Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 3. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite


[Spaltenumbruch]

Heu
schen Berufe, verbrachte seine Lehrzeit
in Bremen und war nach Erledigung
seines militärischen Dienstjahres in
Leipzig Student an der Handelshoch-
schule in Köln. Nachdem er darauf in
verschiedenen kaufmännischen Stel-
lungen tätig gewesen, machte er sich
1906 in Berlin im Kunsthandel selb-
ständig, hatte aber darin so geringen
Erfolg, daß er Ende 1908 diese Selb-
ständigkeit wieder aufgab.

S:

Fer-
dinand Lassalle (Schsp.), 1905.

*Heubner, Otto Leonhard,

älte-
rer Bruder von Gustav H., wurde am
17. Januar 1812 zu Plauen geboren,
erhielt seine Gymnasialbildung auf
der Landesschule in Grimma (seit
1824) und studierte von 1829-32 in
Leipzig die Rechte. Nach vollendeten
Studien beschäftigte er sich in der
juristischen Expedition seines Vaters,
während er gleichzeitig der Gründer
und Leiter des vogtländischen Turn-
wesens wurde. Seit dem Jahre 1837
fungierte er als Justitiar und Vize-
gerichtsdirektor in Mühltroff, ver-
trat dabei auch seinen kränkelnden
Vater u. übernahm nach dessen Tode
1838 die amtlichen Funktionen des-
selben ganz. Jm Jahre 1843 trat er
in den Staatsdienst und erhielt die
Stelle eines Kreisamtmanns in Frei-
berg. Jm Frühjahr 1848 wurde er
in die deutsche Nationalversammlung
nach Frankfurt gewählt, wo er zur
Linken gehörte und bis zum Januar
1849 blieb. Dann legte er sein Man-
dat nieder, um dem Rufe seiner Mit-
bürger in die erste sächsische Kammer
zu folgen. Hier war er Führer der
gemäßigten Linken und verteidigte
namentlich nach beiden Seiten hin
die Souveränität der deutschen Natio-
nalversammlung. Nach der Auflösung
der Kammern kehrte er am 2. Mai in
die Heimat zurück, eilte aber auf die
Nachricht von dem am 3. Mai aus-
gebrochenen Dresdener Aufstande so-
gleich wieder nach Dresden, wo er
am 4. Mai mit Tschirner und Todt
[Spaltenumbruch]

Heu
in die provisorische Regierung ge-
wählt wurde. Nach Niederwerfung
des Aufstandes floh H. über Freiberg
nach Chemnitz, wurde hier erkannt u.
verhaftet und am 2. Mai 1850 in
Dresden zum Tode verurteilt, wel-
ches Urteil indes der König im Juni
in lebenslängliche Zuchthausstrafe
verwandelte. Er büßte dieselbe in
Waldheim, erhielt jedoch die Erlaub-
nis zu literarischer Beschäftigung.
1859 gänzlich begnadigt, wandte er
sich nach Dresden, wo er bei der Hy-
pothekenbank eine Anstellung fand, zu
deren erstem Direktor er im Juni
1865 erwählt wurde. Nach Erlaß der
allgemeinen Amnestie legte er dieses
Amt nieder u. widmete sich seit 1867
wieder der Praxis als Rechtsanwalt.
Jm Jahre 1869 wurde er zum Mit-
glied der zweiten Kammer der sächsi-
schen Ständeversammlung, 1871 zum
Mitglied der evangelisch-lutherischen
Landessynode erwählt und 1871 auch
als besoldetes Mitglied in den Rat
der Stadt Dresden berufen. Als sol-
ches führte er das Dezernat über das
Schulwesen, bis er 1887 in den Ruhe-
stand trat. Er starb zu Blasewitz bei
Dresden am 1. April 1893.

S:

Ge-
dichte; hrsg. von seinen Brüdern,
1850. - Neue Gedichte aus der Ge-
fangenschaft, 1850. - Kleine Geschich-
ten für die Jugend, 1852. 2. A. 1860.
- Herr Goldschmied und sein Probier-
stein (Bilder a. dem Familienleben),
1852. 2. A. 1859. - Schau's an, lern'
dran! (Bilderbüchlein mit V.), 1862.
- Klänge aus der Zelle in die Hei-
mat 1849-1859 (Ge.), 1859.

