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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 4. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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folg bewog L., 1867 seine Stellung
in Rudolstadt aufzugeben u. in Ber-
lin in der Nähe der königl. Hofbühne
sein dramatisches Talent nach der
praktischen Seite hin weiter auszu-
bilden. Allein in Berlin war sein
Weg kein ebener, dornenloser, und
drei Jahre lang mußte L. sich als
Privatlehrer durchschlagen, bevor
der Präsident des deutschen Reichs-
tags, Simson, eine nationale Pflicht
an dem Dichter erfüllte u. ihn 1872
durch Ernennung zum Bibliothekar
des Reichstags seiner unwürdigen
Lage entriß. Leider zeigte es sich
bald, daß L. zu einem solchen Amte
sich durchaus nicht eignete, und als
das Jnstitut eine wesentliche Er-
weiterung erfuhr, mußte er am 1.
April 1875 seinen Abschied nehmen,
was er als eine Zurücksetzung em-
pfand, die ihn dauernd quälte. Er
lebte nun vom Ertrage seiner Feder,
der aber bald nicht mehr zur Ernäh-
rung seiner Familie ausreichte. Da
trat der Herzog von Meiningen ins
Mittel, der versprochen hatte, für L.
sorgen zu wollen; aber dieser hatte
nicht mehr die Kraft, einen Sonnen-
blick des Glücks zu ertragen. Von
einer Audienz bei seinem fürstlichen
Gönner heimgekehrt, verfiel er in
Wahnsinn und mußte am 11. Dezbr.
1885 der königl. Charite überwiesen
werden. Von hier kam er als un-
heilbarer Kranker nach Dalldorf, wo
der Tod am 4. Februar 1888 seinem
Leiden ein Ziel setzte.

S:

Dante
Alighieri (Dr. G.), 1855. - William
Shakespeare (Schauspiel), 1864. -
Brutus und Collatinus (Tr.), 1867.
2. A. 1872. - Stauf und Welf (Hist.
(Tr.), 1867. - Katharina die Zweite
(Tr), 1868. - Der Hund des Aubri
(Dram. Zeitbild), 1869. - Die Blut-
hochzeit, oder: Die Bartholomäus-
nacht (Tr.), 1871. 2. A. 1880. -
Marino Falieri (Tr.), 1875. - Don
Juan d'Austria (Hist. Tr.), 1875. -
Geschichten u. Gestalten, 1877. - Das
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Rätsel der Frauenseele (3 Nn.), 1882.
- Völkerfrühling (3 hist. Nn.), 1881.
- Das Ewig-Weibliche (Ernste und
heitere Betrachtungen über Frauen),
1880. - Der Schwan von Avon (Kul-
turbilder aus Alt-England), 1881. -
Der Reformator (Dr. D.), 1883. -
Der Kurprinz von Brandenburg (Va-
terl. Schsp. Nach einem hinterlassenen
Entwurf für die Bühne bearb. von
Karl Grube), 1901.

Lindner, Wilhelm Bruno,

* 1814
zu Leipzig als der Sohn des Bür-
gerschullehrers und Privatdozenten
Friedrich Wilhelm L., besuchte das
dortige Gymnasium u. die Universi-
tät daselbst, an der er 1832-36 Theo-
logie studierte. Nachdem er dann
drei Jahre in Württemberg als Leh-
rer an einer Privaterziehungsan-
stalt verbracht hatte, habilitierte er
sich 1839 als Privatdozent der Theo-
logie in Leipzig und wurde 1846
außerordentl. Professor. Jm Febr.
1860 erlitt er wegen Spoliation der
öffentlichen Bibliotheken in Leipzig
amtlichen Schiffbruch. Weitere Nach-
richten fehlen.

S:

Sachsens große
Erinnerungen (Ge.), 1841. - Erzäh-
lungen; IV, 1852. - Gedichte, 1854.

Lindner, Ella

(auch Lindner-
Maneck
), siehe Ella Maneck!

*Lindner, Gottlob Ferdinand,

aus
einer sächsischen Försterfamilie stam-
mend, wurde am 16. April 1826 zu
Memleben a. d. Unstrut geboren, be-
suchte die Klosterschule in Roßleben
von 1839-46 u. trat, im Thüringer-
walde zum praktischen Forstdienst
vorgebildet, 1848 in die Forstakade-
mie von Neustadt-Eberswalde, wo-
selbst er bis zum Jahre 1850 ver-
blieb. 1853 zum Oberförster geprüft,
war er von 1855-58 interimistischer
Verwalter der Oberförsterei Schul-
pforta, wirkte 1859 im königl. Forst-
einrichtungsbureau zu Berlin und
war später gewerkschaftlicher Forst-
administrator in Kärnten u. Steier-
mark. Seit der Okkupation Elsaß-

