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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 4. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Mey
nannt wurde. Jn dieser Stellung
erfüllte er durch Jahrzehnte ehrlich
und getreulich seine Pflicht gegen das
neue Vaterland und wirkte für dessen
Wohl und Gedeihen, für seine geistige
und materielle Entwicklung; aber
ebenso vertrat er zu jeder Zeit, beson-
ders in den Kriegen von 1866 und
1870 mannhaft die Jnteressen der
Deutschen. Der deutsche Wohltätig-
keitsverein, ein Jnstitut von kolossa-
ler Tragweite, verdankte ihm, dem
langjährigen Vizepräsidenten, seine
Reorganisation u. höchste Blüte. Jm
Frühjahr 1853 wurde M. auch von
der historisch-philosophischen Fakul-
tät der Petersburger Universität zum
Lektor der deutschen Sprache u. Lite-
ratur gewählt, und 1858 übernahm
er die Stelle als Oberlehrer der deut-
schen Sprache an der Hauptschule zu
St. Petri. Als solcher erhielt er spä-
ter den Titel eines Kollegienrats.
Seit dem Jahre 1867 mit einem ner-
vösen Leiden behaftet, gab er im
Sommer 1874 seine verschiedenen
Stellungen in Petersburg auf und
siedelte nach Bonn am Rhein, später
nach Heidelberg über, habilitierte sich
hier nach seiner völligen Genesung
1880 als Privatdozent für germani-
stische Wissenschaft und erhielt 1883
seine Ernennung zum außerordent-
lichen Professor. Seit 1896 mit dem
Titel eines Hofrats beehrt, starb er
in Heidelberg am 17. (16.) Mai 1899.
Von seinen Schriften über russische
Verhältnisse ist besonders hervorzu-
heben "Rußland. Einrichtungen, Sit-
ten und Gebräuche" (II, 1884-86).
Ferner gab er heraus "Magazin für
Kunde des geistigen und sittlichen Le-
bens in Rußland" (3 Jahrg. 1853
bis 1855) und "Belletristische Blätter
aus Rußland. Aus dem Feuilleton
der Petersburger Zeitung" (3 Jahrg.
1853-55).

S:

Der Paria (Poet. E.),
1843. - Bilder aus dem Bergmanns-
leben, 1844. - Poetische Schriften;
1. Tl.: Blätter aus dem Gedenkbuche
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Mey
eines Bergmanns, 1854. - Die Erbin
v. Glengary (Schsp.), 1866. - Schnee-
flocken (Poet. Jahrbuch a. Rußland);
hrsg. II, 1857-58. - Der Feind vor
Odessa (Dr. G.), 1854. - Der Pate
des Kardinals (Lsp.), 1855. - Ganz
was Aparts (Lsp.), 1856. - Childerich
(Dr.), 1869. - Goethes Märchendich-
tungen, 1879. - Russische Erzählungen
in deutscher Übersetzung, 1877. - Un-
ter dem russischen Zepter (Erinnergn.
eines deutschen Publizisten), 1893.

*Meyer-Ziegler (den Beinamen
Ziegler führt er seit 1879 nach sei-
ner Gattin, einer Tochter des Gene-
rals Z.), Konrad Ferdinand,

* am
11. (nicht 12.) Oktbr. 1825 in Zürich,
stammt aus einer seit der Reforma-
tionszeit eingebürgerten Familie, ver-
lor frühe seinen Vater, den Regie-
rungsrat Ferdinand M., u. erwuchs
unter dem Einfluß einer geistig hoch-
begabten Mutter. Nachdem er die
Schulen seiner Vaterstadt, das untere
u. das obere Gymnasium bis an die
Schwelle der obersten Klasse durch-
laufen hatte, begab er sich auf den
Wunsch seiner Mutter nach Lausanne,
wo er an dem Freunde seines Vaters,
dem Historiker Louis Vulliemin, einen
Berater fand, der sich seiner hingebend
und liebevoll annahm. Nach Zürich
zurückgekehrt, begann er auf den Rat
J. K. Bluntschlis juridische Studien
ins Auge zu fassen; bald aber zog er
sich aus den Hörsälen und allmählich
auch von den Menschen zurück und be-
trieb mehrere Jahre hindurch ziem-
lich planlos historische und philologi-
sche Studien. Das langsam u. schwer
sich entfaltende poetische Talent be-
drängte ihn mehr, als es ihn beglückte,
und vorübergehend tauchte der Plan
auf, sich der Malerei zu widmen. Jn
dieser Zeit der Unsicherheit, des Rin-
gens stand ihm seine einzige, hochbe-
gabte Schwester Betsy verständnis-
voll zur Seite. Nervös überreizt ging
M. 1852 auf einige Wochen in die
Heilanstalt Prefargier, blieb dann

