Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 4. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite


[Spaltenumbruch]

Kra
dere theologische Seminar zu Blau-
beuren ein, wo er das Glück hatte,
nicht nur Lehrer von gründlichem
Wissen u. gebildetem Geschmack, son-
dern zugleich eine seltene Zahl von
talentvollen und strebsamen Studien-
genossen zu finden. Jm Jahre 1825
bezog er das theologische Stift in
Tübingen und vollendete hier den
fünfjährigen Kursus in herkömm-
licher Weise, ohne jedoch die klassischen,
ästhetischen und historischen Studien
hintenanzusetzen. Besonders übten die
Vorlesungen Ludwig Uhlands, mit
dem er auch persönlichen Umgang
pflegte, u. des Historikers Haug einen
großen und bleibenden Einfluß auf
ihn aus. Nach absolviertem Examen
fungierte K. drei Jahre lang als Vikar
und Pfarrverweser an verschiedenen
Orten und erhielt dann im Novbr.
1833 die Privatpfarrei Thalheim bei
Heilbronn, wo er in ländlicher Zu-
rückgezogenheit und stillem häuslichen
Glück neben dem Amte seine Lieblings-
beschäftigung, die Pflege der Poesie,
fortsetzte; denn bereits 1831 waren
durch Uhlands Vermittlung die ersten
Proben seiner Gedichte in das von
Gustav Schwab redigierte "Morgen-
blatt" aufgenommen worden. Häu-
fige Besuche bei dem ihm befreundeten
und später auch verwandt geworde-
nen Justinus Kerner trugen dazu bei,
seine Liebe zur Dichtkunst frisch zu er-
halten. Jm Jahre 1847 kam K. als
Stadtpfarrer nach Güglingen, indes
bewogen ihn zwei große Brände, bei
deren einem auch sein Hab und Gut
beschädigt wurde, sich 1850 auf die
Pfarrei Sondelfingen, in der Nähe
von Reutlingen und Tübingen, ver-
setzen zu lassen. Von hier aus knüpfte
er alte Beziehungen zu seinen Lehrern
in der Universitätsstadt an und kam
auch in freundschaftliche Verbindung
zu dem greisen Naturdichter Karl
Mayer wie zu den schwäbisch. Schrift-
stellerinnen Charlotte Späth und
Ottilie Wildermuth. Seit 1867 Pfar-
[Spaltenumbruch]
Kra
rer zu Ofterdingen bei Tübingen,
starb er daselbst am 30. Novbr. 1878.

S:

Gedichte, 1839. - Gesänge unter
den Palmen, 1847. 2. A. 1869. -
Biblische Geschichte in einer Auswahl
poetischer Bilder, 1852. - Altdeutsche
Heldendichtungen, in Prosa bearb.;
II, 1855. - Klassisches Vergißmein-
nicht (Denkblätter a. klassischen Dich-
tern), 1858. 8. A. 1889. - Christ-
liches Vergißmeinnicht (Denkblätter),
1858. 11. A. 1889. - Christliche Ge-
dichte, 1859. - Lieder u. Erzählungen
in Versen für die Jugend, 1864. -
Lukans Pharsalia, im Versmaße der
Urschrift übers., 1864. - Den Kämp-
fern in Krieg und Sieg 1870-71
(Vaterl. Ge.), 1877.

Kralik (oder, wie er sich seit 1885
nennt, Kralik Ritterv. Meyrs-
walden
), Richard von,

wurde am
1. Oktober 1852 zu Leonorenhain in
Böhmen geboren, wo sein Vater Lei-
ter einer großen Glashütte war, kam
mit seinen Eltern 1856 nach Linz a.
Donau und besuchte hier das Gym-
nasium, an dem damals auch Ad.
Stifter als Lehrer tätig war. Seit
1870 widmete er sich in Wien dem
Studium der Rechte. Nachdem er hier
die Würde eines Dr. jur. erlangt, be-
suchte er noch die Hochschulen zu Bonn
und Berlin, wo er besonders philo-
logische u. historische Studien betrieb,
u. unternahm dann 1878 eine Reise
nach Jtalien (Rom). Heimgekehrt,
wandte er sich mehr und mehr schrift-
stellerischer Tätigkeit zu, die er denn
seit 1883 auch ausschließlich pflegt.