*


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Lin
folg bewog L., 1867 ſeine Stellung
in Rudolſtadt aufzugeben u. in Ber-
lin in der Nähe der königl. Hofbühne
ſein dramatiſches Talent nach der
praktiſchen Seite hin weiter auszu-
bilden. Allein in Berlin war ſein
Weg kein ebener, dornenloſer, und
drei Jahre lang mußte L. ſich als
Privatlehrer durchſchlagen, bevor
der Präſident des deutſchen Reichs-
tags, Simſon, eine nationale Pflicht
an dem Dichter erfüllte u. ihn 1872
durch Ernennung zum Bibliothekar
des Reichstags ſeiner unwürdigen
Lage entriß. Leider zeigte es ſich
bald, daß L. zu einem ſolchen Amte
ſich durchaus nicht eignete, und als
das Jnſtitut eine weſentliche Er-
weiterung erfuhr, mußte er am 1.
April 1875 ſeinen Abſchied nehmen,
was er als eine Zurückſetzung em-
pfand, die ihn dauernd quälte. Er
lebte nun vom Ertrage ſeiner Feder,
der aber bald nicht mehr zur Ernäh-
rung ſeiner Familie ausreichte. Da
trat der Herzog von Meiningen ins
Mittel, der verſprochen hatte, für L.
ſorgen zu wollen; aber dieſer hatte
nicht mehr die Kraft, einen Sonnen-
blick des Glücks zu ertragen. Von
einer Audienz bei ſeinem fürſtlichen
Gönner heimgekehrt, verfiel er in
Wahnſinn und mußte am 11. Dezbr.
1885 der königl. Charité überwieſen
werden. Von hier kam er als un-
heilbarer Kranker nach Dalldorf, wo
der Tod am 4. Februar 1888 ſeinem
Leiden ein Ziel ſetzte.

S:

Dante
Alighieri (Dr. G.), 1855. ‒ William
Shakeſpeare (Schauſpiel), 1864. ‒
Brutus und Collatinus (Tr.), 1867.
2. A. 1872. ‒ Stauf und Welf (Hiſt.
(Tr.), 1867. ‒ Katharina die Zweite
(Tr), 1868. ‒ Der Hund des Aubri
(Dram. Zeitbild), 1869. ‒ Die Blut-
hochzeit, oder: Die Bartholomäus-
nacht (Tr.), 1871. 2. A. 1880. ‒
Marino Falieri (Tr.), 1875. ‒ Don
Juan d’Auſtria (Hiſt. Tr.), 1875. ‒
Geſchichten u. Geſtalten, 1877. ‒ Das
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Rätſel der Frauenſeele (3 Nn.), 1882.
‒ Völkerfrühling (3 hiſt. Nn.), 1881.
‒ Das Ewig-Weibliche (Ernſte und
heitere Betrachtungen über Frauen),
1880. ‒ Der Schwan von Avon (Kul-
turbilder aus Alt-England), 1881. ‒
Der Reformator (Dr. D.), 1883. ‒
Der Kurprinz von Brandenburg (Va-
terl. Schſp. Nach einem hinterlaſſenen
Entwurf für die Bühne bearb. von
Karl Grube), 1901.

Lindner, Wilhelm Bruno,

* 1814
zu Leipzig als der Sohn des Bür-
gerſchullehrers und Privatdozenten
Friedrich Wilhelm L., beſuchte das
dortige Gymnaſium u. die Univerſi-
tät daſelbſt, an der er 1832‒36 Theo-
logie ſtudierte. Nachdem er dann
drei Jahre in Württemberg als Leh-
rer an einer Privaterziehungsan-
ſtalt verbracht hatte, habilitierte er
ſich 1839 als Privatdozent der Theo-
logie in Leipzig und wurde 1846
außerordentl. Profeſſor. Jm Febr.
1860 erlitt er wegen Spoliation der
öffentlichen Bibliotheken in Leipzig
amtlichen Schiffbruch. Weitere Nach-
richten fehlen.

S:

Sachſens große
Erinnerungen (Ge.), 1841. ‒ Erzäh-
lungen; IV, 1852. ‒ Gedichte, 1854.

Lindner, Ella

(auch Lindner-
Maneck
), ſiehe Ella Maneck!

*Lindner, Gottlob Ferdinand,

aus
einer ſächſiſchen Förſterfamilie ſtam-
mend, wurde am 16. April 1826 zu
Memleben a. d. Unſtrut geboren, be-
ſuchte die Kloſterſchule in Roßleben
von 1839‒46 u. trat, im Thüringer-
walde zum praktiſchen Forſtdienſt
vorgebildet, 1848 in die Forſtakade-
mie von Neuſtadt-Eberswalde, wo-
ſelbſt er bis zum Jahre 1850 ver-
blieb. 1853 zum Oberförſter geprüft,
war er von 1855‒58 interimiſtiſcher
Verwalter der Oberförſterei Schul-
pforta, wirkte 1859 im königl. Forſt-
einrichtungsbureau zu Berlin und
war ſpäter gewerkſchaftlicher Forſt-
adminiſtrator in Kärnten u. Steier-
mark. Seit der Okkupation Elſaß-

