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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 2. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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wo sie von den Venezianern als Gra-
fen der Republik und Fürsten von
Orahovac in das "Goldene Buch"
eingetragen wurden. Jn den letzten
200 Jahren machte die Familie wegen
Verarmung von ihren Titeln keinen
Gebrauch. G. wurde am 9. Juli 1855
in Triest geboren, wo sein Vater erster
Schiffsreeder und Großhändler war.
Er besuchte das Gymnasium in Melk,
die Handelsschule und das Konser-
vatorium in Wien und trieb teils
öffentlich, teils privatim militärische,
nautische, historische, ethnographische,
geographische, naturwissenschaftliche
und linguistische Studien. Jn der Er-
hebung Montenegros gegen die Tür-
ken 1875 kämpfte er als Bataillons-
chef gegen die letzteren, überwarf sich
aber mit dem Fürsten Nikola u. ver-
ließ das Land, über welches er dann
sein erstes Buch "Montenegro und
die Montenegriner" (1877) schrieb.
Einen Antrag Garibaldis (1876),
seine italienische Legion in der Her-
zegowina zu befehligen, lehnte er ab,
ebenso den Antrag des Fürsten von
Montenegro, einen Posten als Mini-
sterresident anzunehmen; er zog es
vor, in den folgenden Jahren als
Kriegskorrespondent tätig zu sein.
So war er 1880 in der albanesischen
Liga Berichterstatter für die "Wiener
Allgemeine Zeitung", 1882 in Dal-
matien, wo er verhaftet wurde und
eine achtwöchige Haft zu bestehen
hatte, gleich darauf in Ägypten, 1885
für das "Berliner Tagebl." in Bul-
garien, und machte von hier aus den
ganzen Feldzug gegen Serbien mit.
1886-87 war er der serbischen Ge-
sandtschaft in Berlin, 1888-90 in
Wien als Attache in besonderer Mis-
sion zugeteilt. Jm Jahre 1888 stellte
er mit dem Bulgaren Petrov durch
Bereisung Mazedoniens die Natio-
nalität der Mazedonier als unzwei-
felhaft serbisch fest. 1890 gründete er
in Wien die "Wiener Tagespost", als
deren Sonntagsbeilage die ebenfalls
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von ihm herausgegebene, früher selb-
ständige Zeitschrift "Die Welt" er-
schien. Beide Blätter leitete er nur
bis Ende August 1890 und trat dann
im Jnteresse derselben infolge man-
cherlei Anfeindungen von der Redak-
tion zurück. Er verließ 1891 Wien,
ließ sich erst in Cilli (Steiermark)
nieder, wo er sich besonders mit dem
Studium der Astronomie befaßte, u.
siedelte 1893 nach seiner Vaterstadt
Triest und kurze Zeit darauf nach
Lussinpiccolo in Jstrien über, wo er
mit seiner Gattin die "Manora-
Sternwarte" begründete, auf der er
die Rotationszeit der Planeten Venus,
Merkur und Uranus entdeckte u. jene
des Jupiter und Saturn genauer
präzisierte, die Zahl der bekannten
Objekte am Mars durch seine Ent-
deckungen verdreifachte, über 1000
Objekte auf dem Monde, drei neue
Teilungen in den Saturnringen, die
Abplattung der Jupitermonde usw.
entdeckte. Gleichzeitig gab er die
"Astronomische Rundschau" heraus,
von der elf Bände erschienen. Durch
die Anfeindungen seiner Neider an-
geekelt, gab er die Astronomie auf,
verkaufte 1908 seine Sternwarte und
widmet sich seitdem in Stuttgart wie-
der der Schriftstellerei. G. hat sich
durch ausgedehnte Reisen, die sich
über ganz Europa, ganz Nord- und
Zentralamerika, ganz Nordafrika,
Syrien, Kleinasien, Palästina, Ara-
bien u. Sibirien erstrecken, eine große
Sprachenkenntnis angeeignet, so daß
er 28 Sprachen beherrscht und davon
13 geläufig spricht u. schreibt. Er hat
bis jetzt 80 verschiedene Werke über
Völkerkunde, Geschichte, Ethnogra-
phie, Geographie, Kriegswissenschaft,
Astronomie usw. geschrieben. Außer-
dem

S:

Die Schätze der Azteken (N.),
1889. - Zwischen Ehre und Liebe (N.),
1890. - Der Schatz des Alten vom
Berge (R.), 1890. - Der Roman mei-
nes Freundes (N.), 1890. - Wie mein
Freund zu seiner Frau kam (N.),

