Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]
Sta
Stahr, Adolf Wilhelm Theodor,


wurde am 22. Oktbr. 1805 zu Prenz-
lau in der Ukermark geboren. Sein
Vater, der damals als Feldprediger
bei dem preuß. Regimente Braun-
schweig-Öls stand u. 1811 als Pfar-
rer nach Wallmow in der Ukermark
kam, unterrichtete den Sohn selber
bis zu seinem 14. Jahre, worauf die-
ser das Gymnasium zu Prenzlau be-
suchte und 1825 zur Universität Halle
überging. Der Vater hatte ihn zum
Theologen bestimmt, und Adolf S.
war entschlossen, sich dem Wunsche
desselben zu fügen. Jndes schon im
ersten Studienjahr gewann seine
Vorliebe für das klassische Altertum
die Oberhand, und er widmete sich
unter Reisigs Leitung bald aus-
schließlich der Philologie. Eine von
ihm gelöste Preisaufgabe über Ari-
stoteles' Definition der Tragödie
wurde die Veranlassung, daß er so-
fort Hilfslehrer u. nach vollendetem
akademischen Kursus ordentl. Lehrer
am Pädagogium in Halle wurde.
Zehn Jahre verblieb S. in dieser
Stellung, während welcher Zeit er
fleißig an seinen Werken über die
Geschichte, die Kritik und die Erklä-
rung der Schriften des Aristoteles
arbeitete. Jm Jahre 1836 wurde er
als Konrektor und Professor an das
Gymnasium zu Oldenburg berufen.
Hier war es besonders das Theater,
das ihm Raum für beratenden Ein-
fluß und fördernde Kritik bot. Als
der ihm befreundete v. Gall die Jn-
tendanz des Theaters übernahm und
Julius Mosen durch S.s Vermitte-
lung zum Dramaturgen dieser Bühne
berufen wurde, verbanden diese drei
Männer sich, um ein Musterinstitut
zu verwirklichen, wie es einst Jm-
mermann in Düsseldorf geschaffen
hatte. Und in der Tat sah man zu
jener Zeit in Oldenburg, ohne daß
ein eminentes Talent unter den
Schauspielern hervorragte, ein Zu-
sammenspiel und ein einheitliches
[Spaltenumbruch]

Sta
Ganze, hinter dem die Darstellungen
an den großen Theatern Deutsch-
lands vielfach zurückblieben. Ge-
sundheitsrücksichten nötigten dann
S., um einen mehrjährigen Urlaub
nachzusuchen, den er zu einem Auf-
enthalt in Jtalien, Paris und der
Schweiz benutzte. Hatte sich S. bis
dahin meist als Kritiker bewegt, so
brachte er nach seiner Rückkehr (1846)
in dem Aufzeichnen seiner Erlebnisse
sein gestaltendes Talent zur Darstel-
lung, und sein erstes größeres Werk
"Ein Jahr in Jtalien" erwarb sich
schnell eine nachhaltige Anerkennung.
Nachdem er 1852 in den Ruhestand
getreten, siedelte er 1854 nach Ber-
lin über, wo er sich -- da die Ehe
mit seiner ersten Gattin getrennt
wurde -- mit der Romanschriftstel-
lerin Fanny Lewald (s. d.) verhei-
ratete, mit der er wiederholt größere
Reisen, besonders nach Jtalien, un-
ternahm. Er starb nach längerem
Leiden zu Wiesbaden am 3. (nicht 2.)
Okt. 1876.

S:

Zur Charakteristik Jm-
mermanns, 1842. - Oldenburgische
Theaterschau; II, 1845. - Ein Jahr in
Jtalien; III, 1847-50. - Die Repu-
blikaner in Neapel (Histor. R.); III,
1850. - Zwei Monate in Paris, 1851.
- Weimar und Jena (Tagebuch); II,
1852. - Torso, Kunst, Künstler und
Kunstwerke; II, 1854-55. - Nach fünf
Jahren (Pariser Studien); II, 1857.
- Lessing, sein Leben u. seine Werke;
II, 1859. - Herbstmonate in Jtalien,
1860. - Bilder aus dem Altertum;
IV. 1863-67. - Goethes Frauenge-
stalten; II, 1865-66. - Ein Stück
Leben (Ge.), 1869. - Kleine Schrif-
ten zur Literatur; IV, 1871-75. -
Aus der Jugendzeit (Lebenserinne-
rungen); II, 1870-77. - Ein Winter
in Rom (mit seiner Gattin F. Le-
wald), 1869.

Stahr, Fanny,

siehe Fanny
Lewald!