*Heubner, Rudolf Leonhard,


geb. am 12. Dezbr. 1867 zu Plauen
i. V., besuchte das dortige Gymna-
sium, studierte in Leipzig erst germa-
nische Philologie, dann Jura, und
setzte dieses Studium in Freiburg
und Straßburg fort. Nachdem er in
Leipzig 1892 sein Staatsexamen be-
standen, wurde er zuerst in Zwickau
und dann in Mittweida als Referen-

*


[Spaltenumbruch]

Heu
ſchen Berufe, verbrachte ſeine Lehrzeit
in Bremen und war nach Erledigung
ſeines militäriſchen Dienſtjahres in
Leipzig Student an der Handelshoch-
ſchule in Köln. Nachdem er darauf in
verſchiedenen kaufmänniſchen Stel-
lungen tätig geweſen, machte er ſich
1906 in Berlin im Kunſthandel ſelb-
ſtändig, hatte aber darin ſo geringen
Erfolg, daß er Ende 1908 dieſe Selb-
ſtändigkeit wieder aufgab.

S:

Fer-
dinand Laſſalle (Schſp.), 1905.

*Heubner, Otto Leonhard,

älte-
rer Bruder von Guſtav H., wurde am
17. Januar 1812 zu Plauen geboren,
erhielt ſeine Gymnaſialbildung auf
der Landesſchule in Grimma (ſeit
1824) und ſtudierte von 1829–32 in
Leipzig die Rechte. Nach vollendeten
Studien beſchäftigte er ſich in der
juriſtiſchen Expedition ſeines Vaters,
während er gleichzeitig der Gründer
und Leiter des vogtländiſchen Turn-
weſens wurde. Seit dem Jahre 1837
fungierte er als Juſtitiar und Vize-
gerichtsdirektor in Mühltroff, ver-
trat dabei auch ſeinen kränkelnden
Vater u. übernahm nach deſſen Tode
1838 die amtlichen Funktionen des-
ſelben ganz. Jm Jahre 1843 trat er
in den Staatsdienſt und erhielt die
Stelle eines Kreisamtmanns in Frei-
berg. Jm Frühjahr 1848 wurde er
in die deutſche Nationalverſammlung
nach Frankfurt gewählt, wo er zur
Linken gehörte und bis zum Januar
1849 blieb. Dann legte er ſein Man-
dat nieder, um dem Rufe ſeiner Mit-
bürger in die erſte ſächſiſche Kammer
zu folgen. Hier war er Führer der
gemäßigten Linken und verteidigte
namentlich nach beiden Seiten hin
die Souveränität der deutſchen Natio-
nalverſammlung. Nach der Auflöſung
der Kammern kehrte er am 2. Mai in
die Heimat zurück, eilte aber auf die
Nachricht von dem am 3. Mai aus-
gebrochenen Dresdener Aufſtande ſo-
gleich wieder nach Dresden, wo er
am 4. Mai mit Tſchirner und Todt
[Spaltenumbruch]

Heu
in die proviſoriſche Regierung ge-
wählt wurde. Nach Niederwerfung
des Aufſtandes floh H. über Freiberg
nach Chemnitz, wurde hier erkannt u.
verhaftet und am 2. Mai 1850 in
Dresden zum Tode verurteilt, wel-
ches Urteil indes der König im Juni
in lebenslängliche Zuchthausſtrafe
verwandelte. Er büßte dieſelbe in
Waldheim, erhielt jedoch die Erlaub-
nis zu literariſcher Beſchäftigung.
1859 gänzlich begnadigt, wandte er
ſich nach Dresden, wo er bei der Hy-
pothekenbank eine Anſtellung fand, zu
deren erſtem Direktor er im Juni
1865 erwählt wurde. Nach Erlaß der
allgemeinen Amneſtie legte er dieſes
Amt nieder u. widmete ſich ſeit 1867
wieder der Praxis als Rechtsanwalt.
Jm Jahre 1869 wurde er zum Mit-
glied der zweiten Kammer der ſächſi-
ſchen Ständeverſammlung, 1871 zum
Mitglied der evangeliſch-lutheriſchen
Landesſynode erwählt und 1871 auch
als beſoldetes Mitglied in den Rat
der Stadt Dresden berufen. Als ſol-
ches führte er das Dezernat über das
Schulweſen, bis er 1887 in den Ruhe-
ſtand trat. Er ſtarb zu Blaſewitz bei
Dresden am 1. April 1893.

S:

Ge-
dichte; hrsg. von ſeinen Brüdern,
1850. – Neue Gedichte aus der Ge-
fangenſchaft, 1850. – Kleine Geſchich-
ten für die Jugend, 1852. 2. A. 1860.
– Herr Goldſchmied und ſein Probier-
ſtein (Bilder a. dem Familienleben),
1852. 2. A. 1859. – Schau’s an, lern’
dran! (Bilderbüchlein mit V.), 1862.
– Klänge aus der Zelle in die Hei-
mat 1849–1859 (Ge.), 1859.