S:

Offenbarung (Episteln u. Elegien),
1883. 2. A. 1893. - Die Türken vor
Wien (Festsp.), 1883. - Roman (Ge.),
1884. - Adam. Ein Mysterium (Dr.),
1884. - Büchlein der Unweisheit
(Ge.), 1885. - Maximilian (Schsp.),
1885. - Deutsche Puppenspiele (hrsg.
mit Josef Winter), 1885. - Das
Ostaralied (M.), 1886. - Kunstbüch-
lein (zum gerechten gründlichen Ge-
brauche aller Freunde der Dichtkunst),

*


[Spaltenumbruch]

Kra
dere theologiſche Seminar zu Blau-
beuren ein, wo er das Glück hatte,
nicht nur Lehrer von gründlichem
Wiſſen u. gebildetem Geſchmack, ſon-
dern zugleich eine ſeltene Zahl von
talentvollen und ſtrebſamen Studien-
genoſſen zu finden. Jm Jahre 1825
bezog er das theologiſche Stift in
Tübingen und vollendete hier den
fünfjährigen Kurſus in herkömm-
licher Weiſe, ohne jedoch die klaſſiſchen,
äſthetiſchen und hiſtoriſchen Studien
hintenanzuſetzen. Beſonders übten die
Vorleſungen Ludwig Uhlands, mit
dem er auch perſönlichen Umgang
pflegte, u. des Hiſtorikers Haug einen
großen und bleibenden Einfluß auf
ihn aus. Nach abſolviertem Examen
fungierte K. drei Jahre lang als Vikar
und Pfarrverweſer an verſchiedenen
Orten und erhielt dann im Novbr.
1833 die Privatpfarrei Thalheim bei
Heilbronn, wo er in ländlicher Zu-
rückgezogenheit und ſtillem häuslichen
Glück neben dem Amte ſeine Lieblings-
beſchäftigung, die Pflege der Poeſie,
fortſetzte; denn bereits 1831 waren
durch Uhlands Vermittlung die erſten
Proben ſeiner Gedichte in das von
Guſtav Schwab redigierte „Morgen-
blatt‟ aufgenommen worden. Häu-
fige Beſuche bei dem ihm befreundeten
und ſpäter auch verwandt geworde-
nen Juſtinus Kerner trugen dazu bei,
ſeine Liebe zur Dichtkunſt friſch zu er-
halten. Jm Jahre 1847 kam K. als
Stadtpfarrer nach Güglingen, indes
bewogen ihn zwei große Brände, bei
deren einem auch ſein Hab und Gut
beſchädigt wurde, ſich 1850 auf die
Pfarrei Sondelfingen, in der Nähe
von Reutlingen und Tübingen, ver-
ſetzen zu laſſen. Von hier aus knüpfte
er alte Beziehungen zu ſeinen Lehrern
in der Univerſitätsſtadt an und kam
auch in freundſchaftliche Verbindung
zu dem greiſen Naturdichter Karl
Mayer wie zu den ſchwäbiſch. Schrift-
ſtellerinnen Charlotte Späth und
Ottilie Wildermuth. Seit 1867 Pfar-
[Spaltenumbruch]
Kra
rer zu Ofterdingen bei Tübingen,
ſtarb er daſelbſt am 30. Novbr. 1878.