*
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[272/0276] Lin Lin folg bewog L., 1867 ſeine Stellung in Rudolſtadt aufzugeben u. in Ber- lin in der Nähe der königl. Hofbühne ſein dramatiſches Talent nach der praktiſchen Seite hin weiter auszu- bilden. Allein in Berlin war ſein Weg kein ebener, dornenloſer, und drei Jahre lang mußte L. ſich als Privatlehrer durchſchlagen, bevor der Präſident des deutſchen Reichs- tags, Simſon, eine nationale Pflicht an dem Dichter erfüllte u. ihn 1872 durch Ernennung zum Bibliothekar des Reichstags ſeiner unwürdigen Lage entriß. Leider zeigte es ſich bald, daß L. zu einem ſolchen Amte ſich durchaus nicht eignete, und als das Jnſtitut eine weſentliche Er- weiterung erfuhr, mußte er am 1. April 1875 ſeinen Abſchied nehmen, was er als eine Zurückſetzung em- pfand, die ihn dauernd quälte. Er lebte nun vom Ertrage ſeiner Feder, der aber bald nicht mehr zur Ernäh- rung ſeiner Familie ausreichte. Da trat der Herzog von Meiningen ins Mittel, der verſprochen hatte, für L. ſorgen zu wollen; aber dieſer hatte nicht mehr die Kraft, einen Sonnen- blick des Glücks zu ertragen. Von einer Audienz bei ſeinem fürſtlichen Gönner heimgekehrt, verfiel er in Wahnſinn und mußte am 11. Dezbr. 1885 der königl. Charité überwieſen werden. Von hier kam er als un- heilbarer Kranker nach Dalldorf, wo der Tod am 4. Februar 1888 ſeinem Leiden ein Ziel ſetzte. S: Dante Alighieri (Dr. G.), 1855. ‒ William Shakeſpeare (Schauſpiel), 1864. ‒ Brutus und Collatinus (Tr.), 1867. 2. A. 1872. ‒ Stauf und Welf (Hiſt. (Tr.), 1867. ‒ Katharina die Zweite (Tr), 1868. ‒ Der Hund des Aubri (Dram. Zeitbild), 1869. ‒ Die Blut- hochzeit, oder: Die Bartholomäus- nacht (Tr.), 1871. 2. A. 1880. ‒ Marino Falieri (Tr.), 1875. ‒ Don Juan d’Auſtria (Hiſt. Tr.), 1875. ‒ Geſchichten u. Geſtalten, 1877. ‒ Das Rätſel der Frauenſeele (3 Nn.), 1882. ‒ Völkerfrühling (3 hiſt. Nn.), 1881. ‒ Das Ewig-Weibliche (Ernſte und heitere Betrachtungen über Frauen), 1880. ‒ Der Schwan von Avon (Kul- turbilder aus Alt-England), 1881. ‒ Der Reformator (Dr. D.), 1883. ‒ Der Kurprinz von Brandenburg (Va- terl. Schſp. Nach einem hinterlaſſenen Entwurf für die Bühne bearb. von Karl Grube), 1901. Lindner, Wilhelm Bruno, * 1814 zu Leipzig als der Sohn des Bür- gerſchullehrers und Privatdozenten Friedrich Wilhelm L., beſuchte das dortige Gymnaſium u. die Univerſi- tät daſelbſt, an der er 1832‒36 Theo- logie ſtudierte. Nachdem er dann drei Jahre in Württemberg als Leh- rer an einer Privaterziehungsan- ſtalt verbracht hatte, habilitierte er ſich 1839 als Privatdozent der Theo- logie in Leipzig und wurde 1846 außerordentl. Profeſſor. Jm Febr. 1860 erlitt er wegen Spoliation der öffentlichen Bibliotheken in Leipzig amtlichen Schiffbruch. Weitere Nach- richten fehlen. S: Sachſens große Erinnerungen (Ge.), 1841. ‒ Erzäh- lungen; IV, 1852. ‒ Gedichte, 1854. Lindner, Ella (auch Lindner- Maneck), ſiehe Ella Maneck! *Lindner, Gottlob Ferdinand, aus einer ſächſiſchen Förſterfamilie ſtam- mend, wurde am 16. April 1826 zu Memleben a. d. Unſtrut geboren, be- ſuchte die Kloſterſchule in Roßleben von 1839‒46 u. trat, im Thüringer- walde zum praktiſchen Forſtdienſt vorgebildet, 1848 in die Forſtakade- mie von Neuſtadt-Eberswalde, wo- ſelbſt er bis zum Jahre 1850 ver- blieb. 1853 zum Oberförſter geprüft, war er von 1855‒58 interimiſtiſcher Verwalter der Oberförſterei Schul- pforta, wirkte 1859 im königl. Forſt- einrichtungsbureau zu Berlin und war ſpäter gewerkſchaftlicher Forſt- adminiſtrator in Kärnten u. Steier- mark. Seit der Okkupation Elſaß- *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 4. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon04_1913/276>, abgerufen am 28.03.2024.