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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 5. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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eine Gouvernante, dann durch Haus-
lehrer u. endlich in der Erziehungs-
anstalt zu Gnadau; doch war wohl
ihrem vielseitig gebildeten Vater der
größte Einfluß auf ihre geistige Ent-
wicklung zuzuschreiben. Die Dich-
terin lebte bei nicht allzufester Ge-
sundheit still und zurückgezogen in
Alvensleben, ihre Zeit dem Studium
und dem Wohltun widmend. Sie
starb am 25. März 1869.

S:

Gedichte,
1863.

*Nordmann, Johannes,

ur-
sprünglich Pseudonym, im J. 1866
aber von der Regierung genehmigter
bürgerlicher Name für Johann
Rumpelmayer,
wurde am 13.
März 1820 in Landersdorf b. Krems
(Niederösterreich) als "lediger" Sohn
der Hauerstochter Franziska Rumpel-
mayer geboren. Als sich diese ver-
heiratete, übergab sie ihren Knaben
der Pflege einfacher Leute in Krems.
Hier besuchte der begabte Knabe das
Piaristengymnasium, machte große
Fortschritte und gewann sich auch die
Sympathie seiner Lehrer und Mit-
schüler, welche ihn die mancherlei Ent-
behrungen in seiner Jugend vergessen
ließ. Jm Jahre 1837 ging er zur
Fortsetzung seiner philosophischen
Studien nach Wien und begann hier
nebenher 1839 seine journalistische
Tätigkeit für die verschiedensten Zeit-
schriften. Von 1843 bis Mitte 1845
war N. Hauslehrer bei den Söhnen
des schlesischen Freiherrn Eduard von
Badenseld (s. d.!) und begleitete die-
sen und seine Zöglinge auf weiten
Reisen durch Deutschland, Tirol, die
Schweiz, Südfrankreich und Jtalien
bis nach Sizilien hinab. Jm Juli
1845 war N. wieder in Wien u. be-
reiste dann (in welcher Eigenschaft,
ist unbekannt) Dänemark und Nor-
wegen, worauf er 1846 nach Dresden
und von hier nach Leipzig auswan-
derte u. hier einen Band "Gedichte"
herausgab, der in Österreich mit dem
"Damnatur" der Zensur belegt ward.
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Beim Ausbruch der Revolution 1848
war er in Wien Mitglied der akade-
mischen Legion, ließ seine "Trutznach-
tigallen" in die Massen fliegen, ver-
öffentlichte das Werk "Die Liguoria-
ner, ihre Konstitution und Korre-
spondenz" (Wien 1849) und leitete
1849 als Chefredakteur das politische
Journal "Die Zeit", das nach kur-
zem Bestande für die Dauer des Be-
lagerungszustandes verboten wurde.
Jm Jahre 1853 gründete er die Wo-
chenschrift "Der Salon", eine Unter-
haltungsschrift im höheren Stile, die
aber leider mit dem zweiten Jahr-
gange schloß. Er nahm nun wieder
seine selbständige literarische Produk-
tion auf. Jm Jahre 1858 verließ N.
seine Heimat mit dem Gedanken, ihr
auf lange Zeit ferne bleiben zu wol-
len, hielt sich aber nur ein Jahr in
Belgien, Frankreich u. Württemberg
auf. Nach seiner Rückkehr trat er in
die Redaktion des politischen Jour-
nals "Der Wanderer" ein, das er von
1863-69 als Redakteur führte, und
ging dann zur Redaktion der "Neuen
Freien Presse" über, der er bis zu
seinem Tode, am 20. August 1887,
angehörte. Nebenbei redigierte er
von 1873-79 die "Neue Jllustrierte
Zeitung". Als langjähriger Präsi-
dent des Wiener Journalisten- und
Schriftsteller-Vereins "Konkordia"
(1876-79 u. 1880-83) leitete er 1881
den Kongreß in Wien, an dem die
internationale literarische Assoziation
und der Allgemeine Deutsche Schrift-
stellerverband partizipierten, und die
Stadt Wien beehrte ihn nach dieser
denkwürdigen Festwoche mit dem
Bürgerrecht.

S:

Novellenbuch; II,
1846. 3. A. 1866. - Gedichte, 1847. -
Aurelie (R.); II, 1847. - Ein Jugend-
leben (Poet. E.), 1849. - Zwei Frauen
(R.), 1850. - Carrara (Hist. R.); II,
1851. - Ein Marschall von Frankreich
(Tr.), 1857. - Frühlingsnächte in
Salamanca, 1857. 3. A. 1880. - Ein
Wiener Bürger (R.), 1860. 2. A. 1882.

