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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 5. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Zivildienst ein, wo er jetzt bei der
Staatsanwaltschaft beschäftigt ist.
Einen Urlaub im Jahre 1905 benutzte
N. zu einer Orientfahrt, die ihm neue
Eindrücke und Schönheiten zuführte.

S:

Dichtungen, 1903. Zweite Samm-
lung, 1905.

Nestroy, Johann Nepomuk
Eduard Ambrosius,

wurde am 7. De-
zember 1801 (nicht 1802) in Wien als
der Sohn eines Hof- u. Gerichtsadvo-
katen geboren. Für die Laufbahn sei-
nes Vaters bestimmt, erhielt er eine
sorgfältige Erziehung und besuchte
darauf die Wiener Universität. Zu-
gleich mit den Rechtsstudien betrieb
er fleißig Musik u. Gesang, zu welch
letzterem ihn eine schöne Baßstimme
befähigte. Für die Schauspielkunst
zeigte er frühzeitig eine große Vor-
liebe, trat auch gern auf Liebhaber-
theatern als Spieler auf. Zwanzig
Jahre alt, gab er sein Studium auf
und wurde Schauspieler. Zunächst
war er Opernsänger. Er debütierte
als Sarastro in Mozarts "Zauber-
flöte" und wandte sich nun für immer
der Bühne zu. Ende 1823 nahm er
ein Engagement an der deutschen
Oper in Amsterdam an, wo er sich
auch zum erstenmal als Komiker in
der Posse versuchte. Hier verließ ihn
seine Frau mit dem Sohne ihrer
Ehe Gustav und wandte sich nach
Wien, wo sie ein unwürdiges Leben
führte; gleichwohl unterstützte sie N.
durch Zahlung einer Pension. Er
selbst ging dann mit Maria Lacher,
genannt Weiler, eine kirchlich nicht
geweihte Verbindung ein, der zwei
Kinder entsprossen, die 1858 durch
kaiserliche Entschließung als Kinder
N.'s legitimiert wurden. N. ging im
Oktober 1825 als Bassist und Lokal-
komiker nach Brünn, wurde aber im
April 1826 wegen seiner extemporier-
ten Witze von der Polizei ausgewie-
sen. Er gastierte dann in Lemberg
und wirkte vom Mai 1826 bis Okto-
ber 1829 in Graz ausschließlich im
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komischen Fache. Jnfolge eines Gast-
spiels in Wien, das von einem durch-
schlagenden Erfolge begleitet war,
gewann ihn der bekannte Theater-
direktor Karl für das von ihm diri-
gierte Theater an der Wien. N. blieb
an dieser Bühne als Schauspieler und
Possendichter von 1831 bis zum Früh-
jahr 1845, wo Karl dieselbe schloß u.
ganz in das von ihm schon 1838 an-
gekaufte Theater in der Leopoldstadt
übersiedelte. Nach Karls Tode (1854)
übernahm N. die Leitung dieser Bühne
und führte sie bis 1860, worauf er
sich in das Privatleben zurückzog. Er
lebte meist in Jschl, trat aber noch
hin und wieder in seinem früheren,
jetzt von Treumann geleiteten Thea-
ter und in Wohltätigkeitsvorstellun-
gen auf und starb nach einer der letz-
teren, die in Graz stattgefunden hatte,
daselbst am 25. Mai 1862.

S:

Jo-
hann Nestroys gesammelte Werke;
hrsgeg. von Vincenz Chiavacci und
Ludwig Ganghofer; XII, 1890-91.
[Jnhalt: I. Der böse Geist Lumpazi-
vagabundus, oder: Das liederliche
Kleeblatt (P., 1833). - Die Familie
Zwirn, Knieriem und Leim, oder:
Der Weltuntergang (P., 1833). -
Zu ebener Erde und im ersten Stock,
oder: Die Launen des Glücks (P. mit
Ges., 1835). - Einen Jux will er sich
machen (P. mit Ges., 1844). - Die
schlimmen Buben in der Schule (Bur-
leske, 1847). - II. Kampl, oder: Das
Mädchen mit Millionen und die
Nähterin (P. mit Ges., 1853). - Die
verhängnisvolle Faschingsnacht (P.,
1841). - Talisman (P. mit Gesang,
1843). - Das Mädl aus der Vorstadt,
oder: Ehrlich währt am längsten (P.,
1841). - Die Papiere des Teufels,
oder: Der Zufall (P. mit Ges., 1842).
- Verwickelte Geschichte (P. mit Ges.,
1850). - III. Die Gleichheit der Jahre
(P., 1834). - Eulenspiegel, oder: Scha-
bernack über Schabernack (P. mit
Ges., 1835). - Der Färber und sein
Zwillingsbruder (desgl. 1840). -

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Zivildienſt ein, wo er jetzt bei der
Staatsanwaltſchaft beſchäftigt iſt.
Einen Urlaub im Jahre 1905 benutzte
N. zu einer Orientfahrt, die ihm neue
Eindrücke und Schönheiten zuführte.

