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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 3. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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reichs und übernahm dann die Re-
daktion der demokratischen "Westfä-
lischen Volkszeitung", die er bis 1864
führte. Seit 1865 widmete er sich
eifrig sozialistischen Privatstudien u.
wirkte als Vorstandsmitglied des
von Lassalle gegründeten Allgemei-
nen deutschen Arbeitervereins. Von
1867-69 leitete er als Geschäftsfüh-
rer die Lohgerberei seiner Schwester
in Halver (Westfalen), wurde 1869
vom Kreise Duisburg in den nord-
deutschen Reichstag gewählt u. zum
Mitgliede des Zollparlaments er-
nannt. Er siedelte jetzt nach Berlin
über, wo er Sekretär des genannten
Vereins wurde u. 1871 dessen Prä-
sidium übernahm, das er bis zum
Jahre 1875 innehatte. Während die-
ser Zeit war er auch Redakteur des
"Neuen Sozial-Demokrat", des "Agi-
tator" und, gemeinschaftlich mit Has-
selmann, der populär-wissenschaft-
lichen "Sozialpolitischen Blätter".
Bei der Vereinigung aller Sozial-
demokraten Deutschlands auf dem
Kongreß zu Gotha (1875) wurde er
zum Vorsitzenden des Vorstandes der
vereinigten sozialdemokratischen Ar-
beiterpartei ernannt. Er siedelte nun
nach Hamburg über, wo er im Jan.
1876 das "Hamburg-Altonaer Volks-
blatt" gründete. 1874 wurde er von
Altona, 1877 von Kiel und 1879 von
Breslau in den deutschen Reichstag
gewählt. Seit 1882 hatte er seinen
Wohnsitz in Halle a. S. Jm Herbst
1884 wurde ihm der Aufenthalt in
Berlin u. den angrenzenden Kreisen
untersagt. Er ließ sich darauf wieder
in Halle a. S. nieder, verfiel Ende
1887 in eine Geisteskrankheit u. mußte
einer Privatirrenanstalt in Berlin
übergeben werden. Dort starb er am
3. Juli 1889.

S:

Liebe, Leben und
Kampf (Ge.), 1876. - Erlebtes (Sk.
u. Nn.), 1879.

*Hasenfratz, Ferdinand,

geb. am
7. Juli 1858 in Untereggingen (Amt
Waldshut, Baden), lebt nach einer
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abenteuerlichen Vergangenheit in sei-
nem Heimatort u. ist seit 1897 Reichs-
beamter.

S:

Jubelklänge (Ge. zum
50 jährigen Regierungsjubiläum des
Großherzogs Friedrich I. v. Baden),
1897. - Jm Götterhain am Opfer-
stein (Kulturbild a. germanischer Vor-
zeit), 1904. - Zwei Zwingherren
(Romant. E. a. heimatl. Vergangen-
heit), 1906. - Verschiedene heimat-
geschichtliche, als Manuskr. gedruckte
Volksdramen, z. B. Rosamunde von
Lupfen. - Die Klettgautyrannen. -
Von Fürstenberg zu Baden. - Der
rote Obervogt. - Hans von Oxendorf.
- Waljerna. - Repetition von 1848
bis 1849. - Radelburgis von Rog-
genbach. - Die Reuenthaler Mühle
u. a. m.

*Hasert, Bruno,

* am 4. April
1819 zu Buttstedt als der Sohn des
dortigen Superintendenten, besuchte
nach des Vaters Tode, vom zehnten
Jahre ab das Gymnasium in Eisenach
u. ging im 17. Jahre nach den Verein.
Staaten von Nordamerika, wo er das
mechanische Fach ergriff. Zuerst ar-
beitete er in Philadelphia im Maschi-
nenbaufach, dann zu Neuyork in geo-
dätischen Jnstrumenten, wanderte
dann nach Arkansas, wo er sich als
Uhrmacher etablierte und die dazu
erforderlichen Jnstrumente selbst an-
fertigte, ging, nachdem man sein Ge-
schäft ausgeplündert, als Maschinen-
bauer nach St. Louis und von hier
nach Cincinnati, wo er wieder den
Bau geodätischer Jnstrumente be-
gann. Durch Gründung der dortigen
Sternwarte wurde er angeregt, sich
dem optischen Fache zu widmen, und
hat er sich darin durch den Bau gro-
ßer achromatischer Fernrohre, Tele-
skope u. Mikroskope einen Namen ge-
macht. Jm Jahre 1852 kam er mit
einem von ihm selbst konstruierten
Hydrooxigengasmikroskop nach Euro-
pa zurück, das er seitdem nicht wieder
verlassen hat. Er lebte viele Jahre
in Berlin, im letzten Jahrzehnt seines

