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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 4. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Löw
ten Handelshause N. Jsrael als Ver-
käufer tätig. Die verschiedenen Bil-
dungsquellen der Hauptstadt waren
seiner geistigen Entwicklung unge-
mein förderlich. Seine große Ge-
wandtheit in der Stenographie
brachte ihn 1879 mit dem bekannten
Schriftsteller Siegbert Meyer (s. d.)
in Verbindung, für dessen Familien-
bibliothek "Tutti-Frutti" er als
Stenograph arbeitete, soweit es seine
freie Zeit erlaubte. Auch kam er da-
durch in Berührung mit manchem
seiner Zeit wohl bekannten Schrift-
steller und wurde schließlich selbst zu
dichterischer Produktion angeregt.
Wegen Krankheit mußte L. Berlin
verlassen, und nachdem er ein Jahr
zur Erholung auf dem Lande zuge-
bracht hatte, machte er sich in seiner
Vaterstadt selbständig und leitet dort
noch heute eine Fabrik. Zwei Bände
Gedichte, die er im Manuskript dem
Prinzen Georg von Preußen zur Ein-
sicht überreichen durfte, sind verloren
gegangen.

S:

Wandersteins Tochter
(N.), 1893. - Revolution! (Hum. a.
d. jüdischen Familienleben), 1895. -
Am Freitag Abend (desgl.), 2. A.
1896. - Samuel Reisefertigs Memoi-
ren, 1899. - Die Chockmeckocker und
andere Geschichten (Hum. a. d. jüd.
Familienleben), 1903. - Die Reise
nach Berlin und andere Geschichten,
1904. - Acht und vierzig! (Trag. Er-
lebnisse einer kleinen Stadt), 1910.

Löwenthal(-Kleyle), Sophie


Franziska Freiin von, wurde am 25.
Oktober 1810 in Wien als das zweite
von neun Kindern des Hofrats Franz
Joachim Ritter von Kleyle geboren.
Obwohl die Mutter, Karoline geb.
von Ockel, evangelisch war, wurden
die Kinder insgesamt katholisch er-
zogen. Als gute Wirtin hielt sie auch
die Töchter frühzeitig an, selbständig
und im Haushalt mittätig zu han-
deln; daneben lernten diese Deutsch
schreiben, Französisch sprechen, Kla-
vier oder Violine spielen, Sophie auch
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Löw
zeichnen und malen. Der Vater hielt
ihnen Vorträge über Geschichte und
Naturkunde, gebildete junge Männer
brachten die neuesten Erscheinungen
der deutschen Literatur ins Haus.
Den Sommer und einen Teil des
Herbstes brachte die Familie auf dem
Lande in Penzing zu, wo der Vater
ein schönes Besitztum erworben hatte,
während man den Winter über in
Wien weilte. Jm Mai 1829 verhei-
ratete sich Sophie mit Max Löwenthal
(seit 1863 Ritter und seit 1868 Frei-
herr von L.), damals Beamten bei
der Hofkammer, der Ende 1833 mit
Lenau bekannt ward und diesen in
sein Haus führte. Ein inniges Freund-
schaftsverhältnis verband bald So-
phie und den Dichter, das in einem
regen Briefwechsel Ausdruck fand,
der vom 14. Dezbr. 1834 bis 16. Ok-
tober 1844 also bis zum Ausbruch
von Lenaus Tobsucht geführt wurde.
Lenau nannte Sophie "sein Glück u.
seine Wunde"; ihre Briefe verbrannte
er am 17. Oktober 1844, während
die seinigen an sie und ihren Gatten
neuerdings von Prof. Dr. Eduard
Castle in Wien u. d. T.: "Lenau und
die Familie Löwenthal. Briefe und
Gespräche, Gedichte und Entwürfe.
Mit Bewilligung des + Freiherrn
Arthur von Löwenthal (des Sohnes
der Sophie L.). Vollständiger Ab-
druck nach den Handschriften" (II,
1906) veröffentlicht wurden. Nach
dem Tode Lenaus (1850) fand Sophie
ein neues Lebensinteresse an der
Förderung der Entwickelung ihrer
drei Kinder, später auch der Enkel;
in der letzten Zeit ihres Lebens über-
trug sie dann dieses Jnteresse auch
auf die Pfleglinge der Kinderbewahr-
anstalt in Traunkirchen (Oberöster-
reich), wo sie während des Sommers
oft mit ihrem Gatten weilte. Kum-
mer und Sorgen blieben ihr im
Leben nicht erspart. Ein schlechtge-
heilter Beinbruch fesselte sie seit 1858
an den Gebrauch des Stockes, 1866