Stahr, Margarete,

wurde in Stet-
tin als die Tochter eines Oberlehrers

* 2*

[Spaltenumbruch]
Sta
Stahr, Adolf Wilhelm Theodor,


wurde am 22. Oktbr. 1805 zu Prenz-
lau in der Ukermark geboren. Sein
Vater, der damals als Feldprediger
bei dem preuß. Regimente Braun-
ſchweig-Öls ſtand u. 1811 als Pfar-
rer nach Wallmow in der Ukermark
kam, unterrichtete den Sohn ſelber
bis zu ſeinem 14. Jahre, worauf die-
ſer das Gymnaſium zu Prenzlau be-
ſuchte und 1825 zur Univerſität Halle
überging. Der Vater hatte ihn zum
Theologen beſtimmt, und Adolf S.
war entſchloſſen, ſich dem Wunſche
desſelben zu fügen. Jndes ſchon im
erſten Studienjahr gewann ſeine
Vorliebe für das klaſſiſche Altertum
die Oberhand, und er widmete ſich
unter Reiſigs Leitung bald aus-
ſchließlich der Philologie. Eine von
ihm gelöſte Preisaufgabe über Ari-
ſtoteles’ Definition der Tragödie
wurde die Veranlaſſung, daß er ſo-
fort Hilfslehrer u. nach vollendetem
akademiſchen Kurſus ordentl. Lehrer
am Pädagogium in Halle wurde.
Zehn Jahre verblieb S. in dieſer
Stellung, während welcher Zeit er
fleißig an ſeinen Werken über die
Geſchichte, die Kritik und die Erklä-
rung der Schriften des Ariſtoteles
arbeitete. Jm Jahre 1836 wurde er
als Konrektor und Profeſſor an das
Gymnaſium zu Oldenburg berufen.
Hier war es beſonders das Theater,
das ihm Raum für beratenden Ein-
fluß und fördernde Kritik bot. Als
der ihm befreundete v. Gall die Jn-
tendanz des Theaters übernahm und
Julius Moſen durch S.s Vermitte-
lung zum Dramaturgen dieſer Bühne
berufen wurde, verbanden dieſe drei
Männer ſich, um ein Muſterinſtitut
zu verwirklichen, wie es einſt Jm-
mermann in Düſſeldorf geſchaffen
hatte. Und in der Tat ſah man zu
jener Zeit in Oldenburg, ohne daß
ein eminentes Talent unter den
Schauſpielern hervorragte, ein Zu-
ſammenſpiel und ein einheitliches
[Spaltenumbruch]

Sta
Ganze, hinter dem die Darſtellungen
an den großen Theatern Deutſch-
lands vielfach zurückblieben. Ge-
ſundheitsrückſichten nötigten dann
S., um einen mehrjährigen Urlaub
nachzuſuchen, den er zu einem Auf-
enthalt in Jtalien, Paris und der
Schweiz benutzte. Hatte ſich S. bis
dahin meiſt als Kritiker bewegt, ſo
brachte er nach ſeiner Rückkehr (1846)
in dem Aufzeichnen ſeiner Erlebniſſe
ſein geſtaltendes Talent zur Darſtel-
lung, und ſein erſtes größeres Werk
„Ein Jahr in Jtalien“ erwarb ſich
ſchnell eine nachhaltige Anerkennung.
Nachdem er 1852 in den Ruheſtand
getreten, ſiedelte er 1854 nach Ber-
lin über, wo er ſich — da die Ehe
mit ſeiner erſten Gattin getrennt
wurde — mit der Romanſchriftſtel-
lerin Fanny Lewald (ſ. d.) verhei-
ratete, mit der er wiederholt größere
Reiſen, beſonders nach Jtalien, un-
ternahm. Er ſtarb nach längerem
Leiden zu Wiesbaden am 3. (nicht 2.)
Okt. 1876.

S:

Zur Charakteriſtik Jm-
mermanns, 1842. – Oldenburgiſche
Theaterſchau; II, 1845. – Ein Jahr in
Jtalien; III, 1847–50. – Die Repu-
blikaner in Neapel (Hiſtor. R.); III,
1850. – Zwei Monate in Paris, 1851.
– Weimar und Jena (Tagebuch); II,
1852. – Torſo, Kunſt, Künſtler und
Kunſtwerke; II, 1854–55. – Nach fünf
Jahren (Pariſer Studien); II, 1857.
– Leſſing, ſein Leben u. ſeine Werke;
II, 1859. – Herbſtmonate in Jtalien,
1860. – Bilder aus dem Altertum;
IV. 1863–67. – Goethes Frauenge-
ſtalten; II, 1865–66. – Ein Stück
Leben (Ge.), 1869. – Kleine Schrif-
ten zur Literatur; IV, 1871–75. –
Aus der Jugendzeit (Lebenserinne-
rungen); II, 1870–77. – Ein Winter
in Rom (mit ſeiner Gattin F. Le-
wald), 1869.

