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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 2. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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rakterbilder), 1865. 2. A. 1868. - Jm
Leide (Lr. des Trostes), 1883. - Land
und Leute Württembergs; III, 1839
bis 1862. - Deutsche Frauenbilder,
2. A., 1866. - Für stille Stunden
(Betrachtungen), 1877.

Glück, Babette Elisabeth,

pseud.
Betty Paoli, wurde am 30. Dez.
1814 (n. a. 1815) zu Wien geboren.
Jhren Vater, einen angesehenen Arzt,
verlor sie frühzeitig; da indessen ihre
Mutter wohlhabend war, verlebte
unsere Dichterin eine glückliche Kind-
heit. Der Hang und Drang zur Poesie
sprach sich schon recht bald bei ihr
aus; als zehnjähriges Kind kannte sie
die Mehrzahl der Schillerschen Ge-
dichte auswendig und machte selbst
Versuche in der Dichtkunst, die sich
durch Formenreinheit auszeichneten.
Jn ihrem 15. Jahre traf sie ein herber
Schicksalsschlag; ihre Mutter verlor
durch den Bankerott eines Handels-
hauses ihr Vermögen. Es traten Zei-
ten der Not ein, die noch dadurch ver-
größert wurden, daß sich der Mutter
eine rastlose Sucht zu wandern be-
mächtigte. So störend nun auch der
stete Wechsel des Aufenthaltsortes
auf den Unterricht des jungen Mäd-
chens einwirkte, so waren die immer
neuen Umgebungen und Verhältnisse
doch nicht ohne Einfluß auf Bettys
Phantasie geblieben, und die Folge
war eine fast leidenschaftliche Hin-
gabe an die Poesie, ein glühender
Eifer nach Erweiterung ihrer Kennt-
nisse, dem sie sich besonders in den
Jahren 1833-35 hingeben konnte,
als sie mit ihrer Mutter in Rußland
ohne jeglichen Umgang und in der
größten Einsamkeit lebte. Betty hatte
es übernommen, die Erziehung eines
jungen Mädchens bis zu ihrem Ab-
schlusse zu leiten; aber die Mutter
hielt es nicht mehr in der Fremde
aus, und da die Versuche, die Verbind-
lichkeiten der Tochter zu lösen, ge-
scheitert waren, entschlossen sich die
beiden Frauen zur Flucht. Diese ge-
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lang zwar, aber in Galizien brach die
Mutter zusammen und mußte in der
Fremde sterben. Betty war noch
einige Jahre Erzieherin in einer pol-
nischen Adelsfamilie; dann kehrte sie
nach Wien zurück, wo sie in dem Hause
der Frau Josef Wertheimer liebevolle
Aufnahme fand und sich als Jour-
nalistin ihren Unterhalt erwarb, in-
dem sie für den "Lloyd" die Referate
über das Burgtheater und wöchent-
lich ein Feuilleton schrieb. Jm Jahre
1843 wurde sie Gesellschaftsdame der
Fürstin Schwarzenberg, der Witwe
des Siegers von Leipzig. Die Fürstin,
eine Frau von ebenso bedeutendem
Geiste als wahrhaft edlem Charakter,
verstand die Dichterin vollkommen
zu würdigen, und es knüpfte sich zwi-
schen den Frauen ein Freundschafts-
bund, den erst der Tod der Fürstin
(1848) löste. Nach diesem Ereignis
unternahm die Dichterin, von den
Verwandten der Fürstin dazu in die
Lage gesetzt, größere Reisen ins Aus-
land; seit 1852 aber hatte sie, einige
Ausflüge abgerechnet, ihren festen
Wohnsitz in Wien behalten, wo sie in
dem Hause einer Freundin, Frau Jda
Fleischl-Marxow, ein glückliches Heim
gefunden. Sie starb nach längerer
Krankheit am 5. Juli 1894 in Baden
bei Wien, wohin sie im Mai d. J.
übergesiedelt war.

S:

Gedichte, 1841,
2. A. 1845. - Nach dem Gewitter (Ge.,
2. Samml.), 1843. 2. A. 1850. - Die
Welt und mein Auge (En.); III, 1844
[Jnhalt: Die Ehre des Hauses. -
Honorine. - Aus den Papieren eines
deutschen Arztes. - Schuld und Süh-
nung. - Leonore. - Ein Gelübde. -
Bekenntnisse. - Ein einsamer Abend.
- Auf- und Untergang]. - Roman-
cero (Ep. Ge.), 1845. - Neue Gedichte
1850. - Lyrisches und Episches, 1856.
- Neueste Gedichte, 1869. - Grillpar-
zer und seine Werke, 1875. - Gedichte
(Auswahl und Nachlese), 1895. - Die
Brüder. Anna (2 En.), 1898. - Wiens
Gemälde-Galerie in ihrer kunsthisto-

*


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Glü
rakterbilder), 1865. 2. A. 1868. – Jm
Leide (Lr. des Troſtes), 1883. – Land
und Leute Württembergs; III, 1839
bis 1862. – Deutſche Frauenbilder,
2. A., 1866. – Für ſtille Stunden
(Betrachtungen), 1877.