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reichs und übernahm dann die Re-
daktion der demokratiſchen „Weſtfä-
liſchen Volkszeitung“, die er bis 1864
führte. Seit 1865 widmete er ſich
eifrig ſozialiſtiſchen Privatſtudien u.
wirkte als Vorſtandsmitglied des
von Laſſalle gegründeten Allgemei-
nen deutſchen Arbeitervereins. Von
1867–69 leitete er als Geſchäftsfüh-
rer die Lohgerberei ſeiner Schweſter
in Halver (Weſtfalen), wurde 1869
vom Kreiſe Duisburg in den nord-
deutſchen Reichstag gewählt u. zum
Mitgliede des Zollparlaments er-
nannt. Er ſiedelte jetzt nach Berlin
über, wo er Sekretär des genannten
Vereins wurde u. 1871 deſſen Prä-
ſidium übernahm, das er bis zum
Jahre 1875 innehatte. Während die-
ſer Zeit war er auch Redakteur des
„Neuen Sozial-Demokrat“, des „Agi-
tator“ und, gemeinſchaftlich mit Haſ-
ſelmann, der populär-wiſſenſchaft-
lichen „Sozialpolitiſchen Blätter“.
Bei der Vereinigung aller Sozial-
demokraten Deutſchlands auf dem
Kongreß zu Gotha (1875) wurde er
zum Vorſitzenden des Vorſtandes der
vereinigten ſozialdemokratiſchen Ar-
beiterpartei ernannt. Er ſiedelte nun
nach Hamburg über, wo er im Jan.
1876 das „Hamburg-Altonaer Volks-
blatt“ gründete. 1874 wurde er von
Altona, 1877 von Kiel und 1879 von
Breslau in den deutſchen Reichstag
gewählt. Seit 1882 hatte er ſeinen
Wohnſitz in Halle a. S. Jm Herbſt
1884 wurde ihm der Aufenthalt in
Berlin u. den angrenzenden Kreiſen
unterſagt. Er ließ ſich darauf wieder
in Halle a. S. nieder, verfiel Ende
1887 in eine Geiſteskrankheit u. mußte
einer Privatirrenanſtalt in Berlin
übergeben werden. Dort ſtarb er am
3. Juli 1889.

S:

Liebe, Leben und
Kampf (Ge.), 1876. – Erlebtes (Sk.
u. Nn.), 1879.

*Haſenfratz, Ferdinand,

geb. am
7. Juli 1858 in Untereggingen (Amt
Waldshut, Baden), lebt nach einer
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Haſ
abenteuerlichen Vergangenheit in ſei-
nem Heimatort u. iſt ſeit 1897 Reichs-
beamter.

S:

Jubelklänge (Ge. zum
50 jährigen Regierungsjubiläum des
Großherzogs Friedrich I. v. Baden),
1897. – Jm Götterhain am Opfer-
ſtein (Kulturbild a. germaniſcher Vor-
zeit), 1904. – Zwei Zwingherren
(Romant. E. a. heimatl. Vergangen-
heit), 1906. – Verſchiedene heimat-
geſchichtliche, als Manuſkr. gedruckte
Volksdramen, z. B. Roſamunde von
Lupfen. – Die Klettgautyrannen. –
Von Fürſtenberg zu Baden. – Der
rote Obervogt. – Hans von Oxendorf.
– Waljerna. – Repetition von 1848
bis 1849. – Radelburgis von Rog-
genbach. – Die Reuenthaler Mühle
u. a. m.

*Haſert, Bruno,

* am 4. April
1819 zu Buttſtedt als der Sohn des
dortigen Superintendenten, beſuchte
nach des Vaters Tode, vom zehnten
Jahre ab das Gymnaſium in Eiſenach
u. ging im 17. Jahre nach den Verein.
Staaten von Nordamerika, wo er das
mechaniſche Fach ergriff. Zuerſt ar-
beitete er in Philadelphia im Maſchi-
nenbaufach, dann zu Neuyork in geo-
dätiſchen Jnſtrumenten, wanderte
dann nach Arkanſas, wo er ſich als
Uhrmacher etablierte und die dazu
erforderlichen Jnſtrumente ſelbſt an-
fertigte, ging, nachdem man ſein Ge-
ſchäft ausgeplündert, als Maſchinen-
bauer nach St. Louis und von hier
nach Cincinnati, wo er wieder den
Bau geodätiſcher Jnſtrumente be-
gann. Durch Gründung der dortigen
Sternwarte wurde er angeregt, ſich
dem optiſchen Fache zu widmen, und
hat er ſich darin durch den Bau gro-
ßer achromatiſcher Fernrohre, Tele-
ſkope u. Mikroſkope einen Namen ge-
macht. Jm Jahre 1852 kam er mit
einem von ihm ſelbſt konſtruierten
Hydrooxigengasmikroſkop nach Euro-
pa zurück, das er ſeitdem nicht wieder
verlaſſen hat. Er lebte viele Jahre
in Berlin, im letzten Jahrzehnt ſeines

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 3. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon03_1913/97>, abgerufen am 29.03.2024.