Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 4. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite


[Spaltenumbruch]

Loh
älteste Sohn eines Apothekers, wid-
mete sich auf den Wunsch des Vaters
gleichfalls der Pharmacie, da er ein-
mal die väterliche Apotheke überneh-
men sollte, ließ sich aber später nicht
in Neiße, sondern in Elbing nieder.
Jnzwischen aber hatte sich bei dem
phantasie- und temperamentvollen
jungen Manne immer ausgesproche-
ner das Jnteresse an Kunst u. Dich-
tung durchgerungen. Seit 1865 ge-
legentlich Mitarbeiter an dem "Klad-
deradatsch" in Berlin, bot man ihm
1867 eine redaktionelle Stellung bei
diesem Blatte an, die er auch bis 1872
inne hatte. Dann ging er an die Ver-
wirklichung eines lange gehegten Pla-
nes, an die Herausgabe einer idealen
Jugendschrift "Die deutsche Jugend",
die er bis vor wenigen Jahren lei-
tete. Eine Volksausgabe der letzte-
ren erschien u. d. T.: "Deutscher Ju-
gendschatz für Knaben und Mädchen"
(XVIII, 1872-82) und eine Auswahl
als "Deutsche Jugend" (II, 1903).
Auch die Aufbesserung der Weih-
nachtsliteratur für die Jugend nahm
L. in die Hand, indem er zahlreiche
dichterisch und künstlerisch wertvolle
Prachtbücher anregte und zum Teil
selbst den Text dazu schrieb (z. B.
Reise ins Meer. - Pudelnärrisch. -
Junges Blut. - Kunterbunt. - Kater
Murrs Tagebuch. - Eine Prinzen-
reise. - Mein Vaterhaus. - Die Fahrt
zum Christkind. - Fragemäulchen. -
Unser Hausglück. - Kinderhumor. -
Kinderparadies. - Sprechende Tiere. -
König Nobel. - Sonnenscheinchen. -
Komische Tiere. - Die Puppeninsel.
- Lachende Kinder. - Koboldgeschich-
ten. - Der Tierstruwelpeter u. v. a.).
Mitte der siebziger Jahre verließ L.
Berlin, um für die kranke Gattin und
den kranken Sohn Heilung in der
Schweiz zu suchen, während er selbst
an einem schmerzollen Augenleiden
erkrankt war. Die Gattin und den
Sohn verlor er, aber für sich fand
er Erleichterung durch Prof. Nagel
[Spaltenumbruch]
Loh
in Tübingen. Nachdem L. eine zweite
glückliche Ehe eingegangen war, sie-
delte er sich erst in Leipzig, dann aber
wieder in Berlin (später Charlotten-
burg) an, redigierte vorübergehend
"Schorers Familienblatt" u. das von
ihm gegründete Witzblatt "Schalk"
und lebte darauf als unabhängiger
Schriftsteller daselbst. Auch trat er
als Wanderredner für Bildungsver-
eine auf, in denen er mit vielem Bei-
fall aus dem Schatz seiner Erinne-
rungen vortrug. Seit dem 1. Oktober
1898 gab er die neu begründete Wo-
chenschrift "Jllustrierte Kinderzei-
tung" nebst den Beilagen "Deutscher
Kindergarten" und "Jllustrierte
Kindermode" heraus, redigierte auch
"J. Lohmeyers vaterländische Ju-
gendbücherei". Jm Oktober 1901
gründete er die "Deutsche Monats-
schrift für das gesamte Leben der
Gegenwart", die er bis zu seinem
Tode herausgab, der in der Nacht
zum 24. Mai 1903 erfolgte.

S:


Künstlerspiele (Albrecht Dürer. - Die
Malerhölle. - Titiano Vecellio), 1876.
- Jm Märchenwalde, 1882. - Ge-
dichte eines Optimisten, 1883. -
Freunde aus der Provinz (Lsp.),
1883. - Der Stammhalter (Schw.),
1887. - Bunter Strauß (En., M. u.
