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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 5. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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wandten machte, brachten Abwechs-
lung in die Stille des Landlebens
und boten vielfache Anregung, auch
zu schriftstellerischer Tätigkeit. Jm
Jahre 1890 verheiratete sich E. von
Thadden mit einem entfernten Ver-
wandten, Karl von O. auf Dorow
bei Regenwalde in Pommern, und
dort lebt sie noch jetzt, nachdem sie zu
Anfang d. J. 1907 ihren Gatten durch
den Tod verloren.

S:

Entenrika u.
andere hinterpommersche Geschichten,
1901. 6. A. 1910. - Der Strand-
bauernhof (E.), 1902. 2. A. 1906. -
Meine Kuh und andere hinterpom-
mersche Geschichten, 1903. - Mütter-
liche Reformgedanken, 1905. - Die
ollen vielen Jungs u. andere hinter-
pommersche Geschichten, 1909. Dar-
aus sep.: Pottins Altester (E. f. jung
und alt), 1909. - Sie und ihre Kin-
der (E. a. d. hinterpomm. Landleben),
1911.

*Oertzen, Karl Friedrich Theodor
Ludwig Georg Baron von,

wurde
am 2. Februar 1829 auf dem väter-
lichen Gute Brunn in Mecklenburg-
Strelitz geboren, woselbst sein Vater
zugleich das Amt eines Landrates
bekleidete. Nach dem frühen Tode
des letzteren erhielt der Knabe unter
den Augen einer sorgsamen Mutter
durch Hauslehrer gründlichen und
vielseitigen Unterricht, bis er 1845
das Gymnasium zu Wittenberg be-
zog. Für die juristische Laufbahn
bestimmt, ging er dann im Frühjahr
1848 nach Bonn, um das Studium
der Rechte zu beginnen, widmete sich
indes mit besonderer Liebe der Ge-
schichte und den schönen Wissenschaf-
ten. Jn Göttingen und Berlin setzte
er seine Studien fort, bis ihm die
Mobilmachung des Jahres 1850 Ver-
anlassung gab, dem Studium der
Rechte den Rücken zu kehren und als
Freiwilliger in das zehnte Husaren-
regiment zu Aschersleben einzutreten.
Bald darauf Avantageur und seit
1852 Ossizier, verlebte O. als Soldat
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fünf glückliche und bedeutsame Jahre,
besonders auch deshalb, weil er die
beiden letzten Jahre als Gesandt-
schaftsattache bei Herrn von Bis-
marck in Frankfurt a. M. zubrachte,
zu dem er in ebenso nahe wie dauernde
Beziehungen trat. Auf Bismarcks
Veranlassung wurde O. 1857 zum
diensttuenden Kammerherrn u. Hof-
chef der Prinzessin Anna von Hessen,
gebornen Prinzessin von Preußen er-
nannt, eine Stellung, welche den
jungen Mann zuerst nach Kopenhagen,
später auf längeren Reisen an fast
alle europäischen Höfe führte und ihn
in manche Berührung mit hervor-
ragenden Zeitgenossen brachte. Die-
ses Verhältnis wurde 1863 infolge
politischer Meinungsverschiedenheit
gelöst, und O., zum Kammerherrn
des Großherzogs von Mecklenburg-
Schwerin ernannt, ging 1864 auf ein
Jahr nach Tübingen, um dort histo-
rischen und humanistischen Studien
obzuliegen. Dann siedelte er nach
Heidelberg über, wo er sich 1868
einen eigenen Herd gründete und
jahrelang seinen poetischen Neigungen
lebte. Jm Jahre 1879 vom preußi-
schen Auswärtigen Amt zu erneutem
Eintritt in den diplomatischen Dienst
des Reiches berufen, ging er im Sep-
tember zunächst nach Neuyork, im
August 1880 nach Konstantinopel, von
wo er im Sommer 1881 als kaiserlicher
Konsul nach Marseille kam. Jm Jahre
1889 wurde er unter Verleihung des
Charakters als Generalkonsul zum
Konsul in Christiania ernannt, und
verblieb er in dieser Stellung bis
zum Jahre 1892. Dann schied er aus
dem Staatsdienst und ließ sich als
Privatmann in Freiburg i. Br. nie-
der, wo er am 27. (26.) Mai 1910
starb. An den Feldzügen 1866 u. 1870
nahm O. als Johanniterritter teil.

S:

Gedichte, 1854. 3. A. 1861. -
Heimgebrachtes (Dn.), 1866. - Vom
Vaterlande (12 Ge.), 1866. - Jn
Sonnenschein und Wind (Neue Ge.),

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Oert
wandten machte, brachten Abwechſ-
lung in die Stille des Landlebens
und boten vielfache Anregung, auch
zu ſchriftſtelleriſcher Tätigkeit. Jm
Jahre 1890 verheiratete ſich E. von
Thadden mit einem entfernten Ver-
wandten, Karl von O. auf Dorow
bei Regenwalde in Pommern, und
dort lebt ſie noch jetzt, nachdem ſie zu
Anfang d. J. 1907 ihren Gatten durch
den Tod verloren.

