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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Wei
geboren. Seinen Vater, einen Zim-
mermann, verlor er in frühester
Kindheit, und bei den ärmlichen Ver-
hältnissen, in denen er aufwuchs,
konnte auf seine Schulbildung kein
besonderes Gewicht gelegt werden.
Als Austräger der "Jenaer Litera-
turzeitung" kam er vielfach mit den
Hallenser Musensöhnen in Berüh-
rung, die Gefallen an dem geweckten,
wenn auch wilden und übermütigen
Knaben fanden, u. durch deren Ver-
wendung er die sehnsüchtig begehrte
Stelle eines Kurrendeschülers in den
Franckeschen Stiftungen erhielt. Die
Gunst seiner Lehrer verscherzte er sich
jedoch durch verschiedene auf sie ge-
münzte Spottgedichte. Eins dersel-
ben kam einer blinden Dichterin, Elise
Schmidt, zu Ohren; sie erkannte das
in dem Knaben schlummernde Talent,
und ihrem Bemühen gelang es, die
in seinem Jnnern ruhenden Keime
des Guten und Schönen zu wecken.
W. erlernte das Drechslerhandwerk,
benutzte dabei aber jede Gelegenheit,
seine Kenntnisse zu erweitern. Der
Unterricht, den ihm ein Hallenser
Student erteilte, wie auch späterhin
sein Wanderleben und ein längerer
Aufenthalt in Frankfurt a. M., Lübeck
u. Berlin trugen dazu bei, ihm, wenn
auch keine gelehrte, so doch eine über
seinen Stand hinausgehende geistige
Bildung zu verschaffen. Er ließ sich
1848 in Freienwalde a. d. Oder als
Drechslermeister nieder. Durch seine
Dichtungen, die er seit 1858 veröffent-
lichte, erwarb er sich manchen Gön-
ner, und einer derselben hielt es für
Ehrenpflicht, die materielle Lage des
Dichters durch Erwerbung eines Ei-
gentums günstiger zu gestalten. Er
starb am 31. März 1888.

S:

Blumen
der Wälder (Ge.), 1858. - Die Braut
des Handwerkers (D.), 1860. 4. A.
1869. - Familienleben in Dichtungen,
1862. 3. A. 1877. - Derflinger (So-
nettenkranz), 1864. - Lorbeer u. Rose
(Vaterländ. Ge.), 1867. - Volksharfe
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Wei
(Ge.), 1872. - Aus dem Volke (Neue
Dn.); 1. Bd. auch u. d. T.: Die Läuter
aus dem Ruhlatale (Sonettenkranz),
1873. 3. A. 1884. - Ein neues Zion
(E.), 1878. - Marie, eine Tochter aus
der Armut Hütte (E.), 1880. - Das
Jugendleben eines Handwerkers (E.),
1879. - Weihnachtserlebnisse einer
Handwerkerfamilie, 1882. - Fried-
rich Wilhelm von Braunschweig-Öls
(Vaterl. D.), 1883. - Der Gelegen-
heitsdichter (E.), 1884. - Aus ver-
klungenem Wanderleben. Besök ut
Pommern (2 En.), 1885. - Die deut-
sche Handwerkerbraut (D.), 1886. -
Aus Kaiser Wilhelms Jugendtagen
(Ge.), 1887.

Weise, Klara,

geborene Stock,
pseud. Klara Cron, wurde am 20.
November 1823 zu Magdeburg als
die Tochter eines mit Kindern reich-
gesegneten Provinzialarchivrats ge-
boren, erhielt, trotzdem sie schon früh
mit dem niederbeugenden Einfluß
äußerer Not u. Sorge vertraut ward,
doch eine gute Erziehung und folgte
nach ihrer Konfirmation, mehr gegen
ihre Neigung, dem Wunsche des Va-
ters, der sie zur Lehrerin ausgebildet
zu sehen wünschte. Als solche weilte
sie in mehreren Stellungen, u. and.
auch fünf Jahre auf dem Lande und
kehrte dann in das Vaterhaus zurück,
um dem Haushalt vorzustehen. Hier
begann W. ihre ersten schriftstelle-
rischen Versuche, die bald von Erfolg
gekrönt waren. Nach der Pensionie-
rung des Vaters zog dieser mit der
Tochter in eine kleine Gebirgsstadt,
wo letztere friedliche und freundliche
Tage verlebte, u. nach dem Tode des
Vaters stand W. wiederholt Haus-
haltungen vor und widmete sich der
Erziehung mutterloser Kinder. Jn
solcher Weise lebte sie in Hamburg
eine Reihe von Jahren, deren gleich-
mäßiger Verlauf gelegentlich unter-
brochen wurde durch Reisen an den
Rhein, die Ostsee u. nach Thüringen.
Später nahm sie zur Kräftigung ihrer