Glück, Babette Eliſabeth,

pſeud.
Betty Paoli, wurde am 30. Dez.
1814 (n. a. 1815) zu Wien geboren.
Jhren Vater, einen angeſehenen Arzt,
verlor ſie frühzeitig; da indeſſen ihre
Mutter wohlhabend war, verlebte
unſere Dichterin eine glückliche Kind-
heit. Der Hang und Drang zur Poeſie
ſprach ſich ſchon recht bald bei ihr
aus; als zehnjähriges Kind kannte ſie
die Mehrzahl der Schillerſchen Ge-
dichte auswendig und machte ſelbſt
Verſuche in der Dichtkunſt, die ſich
durch Formenreinheit auszeichneten.
Jn ihrem 15. Jahre traf ſie ein herber
Schickſalsſchlag; ihre Mutter verlor
durch den Bankerott eines Handels-
hauſes ihr Vermögen. Es traten Zei-
ten der Not ein, die noch dadurch ver-
größert wurden, daß ſich der Mutter
eine raſtloſe Sucht zu wandern be-
mächtigte. So ſtörend nun auch der
ſtete Wechſel des Aufenthaltsortes
auf den Unterricht des jungen Mäd-
chens einwirkte, ſo waren die immer
neuen Umgebungen und Verhältniſſe
doch nicht ohne Einfluß auf Bettys
Phantaſie geblieben, und die Folge
war eine faſt leidenſchaftliche Hin-
gabe an die Poeſie, ein glühender
Eifer nach Erweiterung ihrer Kennt-
niſſe, dem ſie ſich beſonders in den
Jahren 1833–35 hingeben konnte,
als ſie mit ihrer Mutter in Rußland
ohne jeglichen Umgang und in der
größten Einſamkeit lebte. Betty hatte
es übernommen, die Erziehung eines
jungen Mädchens bis zu ihrem Ab-
ſchluſſe zu leiten; aber die Mutter
hielt es nicht mehr in der Fremde
aus, und da die Verſuche, die Verbind-
lichkeiten der Tochter zu löſen, ge-
ſcheitert waren, entſchloſſen ſich die
beiden Frauen zur Flucht. Dieſe ge-
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lang zwar, aber in Galizien brach die
Mutter zuſammen und mußte in der
Fremde ſterben. Betty war noch
einige Jahre Erzieherin in einer pol-
niſchen Adelsfamilie; dann kehrte ſie
nach Wien zurück, wo ſie in dem Hauſe
der Frau Joſef Wertheimer liebevolle
Aufnahme fand und ſich als Jour-
naliſtin ihren Unterhalt erwarb, in-
dem ſie für den „Lloyd“ die Referate
über das Burgtheater und wöchent-
lich ein Feuilleton ſchrieb. Jm Jahre
1843 wurde ſie Geſellſchaftsdame der
Fürſtin Schwarzenberg, der Witwe
des Siegers von Leipzig. Die Fürſtin,
eine Frau von ebenſo bedeutendem
Geiſte als wahrhaft edlem Charakter,
verſtand die Dichterin vollkommen
zu würdigen, und es knüpfte ſich zwi-
ſchen den Frauen ein Freundſchafts-
bund, den erſt der Tod der Fürſtin
(1848) löſte. Nach dieſem Ereignis
unternahm die Dichterin, von den
Verwandten der Fürſtin dazu in die
Lage geſetzt, größere Reiſen ins Aus-
land; ſeit 1852 aber hatte ſie, einige
Ausflüge abgerechnet, ihren feſten
Wohnſitz in Wien behalten, wo ſie in
dem Hauſe einer Freundin, Frau Jda
Fleiſchl-Marxow, ein glückliches Heim
gefunden. Sie ſtarb nach längerer
Krankheit am 5. Juli 1894 in Baden
bei Wien, wohin ſie im Mai d. J.
übergeſiedelt war.

S:

Gedichte, 1841,
2. A. 1845. – Nach dem Gewitter (Ge.,
2. Samml.), 1843. 2. A. 1850. – Die
Welt und mein Auge (En.); III, 1844
[Jnhalt: Die Ehre des Hauſes. –
Honorine. – Aus den Papieren eines
deutſchen Arztes. – Schuld und Süh-
nung. – Leonore. – Ein Gelübde. –
Bekenntniſſe. – Ein einſamer Abend.
– Auf- und Untergang]. – Roman-
cero (Ep. Ge.), 1845. – Neue Gedichte
1850. – Lyriſches und Epiſches, 1856.
– Neueſte Gedichte, 1869. – Grillpar-
zer und ſeine Werke, 1875. – Gedichte
(Auswahl und Nachleſe), 1895. – Die
Brüder. Anna (2 En.), 1898. – Wiens
Gemälde-Galerie in ihrer kunſthiſto-

