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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Ruh
Kreisphysikus Dr. R. geboren, genoß
seinen ersten Unterricht von dem
Geistlichen des Ortes, besuchte dann
das Gymnasium in Osterode, mußte
dasselbe aber als Obersekundaner
verlassen, da sein Vater starb und die
Familie ziemlich mittellos hinterließ,
und sich der Landwirtschaft widmen.
Nachdem er als Ökonomieverwalter
sich an verschiedenen Orten aufge-
halten, erhielt er die angenehme Stel-
lung als Administrator des v. Len-
theschen Gutes Horn bei Stolzenau;
1863 ließ er sich jedoch bestimmen,
seine Mutter und Schwestern nach
Amerika zu begleiten. Dort ließ er
sich in Milwaukee nieder, wo er an-
fangs Buchhalter war, später aber
die erste, von christlichem Stand-
punkte aus redigierte politische
Wochenzeitung "Germania" begrün-
den half und eine Privatschule leitete.
Jn der Folge wirkte er als Lehrer in
Kendallville, Staat Jndiana, u. seit
1881 als Oberlehrer an der luthe-
rischen Zionsschule in Chicago.

S:


Ährenlese (Ge.), 1878. - Gedenke
mein! (Festgedichte), 1883. - Deutsch-
amerikanische Feldblumen (Ge.), 1892.

Ruhland, M.,

Pseud. für Marie
Calm;
s. d.!

*Rühle, Karl,

geb. am 21. August
1848 in Leipzig als der Sohn unbe-
mittelter aber fleißiger Eltern, be-
suchte daselbst die 3. Bürgerschule und
machte dann eine vierjährige Lehr-
zeit in der Buchhandlung von Karl
Lorck durch. Während derselben hatte
er sich durch Privat- und Selbstunter-
richt mit der englischen, französischen
und lateinischen Sprache bekannt ge-
macht. Nach überstandener Lehrzeit
wandte sich R. im 18. Jahre aus Nei-
gung der Musik zu u. nahm kurze Zeit
Klavierunterricht. Nach Vorberei-
tung in einem Leipziger Musikalien-
verlag nahm er Stellung in der Musik-
abteilung des Karl Luckhardtschen
Geschäfts in Kassel, die er nach zwei
Jahren (1870) mit der ersten Gehil-
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Rüh
fenstelle bei Robert Forberg in Leipzig
vertauschte. Fast 15 Jahre war er in
diesem Hause, zuletzt als Prokurist,
tätig. Jnzwischen hatte er im Sept.
1880 auch ein eigenes Geschäft durch
Erwerb einer kleinen Druckerei ge-
gründet, und nun galt es, vier Jahre
hindurch in aufreibender Tätigkeit
den Pflichten als Prokurist und auch
dem eigenen jungen Geschäft gerecht
zu werden, bis endlich 1884 die kräf-
tige Entwicklung des letzteren begin-
nen durfte. 1884 siedelte es aus den
gemieteten Räumen in ein eigenes neu
erbautes Grundstück über u. vergrö-
ßerte seinen Betrieb 1888-96 durch den
Ankauf anderer Buch- u. Musikalien-
verlagsgeschäfte, sowie 1897 durch die
neueingeführten Steindruckschnell-
pressen u. a. vorteilhafte Neuerungen

S:

Meine Mußestunden (Eine Sil-
berhochzeitsgabe f. seine Ehegattin in
Ge.), 1901. - Es war einmal! (Weih-
nachtsmärchen-Dichtung), 1903. -
Hänsel und Gretels Weihnachtsfest
(Festsp.), 1910.

*Rühle, Karl Heinrich Otto,

* am
23. Oktbr. 1874 in Groß-Voigtsberg
bei Freiberg in Sachsen, verlebte
seine Jugend in Gröditz bei Riesa,
wohin sein Vater als Eisenbahn-
beamter bald nach der Geburt des
Knaben versetzt worden war, u. trat
nach Besuch der Volksschule 1889 in
das Seminar zu Oschatz ein, um sich
zum Lehrer vorzubilden. Hier war
es besonders die Familie des Direk-
tors Elterich, in der er nachhaltige
Pflege seines poetischen Talentes
fand. Ostern 1895 übernahm er eine
Hauslehrerstelle auf Schloß Borna
bei Bornitz in Sachsen und Ostern
1896 eine öffentliche Lehrerstelle in
Öderan bei Chemnitz, schied aber noch
in demselben Jahre aus dem Lehr-
amt und trat zur sozialdemokratischen
Partei über, für die er seitdem als
Schriftsteller, Redakteur (in Forst
i. L., Zwickau, Zeitz, Chemnitz, Har-
burg a. d. Elbe, Breslau) und als