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Löw
ten Handelshauſe N. Jsrael als Ver-
käufer tätig. Die verſchiedenen Bil-
dungsquellen der Hauptſtadt waren
ſeiner geiſtigen Entwicklung unge-
mein förderlich. Seine große Ge-
wandtheit in der Stenographie
brachte ihn 1879 mit dem bekannten
Schriftſteller Siegbert Meyer (ſ. d.)
in Verbindung, für deſſen Familien-
bibliothek „Tutti-Frutti‟ er als
Stenograph arbeitete, ſoweit es ſeine
freie Zeit erlaubte. Auch kam er da-
durch in Berührung mit manchem
ſeiner Zeit wohl bekannten Schrift-
ſteller und wurde ſchließlich ſelbſt zu
dichteriſcher Produktion angeregt.
Wegen Krankheit mußte L. Berlin
verlaſſen, und nachdem er ein Jahr
zur Erholung auf dem Lande zuge-
bracht hatte, machte er ſich in ſeiner
Vaterſtadt ſelbſtändig und leitet dort
noch heute eine Fabrik. Zwei Bände
Gedichte, die er im Manuſkript dem
Prinzen Georg von Preußen zur Ein-
ſicht überreichen durfte, ſind verloren
gegangen.

S:

Wanderſteins Tochter
(N.), 1893. ‒ Revolution! (Hum. a.
d. jüdiſchen Familienleben), 1895. ‒
Am Freitag Abend (desgl.), 2. A.
1896. ‒ Samuel Reiſefertigs Memoi-
ren, 1899. ‒ Die Chockmeckocker und
andere Geſchichten (Hum. a. d. jüd.
Familienleben), 1903. ‒ Die Reiſe
nach Berlin und andere Geſchichten,
1904. ‒ Acht und vierzig! (Trag. Er-
lebniſſe einer kleinen Stadt), 1910.

Löwenthal(-Kleyle), Sophie


Franziska Freiin von, wurde am 25.
Oktober 1810 in Wien als das zweite
von neun Kindern des Hofrats Franz
Joachim Ritter von Kleyle geboren.
Obwohl die Mutter, Karoline geb.
von Ockel, evangeliſch war, wurden
die Kinder insgeſamt katholiſch er-
zogen. Als gute Wirtin hielt ſie auch
die Töchter frühzeitig an, ſelbſtändig
und im Haushalt mittätig zu han-
deln; daneben lernten dieſe Deutſch
ſchreiben, Franzöſiſch ſprechen, Kla-
vier oder Violine ſpielen, Sophie auch
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Löw
zeichnen und malen. Der Vater hielt
ihnen Vorträge über Geſchichte und
Naturkunde, gebildete junge Männer
brachten die neueſten Erſcheinungen
der deutſchen Literatur ins Haus.
Den Sommer und einen Teil des
Herbſtes brachte die Familie auf dem
Lande in Penzing zu, wo der Vater
ein ſchönes Beſitztum erworben hatte,
während man den Winter über in
Wien weilte. Jm Mai 1829 verhei-
ratete ſich Sophie mit Max Löwenthal
(ſeit 1863 Ritter und ſeit 1868 Frei-
herr von L.), damals Beamten bei
der Hofkammer, der Ende 1833 mit
Lenau bekannt ward und dieſen in
ſein Haus führte. Ein inniges Freund-
ſchaftsverhältnis verband bald So-
phie und den Dichter, das in einem
regen Briefwechſel Ausdruck fand,
der vom 14. Dezbr. 1834 bis 16. Ok-
tober 1844 alſo bis zum Ausbruch
von Lenaus Tobſucht geführt wurde.
Lenau nannte Sophie „ſein Glück u.
ſeine Wunde‟; ihre Briefe verbrannte
er am 17. Oktober 1844, während
die ſeinigen an ſie und ihren Gatten
neuerdings von Prof. Dr. Eduard
Caſtle in Wien u. d. T.: „Lenau und
die Familie Löwenthal. Briefe und
Geſpräche, Gedichte und Entwürfe.
Mit Bewilligung des † Freiherrn
Arthur von Löwenthal (des Sohnes
der Sophie L.). Vollſtändiger Ab-
druck nach den Handſchriften‟ (II,
1906) veröffentlicht wurden. Nach
dem Tode Lenaus (1850) fand Sophie
ein neues Lebensintereſſe an der
Förderung der Entwickelung ihrer
drei Kinder, ſpäter auch der Enkel;
in der letzten Zeit ihres Lebens über-
trug ſie dann dieſes Jntereſſe auch
auf die Pfleglinge der Kinderbewahr-
anſtalt in Traunkirchen (Oberöſter-
reich), wo ſie während des Sommers
oft mit ihrem Gatten weilte. Kum-
mer und Sorgen blieben ihr im
Leben nicht erſpart. Ein ſchlechtge-
heilter Beinbruch feſſelte ſie ſeit 1858
an den Gebrauch des Stockes, 1866