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[383/0387] Glü Glü rakterbilder), 1865. 2. A. 1868. – Jm Leide (Lr. des Troſtes), 1883. – Land und Leute Württembergs; III, 1839 bis 1862. – Deutſche Frauenbilder, 2. A., 1866. – Für ſtille Stunden (Betrachtungen), 1877. Glück, Babette Eliſabeth, pſeud. Betty Paoli, wurde am 30. Dez. 1814 (n. a. 1815) zu Wien geboren. Jhren Vater, einen angeſehenen Arzt, verlor ſie frühzeitig; da indeſſen ihre Mutter wohlhabend war, verlebte unſere Dichterin eine glückliche Kind- heit. Der Hang und Drang zur Poeſie ſprach ſich ſchon recht bald bei ihr aus; als zehnjähriges Kind kannte ſie die Mehrzahl der Schillerſchen Ge- dichte auswendig und machte ſelbſt Verſuche in der Dichtkunſt, die ſich durch Formenreinheit auszeichneten. Jn ihrem 15. Jahre traf ſie ein herber Schickſalsſchlag; ihre Mutter verlor durch den Bankerott eines Handels- hauſes ihr Vermögen. Es traten Zei- ten der Not ein, die noch dadurch ver- größert wurden, daß ſich der Mutter eine raſtloſe Sucht zu wandern be- mächtigte. So ſtörend nun auch der ſtete Wechſel des Aufenthaltsortes auf den Unterricht des jungen Mäd- chens einwirkte, ſo waren die immer neuen Umgebungen und Verhältniſſe doch nicht ohne Einfluß auf Bettys Phantaſie geblieben, und die Folge war eine faſt leidenſchaftliche Hin- gabe an die Poeſie, ein glühender Eifer nach Erweiterung ihrer Kennt- niſſe, dem ſie ſich beſonders in den Jahren 1833–35 hingeben konnte, als ſie mit ihrer Mutter in Rußland ohne jeglichen Umgang und in der größten Einſamkeit lebte. Betty hatte es übernommen, die Erziehung eines jungen Mädchens bis zu ihrem Ab- ſchluſſe zu leiten; aber die Mutter hielt es nicht mehr in der Fremde aus, und da die Verſuche, die Verbind- lichkeiten der Tochter zu löſen, ge- ſcheitert waren, entſchloſſen ſich die beiden Frauen zur Flucht. Dieſe ge- lang zwar, aber in Galizien brach die Mutter zuſammen und mußte in der Fremde ſterben. Betty war noch einige Jahre Erzieherin in einer pol- niſchen Adelsfamilie; dann kehrte ſie nach Wien zurück, wo ſie in dem Hauſe der Frau Joſef Wertheimer liebevolle Aufnahme fand und ſich als Jour- naliſtin ihren Unterhalt erwarb, in- dem ſie für den „Lloyd“ die Referate über das Burgtheater und wöchent- lich ein Feuilleton ſchrieb. Jm Jahre 1843 wurde ſie Geſellſchaftsdame der Fürſtin Schwarzenberg, der Witwe des Siegers von Leipzig. Die Fürſtin, eine Frau von ebenſo bedeutendem Geiſte als wahrhaft edlem Charakter, verſtand die Dichterin vollkommen zu würdigen, und es knüpfte ſich zwi- ſchen den Frauen ein Freundſchafts- bund, den erſt der Tod der Fürſtin (1848) löſte. Nach dieſem Ereignis unternahm die Dichterin, von den Verwandten der Fürſtin dazu in die Lage geſetzt, größere Reiſen ins Aus- land; ſeit 1852 aber hatte ſie, einige Ausflüge abgerechnet, ihren feſten Wohnſitz in Wien behalten, wo ſie in dem Hauſe einer Freundin, Frau Jda Fleiſchl-Marxow, ein glückliches Heim gefunden. Sie ſtarb nach längerer Krankheit am 5. Juli 1894 in Baden bei Wien, wohin ſie im Mai d. J. übergeſiedelt war. S: Gedichte, 1841, 2. A. 1845. – Nach dem Gewitter (Ge., 2. Samml.), 1843. 2. A. 1850. – Die Welt und mein Auge (En.); III, 1844 [Jnhalt: Die Ehre des Hauſes. – Honorine. – Aus den Papieren eines deutſchen Arztes. – Schuld und Süh- nung. – Leonore. – Ein Gelübde. – Bekenntniſſe. – Ein einſamer Abend. – Auf- und Untergang]. – Roman- cero (Ep. Ge.), 1845. – Neue Gedichte 1850. – Lyriſches und Epiſches, 1856. – Neueſte Gedichte, 1869. – Grillpar- zer und ſeine Werke, 1875. – Gedichte (Auswahl und Nachleſe), 1895. – Die Brüder. Anna (2 En.), 1898. – Wiens Gemälde-Galerie in ihrer kunſthiſto- *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 2. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon02_1913/387>, abgerufen am 24.04.2024.