Stahr, Fanny,

ſiehe Fanny
Lewald!

Stahr, Margarete,

wurde in Stet-
tin als die Tochter eines Oberlehrers

* 2*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="index" n="1">
        <div type="bibliography" n="2">
          <pb facs="#f0023" n="19"/><lb/>
          <cb/><lb/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Sta</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head>
          <persName><hi rendition="#b">Stahr,</hi><hi rendition="#g">Adolf</hi> Wilhelm Theodor,</persName>
        </head>
        <p><lb/>
wurde am 22. Oktbr. 1805 zu Prenz-<lb/>
lau in der Ukermark geboren. Sein<lb/>
Vater, der damals als Feldprediger<lb/>
bei dem preuß. Regimente Braun-<lb/>
&#x017F;chweig-Öls &#x017F;tand u. 1811 als Pfar-<lb/>
rer nach Wallmow in der Ukermark<lb/>
kam, unterrichtete den Sohn &#x017F;elber<lb/>
bis zu &#x017F;einem 14. Jahre, worauf die-<lb/>
&#x017F;er das Gymna&#x017F;ium zu Prenzlau be-<lb/>
&#x017F;uchte und 1825 zur Univer&#x017F;ität Halle<lb/>
überging. Der Vater hatte ihn zum<lb/>
Theologen be&#x017F;timmt, und Adolf S.<lb/>
war ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ich dem Wun&#x017F;che<lb/>
des&#x017F;elben zu fügen. Jndes &#x017F;chon im<lb/>
er&#x017F;ten Studienjahr gewann &#x017F;eine<lb/>
Vorliebe für das kla&#x017F;&#x017F;i&#x017F;che Altertum<lb/>
die Oberhand, und er widmete &#x017F;ich<lb/>
unter Rei&#x017F;igs Leitung bald aus-<lb/>
&#x017F;chließlich der Philologie. Eine von<lb/>
ihm gelö&#x017F;te Preisaufgabe über Ari-<lb/>
&#x017F;toteles&#x2019; Definition der Tragödie<lb/>
wurde die Veranla&#x017F;&#x017F;ung, daß er &#x017F;o-<lb/>
fort Hilfslehrer u. nach vollendetem<lb/>
akademi&#x017F;chen Kur&#x017F;us ordentl. Lehrer<lb/>
am Pädagogium in Halle wurde.<lb/>
Zehn Jahre verblieb S. in die&#x017F;er<lb/>
Stellung, während welcher Zeit er<lb/>
fleißig an &#x017F;einen Werken über die<lb/>
Ge&#x017F;chichte, die Kritik und die Erklä-<lb/>
rung der Schriften des Ari&#x017F;toteles<lb/>
arbeitete. Jm Jahre 1836 wurde er<lb/>
als Konrektor und Profe&#x017F;&#x017F;or an das<lb/>
Gymna&#x017F;ium zu Oldenburg berufen.<lb/>
Hier war es be&#x017F;onders das Theater,<lb/>
das ihm Raum für beratenden Ein-<lb/>
fluß und fördernde Kritik bot. Als<lb/>
der ihm befreundete v. Gall die Jn-<lb/>
tendanz des Theaters übernahm und<lb/>
Julius Mo&#x017F;en durch S.s Vermitte-<lb/>
lung zum Dramaturgen die&#x017F;er Bühne<lb/>
berufen wurde, verbanden die&#x017F;e drei<lb/>
Männer &#x017F;ich, um ein Mu&#x017F;terin&#x017F;titut<lb/>
zu verwirklichen, wie es ein&#x017F;t Jm-<lb/>
mermann in Dü&#x017F;&#x017F;eldorf ge&#x017F;chaffen<lb/>
hatte. Und in der Tat &#x017F;ah man zu<lb/>
jener Zeit in Oldenburg, ohne daß<lb/>
ein eminentes Talent unter den<lb/>
Schau&#x017F;pielern hervorragte, ein Zu-<lb/>
&#x017F;ammen&#x017F;piel und ein einheitliches<lb/><cb/><lb/>
<fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Sta</hi></fw><lb/>
Ganze, hinter dem die Dar&#x017F;tellungen<lb/>
an den großen Theatern Deut&#x017F;ch-<lb/>
lands vielfach zurückblieben. Ge-<lb/>
&#x017F;undheitsrück&#x017F;ichten nötigten dann<lb/>
S., um einen mehrjährigen Urlaub<lb/>
nachzu&#x017F;uchen, den er zu einem Auf-<lb/>
enthalt in Jtalien, Paris und der<lb/>
Schweiz benutzte. Hatte &#x017F;ich S. bis<lb/>