Erinnerungsblätter), 1882. - Ju-
gendwege u. Jrrfahrten (E.), 1886.
- Ein Kriegsgedenkbuch an den Klad-
deradatsch in Ernst und Humor aus
den Jahren 1870-71 (Vers u. Prosa
von L. und Trojan), 1891. - Auf
Pfaden des Glücks (Lebenssprüche),
1895. - Kinder-Lieder und -Reime
(Komische Tiergeschn. für die kleine
Welt), 1897. - Allerlei Waldvolk
(desgl.), 1897. - Die Bescheidenen
(Nn.), 1898. - Reineke Fuchs. Ein
heiteres Kinderbuch (freie Nachdich-
tung, mit E. Bormann), 1898. -
Humoresken, 1898. - Zur See, mein
Volk! (Anthol. von See- und Flot-
tenliedern), 1900. - Wir leben noch
und anderes (Neue Nn.), 1901. -

*


[Spaltenumbruch]

Loh
älteſte Sohn eines Apothekers, wid-
mete ſich auf den Wunſch des Vaters
gleichfalls der Pharmacie, da er ein-
mal die väterliche Apotheke überneh-
men ſollte, ließ ſich aber ſpäter nicht
in Neiße, ſondern in Elbing nieder.
Jnzwiſchen aber hatte ſich bei dem
phantaſie- und temperamentvollen
jungen Manne immer ausgeſproche-
ner das Jntereſſe an Kunſt u. Dich-
tung durchgerungen. Seit 1865 ge-
legentlich Mitarbeiter an dem „Klad-
deradatſch‟ in Berlin, bot man ihm
1867 eine redaktionelle Stellung bei
dieſem Blatte an, die er auch bis 1872
inne hatte. Dann ging er an die Ver-
wirklichung eines lange gehegten Pla-
nes, an die Herausgabe einer idealen
Jugendſchrift „Die deutſche Jugend‟,
die er bis vor wenigen Jahren lei-
tete. Eine Volksausgabe der letzte-
ren erſchien u. d. T.: „Deutſcher Ju-
gendſchatz für Knaben und Mädchen‟
(XVIII, 1872‒82) und eine Auswahl
als „Deutſche Jugend‟ (II, 1903).
Auch die Aufbeſſerung der Weih-
nachtsliteratur für die Jugend nahm
L. in die Hand, indem er zahlreiche
dichteriſch und künſtleriſch wertvolle
Prachtbücher anregte und zum Teil
ſelbſt den Text dazu ſchrieb (z. B.
Reiſe ins Meer. ‒ Pudelnärriſch. ‒
Junges Blut. ‒ Kunterbunt. ‒ Kater
Murrs Tagebuch. ‒ Eine Prinzen-
reiſe. ‒ Mein Vaterhaus. ‒ Die Fahrt
zum Chriſtkind. ‒ Fragemäulchen. ‒
Unſer Hausglück. ‒ Kinderhumor. ‒
Kinderparadies. ‒ Sprechende Tiere. ‒
König Nobel. ‒ Sonnenſcheinchen. ‒
Komiſche Tiere. ‒ Die Puppeninſel.
‒ Lachende Kinder. ‒ Koboldgeſchich-
ten. ‒ Der Tierſtruwelpeter u. v. a.).
Mitte der ſiebziger Jahre verließ L.