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Ruh
Kreisphyſikus Dr. R. geboren, genoß
ſeinen erſten Unterricht von dem
Geiſtlichen des Ortes, beſuchte dann
das Gymnaſium in Oſterode, mußte
dasſelbe aber als Oberſekundaner
verlaſſen, da ſein Vater ſtarb und die
Familie ziemlich mittellos hinterließ,
und ſich der Landwirtſchaft widmen.
Nachdem er als Ökonomieverwalter
ſich an verſchiedenen Orten aufge-
halten, erhielt er die angenehme Stel-
lung als Adminiſtrator des v. Len-
theſchen Gutes Horn bei Stolzenau;
1863 ließ er ſich jedoch beſtimmen,
ſeine Mutter und Schweſtern nach
Amerika zu begleiten. Dort ließ er
ſich in Milwaukee nieder, wo er an-
fangs Buchhalter war, ſpäter aber
die erſte, von chriſtlichem Stand-
punkte aus redigierte politiſche
Wochenzeitung „Germania“ begrün-
den half und eine Privatſchule leitete.
Jn der Folge wirkte er als Lehrer in
Kendallville, Staat Jndiana, u. ſeit
1881 als Oberlehrer an der luthe-
riſchen Zionsſchule in Chicago.

S:


Ährenleſe (Ge.), 1878. – Gedenke
mein! (Feſtgedichte), 1883. – Deutſch-
amerikaniſche Feldblumen (Ge.), 1892.

Ruhland, M.,

Pſeud. für Marie
Calm;
ſ. d.!

*Rühle, Karl,

geb. am 21. Auguſt
1848 in Leipzig als der Sohn unbe-
mittelter aber fleißiger Eltern, be-
ſuchte daſelbſt die 3. Bürgerſchule und
machte dann eine vierjährige Lehr-
zeit in der Buchhandlung von Karl
Lorck durch. Während derſelben hatte
er ſich durch Privat- und Selbſtunter-
richt mit der engliſchen, franzöſiſchen
und lateiniſchen Sprache bekannt ge-
macht. Nach überſtandener Lehrzeit
wandte ſich R. im 18. Jahre aus Nei-
gung der Muſik zu u. nahm kurze Zeit
Klavierunterricht. Nach Vorberei-
tung in einem Leipziger Muſikalien-
verlag nahm er Stellung in der Muſik-
abteilung des Karl Luckhardtſchen
Geſchäfts in Kaſſel, die er nach zwei
Jahren (1870) mit der erſten Gehil-
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Rüh
fenſtelle bei Robert Forberg in Leipzig
vertauſchte. Faſt 15 Jahre war er in
dieſem Hauſe, zuletzt als Prokuriſt,
tätig. Jnzwiſchen hatte er im Sept.
1880 auch ein eigenes Geſchäft durch
Erwerb einer kleinen Druckerei ge-
gründet, und nun galt es, vier Jahre
hindurch in aufreibender Tätigkeit
den Pflichten als Prokuriſt und auch
dem eigenen jungen Geſchäft gerecht
zu werden, bis endlich 1884 die kräf-
tige Entwicklung des letzteren begin-
nen durfte. 1884 ſiedelte es aus den
gemieteten Räumen in ein eigenes neu
erbautes Grundſtück über u. vergrö-
ßerte ſeinen Betrieb 1888–96 durch den
Ankauf anderer Buch- u. Muſikalien-
verlagsgeſchäfte, ſowie 1897 durch die
neueingeführten Steindruckſchnell-
preſſen u. a. vorteilhafte Neuerungen

S:

Meine Mußeſtunden (Eine Sil-
berhochzeitsgabe f. ſeine Ehegattin in
Ge.), 1901. – Es war einmal! (Weih-
nachtsmärchen-Dichtung), 1903. –
Hänſel und Gretels Weihnachtsfeſt
(Feſtſp.), 1910.

*Rühle, Karl Heinrich Otto,

* am
23. Oktbr. 1874 in Groß-Voigtsberg
bei Freiberg in Sachſen, verlebte
ſeine Jugend in Gröditz bei Rieſa,
wohin ſein Vater als Eiſenbahn-
beamter bald nach der Geburt des
Knaben verſetzt worden war, u. trat
nach Beſuch der Volksſchule 1889 in
das Seminar zu Oſchatz ein, um ſich
zum Lehrer vorzubilden. Hier war
es beſonders die Familie des Direk-
tors Elterich, in der er nachhaltige
Pflege ſeines poetiſchen Talentes
fand. Oſtern 1895 übernahm er eine
Hauslehrerſtelle auf Schloß Borna
bei Bornitz in Sachſen und Oſtern
1896 eine öffentliche Lehrerſtelle in
Öderan bei Chemnitz, ſchied aber noch
in demſelben Jahre aus dem Lehr-
amt und trat zur ſozialdemokratiſchen
Partei über, für die er ſeitdem als
Schriftſteller, Redakteur (in Forſt
i. L., Zwickau, Zeitz, Chemnitz, Har-
burg a. d. Elbe, Breslau) und als