S:

Gedichte, 1839. ‒ Geſänge unter
den Palmen, 1847. 2. A. 1869. ‒
Bibliſche Geſchichte in einer Auswahl
poetiſcher Bilder, 1852. ‒ Altdeutſche
Heldendichtungen, in Proſa bearb.;
II, 1855. ‒ Klaſſiſches Vergißmein-
nicht (Denkblätter a. klaſſiſchen Dich-
tern), 1858. 8. A. 1889. ‒ Chriſt-
liches Vergißmeinnicht (Denkblätter),
1858. 11. A. 1889. ‒ Chriſtliche Ge-
dichte, 1859. ‒ Lieder u. Erzählungen
in Verſen für die Jugend, 1864. ‒
Lukans Pharſalia, im Versmaße der
Urſchrift überſ., 1864. ‒ Den Kämp-
fern in Krieg und Sieg 1870‒71
(Vaterl. Ge.), 1877.

Kralik (oder, wie er ſich ſeit 1885
nennt, Kralik Ritterv. Meyrs-
walden
), Richard von,

wurde am
1. Oktober 1852 zu Leonorenhain in
Böhmen geboren, wo ſein Vater Lei-
ter einer großen Glashütte war, kam
mit ſeinen Eltern 1856 nach Linz a.
Donau und beſuchte hier das Gym-
naſium, an dem damals auch Ad.
Stifter als Lehrer tätig war. Seit
1870 widmete er ſich in Wien dem
Studium der Rechte. Nachdem er hier
die Würde eines Dr. jur. erlangt, be-
ſuchte er noch die Hochſchulen zu Bonn
und Berlin, wo er beſonders philo-
logiſche u. hiſtoriſche Studien betrieb,
u. unternahm dann 1878 eine Reiſe
nach Jtalien (Rom). Heimgekehrt,
wandte er ſich mehr und mehr ſchrift-
ſtelleriſcher Tätigkeit zu, die er denn
ſeit 1883 auch ausſchließlich pflegt.

S:

Offenbarung (Epiſteln u. Elegien),
1883. 2. A. 1893. ‒ Die Türken vor
Wien (Feſtſp.), 1883. ‒ Roman (Ge.),
1884. ‒ Adam. Ein Myſterium (Dr.),
1884. ‒ Büchlein der Unweisheit
(Ge.), 1885. ‒ Maximilian (Schſp.),
1885. ‒ Deutſche Puppenſpiele (hrsg.
mit Joſef Winter), 1885. ‒ Das
Oſtaralied (M.), 1886. ‒ Kunſtbüch-
lein (zum gerechten gründlichen Ge-
brauche aller Freunde der Dichtkunſt),