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wo ſie von den Venezianern als Gra-
fen der Republik und Fürſten von
Orahovac in das „Goldene Buch“
eingetragen wurden. Jn den letzten
200 Jahren machte die Familie wegen
Verarmung von ihren Titeln keinen
Gebrauch. G. wurde am 9. Juli 1855
in Trieſt geboren, wo ſein Vater erſter
Schiffsreeder und Großhändler war.
Er beſuchte das Gymnaſium in Melk,
die Handelsſchule und das Konſer-
vatorium in Wien und trieb teils
öffentlich, teils privatim militäriſche,
nautiſche, hiſtoriſche, ethnographiſche,
geographiſche, naturwiſſenſchaftliche
und linguiſtiſche Studien. Jn der Er-
hebung Montenegros gegen die Tür-
ken 1875 kämpfte er als Bataillons-
chef gegen die letzteren, überwarf ſich
aber mit dem Fürſten Nikola u. ver-
ließ das Land, über welches er dann
ſein erſtes Buch „Montenegro und
die Montenegriner“ (1877) ſchrieb.
Einen Antrag Garibaldis (1876),
ſeine italieniſche Legion in der Her-
zegowina zu befehligen, lehnte er ab,
ebenſo den Antrag des Fürſten von
Montenegro, einen Poſten als Mini-
ſterreſident anzunehmen; er zog es
vor, in den folgenden Jahren als
Kriegskorreſpondent tätig zu ſein.
So war er 1880 in der albaneſiſchen
Liga Berichterſtatter für die „Wiener
Allgemeine Zeitung“, 1882 in Dal-
matien, wo er verhaftet wurde und
eine achtwöchige Haft zu beſtehen
hatte, gleich darauf in Ägypten, 1885
für das „Berliner Tagebl.“ in Bul-
garien, und machte von hier aus den
ganzen Feldzug gegen Serbien mit.
1886–87 war er der ſerbiſchen Ge-
ſandtſchaft in Berlin, 1888–90 in
Wien als Attaché in beſonderer Miſ-
ſion zugeteilt. Jm Jahre 1888 ſtellte
er mit dem Bulgaren Petrov durch
Bereiſung Mazedoniens die Natio-
nalität der Mazedonier als unzwei-
felhaft ſerbiſch feſt. 1890 gründete er
in Wien die „Wiener Tagespoſt“, als
deren Sonntagsbeilage die ebenfalls
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von ihm herausgegebene, früher ſelb-
ſtändige Zeitſchrift „Die Welt“ er-
ſchien. Beide Blätter leitete er nur
bis Ende Auguſt 1890 und trat dann
im Jntereſſe derſelben infolge man-
cherlei Anfeindungen von der Redak-
tion zurück. Er verließ 1891 Wien,
ließ ſich erſt in Cilli (Steiermark)
nieder, wo er ſich beſonders mit dem
Studium der Aſtronomie befaßte, u.
ſiedelte 1893 nach ſeiner Vaterſtadt
Trieſt und kurze Zeit darauf nach
Luſſinpiccolo in Jſtrien über, wo er
mit ſeiner Gattin die „Manora-
Sternwarte“ begründete, auf der er
die Rotationszeit der Planeten Venus,
Merkur und Uranus entdeckte u. jene
des Jupiter und Saturn genauer
präziſierte, die Zahl der bekannten
Objekte am Mars durch ſeine Ent-
deckungen verdreifachte, über 1000
Objekte auf dem Monde, drei neue
Teilungen in den Saturnringen, die
Abplattung der Jupitermonde uſw.
entdeckte. Gleichzeitig gab er die
„Aſtronomiſche Rundſchau“ heraus,
von der elf Bände erſchienen. Durch
die Anfeindungen ſeiner Neider an-
geekelt, gab er die Aſtronomie auf,
verkaufte 1908 ſeine Sternwarte und
widmet ſich ſeitdem in Stuttgart wie-
der der Schriftſtellerei. G. hat ſich
durch ausgedehnte Reiſen, die ſich
über ganz Europa, ganz Nord- und
Zentralamerika, ganz Nordafrika,
Syrien, Kleinaſien, Paläſtina, Ara-
bien u. Sibirien erſtrecken, eine große
Sprachenkenntnis angeeignet, ſo daß
er 28 Sprachen beherrſcht und davon
13 geläufig ſpricht u. ſchreibt. Er hat
bis jetzt 80 verſchiedene Werke über
Völkerkunde, Geſchichte, Ethnogra-
phie, Geographie, Kriegswiſſenſchaft,
Aſtronomie uſw. geſchrieben. Außer-
dem

S:

Die Schätze der Azteken (N.),
1889. – Zwiſchen Ehre und Liebe (N.),
1890. – Der Schatz des Alten vom
Berge (R.), 1890. – Der Roman mei-
nes Freundes (N.), 1890. – Wie mein
Freund zu ſeiner Frau kam (N.),