dahin mei&#x017F;t als Kritiker bewegt, &#x017F;o<lb/>
brachte er nach &#x017F;einer Rückkehr (1846)<lb/>
in dem Aufzeichnen &#x017F;einer Erlebni&#x017F;&#x017F;e<lb/>
&#x017F;ein ge&#x017F;taltendes Talent zur Dar&#x017F;tel-<lb/>
lung, und &#x017F;ein er&#x017F;tes größeres Werk<lb/>
&#x201E;Ein Jahr in Jtalien&#x201C; erwarb &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;chnell eine nachhaltige Anerkennung.<lb/>
Nachdem er 1852 in den Ruhe&#x017F;tand<lb/>
getreten, &#x017F;iedelte er 1854 nach Ber-<lb/>
lin über, wo er &#x017F;ich &#x2014; da die Ehe<lb/>
mit &#x017F;einer er&#x017F;ten Gattin getrennt<lb/>
wurde &#x2014; mit der Roman&#x017F;chrift&#x017F;tel-<lb/>
lerin Fanny Lewald (&#x017F;. d.) verhei-<lb/>
ratete, mit der er wiederholt größere<lb/>
Rei&#x017F;en, be&#x017F;onders nach Jtalien, un-<lb/>
ternahm. Er &#x017F;tarb nach längerem<lb/>
Leiden zu Wiesbaden am 3. (nicht 2.)<lb/>
Okt. 1876. </p><lb/>
        <div type="bibliography" n="2">
          <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
          <p> Zur Charakteri&#x017F;tik Jm-<lb/>
mermanns, 1842. &#x2013; Oldenburgi&#x017F;che<lb/>
Theater&#x017F;chau; <hi rendition="#aq">II,</hi> 1845. &#x2013; Ein Jahr in<lb/>
Jtalien; <hi rendition="#aq">III,</hi> 1847&#x2013;50. &#x2013; Die Repu-<lb/>
blikaner in Neapel (Hi&#x017F;tor. R.); <hi rendition="#aq">III,</hi><lb/>
1850. &#x2013; Zwei Monate in Paris, 1851.<lb/>
&#x2013; Weimar und Jena (Tagebuch); <hi rendition="#aq">II,</hi><lb/>
1852. &#x2013; Tor&#x017F;o, Kun&#x017F;t, Kün&#x017F;tler und<lb/>
Kun&#x017F;twerke; <hi rendition="#aq">II,</hi> 1854&#x2013;55. &#x2013; Nach fünf<lb/>
Jahren (Pari&#x017F;er Studien); <hi rendition="#aq">II,</hi> 1857.<lb/>
&#x2013; Le&#x017F;&#x017F;ing, &#x017F;ein Leben u. &#x017F;eine Werke;<lb/><hi rendition="#aq">II,</hi> 1859. &#x2013; Herb&#x017F;tmonate in Jtalien,<lb/>
1860. &#x2013; Bilder aus dem Altertum;<lb/><hi rendition="#aq">IV.</hi> 1863&#x2013;67. &#x2013; Goethes Frauenge-<lb/>
&#x017F;talten; <hi rendition="#aq">II,</hi> 1865&#x2013;66. &#x2013; Ein Stück<lb/>
Leben (Ge.), 1869. &#x2013; Kleine Schrif-<lb/>
ten zur Literatur; <hi rendition="#aq">IV,</hi> 1871&#x2013;75. &#x2013;<lb/>
Aus der Jugendzeit (Lebenserinne-<lb/>
rungen); <hi rendition="#aq">II,</hi> 1870&#x2013;77. &#x2013; Ein Winter<lb/>
in Rom (mit &#x017F;einer Gattin F. Le-<lb/>
wald), 1869.</p><lb/>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head>
          <persName><hi rendition="#b">Stahr,</hi> Fanny,</persName>
        </head>
        <p> &#x017F;iehe <hi rendition="#g">Fanny<lb/>
Lewald!</hi></p><lb/>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head>
          <persName><hi rendition="#b">Stahr,</hi> Margarete,</persName>
        </head>
        <p> wurde in Stet-<lb/>
tin als die Tochter eines Oberlehrers<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">* 2*</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19/0023] Sta Sta Stahr, Adolf Wilhelm Theodor, wurde am 22. Oktbr. 