*


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Mey
nannt wurde. Jn dieſer Stellung
erfüllte er durch Jahrzehnte ehrlich
und getreulich ſeine Pflicht gegen das
neue Vaterland und wirkte für deſſen
Wohl und Gedeihen, für ſeine geiſtige
und materielle Entwicklung; aber
ebenſo vertrat er zu jeder Zeit, beſon-
ders in den Kriegen von 1866 und
1870 mannhaft die Jntereſſen der
Deutſchen. Der deutſche Wohltätig-
keitsverein, ein Jnſtitut von koloſſa-
ler Tragweite, verdankte ihm, dem
langjährigen Vizepräſidenten, ſeine
Reorganiſation u. höchſte Blüte. Jm
Frühjahr 1853 wurde M. auch von
der hiſtoriſch-philoſophiſchen Fakul-
tät der Petersburger Univerſität zum
Lektor der deutſchen Sprache u. Lite-
ratur gewählt, und 1858 übernahm
er die Stelle als Oberlehrer der deut-
ſchen Sprache an der Hauptſchule zu
St. Petri. Als ſolcher erhielt er ſpä-
ter den Titel eines Kollegienrats.
Seit dem Jahre 1867 mit einem ner-
vöſen Leiden behaftet, gab er im
Sommer 1874 ſeine verſchiedenen
Stellungen in Petersburg auf und
ſiedelte nach Bonn am Rhein, ſpäter
nach Heidelberg über, habilitierte ſich
hier nach ſeiner völligen Geneſung
1880 als Privatdozent für germani-
ſtiſche Wiſſenſchaft und erhielt 1883
ſeine Ernennung zum außerordent-
lichen Profeſſor. Seit 1896 mit dem
Titel eines Hofrats beehrt, ſtarb er
in Heidelberg am 17. (16.) Mai 1899.
Von ſeinen Schriften über ruſſiſche
Verhältniſſe iſt beſonders hervorzu-
heben „Rußland. Einrichtungen, Sit-
ten und Gebräuche‟ (II, 1884‒86).
Ferner gab er heraus „Magazin für
Kunde des geiſtigen und ſittlichen Le-
bens in Rußland‟ (3 Jahrg. 1853
bis 1855) und „Belletriſtiſche Blätter
aus Rußland. Aus dem Feuilleton
der Petersburger Zeitung‟ (3 Jahrg.
1853‒55).

S:

Der Paria (Poet. E.),
1843. ‒ Bilder aus dem Bergmanns-
leben, 1844. ‒ Poetiſche Schriften;
1. Tl.: Blätter aus dem Gedenkbuche
[Spaltenumbruch]

Mey
eines Bergmanns, 1854. ‒ Die Erbin
v. Glengary (Schſp.), 1866. ‒ Schnee-
flocken (Poet. Jahrbuch a. Rußland);
hrsg. II, 1857‒58. ‒ Der Feind vor
Odeſſa (Dr. G.), 1854. ‒ Der Pate
des Kardinals (Lſp.), 1855. ‒ Ganz
was Aparts (Lſp.), 1856. ‒ Childerich
(Dr.), 1869. ‒ Goethes Märchendich-
tungen, 1879. ‒ Ruſſiſche Erzählungen
in deutſcher Überſetzung, 1877. ‒ Un-
ter dem ruſſiſchen Zepter (Erinnergn.
eines deutſchen Publiziſten), 1893.

*Meyer-Ziegler (den Beinamen
Ziegler führt er ſeit 1879 nach ſei-
ner Gattin, einer Tochter des Gene-
rals Z.), Konrad Ferdinand,

* am
11. (nicht 12.) Oktbr. 1825 in Zürich,
ſtammt aus einer ſeit der Reforma-
tionszeit eingebürgerten Familie, ver-
lor frühe ſeinen Vater, den Regie-
rungsrat Ferdinand M., u. erwuchs
unter dem Einfluß einer geiſtig hoch-
begabten Mutter. Nachdem er die
Schulen ſeiner Vaterſtadt, das untere
u. das obere Gymnaſium bis an die
Schwelle der oberſten Klaſſe durch-
laufen hatte, begab er ſich auf den
Wunſch ſeiner Mutter nach Lauſanne,
wo er an dem Freunde ſeines Vaters,
dem Hiſtoriker Louis Vulliemin, einen
Berater fand, der ſich ſeiner hingebend
und liebevoll annahm. Nach Zürich
zurückgekehrt, begann er auf den Rat
J. K. Bluntſchlis juridiſche Studien
ins Auge zu faſſen; bald aber zog er
ſich aus den Hörſälen und allmählich
auch von den Menſchen zurück und be-
trieb mehrere Jahre hindurch ziem-
lich planlos hiſtoriſche und philologi-
ſche Studien. Das langſam u. ſchwer
ſich entfaltende poetiſche Talent be-
drängte ihn mehr, als es ihn beglückte,
und vorübergehend tauchte der Plan
auf, ſich der Malerei zu widmen. Jn
dieſer Zeit der Unſicherheit, des Rin-
gens ſtand ihm ſeine einzige, hochbe-
gabte Schweſter Betſy verſtändnis-
voll zur Seite. Nervös überreizt ging
M. 1852 auf einige Wochen in die
Heilanſtalt Prefargier, blieb dann