*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="index" n="1">
        <p><pb facs="#f0094" n="90"/><lb/><cb/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Kra</hi></fw><lb/>
dere theologi&#x017F;che Seminar zu Blau-<lb/>
beuren ein, wo er das Glück hatte,<lb/>
nicht nur Lehrer von gründlichem<lb/>
Wi&#x017F;&#x017F;en u. gebildetem Ge&#x017F;chmack, &#x017F;on-<lb/>
dern zugleich eine &#x017F;eltene Zahl von<lb/>
talentvollen und &#x017F;treb&#x017F;amen Studien-<lb/>
geno&#x017F;&#x017F;en zu finden. Jm Jahre 1825<lb/>
bezog er das theologi&#x017F;che Stift in<lb/>
Tübingen und vollendete hier den<lb/>
fünfjährigen Kur&#x017F;us in herkömm-<lb/>
licher Wei&#x017F;e, ohne jedoch die kla&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen,<lb/>
ä&#x017F;theti&#x017F;chen und hi&#x017F;tori&#x017F;chen Studien<lb/>
hintenanzu&#x017F;etzen. Be&#x017F;onders übten die<lb/>
Vorle&#x017F;ungen Ludwig Uhlands, mit<lb/>
dem er auch per&#x017F;önlichen Umgang<lb/>
pflegte, u. des Hi&#x017F;torikers Haug einen<lb/>
großen und bleibenden Einfluß auf<lb/>
ihn aus. Nach ab&#x017F;olviertem Examen<lb/>
fungierte K. drei Jahre lang als Vikar<lb/>
und Pfarrverwe&#x017F;er an ver&#x017F;chiedenen<lb/>
Orten und erhielt dann im Novbr.<lb/>
1833 die Privatpfarrei Thalheim bei<lb/>
Heilbronn, wo er in ländlicher Zu-<lb/>
rückgezogenheit und &#x017F;tillem häuslichen<lb/>
Glück neben dem Amte &#x017F;eine Lieblings-<lb/>
be&#x017F;chäftigung, die Pflege der Poe&#x017F;ie,<lb/>
fort&#x017F;etzte; denn bereits 1831 waren<lb/>
durch Uhlands Vermittlung die er&#x017F;ten<lb/>
Proben &#x017F;einer Gedichte in das von<lb/>
Gu&#x017F;tav Schwab redigierte &#x201E;Morgen-<lb/>
blatt&#x201F; aufgenommen worden. Häu-<lb/>
fige Be&#x017F;uche bei dem ihm befreundeten<lb/>
und &#x017F;päter auch verwandt geworde-<lb/>
nen Ju&#x017F;tinus Kerner trugen dazu bei,<lb/>
&#x017F;eine Liebe zur Dichtkun&#x017F;t fri&#x017F;ch zu er-<lb/>
halten. Jm Jahre 1847 kam K. als<lb/>
Stadtpfarrer nach Güglingen, indes<lb/>
bewogen ihn zwei große Brände, bei<lb/>
deren einem auch &#x017F;ein Hab und Gut<lb/>
be&#x017F;chädigt wurde, &#x017F;ich 1850 auf die<lb/>
Pfarrei Sondelfingen, in der Nähe<lb/>
von Reutlingen und Tübingen, ver-<lb/>
&#x017F;etzen zu la&#x017F;&#x017F;en. Von hier aus knüpfte<lb/>
er alte Beziehungen zu &#x017F;einen Lehrern<lb/>
in der Univer&#x017F;itäts&#x017F;tadt an und kam<lb/>
auch in freund&#x017F;chaftliche Verbindung<lb/>
zu dem grei&#x017F;en Naturdichter Karl<lb/>
Mayer wie zu den &#x017F;chwäbi&#x017F;ch. Schrift-<lb/>
&#x017F;tellerinnen Charlotte Späth und<lb/>
Ottilie Wildermuth. Seit 1867 Pfar-<lb/><cb/>
<fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Kra</hi></fw><lb/>
rer zu Ofterdingen bei Tübingen,<lb/>
&#x017F;tarb er da&#x017F;elb&#x017F;t am 30. Novbr. 1878.<lb/></p>
      </div><lb/>
      <div type="bibliography" n="1">
        <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
        <p> Gedichte, 1839. &#x2012; Ge&#x017F;änge unter<lb/>
den Palmen, 1847. 2. A. 1869. &#x2012;<lb/>
Bibli&#x017F;che Ge&#x017F;chichte in einer Auswahl<lb/>
poeti&#x017F;cher Bilder, 1852. &#x2012; Altdeut&#x017F;che<lb/>