1805 zu Prenz- lau in der Ukermark geboren. Sein Vater, der damals als Feldprediger bei dem preuß. Regimente Braun- ſchweig-Öls ſtand u. 1811 als Pfar- rer nach Wallmow in der Ukermark kam, unterrichtete den Sohn ſelber bis zu ſeinem 14. Jahre, worauf die- ſer das Gymnaſium zu Prenzlau be- ſuchte und 1825 zur Univerſität Halle überging. Der Vater hatte ihn zum Theologen beſtimmt, und Adolf S. war entſchloſſen, ſich dem Wunſche desſelben zu fügen. Jndes ſchon im erſten Studienjahr gewann ſeine Vorliebe für das klaſſiſche Altertum die Oberhand, und er widmete ſich unter Reiſigs Leitung bald aus- ſchließlich der Philologie. Eine von ihm gelöſte Preisaufgabe über Ari- ſtoteles’ Definition der Tragödie wurde die Veranlaſſung, daß er ſo- fort Hilfslehrer u. nach vollendetem akademiſchen Kurſus ordentl. Lehrer am Pädagogium in Halle wurde. Zehn Jahre verblieb S. in dieſer Stellung, während welcher Zeit er fleißig an ſeinen Werken über die Geſchichte, die Kritik und die Erklä- rung der Schriften des Ariſtoteles arbeitete. Jm Jahre 1836 wurde er als Konrektor und Profeſſor an das Gymnaſium zu Oldenburg berufen. Hier war es beſonders das Theater, das ihm Raum für beratenden Ein- fluß und fördernde Kritik bot. Als der ihm befreundete v. Gall die Jn- tendanz des Theaters übernahm und Julius Moſen durch S.s Vermitte- lung zum Dramaturgen dieſer Bühne berufen wurde, verbanden dieſe drei Männer ſich, um ein Muſterinſtitut zu verwirklichen, wie es einſt Jm- mermann in Düſſeldorf geſchaffen hatte. Und in der Tat ſah man zu jener Zeit in Oldenburg, ohne daß ein eminentes Talent unter den Schauſpielern hervorragte, ein Zu- ſammenſpiel und ein einheitliches Ganze, hinter dem die Darſtellungen an den großen Theatern Deutſch- lands vielfach zurückblieben. Ge- ſundheitsrückſichten nötigten dann S., um einen mehrjährigen Urlaub nachzuſuchen, den er zu einem Auf- enthalt in Jtalien, Paris und der Schweiz benutzte. Hatte ſich S. bis dahin meiſt als Kritiker bewegt, ſo brachte er nach ſeiner Rückkehr (1846) in dem Aufzeichnen ſeiner Erlebniſſe ſein geſtaltendes Talent zur Darſtel- lung, und ſein erſtes größeres Werk „Ein Jahr in Jtalien“ erwarb ſich ſchnell eine nachhaltige Anerkennung. Nachdem er 1852 in den Ruheſtand getreten, ſiedelte er 1854 nach Ber- lin über, wo er ſich — da die Ehe mit ſeiner erſten Gattin getrennt wurde — mit der Romanſchriftſtel- lerin Fanny Lewald (ſ. d.) verhei- ratete, mit der er wiederholt größere Reiſen, beſonders nach Jtalien, un- ternahm. Er ſtarb nach längerem Leiden zu Wiesbaden am 3. (nicht 2.) Okt. 1876. S: Zur Charakteriſtik Jm- mermanns, 1842. – Oldenburgiſche Theaterſchau; II, 1845. – Ein Jahr in Jtalien; III, 1847–50. – Die Repu- blikaner in Neapel (Hiſtor. R.); III, 1850. – Zwei Monate in Paris, 1851. – Weimar und Jena (Tagebuch); II, 1852. – Torſo, Kunſt, Künſtler und Kunſtwerke; II, 1854–55. – Nach fünf Jahren (Pariſer Studien); II, 1857. – Leſſing, ſein Leben u. ſeine Werke; II, 1859. – Herbſtmonate in Jtalien, 1860. – Bilder aus dem Altertum; IV. 1863–67. – Goethes Frauenge- ſtalten; II, 1865–66. – Ein Stück Leben (Ge.), 1869. – Kleine Schrif- ten zur Literatur; IV, 1871–75. – Aus der Jugendzeit (Lebenserinne- rungen); II, 1870–77. – Ein Winter in Rom (mit ſeiner Gattin F. Le- wald), 1869. Stahr, Fanny, ſiehe Fanny Lewald! Stahr, Margarete, wurde in Stet- tin als die Tochter eines Oberlehrers * 2*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon07_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon07_1913/23
Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon07_1913/23>, abgerufen am 19.04.2024.