*Heubner, Rudolf Leonhard,


geb. am 12. Dezbr. 1867 zu Plauen
i. V., beſuchte das dortige Gymna-
ſium, ſtudierte in Leipzig erſt germa-
niſche Philologie, dann Jura, und
ſetzte dieſes Studium in Freiburg
und Straßburg fort. Nachdem er in
Leipzig 1892 ſein Staatsexamen be-
ſtanden, wurde er zuerſt in Zwickau
und dann in Mittweida als Referen-

*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="index" n="1">
        <p><pb facs="#f0198" n="194"/><lb/><cb/><lb/>
<fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Heu</hi></fw><lb/>
&#x017F;chen Berufe, verbrachte &#x017F;eine Lehrzeit<lb/>
in Bremen und war nach Erledigung<lb/>
&#x017F;eines militäri&#x017F;chen Dien&#x017F;tjahres in<lb/>
Leipzig Student an der Handelshoch-<lb/>
&#x017F;chule in Köln. Nachdem er darauf in<lb/>
ver&#x017F;chiedenen kaufmänni&#x017F;chen Stel-<lb/>
lungen tätig gewe&#x017F;en, machte er &#x017F;ich<lb/>
1906 in Berlin im Kun&#x017F;thandel &#x017F;elb-<lb/>
&#x017F;tändig, hatte aber darin &#x017F;o geringen<lb/>
Erfolg, daß er Ende 1908 die&#x017F;e Selb-<lb/>
&#x017F;tändigkeit wieder aufgab. </p><lb/>
        <div type="bibliography" n="2">
          <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
          <p> Fer-<lb/>
dinand La&#x017F;&#x017F;alle (Sch&#x017F;p.), 1905.</p><lb/>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head>*<hi rendition="#b">Heubner,</hi> <hi rendition="#g">Otto</hi> Leonhard,</head>
        <p> älte-<lb/>
rer Bruder von Gu&#x017F;tav H., wurde am<lb/>
17. Januar 1812 zu Plauen geboren,<lb/>
erhielt &#x017F;eine Gymna&#x017F;ialbildung auf<lb/>
der Landes&#x017F;chule in Grimma (&#x017F;eit<lb/>
1824) und &#x017F;tudierte von 1829&#x2013;32 in<lb/>
Leipzig die Rechte. Nach vollendeten<lb/>
Studien be&#x017F;chäftigte er &#x017F;ich in der<lb/>
juri&#x017F;ti&#x017F;chen Expedition &#x017F;eines Vaters,<lb/>
während er gleichzeitig der Gründer<lb/>
und Leiter des vogtländi&#x017F;chen Turn-<lb/>
we&#x017F;ens wurde. Seit dem Jahre 1837<lb/>
fungierte er als Ju&#x017F;titiar und Vize-<lb/>
gerichtsdirektor in Mühltroff, ver-<lb/>
trat dabei auch &#x017F;einen kränkelnden<lb/>
Vater u. übernahm nach de&#x017F;&#x017F;en Tode<lb/>
1838 die amtlichen Funktionen des-<lb/>
&#x017F;elben ganz. Jm Jahre 1843 trat er<lb/>
in den Staatsdien&#x017F;t und erhielt die<lb/>
Stelle eines Kreisamtmanns in Frei-<lb/>
berg. Jm Frühjahr 1848 wurde er<lb/>
in die deut&#x017F;che Nationalver&#x017F;ammlung<lb/>
nach Frankfurt gewählt, wo er zur<lb/>
Linken gehörte und bis zum Januar<lb/>
1849 blieb. Dann legte er &#x017F;ein Man-<lb/>
dat nieder, um dem Rufe &#x017F;einer Mit-<lb/>
bürger in die er&#x017F;te &#x017F;äch&#x017F;i&#x017F;che Kammer<lb/>
zu folgen. Hier war er Führer der<lb/>
gemäßigten Linken und verteidigte<lb/>
namentlich nach beiden Seiten hin<lb/>
die Souveränität der deut&#x017F;chen Natio-<lb/>
nalver&#x017F;ammlung. Nach der Auflö&#x017F;ung<lb/>
der Kammern kehrte er am 2. Mai in<lb/>
die Heimat zurück, eilte aber auf die<lb/>
Nachricht von dem am 3. Mai aus-<lb/>
gebrochenen Dresdener Auf&#x017F;tande &#x017F;o-<lb/>
gleich wieder nach Dresden, wo er<lb/>
am 4. Mai mit T&#x017F;chirner und Todt<lb/><cb/><lb/>
<fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Heu</hi></fw><lb/>