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[81/0085] Ruh Rüh Kreisphyſikus Dr. R. geboren, genoß ſeinen erſten Unterricht von dem Geiſtlichen des Ortes, beſuchte dann das Gymnaſium in Oſterode, mußte dasſelbe aber als Oberſekundaner verlaſſen, da ſein Vater ſtarb und die Familie ziemlich mittellos hinterließ, und ſich der Landwirtſchaft widmen. Nachdem er als Ökonomieverwalter ſich an verſchiedenen Orten aufge- halten, erhielt er die angenehme Stel- lung als Adminiſtrator des v. Len- theſchen Gutes Horn bei Stolzenau; 1863 ließ er ſich jedoch beſtimmen, ſeine Mutter und Schweſtern nach Amerika zu begleiten. Dort ließ er ſich in Milwaukee nieder, wo er an- fangs Buchhalter war, ſpäter aber die erſte, von chriſtlichem Stand- punkte aus redigierte politiſche Wochenzeitung „Germania“ begrün- den half und eine Privatſchule leitete. Jn der Folge wirkte er als Lehrer in Kendallville, Staat Jndiana, u. ſeit 1881 als Oberlehrer an der luthe- riſchen Zionsſchule in Chicago. S: Ährenleſe (Ge.), 1878. – Gedenke mein! (Feſtgedichte), 1883. – Deutſch- amerikaniſche Feldblumen (Ge.), 1892. Ruhland, M., Pſeud. für Marie Calm; ſ. d.! *Rühle, Karl, geb. am 21. Auguſt 1848 in Leipzig als der Sohn unbe- mittelter aber fleißiger Eltern, be- ſuchte daſelbſt die 3. Bürgerſchule und machte dann eine vierjährige Lehr- zeit in der Buchhandlung von Karl Lorck durch. Während derſelben hatte er ſich durch Privat- und Selbſtunter- richt mit der engliſchen, franzöſiſchen und lateiniſchen Sprache bekannt ge- macht. Nach überſtandener Lehrzeit wandte ſich R. im 18. Jahre aus Nei- gung der Muſik zu u. nahm kurze Zeit Klavierunterricht. Nach Vorberei- tung in einem Leipziger Muſikalien- verlag nahm er Stellung in der Muſik- abteilung des Karl Luckhardtſchen Geſchäfts in Kaſſel, die er nach zwei Jahren (1870) mit der erſten Gehil- fenſtelle bei Robert Forberg in Leipzig vertauſchte. Faſt 15 Jahre war er in dieſem Hauſe, zuletzt als Prokuriſt, tätig. Jnzwiſchen hatte er im Sept. 1880 auch ein eigenes Geſchäft durch Erwerb einer kleinen Druckerei ge- gründet, und nun galt es, vier Jahre hindurch in aufreibender Tätigkeit den Pflichten als Prokuriſt und auch dem eigenen jungen Geſchäft gerecht zu werden, bis endlich 1884 die kräf- tige Entwicklung des letzteren begin- nen durfte. 1884 ſiedelte es aus den gemieteten Räumen in ein eigenes neu erbautes Grundſtück über u. vergrö- ßerte ſeinen Betrieb 1888–96 durch den Ankauf anderer Buch- u. Muſikalien- verlagsgeſchäfte, ſowie 1897 durch die neueingeführten Steindruckſchnell- preſſen u. a. vorteilhafte Neuerungen S: Meine Mußeſtunden (Eine Sil- berhochzeitsgabe f. ſeine Ehegattin in Ge.), 1901. – Es war einmal! (Weih- nachtsmärchen-Dichtung), 1903. – Hänſel und Gretels Weihnachtsfeſt (Feſtſp.), 1910. *Rühle, Karl Heinrich Otto, * am 23. Oktbr. 1874 in Groß-Voigtsberg bei Freiberg in Sachſen, verlebte ſeine Jugend in Gröditz bei Rieſa, wohin ſein Vater als Eiſenbahn- beamter bald nach der Geburt des Knaben verſetzt worden war, u. trat nach Beſuch der Volksſchule 1889 in das Seminar zu Oſchatz ein, um ſich zum Lehrer vorzubilden. Hier war es beſonders die Familie des Direk- tors Elterich, in der er nachhaltige Pflege ſeines poetiſchen Talentes fand. Oſtern 1895 übernahm er eine Hauslehrerſtelle auf Schloß Borna bei Bornitz in Sachſen und Oſtern 1896 eine öffentliche Lehrerſtelle in Öderan bei Chemnitz, ſchied aber noch in demſelben Jahre aus dem Lehr- amt und trat zur ſozialdemokratiſchen Partei über, für die er ſeitdem als Schriftſteller, Redakteur (in Forſt i. L., Zwickau, Zeitz, Chemnitz, Har- burg a. d. Elbe, Breslau) und als * 6

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon06_1913/85>, abgerufen am 24.04.2024.