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Wei
geboren. Seinen Vater, einen Zim-
mermann, verlor er in früheſter
Kindheit, und bei den ärmlichen Ver-
hältniſſen, in denen er aufwuchs,
konnte auf ſeine Schulbildung kein
beſonderes Gewicht gelegt werden.
Als Austräger der „Jenaer Litera-
turzeitung“ kam er vielfach mit den
Hallenſer Muſenſöhnen in Berüh-
rung, die Gefallen an dem geweckten,
wenn auch wilden und übermütigen
Knaben fanden, u. durch deren Ver-
wendung er die ſehnſüchtig begehrte
Stelle eines Kurrendeſchülers in den
Franckeſchen Stiftungen erhielt. Die
Gunſt ſeiner Lehrer verſcherzte er ſich
jedoch durch verſchiedene auf ſie ge-
münzte Spottgedichte. Eins derſel-
ben kam einer blinden Dichterin, Eliſe
Schmidt, zu Ohren; ſie erkannte das
in dem Knaben ſchlummernde Talent,
und ihrem Bemühen gelang es, die
in ſeinem Jnnern ruhenden Keime
des Guten und Schönen zu wecken.
W. erlernte das Drechſlerhandwerk,
benutzte dabei aber jede Gelegenheit,
ſeine Kenntniſſe zu erweitern. Der
Unterricht, den ihm ein Hallenſer
Student erteilte, wie auch ſpäterhin
ſein Wanderleben und ein längerer
Aufenthalt in Frankfurt a. M., Lübeck
u. Berlin trugen dazu bei, ihm, wenn
auch keine gelehrte, ſo doch eine über
ſeinen Stand hinausgehende geiſtige
Bildung zu verſchaffen. Er ließ ſich
1848 in Freienwalde a. d. Oder als
Drechſlermeiſter nieder. Durch ſeine
Dichtungen, die er ſeit 1858 veröffent-
lichte, erwarb er ſich manchen Gön-
ner, und einer derſelben hielt es für
Ehrenpflicht, die materielle Lage des
Dichters durch Erwerbung eines Ei-
gentums günſtiger zu geſtalten. Er
ſtarb am 31. März 1888.

S:

Blumen
der Wälder (Ge.), 1858. – Die Braut
des Handwerkers (D.), 1860. 4. A.
1869. – Familienleben in Dichtungen,
1862. 3. A. 1877. – Derflinger (So-
nettenkranz), 1864. – Lorbeer u. Roſe
(Vaterländ. Ge.), 1867. – Volksharfe
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Wei
(Ge.), 1872. – Aus dem Volke (Neue
Dn.); 1. Bd. auch u. d. T.: Die Läuter
aus dem Ruhlatale (Sonettenkranz),
1873. 3. A. 1884. – Ein neues Zion
(E.), 1878. – Marie, eine Tochter aus
der Armut Hütte (E.), 1880. – Das
Jugendleben eines Handwerkers (E.),
1879. – Weihnachtserlebniſſe einer
Handwerkerfamilie, 1882. – Fried-
rich Wilhelm von Braunſchweig-Öls
(Vaterl. D.), 1883. – Der Gelegen-
heitsdichter (E.), 1884. – Aus ver-
klungenem Wanderleben. Beſök ut
Pommern (2 En.), 1885. – Die deut-
ſche Handwerkerbraut (D.), 1886. –
Aus Kaiſer Wilhelms Jugendtagen
(Ge.), 1887.

Weiſe, Klara,

geborene Stock,
pſeud. Klara Cron, wurde am 20.
November 1823 zu Magdeburg als
die Tochter eines mit Kindern reich-
geſegneten Provinzialarchivrats ge-
boren, erhielt, trotzdem ſie ſchon früh
mit dem niederbeugenden Einfluß
äußerer Not u. Sorge vertraut ward,
doch eine gute Erziehung und folgte
nach ihrer Konfirmation, mehr gegen
ihre Neigung, dem Wunſche des Va-
ters, der ſie zur Lehrerin ausgebildet
zu ſehen wünſchte. Als ſolche weilte
ſie in mehreren Stellungen, u. and.
auch fünf Jahre auf dem Lande und
kehrte dann in das Vaterhaus zurück,
um dem Haushalt vorzuſtehen. Hier
begann W. ihre erſten ſchriftſtelle-
riſchen Verſuche, die bald von Erfolg
gekrönt waren. Nach der Penſionie-
rung des Vaters zog dieſer mit der
Tochter in eine kleine Gebirgsſtadt,
wo letztere friedliche und freundliche
Tage verlebte, u. nach dem Tode des
Vaters ſtand W. wiederholt Haus-
haltungen vor und widmete ſich der
Erziehung mutterloſer Kinder. Jn
ſolcher Weiſe lebte ſie in Hamburg
eine Reihe von Jahren, deren gleich-
mäßiger Verlauf gelegentlich unter-
brochen wurde durch Reiſen an den
Rhein, die Oſtſee u. nach Thüringen.
Später nahm ſie zur Kräftigung ihrer