in die provi&#x017F;ori&#x017F;che Regierung ge-<lb/>
wählt wurde. Nach Niederwerfung<lb/>
des Auf&#x017F;tandes floh H. über Freiberg<lb/>
nach Chemnitz, wurde hier erkannt u.<lb/>
verhaftet und am 2. Mai 1850 in<lb/>
Dresden zum Tode verurteilt, wel-<lb/>
ches Urteil indes der König im Juni<lb/>
in lebenslängliche Zuchthaus&#x017F;trafe<lb/>
verwandelte. Er büßte die&#x017F;elbe in<lb/>
Waldheim, erhielt jedoch die Erlaub-<lb/>
nis zu literari&#x017F;cher Be&#x017F;chäftigung.<lb/>
1859 gänzlich begnadigt, wandte er<lb/>
&#x017F;ich nach Dresden, wo er bei der Hy-<lb/>
pothekenbank eine An&#x017F;tellung fand, zu<lb/>
deren er&#x017F;tem Direktor er im Juni<lb/>
1865 erwählt wurde. Nach Erlaß der<lb/>
allgemeinen Amne&#x017F;tie legte er die&#x017F;es<lb/>
Amt nieder u. widmete &#x017F;ich &#x017F;eit 1867<lb/>
wieder der Praxis als Rechtsanwalt.<lb/>
Jm Jahre 1869 wurde er zum Mit-<lb/>
glied der zweiten Kammer der &#x017F;äch&#x017F;i-<lb/>
&#x017F;chen Ständever&#x017F;ammlung, 1871 zum<lb/>
Mitglied der evangeli&#x017F;ch-lutheri&#x017F;chen<lb/>
Landes&#x017F;ynode erwählt und 1871 auch<lb/>
als be&#x017F;oldetes Mitglied in den Rat<lb/>
der Stadt Dresden berufen. Als &#x017F;ol-<lb/>
ches führte er das Dezernat über das<lb/>
Schulwe&#x017F;en, bis er 1887 in den Ruhe-<lb/>
&#x017F;tand trat. Er &#x017F;tarb zu Bla&#x017F;ewitz bei<lb/>
Dresden am 1. April 1893. </p><lb/>
        <div type="bibliography" n="2">
          <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
          <p> Ge-<lb/>
dichte; hrsg. von &#x017F;einen Brüdern,<lb/>
1850. &#x2013; Neue Gedichte aus der Ge-<lb/>
fangen&#x017F;chaft, 1850. &#x2013; Kleine Ge&#x017F;chich-<lb/>
ten für die Jugend, 1852. 2. A. 1860.<lb/>
&#x2013; Herr Gold&#x017F;chmied und &#x017F;ein Probier-<lb/>
&#x017F;tein (Bilder a. dem Familienleben),<lb/>
1852. 2. A. 1859. &#x2013; Schau&#x2019;s an, lern&#x2019;<lb/>
dran! (Bilderbüchlein mit V.), 1862.<lb/>
&#x2013; Klänge aus der Zelle in die Hei-<lb/>
mat 1849&#x2013;1859 (Ge.), 1859.</p><lb/>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head>*<hi rendition="#b">Heubner,</hi> <hi rendition="#g">Rudolf</hi> Leonhard,</head>
        <p><lb/>
geb. am 12. Dezbr. 1867 zu Plauen<lb/>
i. V., be&#x017F;uchte das dortige Gymna-<lb/>
&#x017F;ium, &#x017F;tudierte in Leipzig er&#x017F;t germa-<lb/>
ni&#x017F;che Philologie, dann Jura, und<lb/>
&#x017F;etzte die&#x017F;es Studium in Freiburg<lb/>
und Straßburg fort. Nachdem er in<lb/>
Leipzig 1892 &#x017F;ein Staatsexamen be-<lb/>
&#x017F;tanden, wurde er zuer&#x017F;t in Zwickau<lb/>
und dann in Mittweida als Referen-<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">*</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[194/0198] Heu Heu ſchen Berufe, verbrachte ſeine Lehrzeit in Bremen und war nach Erledigung ſeines militäriſchen Dienſtjahres in Leipzig Student an der Handelshoch- ſchule in Köln. Nachdem er darauf in verſchiedenen kaufmänniſchen Stel- lungen tätig geweſen, machte er ſich 1906 in Berlin im Kunſthandel ſelb- ſtändig, hatte aber darin ſo geringen Erfolg, daß er Ende 1908 dieſe Selb- ſtändigkeit wieder aufgab. S: Fer- dinand Laſſalle (Schſp.), 1905. *Heubner, Otto Leonhard, älte- rer Bruder von Guſtav H., wurde am 17. Januar 1812 zu Plauen