Heldendichtungen, in Pro&#x017F;a bearb.;<lb/><hi rendition="#aq">II</hi>, 1855. &#x2012; Kla&#x017F;&#x017F;i&#x017F;ches Vergißmein-<lb/>
nicht (Denkblätter a. kla&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen Dich-<lb/>
tern), 1858. 8. A. 1889. &#x2012; Chri&#x017F;t-<lb/>
liches Vergißmeinnicht (Denkblätter),<lb/>
1858. 11. A. 1889. &#x2012; Chri&#x017F;tliche Ge-<lb/>
dichte, 1859. &#x2012; Lieder u. Erzählungen<lb/>
in Ver&#x017F;en für die Jugend, 1864. &#x2012;<lb/>
Lukans Phar&#x017F;alia, im Versmaße der<lb/>
Ur&#x017F;chrift über&#x017F;., 1864. &#x2012; Den Kämp-<lb/>
fern in Krieg und Sieg 1870&#x2012;71<lb/>
(Vaterl. Ge.), 1877.</p><lb/>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head><hi rendition="#b">Kralik</hi> (oder, wie er &#x017F;ich &#x017F;eit 1885<lb/>
nennt, <hi rendition="#g">Kralik Ritterv. Meyrs-<lb/>
walden</hi>), Richard von,</head>
        <p> wurde am<lb/>
1. Oktober 1852 zu Leonorenhain in<lb/>
Böhmen geboren, wo &#x017F;ein Vater Lei-<lb/>
ter einer großen Glashütte war, kam<lb/>
mit &#x017F;einen Eltern 1856 nach Linz a.<lb/>
Donau und be&#x017F;uchte hier das Gym-<lb/>
na&#x017F;ium, an dem damals auch Ad.<lb/>
Stifter als Lehrer tätig war. Seit<lb/>
1870 widmete er &#x017F;ich in Wien dem<lb/>
Studium der Rechte. Nachdem er hier<lb/>
die Würde eines <hi rendition="#aq">Dr. jur.</hi> erlangt, be-<lb/>
&#x017F;uchte er noch die Hoch&#x017F;chulen zu Bonn<lb/>
und Berlin, wo er be&#x017F;onders philo-<lb/>
logi&#x017F;che u. hi&#x017F;tori&#x017F;che Studien betrieb,<lb/>
u. unternahm dann 1878 eine Rei&#x017F;e<lb/>
nach Jtalien (Rom). Heimgekehrt,<lb/>
wandte er &#x017F;ich mehr und mehr &#x017F;chrift-<lb/>
&#x017F;telleri&#x017F;cher Tätigkeit zu, die er denn<lb/>
&#x017F;eit 1883 auch aus&#x017F;chließlich pflegt.<lb/></p>
      </div><lb/>
      <div type="bibliography" n="1">
        <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
        <p> Offenbarung (Epi&#x017F;teln u. Elegien),<lb/>
1883. 2. A. 1893. &#x2012; Die Türken vor<lb/>
Wien (Fe&#x017F;t&#x017F;p.), 1883. &#x2012; Roman (Ge.),<lb/>
1884. &#x2012; Adam. Ein My&#x017F;terium (Dr.),<lb/>
1884. &#x2012; Büchlein der Unweisheit<lb/>
(Ge.), 1885. &#x2012; Maximilian (Sch&#x017F;p.),<lb/>
1885. &#x2012; Deut&#x017F;che Puppen&#x017F;piele (hrsg.<lb/>
mit Jo&#x017F;ef Winter), 1885. &#x2012; Das<lb/>
O&#x017F;taralied (M.), 1886. &#x2012; Kun&#x017F;tbüch-<lb/>
lein (zum gerechten gründlichen Ge-<lb/>
brauche aller Freunde der Dichtkun&#x017F;t),<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">*</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[90/0094] Kra Kra dere theologiſche Seminar zu Blau- beuren ein, wo er das Glück hatte, nicht nur Lehrer von gründlichem Wiſſen u. gebildetem Geſchmack, ſon- dern zugleich eine ſeltene Zahl von talentvollen und ſtrebſamen Studien- genoſſen zu finden. Jm Jahre 1825 bezog er das theologiſche Stift in Tübingen und vollendete hier den fünfjährigen Kurſus in herkömm- licher Weiſe, ohne jedoch die klaſſiſchen, äſthetiſchen und hiſtoriſchen Studien hintenanzuſetzen. Beſonders übten die Vorleſungen Ludwig Uhlands, mit dem er auch perſönlichen Umgang pflegte, u. des Hiſtorikers Haug einen großen und bleibenden Einfluß auf ihn aus. Nach abſolviertem Examen fungierte K. drei Jahre lang als Vikar und Pfarrverweſer an verſchiedenen Orten und erhielt dann im Novbr. 