S:

Dichtungen, 1903. Zweite Samm-
lung, 1905.

Neſtroy, Johann Nepomuk
Eduard Ambroſius,

wurde am 7. De-
zember 1801 (nicht 1802) in Wien als
der Sohn eines Hof- u. Gerichtsadvo-
katen geboren. Für die Laufbahn ſei-
nes Vaters beſtimmt, erhielt er eine
ſorgfältige Erziehung und beſuchte
darauf die Wiener Univerſität. Zu-
gleich mit den Rechtsſtudien betrieb
er fleißig Muſik u. Geſang, zu welch
letzterem ihn eine ſchöne Baßſtimme
befähigte. Für die Schauſpielkunſt
zeigte er frühzeitig eine große Vor-
liebe, trat auch gern auf Liebhaber-
theatern als Spieler auf. Zwanzig
Jahre alt, gab er ſein Studium auf
und wurde Schauſpieler. Zunächſt
war er Opernſänger. Er debütierte
als Saraſtro in Mozarts „Zauber-
flöte“ und wandte ſich nun für immer
der Bühne zu. Ende 1823 nahm er
ein Engagement an der deutſchen
Oper in Amſterdam an, wo er ſich
auch zum erſtenmal als Komiker in
der Poſſe verſuchte. Hier verließ ihn
ſeine Frau mit dem Sohne ihrer
Ehe Guſtav und wandte ſich nach
Wien, wo ſie ein unwürdiges Leben
führte; gleichwohl unterſtützte ſie N.
durch Zahlung einer Penſion. Er
ſelbſt ging dann mit Maria Lacher,
genannt Weiler, eine kirchlich nicht
geweihte Verbindung ein, der zwei
Kinder entſproſſen, die 1858 durch
kaiſerliche Entſchließung als Kinder
N.’s legitimiert wurden. N. ging im
Oktober 1825 als Baſſiſt und Lokal-
komiker nach Brünn, wurde aber im
April 1826 wegen ſeiner extemporier-
ten Witze von der Polizei ausgewie-
ſen. Er gaſtierte dann in Lemberg
und wirkte vom Mai 1826 bis Okto-
ber 1829 in Graz ausſchließlich im
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Neſt
komiſchen Fache. Jnfolge eines Gaſt-
ſpiels in Wien, das von einem durch-
ſchlagenden Erfolge begleitet war,
gewann ihn der bekannte Theater-
direktor Karl für das von ihm diri-
gierte Theater an der Wien. N. blieb
an dieſer Bühne als Schauſpieler und
Poſſendichter von 1831 bis zum Früh-
jahr 1845, wo Karl dieſelbe ſchloß u.
ganz in das von ihm ſchon 1838 an-
gekaufte Theater in der Leopoldſtadt
überſiedelte. Nach Karls Tode (1854)
übernahm N. die Leitung dieſer Bühne
und führte ſie bis 1860, worauf er
ſich in das Privatleben zurückzog. Er
lebte meiſt in Jſchl, trat aber noch
hin und wieder in ſeinem früheren,
jetzt von Treumann geleiteten Thea-
ter und in Wohltätigkeitsvorſtellun-
gen auf und ſtarb nach einer der letz-
teren, die in Graz ſtattgefunden hatte,
daſelbſt am 25. Mai 1862.

S:

Jo-
hann Neſtroys geſammelte Werke;
hrsgeg. von Vincenz Chiavacci und
Ludwig Ganghofer; XII, 1890-91.
[Jnhalt: I. Der böſe Geiſt Lumpazi-
vagabundus, oder: Das liederliche
Kleeblatt (P., 1833). ‒ Die Familie
Zwirn, Knieriem und Leim, oder:
Der Weltuntergang (P., 1833). ‒
Zu ebener Erde und im erſten Stock,
oder: Die Launen des Glücks (P. mit
Geſ., 1835). ‒ Einen Jux will er ſich
machen (P. mit Geſ., 1844). ‒ Die
ſchlimmen Buben in der Schule (Bur-
leske, 1847). ‒ II. Kampl, oder: Das
Mädchen mit Millionen und die
Nähterin (P. mit Geſ., 1853). ‒ Die
verhängnisvolle Faſchingsnacht (P.,
1841). ‒ Talisman (P. mit Geſang,
1843). ‒ Das Mädl aus der Vorſtadt,
oder: Ehrlich währt am längſten (P.,
1841). ‒ Die Papiere des Teufels,
oder: Der Zufall (P. mit Geſ., 1842).
‒ Verwickelte Geſchichte (P. mit Geſ.,
1850). ‒ III. Die Gleichheit der Jahre
(P., 1834). ‒ Eulenſpiegel, oder: Scha-
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Geſ., 1835). ‒ Der Färber und ſein
Zwillingsbruder (desgl. 1840). ‒

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 5. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon05_1913/117>, abgerufen am 18.04.2024.