geboren, erhielt ſeine Gymnaſialbildung auf der Landesſchule in Grimma (ſeit 1824) und ſtudierte von 1829–32 in Leipzig die Rechte. Nach vollendeten Studien beſchäftigte er ſich in der juriſtiſchen Expedition ſeines Vaters, während er gleichzeitig der Gründer und Leiter des vogtländiſchen Turn- weſens wurde. Seit dem Jahre 1837 fungierte er als Juſtitiar und Vize- gerichtsdirektor in Mühltroff, ver- trat dabei auch ſeinen kränkelnden Vater u. übernahm nach deſſen Tode 1838 die amtlichen Funktionen des- ſelben ganz. Jm Jahre 1843 trat er in den Staatsdienſt und erhielt die Stelle eines Kreisamtmanns in Frei- berg. Jm Frühjahr 1848 wurde er in die deutſche Nationalverſammlung nach Frankfurt gewählt, wo er zur Linken gehörte und bis zum Januar 1849 blieb. Dann legte er ſein Man- dat nieder, um dem Rufe ſeiner Mit- bürger in die erſte ſächſiſche Kammer zu folgen. Hier war er Führer der gemäßigten Linken und verteidigte namentlich nach beiden Seiten hin die Souveränität der deutſchen Natio- nalverſammlung. Nach der Auflöſung der Kammern kehrte er am 2. Mai in die Heimat zurück, eilte aber auf die Nachricht von dem am 3. Mai aus- gebrochenen Dresdener Aufſtande ſo- gleich wieder nach Dresden, wo er am 4. Mai mit Tſchirner und Todt in die proviſoriſche Regierung ge- wählt wurde. Nach Niederwerfung des Aufſtandes floh H. über Freiberg nach Chemnitz, wurde hier erkannt u. verhaftet und am 2. Mai 1850 in Dresden zum Tode verurteilt, wel- ches Urteil indes der König im Juni in lebenslängliche Zuchthausſtrafe verwandelte. Er büßte dieſelbe in Waldheim, erhielt jedoch die Erlaub- nis zu literariſcher Beſchäftigung. 1859 gänzlich begnadigt, wandte er ſich nach Dresden, wo er bei der Hy- pothekenbank eine Anſtellung fand, zu deren erſtem Direktor er im Juni 1865 erwählt wurde. Nach Erlaß der allgemeinen Amneſtie legte er dieſes Amt nieder u. widmete ſich ſeit 1867 wieder der Praxis als Rechtsanwalt. Jm Jahre 1869 wurde er zum Mit- glied der zweiten Kammer der ſächſi- ſchen Ständeverſammlung, 1871 zum Mitglied der evangeliſch-lutheriſchen Landesſynode erwählt und 1871 auch als beſoldetes Mitglied in den Rat der Stadt Dresden berufen. Als ſol- ches führte er das Dezernat über das Schulweſen, bis er 1887 in den Ruhe- ſtand trat. Er ſtarb zu Blaſewitz bei Dresden am 1. April 1893. S: Ge- dichte; hrsg. von ſeinen Brüdern, 1850. – Neue Gedichte aus der Ge- fangenſchaft, 1850. – Kleine Geſchich- ten für die Jugend, 1852. 2. A. 1860. – Herr Goldſchmied und ſein Probier- ſtein (Bilder a. dem Familienleben), 1852. 2. A. 1859. – Schau’s an, lern’ dran! (Bilderbüchlein mit V.), 1862. – Klänge aus der Zelle in die Hei- mat 1849–1859 (Ge.), 1859. *Heubner, Rudolf Leonhard, geb. am 12. Dezbr. 1867 zu Plauen i. V., beſuchte das dortige Gymna- ſium, ſtudierte in Leipzig erſt germa- niſche Philologie, dann Jura, und ſetzte dieſes Studium in Freiburg und Straßburg fort. Nachdem er in Leipzig 1892 ſein Staatsexamen be- ſtanden, wurde er zuerſt in Zwickau und dann in Mittweida als Referen- *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon03_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon03_1913/198
Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 3. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon03_1913/198>, abgerufen am 19.04.2024.