Berlin, um für die kranke Gattin und
den kranken Sohn Heilung in der
Schweiz zu ſuchen, während er ſelbſt
an einem ſchmerzollen Augenleiden
erkrankt war. Die Gattin und den
Sohn verlor er, aber für ſich fand
er Erleichterung durch Prof. Nagel
[Spaltenumbruch]
Loh
in Tübingen. Nachdem L. eine zweite
glückliche Ehe eingegangen war, ſie-
delte er ſich erſt in Leipzig, dann aber
wieder in Berlin (ſpäter Charlotten-
burg) an, redigierte vorübergehend
„Schorers Familienblatt‟ u. das von
ihm gegründete Witzblatt „Schalk‟
und lebte darauf als unabhängiger
Schriftſteller daſelbſt. Auch trat er
als Wanderredner für Bildungsver-
eine auf, in denen er mit vielem Bei-
fall aus dem Schatz ſeiner Erinne-
rungen vortrug. Seit dem 1. Oktober
1898 gab er die neu begründete Wo-
chenſchrift „Jlluſtrierte Kinderzei-
tung‟ nebſt den Beilagen „Deutſcher
Kindergarten‟ und „Jlluſtrierte
Kindermode‟ heraus, redigierte auch
„J. Lohmeyers vaterländiſche Ju-
gendbücherei‟. Jm Oktober 1901
gründete er die „Deutſche Monats-
ſchrift für das geſamte Leben der
Gegenwart‟, die er bis zu ſeinem
Tode herausgab, der in der Nacht
zum 24. Mai 1903 erfolgte.

S:


Künſtlerſpiele (Albrecht Dürer. ‒ Die
Malerhölle. ‒ Titiano Vecellio), 1876.
‒ Jm Märchenwalde, 1882. ‒ Ge-
dichte eines Optimiſten, 1883. ‒
Freunde aus der Provinz (Lſp.),
1883. ‒ Der Stammhalter (Schw.),
1887. ‒ Bunter Strauß (En., M. u.
Erinnerungsblätter), 1882. ‒ Ju-
gendwege u. Jrrfahrten (E.), 1886.
‒ Ein Kriegsgedenkbuch an den Klad-
deradatſch in Ernſt und Humor aus
den Jahren 1870‒71 (Vers u. Proſa
von L. und Trojan), 1891. ‒ Auf
Pfaden des Glücks (Lebensſprüche),
1895. ‒ Kinder-Lieder und -Reime
(Komiſche Tiergeſchn. für die kleine
Welt), 1897. ‒ Allerlei Waldvolk
(desgl.), 1897. ‒ Die Beſcheidenen
(Nn.), 1898. ‒ Reineke Fuchs. Ein
heiteres Kinderbuch (freie Nachdich-
tung, mit E. Bormann), 1898. ‒
Humoresken, 1898. ‒ Zur See, mein
Volk! (Anthol. von See- und Flot-
tenliedern), 1900. ‒ Wir leben noch
und anderes (Neue Nn.), 1901. ‒

*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="index" n="1">
        <p><pb facs="#f0298" n="294"/><lb/><cb/><lb/>
<fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Loh</hi></fw><lb/>
älte&#x017F;te Sohn eines Apothekers, wid-<lb/>
mete &#x017F;ich auf den Wun&#x017F;ch des Vaters<lb/>
gleichfalls der Pharmacie, da er ein-<lb/>
mal die väterliche Apotheke überneh-<lb/>
men &#x017F;ollte, ließ &#x017F;ich aber &#x017F;päter nicht<lb/>
in Neiße, &#x017F;ondern in Elbing nieder.<lb/>
Jnzwi&#x017F;chen aber hatte &#x017F;ich bei dem<lb/>
phanta&#x017F;ie- und temperamentvollen<lb/>
jungen Manne immer ausge&#x017F;proche-<lb/>
ner das Jntere&#x017F;&#x017F;e an Kun&#x017F;t u. Dich-<lb/>
tung durchgerungen. Seit 1865 ge-<lb/>
legentlich Mitarbeiter an dem &#x201E;Klad-<lb/>
deradat&#x017F;ch&#x201F; in Berlin, bot man ihm<lb/>