S:

Entenrika u.
andere hinterpommerſche Geſchichten,
1901. 6. A. 1910. ‒ Der Strand-
bauernhof (E.), 1902. 2. A. 1906. ‒
Meine Kuh und andere hinterpom-
merſche Geſchichten, 1903. ‒ Mütter-
liche Reformgedanken, 1905. ‒ Die
ollen vielen Jungs u. andere hinter-
pommerſche Geſchichten, 1909. Dar-
aus ſep.: Pottins Alteſter (E. f. jung
und alt), 1909. ‒ Sie und ihre Kin-
der (E. a. d. hinterpomm. Landleben),
1911.

*Oertzen, Karl Friedrich Theodor
Ludwig Georg Baron von,

wurde
am 2. Februar 1829 auf dem väter-
lichen Gute Brunn in Mecklenburg-
Strelitz geboren, woſelbſt ſein Vater
zugleich das Amt eines Landrates
bekleidete. Nach dem frühen Tode
des letzteren erhielt der Knabe unter
den Augen einer ſorgſamen Mutter
durch Hauslehrer gründlichen und
vielſeitigen Unterricht, bis er 1845
das Gymnaſium zu Wittenberg be-
zog. Für die juriſtiſche Laufbahn
beſtimmt, ging er dann im Frühjahr
1848 nach Bonn, um das Studium
der Rechte zu beginnen, widmete ſich
indes mit beſonderer Liebe der Ge-
ſchichte und den ſchönen Wiſſenſchaf-
ten. Jn Göttingen und Berlin ſetzte
er ſeine Studien fort, bis ihm die
Mobilmachung des Jahres 1850 Ver-
anlaſſung gab, dem Studium der
Rechte den Rücken zu kehren und als
Freiwilliger in das zehnte Huſaren-
regiment zu Aſchersleben einzutreten.
Bald darauf Avantageur und ſeit
1852 Oſſizier, verlebte O. als Soldat
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fünf glückliche und bedeutſame Jahre,
beſonders auch deshalb, weil er die
beiden letzten Jahre als Geſandt-
ſchaftsattaché bei Herrn von Bis-
marck in Frankfurt a. M. zubrachte,
zu dem er in ebenſo nahe wie dauernde
Beziehungen trat. Auf Bismarcks
Veranlaſſung wurde O. 1857 zum
dienſttuenden Kammerherrn u. Hof-
chef der Prinzeſſin Anna von Heſſen,
gebornen Prinzeſſin von Preußen er-
nannt, eine Stellung, welche den
jungen Mann zuerſt nach Kopenhagen,
ſpäter auf längeren Reiſen an faſt
alle europäiſchen Höfe führte und ihn
in manche Berührung mit hervor-
ragenden Zeitgenoſſen brachte. Die-
ſes Verhältnis wurde 1863 infolge
politiſcher Meinungsverſchiedenheit
gelöſt, und O., zum Kammerherrn
des Großherzogs von Mecklenburg-
Schwerin ernannt, ging 1864 auf ein
Jahr nach Tübingen, um dort hiſto-
riſchen und humaniſtiſchen Studien
obzuliegen. Dann ſiedelte er nach
Heidelberg über, wo er ſich 1868
einen eigenen Herd gründete und
jahrelang ſeinen poetiſchen Neigungen
lebte. Jm Jahre 1879 vom preußi-
ſchen Auswärtigen Amt zu erneutem
Eintritt in den diplomatiſchen Dienſt
des Reiches berufen, ging er im Sep-
tember zunächſt nach Neuyork, im
Auguſt 1880 nach Konſtantinopel, von
wo er im Sommer 1881 als kaiſerlicher
Konſul nach Marſeille kam. Jm Jahre
1889 wurde er unter Verleihung des
Charakters als Generalkonſul zum
Konſul in Chriſtiania ernannt, und
verblieb er in dieſer Stellung bis
zum Jahre 1892. Dann ſchied er aus
dem Staatsdienſt und ließ ſich als
Privatmann in Freiburg i. Br. nie-
der, wo er am 27. (26.) Mai 1910
ſtarb. An den Feldzügen 1866 u. 1870
nahm O. als Johanniterritter teil.