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[402/0406] Gop Gop wo ſie von den Venezianern als Gra- fen der Republik und Fürſten von Orahovac in das „Goldene Buch“ eingetragen wurden. Jn den letzten 200 Jahren machte die Familie wegen Verarmung von ihren Titeln keinen Gebrauch. G. wurde am 9. Juli 1855 in Trieſt geboren, wo ſein Vater erſter Schiffsreeder und Großhändler war. Er beſuchte das Gymnaſium in Melk, die Handelsſchule und das Konſer- vatorium in Wien und trieb teils öffentlich, teils privatim militäriſche, nautiſche, hiſtoriſche, ethnographiſche, geographiſche, naturwiſſenſchaftliche und linguiſtiſche Studien. Jn der Er- hebung Montenegros gegen die Tür- ken 1875 kämpfte er als Bataillons- chef gegen die letzteren, überwarf ſich aber mit dem Fürſten Nikola u. ver- ließ das Land, über welches er dann ſein erſtes Buch „Montenegro und die Montenegriner“ (1877) ſchrieb. Einen Antrag Garibaldis (1876), ſeine italieniſche Legion in der Her- zegowina zu befehligen, lehnte er ab, ebenſo den Antrag des Fürſten von Montenegro, einen Poſten als Mini- ſterreſident anzunehmen; er zog es vor, in den folgenden Jahren als Kriegskorreſpondent tätig zu ſein. So war er 1880 in der albaneſiſchen Liga Berichterſtatter für die „Wiener Allgemeine Zeitung“, 1882 in Dal- matien, wo er verhaftet wurde und eine achtwöchige Haft zu beſtehen hatte, gleich darauf in Ägypten, 1885 für das „Berliner Tagebl.“ in Bul- garien, und machte von hier aus den ganzen Feldzug gegen Serbien mit. 1886–87 war er der ſerbiſchen Ge- ſandtſchaft in Berlin, 1888–90 in Wien als Attaché in beſonderer Miſ- ſion zugeteilt. Jm Jahre 1888 ſtellte er mit dem Bulgaren Petrov durch Bereiſung Mazedoniens die Natio- nalität der Mazedonier als unzwei- felhaft ſerbiſch feſt. 1890 gründete er in Wien die „Wiener Tagespoſt“, als deren Sonntagsbeilage die ebenfalls von ihm herausgegebene, früher ſelb- ſtändige Zeitſchrift „Die Welt“ er- ſchien. Beide Blätter leitete er nur bis Ende Auguſt 1890 und trat dann im Jntereſſe derſelben infolge man- cherlei Anfeindungen von der Redak- tion zurück. Er verließ 1891 Wien, ließ ſich erſt in Cilli (Steiermark) nieder, wo er ſich beſonders mit dem Studium der Aſtronomie befaßte, u. ſiedelte 1893 nach ſeiner Vaterſtadt Trieſt und kurze Zeit darauf nach Luſſinpiccolo in Jſtrien über, wo er mit ſeiner Gattin die „Manora- Sternwarte“ begründete, auf der er die Rotationszeit der Planeten Venus, Merkur und Uranus entdeckte u. jene des Jupiter und Saturn genauer präziſierte, die Zahl der bekannten Objekte am Mars durch ſeine Ent- deckungen verdreifachte, über 1000 Objekte auf dem Monde, drei neue Teilungen in den Saturnringen, die Abplattung der Jupitermonde uſw. entdeckte. Gleichzeitig gab er die „Aſtronomiſche Rundſchau“ heraus, von der elf Bände erſchienen. Durch die Anfeindungen ſeiner Neider an- geekelt, gab er die Aſtronomie auf, verkaufte 1908 ſeine Sternwarte und widmet ſich ſeitdem in Stuttgart wie- der der Schriftſtellerei. G. hat ſich durch ausgedehnte Reiſen, die ſich über ganz Europa, ganz Nord- und Zentralamerika, ganz Nordafrika, Syrien, Kleinaſien, Paläſtina, Ara- bien u. Sibirien erſtrecken, eine große Sprachenkenntnis angeeignet, ſo daß er 28 Sprachen beherrſcht und davon 13 geläufig ſpricht u. ſchreibt. Er hat bis jetzt 80 verſchiedene Werke über Völkerkunde, Geſchichte, Ethnogra- phie, Geographie, Kriegswiſſenſchaft, Aſtronomie uſw. geſchrieben. Außer- dem S: Die Schätze der Azteken (N.), 1889. – Zwiſchen Ehre und Liebe (N.), 1890. – Der Schatz des Alten vom Berge (R.), 1890. – Der Roman mei- nes Freundes (N.), 1890. – Wie mein Freund zu ſeiner Frau kam (N.), *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 2. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon02_1913/406>, abgerufen am 29.03.2024.