1867 eine redaktionelle Stellung bei<lb/>
die&#x017F;em Blatte an, die er auch bis 1872<lb/>
inne hatte. Dann ging er an die Ver-<lb/>
wirklichung eines lange gehegten Pla-<lb/>
nes, an die Herausgabe einer idealen<lb/>
Jugend&#x017F;chrift &#x201E;Die deut&#x017F;che Jugend&#x201F;,<lb/>
die er bis vor wenigen Jahren lei-<lb/>
tete. Eine Volksausgabe der letzte-<lb/>
ren er&#x017F;chien u. d. T.: &#x201E;Deut&#x017F;cher Ju-<lb/>
gend&#x017F;chatz für Knaben und Mädchen&#x201F;<lb/>
(<hi rendition="#aq">XVIII,</hi> 1872&#x2012;82) und eine Auswahl<lb/>
als &#x201E;Deut&#x017F;che Jugend&#x201F; (<hi rendition="#aq">II,</hi> 1903).<lb/>
Auch die Aufbe&#x017F;&#x017F;erung der Weih-<lb/>
nachtsliteratur für die Jugend nahm<lb/>
L. in die Hand, indem er zahlreiche<lb/>
dichteri&#x017F;ch und kün&#x017F;tleri&#x017F;ch wertvolle<lb/>
Prachtbücher anregte und zum Teil<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t den Text dazu &#x017F;chrieb (z. B.<lb/>
Rei&#x017F;e ins Meer. &#x2012; Pudelnärri&#x017F;ch. &#x2012;<lb/>
Junges Blut. &#x2012; Kunterbunt. &#x2012; Kater<lb/>
Murrs Tagebuch. &#x2012; Eine Prinzen-<lb/>
rei&#x017F;e. &#x2012; Mein Vaterhaus. &#x2012; Die Fahrt<lb/>
zum Chri&#x017F;tkind. &#x2012; Fragemäulchen. &#x2012;<lb/>
Un&#x017F;er Hausglück. &#x2012; Kinderhumor. &#x2012;<lb/>
Kinderparadies. &#x2012; Sprechende Tiere. &#x2012;<lb/>
König Nobel. &#x2012; Sonnen&#x017F;cheinchen. &#x2012;<lb/>
Komi&#x017F;che Tiere. &#x2012; Die Puppenin&#x017F;el.<lb/>
&#x2012; Lachende Kinder. &#x2012; Koboldge&#x017F;chich-<lb/>
ten. &#x2012; Der Tier&#x017F;truwelpeter u. v. a.).<lb/>
Mitte der &#x017F;iebziger Jahre verließ L.<lb/>
Berlin, um für die kranke Gattin und<lb/>
den kranken Sohn Heilung in der<lb/>
Schweiz zu &#x017F;uchen, während er &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
an einem &#x017F;chmerzollen Augenleiden<lb/>
erkrankt war. Die Gattin und den<lb/>
Sohn verlor er, aber für &#x017F;ich fand<lb/>
er Erleichterung durch Prof. Nagel<lb/><cb/><lb/>
<fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Loh</hi></fw><lb/>
in Tübingen. Nachdem L. eine zweite<lb/>
glückliche Ehe eingegangen war, &#x017F;ie-<lb/>
delte er &#x017F;ich er&#x017F;t in Leipzig, dann aber<lb/>
wieder in Berlin (&#x017F;päter Charlotten-<lb/>
burg) an, redigierte vorübergehend<lb/>
&#x201E;Schorers Familienblatt&#x201F; u. das von<lb/>
ihm gegründete Witzblatt &#x201E;Schalk&#x201F;<lb/>
und lebte darauf als unabhängiger<lb/>
Schrift&#x017F;teller da&#x017F;elb&#x017F;t. Auch trat er<lb/>
als Wanderredner für Bildungsver-<lb/>
eine auf, in denen er mit vielem Bei-<lb/>
fall aus dem Schatz &#x017F;einer Erinne-<lb/>
rungen vortrug. Seit dem 1. Oktober<lb/>
1898 gab er die neu begründete Wo-<lb/>
chen&#x017F;chrift &#x201E;Jllu&#x017F;trierte Kinderzei-<lb/>
tung&#x201F; neb&#x017F;t den Beilagen &#x201E;Deut&#x017F;cher<lb/>