S:

Gedichte, 1854. 3. A. 1861. ‒
Heimgebrachtes (Dn.), 1866. ‒ Vom
Vaterlande (12 Ge.), 1866. ‒ Jn
Sonnenſchein und Wind (Neue Ge.),

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[197/0201] Oert Oert wandten machte, brachten Abwechſ- lung in die Stille des Landlebens und boten vielfache Anregung, auch zu ſchriftſtelleriſcher Tätigkeit. Jm Jahre 1890 verheiratete ſich E. von Thadden mit einem entfernten Ver- wandten, Karl von O. auf Dorow bei Regenwalde in Pommern, und dort lebt ſie noch jetzt, nachdem ſie zu Anfang d. J. 1907 ihren Gatten durch den Tod verloren. S: Entenrika u. andere hinterpommerſche Geſchichten, 1901. 6. A. 1910. ‒ Der Strand- bauernhof (E.), 1902. 2. A. 1906. ‒ Meine Kuh und andere hinterpom- merſche Geſchichten, 1903. ‒ Mütter- liche Reformgedanken, 1905. ‒ Die ollen vielen Jungs u. andere hinter- pommerſche Geſchichten, 1909. Dar- aus ſep.: Pottins Alteſter (E. f. jung und alt), 1909. ‒ Sie und ihre Kin- der (E. a. d. hinterpomm. Landleben), 1911. *Oertzen, Karl Friedrich Theodor Ludwig Georg Baron von, wurde am 2. Februar 1829 auf dem väter- lichen Gute Brunn in Mecklenburg- Strelitz geboren, woſelbſt ſein Vater zugleich das Amt eines Landrates bekleidete. Nach dem frühen Tode des letzteren erhielt der Knabe unter den Augen einer ſorgſamen Mutter durch Hauslehrer gründlichen und vielſeitigen Unterricht, bis er 1845 das Gymnaſium zu Wittenberg be- zog. Für die juriſtiſche Laufbahn beſtimmt, ging er dann im Frühjahr 1848 nach Bonn, um das Studium der Rechte zu beginnen, widmete ſich indes mit beſonderer Liebe der Ge- ſchichte und den ſchönen Wiſſenſchaf- ten. Jn Göttingen und Berlin ſetzte er ſeine Studien fort, bis ihm die Mobilmachung des Jahres 1850 Ver- anlaſſung gab, dem Studium der Rechte den Rücken zu kehren und als Freiwilliger in das zehnte Huſaren- regiment zu Aſchersleben einzutreten. Bald darauf Avantageur und ſeit 1852 Oſſizier, verlebte O. als Soldat fünf glückliche und bedeutſame Jahre, beſonders auch deshalb, weil er die beiden letzten Jahre als Geſandt- ſchaftsattaché bei Herrn von Bis- marck in Frankfurt a. M. zubrachte, zu dem er in ebenſo nahe wie dauernde Beziehungen trat. Auf Bismarcks Veranlaſſung wurde O. 1857 zum dienſttuenden Kammerherrn u. Hof- chef der Prinzeſſin Anna von Heſſen, gebornen Prinzeſſin von Preußen er- nannt, eine Stellung, welche den jungen Mann zuerſt nach Kopenhagen, ſpäter auf längeren Reiſen an faſt alle europäiſchen Höfe führte und ihn in manche Berührung mit hervor- ragenden Zeitgenoſſen brachte. Die- ſes Verhältnis wurde 1863 infolge politiſcher Meinungsverſchiedenheit gelöſt, und O., zum Kammerherrn des Großherzogs von Mecklenburg- Schwerin ernannt, ging 1864 auf ein Jahr nach Tübingen, um dort hiſto- riſchen und humaniſtiſchen Studien obzuliegen. Dann ſiedelte er nach Heidelberg über, wo er ſich 1868 einen eigenen Herd gründete und jahrelang ſeinen poetiſchen Neigungen lebte. Jm Jahre 1879 vom preußi- ſchen Auswärtigen Amt zu erneutem Eintritt in den diplomatiſchen Dienſt des Reiches berufen, ging er im Sep- tember zunächſt nach Neuyork, im Auguſt 1880 nach Konſtantinopel, von wo er im Sommer 1881 als kaiſerlicher Konſul nach Marſeille kam. Jm Jahre 1889 wurde er unter Verleihung des Charakters als Generalkonſul zum Konſul in Chriſtiania ernannt, und verblieb er in dieſer Stellung bis zum Jahre 1892. Dann ſchied er aus dem Staatsdienſt und ließ ſich als Privatmann in Freiburg i. Br. nie- der, wo er am 27. (26.) Mai 1910 ſtarb. An den Feldzügen 1866 u. 1870 nahm O. als Johanniterritter teil. S: Gedichte, 1854. 3. A. 1861. ‒ Heimgebrachtes (Dn.), 1866. ‒ Vom Vaterlande (12 Ge.), 1866. ‒ Jn Sonnenſchein und Wind (Neue Ge.), *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 5. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon05_1913/201>, abgerufen am 28.03.2024.