1833 die Privatpfarrei Thalheim bei Heilbronn, wo er in ländlicher Zu- rückgezogenheit und ſtillem häuslichen Glück neben dem Amte ſeine Lieblings- beſchäftigung, die Pflege der Poeſie, fortſetzte; denn bereits 1831 waren durch Uhlands Vermittlung die erſten Proben ſeiner Gedichte in das von Guſtav Schwab redigierte „Morgen- blatt‟ aufgenommen worden. Häu- fige Beſuche bei dem ihm befreundeten und ſpäter auch verwandt geworde- nen Juſtinus Kerner trugen dazu bei, ſeine Liebe zur Dichtkunſt friſch zu er- halten. Jm Jahre 1847 kam K. als Stadtpfarrer nach Güglingen, indes bewogen ihn zwei große Brände, bei deren einem auch ſein Hab und Gut beſchädigt wurde, ſich 1850 auf die Pfarrei Sondelfingen, in der Nähe von Reutlingen und Tübingen, ver- ſetzen zu laſſen. Von hier aus knüpfte er alte Beziehungen zu ſeinen Lehrern in der Univerſitätsſtadt an und kam auch in freundſchaftliche Verbindung zu dem greiſen Naturdichter Karl Mayer wie zu den ſchwäbiſch. Schrift- ſtellerinnen Charlotte Späth und Ottilie Wildermuth. Seit 1867 Pfar- rer zu Ofterdingen bei Tübingen, ſtarb er daſelbſt am 30. Novbr. 1878. S: Gedichte, 1839. ‒ Geſänge unter den Palmen, 1847. 2. A. 1869. ‒ Bibliſche Geſchichte in einer Auswahl poetiſcher Bilder, 1852. ‒ Altdeutſche Heldendichtungen, in Proſa bearb.; II, 1855. ‒ Klaſſiſches Vergißmein- nicht (Denkblätter a. klaſſiſchen Dich- tern), 1858. 8. A. 1889. ‒ Chriſt- liches Vergißmeinnicht (Denkblätter), 1858. 11. A. 1889. ‒ Chriſtliche Ge- dichte, 1859. ‒ Lieder u. Erzählungen in Verſen für die Jugend, 1864. ‒ Lukans Pharſalia, im Versmaße der Urſchrift überſ., 1864. ‒ Den Kämp- fern in Krieg und Sieg 1870‒71 (Vaterl. Ge.), 1877. Kralik (oder, wie er ſich ſeit 1885 nennt, Kralik Ritterv. Meyrs- walden), Richard von, wurde am 1. Oktober 1852 zu Leonorenhain in Böhmen geboren, wo ſein Vater Lei- ter einer großen Glashütte war, kam mit ſeinen Eltern 1856 nach Linz a. Donau und beſuchte hier das Gym- naſium, an dem damals auch Ad. Stifter als Lehrer tätig war. Seit 1870 widmete er ſich in Wien dem Studium der Rechte. Nachdem er hier die Würde eines Dr. jur. erlangt, be- ſuchte er noch die Hochſchulen zu Bonn und Berlin, wo er beſonders philo- logiſche u. hiſtoriſche Studien betrieb, u. unternahm dann 1878 eine Reiſe nach Jtalien (Rom). Heimgekehrt, wandte er ſich mehr und mehr ſchrift- ſtelleriſcher Tätigkeit zu, die er denn ſeit 1883 auch ausſchließlich pflegt. S: Offenbarung (Epiſteln u. Elegien), 1883. 2. A. 1893. ‒ Die Türken vor Wien (Feſtſp.), 1883. ‒ Roman (Ge.), 1884. ‒ Adam. Ein Myſterium (Dr.), 1884. ‒ Büchlein der Unweisheit (Ge.), 1885. ‒ Maximilian (Schſp.), 1885. ‒ Deutſche Puppenſpiele (hrsg. mit Joſef Winter), 1885. ‒ Das Oſtaralied (M.), 1886. ‒ Kunſtbüch- lein (zum gerechten gründlichen Ge- brauche aller Freunde der Dichtkunſt), *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon04_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon04_1913/94
Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 4. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon04_1913/94>, abgerufen am 19.04.2024.