Kindergarten&#x201F; und &#x201E;Jllu&#x017F;trierte<lb/>
Kindermode&#x201F; heraus, redigierte auch<lb/>
&#x201E;J. Lohmeyers vaterländi&#x017F;che Ju-<lb/>
gendbücherei&#x201F;. Jm Oktober 1901<lb/>
gründete er die &#x201E;Deut&#x017F;che Monats-<lb/>
&#x017F;chrift für das ge&#x017F;amte Leben der<lb/>
Gegenwart&#x201F;, die er bis zu &#x017F;einem<lb/>
Tode herausgab, der in der Nacht<lb/>
zum 24. Mai 1903 erfolgte. </p>
      </div><lb/>
      <div type="bibliography" n="1">
        <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
        <p><lb/>
Kün&#x017F;tler&#x017F;piele (Albrecht Dürer. &#x2012; Die<lb/>
Malerhölle. &#x2012; Titiano Vecellio), 1876.<lb/>
&#x2012; Jm Märchenwalde, 1882. &#x2012; Ge-<lb/>
dichte eines Optimi&#x017F;ten, 1883. &#x2012;<lb/>
Freunde aus der Provinz (L&#x017F;p.),<lb/>
1883. &#x2012; Der Stammhalter (Schw.),<lb/>
1887. &#x2012; Bunter Strauß (En., M. u.<lb/>
Erinnerungsblätter), 1882. &#x2012; Ju-<lb/>
gendwege u. Jrrfahrten (E.), 1886.<lb/>
&#x2012; Ein Kriegsgedenkbuch an den Klad-<lb/>
deradat&#x017F;ch in Ern&#x017F;t und Humor aus<lb/>
den Jahren 1870&#x2012;71 (Vers u. Pro&#x017F;a<lb/>
von L. und Trojan), 1891. &#x2012; Auf<lb/>
Pfaden des Glücks (Lebens&#x017F;prüche),<lb/>
1895. &#x2012; Kinder-Lieder und -Reime<lb/>
(Komi&#x017F;che Tierge&#x017F;chn. für die kleine<lb/>
Welt), 1897. &#x2012; Allerlei Waldvolk<lb/>
(desgl.), 1897. &#x2012; Die Be&#x017F;cheidenen<lb/>
(Nn.), 1898. &#x2012; Reineke Fuchs. Ein<lb/>
heiteres Kinderbuch (freie Nachdich-<lb/>
tung, mit E. Bormann), 1898. &#x2012;<lb/>
Humoresken, 1898. &#x2012; Zur See, mein<lb/>
Volk! (Anthol. von See- und Flot-<lb/>
tenliedern), 1900. &#x2012; Wir leben noch<lb/>
und anderes (Neue Nn.), 1901. &#x2012;<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">*</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[294/0298] Loh Loh älteſte Sohn eines Apothekers, wid- mete ſich auf den Wunſch des Vaters gleichfalls der Pharmacie, da er ein- mal die väterliche Apotheke überneh- men ſollte, ließ ſich aber ſpäter nicht in Neiße, ſondern in Elbing nieder. Jnzwiſchen aber hatte ſich bei dem phantaſie- und temperamentvollen jungen Manne immer ausgeſproche- ner das Jntereſſe an Kunſt u. Dich- tung durchgerungen. Seit 1865 ge- legentlich Mitarbeiter an dem „Klad- deradatſch‟ in Berlin, bot man ihm 1867 eine redaktionelle Stellung bei dieſem Blatte an, die er auch bis 1872 inne hatte. Dann ging er an die Ver- wirklichung eines lange gehegten Pla- nes, an die Herausgabe einer idealen Jugendſchrift „Die deutſche Jugend‟, die er bis vor wenigen Jahren lei- tete. Eine Volksausgabe der letzte- ren erſchien u. d. T.: „Deutſcher Ju- gendſchatz für Knaben und Mädchen‟ (XVIII, 1872‒82) und eine Auswahl als „Deutſche Jugend‟ (II, 1903). Auch die Aufbeſſerung der Weih- nachtsliteratur