er zunächſt in Kephiſſia, einem der lieb- lichſten Punkte Attikas, an; aber ſchon Mitte Oktober ſiedelte die Fa- milie ins Geſandtſchafts-Hotel nach Athen über, und hier gewährte der tägliche Umgang und Gedankenaus- tauſch mit ſeinem feinſinnigen Lands- mann Ernſt Curtius dem Dichter die angenehmſte Erholung. Mit demſel- ben bereiſte G. auch im Auguſt 1839 die Zykladen im griechiſchen Archipel, und eine Frucht dieſer Reiſe der Freunde waren die gemeinſchaftlich verfaßten „Klaſſiſchen Studien“, die ſie der Königin von Griechenland widmen durften, welche ſich auch im Novbr. die beiden Dichter vorſtellen ließ. Jm April 1840 löſte G. das Verhältnis zu dem Fürſten Katakazi u. reiſte über Korfu, Trieſt u. Wien nach Lübeck zurück, wo er ſich der Zu- ſammenſtellung eines Bandes ſeiner „Gedichte“ widmete, der Michaelis erſchien und Erfolge erreichte, wie ſich wohl ſelten ein Dichter rühmen konnte. Jm Sommer des folgenden Jahres folgte er der Einladung des edlen und kunſtſinnigen Freiherrn Karl v. d. Malsburg auf ſein Schloß Eſcheberg bei Kaſſel, wo G. ein gan- zes Jahr blieb, ſeine Muße zwiſchen Überſetzung aus dem Spaniſchen und lyriſcher u. dramatiſcher Produktion teilend. Hier entſtanden ſeine „Zeit- ſtimmen“, ſein geharniſchtes Lied „An Georg Herwegh“; auch vollendete er ſeine Tragödie „König Roderich“. Jns Elternhaus im Juni 1842 zu- rückgekehrt, dachte G. ernſtlich daran, eine Lehrerſtelle am Gymnaſium in Lübeck anzunehmen; aber er verwarf den Gedanken wieder, und da bald darauf der König Friedrich Wil- helm IV. dem Dichter eine lebens- längliche Penſion von 300 Talern bewilligte u. ihn durch dieſe ehrende Auszeichnung in die Lage brachte, ſich von nun an mit ruhigerem Sinn und freierem Umblick der Poeſie hin- geben zu können, fühlte ſich G. zu neuer friſcher Tätigkeit begeiſtert. Jm Jahre 1843 folgte er einer Ein- ladung Freiligraths, dem er ſeine „Volkslieder u. Romanzen der Spa- nier“ gewidmet hatte, nach St. Goar an den Rhein und verlebte dort den Sommer in angenehmſter Weiſe. Jm September trat er eine Wanderung ins ſchöne Schwabenland an, ver- weilte drei Wochen bei Kerner, ging dann nach Stuttgart, wo er vom Könige Wilhelm in einer Audienz empfangen wurde u. an Cotta einen neuen Verleger fand, und kehrte bald nach Oſtern 1844 in die Heimat zu- rück. Wenngleich G. in den folgen- den Jahren ſeinen Wohnſitz in Lübeck beibehielt, ſo machte er doch alljähr- lich von dort aus größere Ausflüge, die ihn ſtets mit bedeutenden Män- nern in Berührung brachten. Jm Januar 1852 wurde G. durch den König Maximilian II. von Bayern als deſſen Vorleſer nach München berufen und im Mai zum Honorar- profeſſor bei der philoſophiſchen Fa- kultät der dortigen Hochſchule er- nannt; auch erhielt er das Jndigenat *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 2. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon02_1913/339>, abgerufen am 29.03.2024.