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[369/0373] Wei Wei geboren. Seinen Vater, einen Zim- mermann, verlor er in früheſter Kindheit, und bei den ärmlichen Ver- hältniſſen, in denen er aufwuchs, konnte auf ſeine Schulbildung kein beſonderes Gewicht gelegt werden. Als Austräger der „Jenaer Litera- turzeitung“ kam er vielfach mit den Hallenſer Muſenſöhnen in Berüh- rung, die Gefallen an dem geweckten, wenn auch wilden und übermütigen Knaben fanden, u. durch deren Ver- wendung er die ſehnſüchtig begehrte Stelle eines Kurrendeſchülers in den Franckeſchen Stiftungen erhielt. Die Gunſt ſeiner Lehrer verſcherzte er ſich jedoch durch verſchiedene auf ſie ge- münzte Spottgedichte. Eins derſel- ben kam einer blinden Dichterin, Eliſe Schmidt, zu Ohren; ſie erkannte das in dem Knaben ſchlummernde Talent, und ihrem Bemühen gelang es, die in ſeinem Jnnern ruhenden Keime des Guten und Schönen zu wecken. W. erlernte das Drechſlerhandwerk, benutzte dabei aber jede Gelegenheit, ſeine Kenntniſſe zu erweitern. Der Unterricht, den ihm ein Hallenſer Student erteilte, wie auch ſpäterhin ſein Wanderleben und ein längerer Aufenthalt in Frankfurt a. M., Lübeck u. Berlin trugen dazu bei, ihm, wenn auch keine gelehrte, ſo doch eine über ſeinen Stand hinausgehende geiſtige Bildung zu verſchaffen. Er ließ ſich 1848 in Freienwalde a. d. Oder als Drechſlermeiſter nieder. Durch ſeine Dichtungen, die er ſeit 1858 veröffent- lichte, erwarb er ſich manchen Gön- ner, und einer derſelben hielt es für Ehrenpflicht, die materielle Lage des Dichters durch Erwerbung eines Ei- gentums günſtiger zu geſtalten. Er ſtarb am 31. März 1888. S: Blumen der Wälder (Ge.), 1858. – Die Braut des Handwerkers (D.), 1860. 4. A. 1869. – Familienleben in Dichtungen, 1862. 3. A. 1877. – Derflinger (So- nettenkranz), 1864. – Lorbeer u. Roſe (Vaterländ. Ge.), 1867. – Volksharfe (Ge.), 1872. – Aus dem Volke (Neue Dn.); 1. Bd. auch u. d. T.: Die Läuter aus dem Ruhlatale (Sonettenkranz), 1873. 3. A. 1884. – Ein neues Zion (E.), 1878. – Marie, eine Tochter aus der Armut Hütte (E.), 1880. – Das Jugendleben eines Handwerkers (E.), 1879. – Weihnachtserlebniſſe einer Handwerkerfamilie, 1882. – Fried- rich Wilhelm von Braunſchweig-Öls (Vaterl. D.), 1883. – Der Gelegen- heitsdichter (E.), 1884. – Aus ver- klungenem Wanderleben. Beſök ut Pommern (2 En.), 1885. – Die deut- ſche Handwerkerbraut (D.), 1886. – Aus Kaiſer Wilhelms Jugendtagen (Ge.), 1887. Weiſe, Klara, geborene Stock, pſeud. Klara Cron, wurde am 20. November 1823 zu Magdeburg als die Tochter eines mit Kindern reich- geſegneten Provinzialarchivrats ge- boren, erhielt, trotzdem ſie ſchon früh mit dem niederbeugenden Einfluß äußerer Not u. Sorge vertraut ward, doch eine gute Erziehung und folgte nach ihrer Konfirmation, mehr gegen ihre Neigung, dem Wunſche des Va- ters, der ſie zur Lehrerin ausgebildet zu ſehen wünſchte. Als ſolche weilte ſie in mehreren Stellungen, u. and. auch fünf Jahre auf dem Lande und kehrte dann in das Vaterhaus zurück, um dem Haushalt vorzuſtehen. Hier begann W. ihre erſten ſchriftſtelle- riſchen Verſuche, die bald von Erfolg gekrönt waren. Nach der Penſionie- rung des Vaters zog dieſer mit der Tochter in eine kleine Gebirgsſtadt, wo letztere friedliche und freundliche Tage verlebte, u. nach dem Tode des Vaters ſtand W. wiederholt Haus- haltungen vor und widmete ſich der Erziehung mutterloſer Kinder. Jn ſolcher Weiſe lebte ſie in Hamburg eine Reihe von Jahren, deren gleich- mäßiger Verlauf gelegentlich unter- brochen wurde durch Reiſen an den Rhein, die Oſtſee u. nach Thüringen. Später nahm ſie zur Kräftigung ihrer * 24

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon07_1913/373>, abgerufen am 28.03.2024.