für die Jugend nahm L. in die Hand, indem er zahlreiche dichteriſch und künſtleriſch wertvolle Prachtbücher anregte und zum Teil ſelbſt den Text dazu ſchrieb (z. B. Reiſe ins Meer. ‒ Pudelnärriſch. ‒ Junges Blut. ‒ Kunterbunt. ‒ Kater Murrs Tagebuch. ‒ Eine Prinzen- reiſe. ‒ Mein Vaterhaus. ‒ Die Fahrt zum Chriſtkind. ‒ Fragemäulchen. ‒ Unſer Hausglück. ‒ Kinderhumor. ‒ Kinderparadies. ‒ Sprechende Tiere. ‒ König Nobel. ‒ Sonnenſcheinchen. ‒ Komiſche Tiere. ‒ Die Puppeninſel. ‒ Lachende Kinder. ‒ Koboldgeſchich- ten. ‒ Der Tierſtruwelpeter u. v. a.). Mitte der ſiebziger Jahre verließ L. Berlin, um für die kranke Gattin und den kranken Sohn Heilung in der Schweiz zu ſuchen, während er ſelbſt an einem ſchmerzollen Augenleiden erkrankt war. Die Gattin und den Sohn verlor er, aber für ſich fand er Erleichterung durch Prof. Nagel in Tübingen. Nachdem L. eine zweite glückliche Ehe eingegangen war, ſie- delte er ſich erſt in Leipzig, dann aber wieder in Berlin (ſpäter Charlotten- burg) an, redigierte vorübergehend „Schorers Familienblatt‟ u. das von ihm gegründete Witzblatt „Schalk‟ und lebte darauf als unabhängiger Schriftſteller daſelbſt. Auch trat er als Wanderredner für Bildungsver- eine auf, in denen er mit vielem Bei- fall aus dem Schatz ſeiner Erinne- rungen vortrug. Seit dem 1. Oktober 1898 gab er die neu begründete Wo- chenſchrift „Jlluſtrierte Kinderzei- tung‟ nebſt den Beilagen „Deutſcher Kindergarten‟ und „Jlluſtrierte Kindermode‟ heraus, redigierte auch „J. Lohmeyers vaterländiſche Ju- gendbücherei‟. Jm Oktober 1901 gründete er die „Deutſche Monats- ſchrift für das geſamte Leben der Gegenwart‟, die er bis zu ſeinem Tode herausgab, der in der Nacht zum 24. Mai 1903 erfolgte. S: Künſtlerſpiele (Albrecht Dürer. ‒ Die Malerhölle. ‒ Titiano Vecellio), 1876. ‒ Jm Märchenwalde, 1882. ‒ Ge- dichte eines Optimiſten, 1883. ‒ Freunde aus der Provinz (Lſp.), 1883. ‒ Der Stammhalter (Schw.), 1887. ‒ Bunter Strauß (En., M. u. Erinnerungsblätter), 1882. ‒ Ju- gendwege u. Jrrfahrten (E.), 1886. ‒ Ein Kriegsgedenkbuch an den Klad- deradatſch in Ernſt und Humor aus den Jahren 1870‒71 (Vers u. Proſa von L. und Trojan), 1891. ‒ Auf Pfaden des Glücks (Lebensſprüche), 1895. ‒ Kinder-Lieder und -Reime (Komiſche Tiergeſchn. für die kleine Welt), 1897. ‒ Allerlei Waldvolk (desgl.), 1897. ‒ Die Beſcheidenen (Nn.), 1898. ‒ Reineke Fuchs. Ein heiteres Kinderbuch (freie Nachdich- tung, mit E. Bormann), 1898. ‒ Humoresken, 1898. ‒ Zur See, mein Volk! (Anthol. von See- und Flot- tenliedern), 1900. ‒ Wir leben noch und anderes (Neue Nn.), 1901. ‒ *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon04_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon04_1913/298
Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 4. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon04_1913/298>, abgerufen am 28.03.2024.