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[458/0462] Mey Mey nannt wurde. Jn dieſer Stellung erfüllte er durch Jahrzehnte ehrlich und getreulich ſeine Pflicht gegen das neue Vaterland und wirkte für deſſen Wohl und Gedeihen, für ſeine geiſtige und materielle Entwicklung; aber ebenſo vertrat er zu jeder Zeit, beſon- ders in den Kriegen von 1866 und 1870 mannhaft die Jntereſſen der Deutſchen. Der deutſche Wohltätig- keitsverein, ein Jnſtitut von koloſſa- ler Tragweite, verdankte ihm, dem langjährigen Vizepräſidenten, ſeine Reorganiſation u. höchſte Blüte. Jm Frühjahr 1853 wurde M. auch von der hiſtoriſch-philoſophiſchen Fakul- tät der Petersburger Univerſität zum Lektor der deutſchen Sprache u. Lite- ratur gewählt, und 1858 übernahm er die Stelle als Oberlehrer der deut- ſchen Sprache an der Hauptſchule zu St. Petri. Als ſolcher erhielt er ſpä- ter den Titel eines Kollegienrats. Seit dem Jahre 1867 mit einem ner- vöſen Leiden behaftet, gab er im Sommer 1874 ſeine verſchiedenen Stellungen in Petersburg auf und ſiedelte nach Bonn am Rhein, ſpäter nach Heidelberg über, habilitierte ſich hier nach ſeiner völligen Geneſung 1880 als Privatdozent für germani- ſtiſche Wiſſenſchaft und erhielt 1883 ſeine Ernennung zum außerordent- lichen Profeſſor. Seit 1896 mit dem Titel eines Hofrats beehrt, ſtarb er in Heidelberg am 17. (16.) Mai 1899. Von ſeinen Schriften über ruſſiſche Verhältniſſe iſt beſonders hervorzu- heben „Rußland. Einrichtungen, Sit- ten und Gebräuche‟ (II, 1884‒86). Ferner gab er heraus „Magazin für Kunde des geiſtigen und ſittlichen Le- bens in Rußland‟ (3 Jahrg. 1853 bis 1855) und „Belletriſtiſche Blätter aus Rußland. Aus dem Feuilleton der Petersburger Zeitung‟ (3 Jahrg. 1853‒55). S: Der Paria (Poet. E.), 1843. ‒ Bilder aus dem Bergmanns- leben, 1844. ‒ Poetiſche Schriften; 1. Tl.: Blätter aus dem Gedenkbuche eines Bergmanns, 1854. ‒ Die Erbin v. Glengary (Schſp.), 1866. ‒ Schnee- flocken (Poet. Jahrbuch a. Rußland); hrsg. II, 1857‒58. ‒ Der Feind vor Odeſſa (Dr. G.), 1854. ‒ Der Pate des Kardinals (Lſp.), 1855. ‒ Ganz was Aparts (Lſp.), 1856. ‒ Childerich (Dr.), 1869. ‒ Goethes Märchendich- tungen, 1879. ‒ Ruſſiſche Erzählungen in deutſcher Überſetzung, 1877. ‒ Un- ter dem ruſſiſchen Zepter (Erinnergn. eines deutſchen Publiziſten), 1893. *Meyer-Ziegler (den Beinamen Ziegler führt er ſeit 1879 nach ſei- ner Gattin, einer Tochter des Gene- rals Z.), Konrad Ferdinand, * am 11. (nicht 12.) Oktbr. 1825 in Zürich, ſtammt aus einer ſeit der Reforma- tionszeit eingebürgerten Familie, ver- lor frühe ſeinen Vater, den Regie- rungsrat Ferdinand M., u. erwuchs unter dem Einfluß einer geiſtig hoch- begabten Mutter. Nachdem er die Schulen ſeiner Vaterſtadt, das untere u. das obere Gymnaſium bis an die Schwelle der oberſten Klaſſe durch- laufen hatte, begab er ſich auf den Wunſch ſeiner Mutter nach Lauſanne, wo er an dem Freunde ſeines Vaters, dem Hiſtoriker Louis Vulliemin, einen Berater fand, der ſich ſeiner hingebend und liebevoll annahm. Nach Zürich zurückgekehrt, begann er auf den Rat J. K. Bluntſchlis juridiſche Studien ins Auge zu faſſen; bald aber zog er ſich aus den Hörſälen und allmählich auch von den Menſchen zurück und be- trieb mehrere Jahre hindurch ziem- lich planlos hiſtoriſche und philologi- ſche Studien. Das langſam u. ſchwer ſich entfaltende poetiſche Talent be- drängte ihn mehr, als es ihn beglückte, und vorübergehend tauchte der Plan auf, ſich der Malerei zu widmen. Jn dieſer Zeit der Unſicherheit, des Rin- gens ſtand ihm ſeine einzige, hochbe- gabte Schweſter Betſy verſtändnis- voll zur Seite. Nervös überreizt ging M. 1852 auf einige Wochen in die Heilanſtalt Prefargier, blieb dann *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 4. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon04_1913/462>, abgerufen am 24.04.2024.