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Nor
eine Gouvernante, dann durch Haus-
lehrer u. endlich in der Erziehungs-
anſtalt zu Gnadau; doch war wohl
ihrem vielſeitig gebildeten Vater der
größte Einfluß auf ihre geiſtige Ent-
wicklung zuzuſchreiben. Die Dich-
terin lebte bei nicht allzufeſter Ge-
ſundheit ſtill und zurückgezogen in
Alvensleben, ihre Zeit dem Studium
und dem Wohltun widmend. Sie
ſtarb am 25. März 1869.

S:

Gedichte,
1863.

*Nordmann, Johannes,

ur-
ſprünglich Pſeudonym, im J. 1866
aber von der Regierung genehmigter
bürgerlicher Name für Johann
Rumpelmayer,
wurde am 13.
März 1820 in Landersdorf b. Krems
(Niederöſterreich) als „lediger“ Sohn
der Hauerstochter Franziska Rumpel-
mayer geboren. Als ſich dieſe ver-
heiratete, übergab ſie ihren Knaben
der Pflege einfacher Leute in Krems.
Hier beſuchte der begabte Knabe das
Piariſtengymnaſium, machte große
Fortſchritte und gewann ſich auch die
Sympathie ſeiner Lehrer und Mit-
ſchüler, welche ihn die mancherlei Ent-
behrungen in ſeiner Jugend vergeſſen
ließ. Jm Jahre 1837 ging er zur
Fortſetzung ſeiner philoſophiſchen
Studien nach Wien und begann hier
nebenher 1839 ſeine journaliſtiſche
Tätigkeit für die verſchiedenſten Zeit-
ſchriften. Von 1843 bis Mitte 1845
war N. Hauslehrer bei den Söhnen
des ſchleſiſchen Freiherrn Eduard von
Badenſeld (ſ. d.!) und begleitete die-
ſen und ſeine Zöglinge auf weiten
Reiſen durch Deutſchland, Tirol, die
Schweiz, Südfrankreich und Jtalien
bis nach Sizilien hinab. Jm Juli
1845 war N. wieder in Wien u. be-
reiſte dann (in welcher Eigenſchaft,
iſt unbekannt) Dänemark und Nor-
wegen, worauf er 1846 nach Dresden
und von hier nach Leipzig auswan-
derte u. hier einen Band „Gedichte“
herausgab, der in Öſterreich mit dem
Damnatur“ der Zenſur belegt ward.
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Nor
Beim Ausbruch der Revolution 1848
war er in Wien Mitglied der akade-
miſchen Legion, ließ ſeine „Trutznach-
tigallen“ in die Maſſen fliegen, ver-
öffentlichte das Werk „Die Liguoria-
ner, ihre Konſtitution und Korre-
ſpondenz“ (Wien 1849) und leitete
1849 als Chefredakteur das politiſche
Journal „Die Zeit“, das nach kur-
zem Beſtande für die Dauer des Be-
lagerungszuſtandes verboten wurde.
Jm Jahre 1853 gründete er die Wo-
chenſchrift „Der Salon“, eine Unter-
haltungsſchrift im höheren Stile, die
aber leider mit dem zweiten Jahr-
gange ſchloß. Er nahm nun wieder
ſeine ſelbſtändige literariſche Produk-
tion auf. Jm Jahre 1858 verließ N.
ſeine Heimat mit dem Gedanken, ihr
auf lange Zeit ferne bleiben zu wol-
len, hielt ſich aber nur ein Jahr in
Belgien, Frankreich u. Württemberg
auf. Nach ſeiner Rückkehr trat er in
die Redaktion des politiſchen Jour-
nals „Der Wanderer“ ein, das er von
1863‒69 als Redakteur führte, und
ging dann zur Redaktion der „Neuen
Freien Preſſe“ über, der er bis zu
ſeinem Tode, am 20. Auguſt 1887,
angehörte. Nebenbei redigierte er
von 1873‒79 die „Neue Jlluſtrierte
Zeitung“. Als langjähriger Präſi-
dent des Wiener Journaliſten- und
Schriftſteller-Vereins „Konkordia“
(1876‒79 u. 1880‒83) leitete er 1881
den Kongreß in Wien, an dem die
internationale literariſche Aſſoziation
und der Allgemeine Deutſche Schrift-
ſtellerverband partizipierten, und die
Stadt Wien beehrte ihn nach dieſer
denkwürdigen Feſtwoche mit dem
Bürgerrecht.

S:

Novellenbuch; II,
1846. 3. A. 1866. ‒ Gedichte, 1847. ‒
Aurelie (R.); II, 1847. ‒ Ein Jugend-
leben (Poet. E.), 1849. ‒ Zwei Frauen
(R.), 1850. ‒ Carrara (Hiſt. R.); II,
1851. ‒ Ein Marſchall von Frankreich
(Tr.), 1857. ‒ Frühlingsnächte in
Salamanca, 1857. 3. A. 1880. ‒ Ein
Wiener Bürger (R.), 1860. 2. A. 1882.

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 5. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon05_1913/159>, abgerufen am 28.03.2024.