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[312/0316] Löw Löw ten Handelshauſe N. Jsrael als Ver- käufer tätig. Die verſchiedenen Bil- dungsquellen der Hauptſtadt waren ſeiner geiſtigen Entwicklung unge- mein förderlich. Seine große Ge- wandtheit in der Stenographie brachte ihn 1879 mit dem bekannten Schriftſteller Siegbert Meyer (ſ. d.) in Verbindung, für deſſen Familien- bibliothek „Tutti-Frutti‟ er als Stenograph arbeitete, ſoweit es ſeine freie Zeit erlaubte. Auch kam er da- durch in Berührung mit manchem ſeiner Zeit wohl bekannten Schrift- ſteller und wurde ſchließlich ſelbſt zu dichteriſcher Produktion angeregt. Wegen Krankheit mußte L. Berlin verlaſſen, und nachdem er ein Jahr zur Erholung auf dem Lande zuge- bracht hatte, machte er ſich in ſeiner Vaterſtadt ſelbſtändig und leitet dort noch heute eine Fabrik. Zwei Bände Gedichte, die er im Manuſkript dem Prinzen Georg von Preußen zur Ein- ſicht überreichen durfte, ſind verloren gegangen. S: Wanderſteins Tochter (N.), 1893. ‒ Revolution! (Hum. a. d. jüdiſchen Familienleben), 1895. ‒ Am Freitag Abend (desgl.), 2. A. 1896. ‒ Samuel Reiſefertigs Memoi- ren, 1899. ‒ Die Chockmeckocker und andere Geſchichten (Hum. a. d. jüd. Familienleben), 1903. ‒ Die Reiſe nach Berlin und andere Geſchichten, 1904. ‒ Acht und vierzig! (Trag. Er- lebniſſe einer kleinen Stadt), 1910. Löwenthal(-Kleyle), Sophie Franziska Freiin von, wurde am 25. Oktober 1810 in Wien als das zweite von neun Kindern des Hofrats Franz Joachim Ritter von Kleyle geboren. Obwohl die Mutter, Karoline geb. von Ockel, evangeliſch war, wurden die Kinder insgeſamt katholiſch er- zogen. Als gute Wirtin hielt ſie auch die Töchter frühzeitig an, ſelbſtändig und im Haushalt mittätig zu han- deln; daneben lernten dieſe Deutſch ſchreiben, Franzöſiſch ſprechen, Kla- vier oder Violine ſpielen, Sophie auch zeichnen und malen. Der Vater hielt ihnen Vorträge über Geſchichte und Naturkunde, gebildete junge Männer brachten die neueſten Erſcheinungen der deutſchen Literatur ins Haus. Den Sommer und einen Teil des Herbſtes brachte die Familie auf dem Lande in Penzing zu, wo der Vater ein ſchönes Beſitztum erworben hatte, während man den Winter über in Wien weilte. Jm Mai 1829 verhei- ratete ſich Sophie mit Max Löwenthal (ſeit 1863 Ritter und ſeit 1868 Frei- herr von L.), damals Beamten bei der Hofkammer, der Ende 1833 mit Lenau bekannt ward und dieſen in ſein Haus führte. Ein inniges Freund- ſchaftsverhältnis verband bald So- phie und den Dichter, das in einem regen Briefwechſel Ausdruck fand, der vom 14. Dezbr. 1834 bis 16. Ok- tober 1844 alſo bis zum Ausbruch von Lenaus Tobſucht geführt wurde. Lenau nannte Sophie „ſein Glück u. ſeine Wunde‟; ihre Briefe verbrannte er am 17. Oktober 1844, während die ſeinigen an ſie und ihren Gatten neuerdings von Prof. Dr. Eduard Caſtle in Wien u. d. T.: „Lenau und die Familie Löwenthal. Briefe und Geſpräche, Gedichte und Entwürfe. Mit Bewilligung des † Freiherrn Arthur von Löwenthal (des Sohnes der Sophie L.). Vollſtändiger Ab- druck nach den Handſchriften‟ (II, 1906) veröffentlicht wurden. Nach dem Tode Lenaus (1850) fand Sophie ein neues Lebensintereſſe an der Förderung der Entwickelung ihrer drei Kinder, ſpäter auch der Enkel; in der letzten Zeit ihres Lebens über- trug ſie dann dieſes Jntereſſe auch auf die Pfleglinge der Kinderbewahr- anſtalt in Traunkirchen (Oberöſter- reich), wo ſie während des Sommers oft mit ihrem Gatten weilte. Kum- mer und Sorgen blieben ihr im Leben nicht erſpart. Ein ſchlechtge- heilter Beinbruch feſſelte ſie ſeit 1858 an den Gebrauch des Stockes, 1866 *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 4. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon04_1913/316>, abgerufen am 24.04.2024.