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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Wes
letzte Beduinenfürstin (Histor. R.),
1900. - Jm Harem (R.), 1900. - Der
Zwillingsschwestern Brautjahre (E.),
1902.

Wesendonck, Mathilde,

wurde
am 23. Dezbr. 1828 in Elberfeld als
die Tochter des königl. Kommerzien-
rats Karl Luckemeyer geboren u.
erhielt ihre Erziehung in Düsseldorf,
wohin ihre Eltern verzogen waren,
und später in Dünkirchen. Jm Mai
1848 verheiratete sie sich mit dem
Kaufmann Otto W., dem Teilhaber
eines großen Neuyorker Seidenhau-
ses, dessen Geschäfte er in Deutsch-
land vertrat. Die Neuvermählten
lebten erst in Düsseldorf, reisten 1850
nach Amerika und ließen sich 1851 in
Zürich nieder, wo sie gewöhnlich den
Sommer verlebten, während sie den
Winter im Süden oder in Paris ver-
brachten. Jn Zürich lernte Mathilde
W. im Hause eines Bekannten Ri-
chard Wagner persönlich kennen, und
seit 1853 wurden die Beziehungen
zwischen Wagner und dem Wesen-
donckschen Hause immer engere und
freundschaftlichere. Ja, als Otto W.
sich auf dem "grünen Hügel" in der
Enge bei Zürich eine Villa erbaute,
die er 1857 endgültig bezog, erwarb
er gleichzeitig ein daneben liegendes
Häuschen, das er wohnlich und be-
haglich umbauen ließ und im April
1857 Richard Wagner unter dem
Namen "Asyl" als Wohnsitz übergab.
Mathilde W. hat wohl die wichtigste
und tief einschneidendste Bedeutung
auf Wagners Lebensgang und für
seinen künstlerischen Werdegang ge-
wonnen. Jm Frühjahr u. Sommer
1858 waren aber die nachbarlichen
Beziehungen durch die krankhaft über-
reizte Stimmung Minnas, der Frau
Wagners, mehrfach gestört worden;
es erfolgten wiederholt unliebsame
Auseinandersetzungen; eine Versöh-
nung war nicht mehr möglich, und
so verließ Wagner im August 1858
Zürich, blieb aber bis zum Dezbr.
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Wes
1863 mit Mathilde W. im regsten
Briefwechsel. Jm Jahre 1872 ver-
ließen auch W.s Zürich und zogen
nach Dresden. Jm Winter 1881-82
weilten sie in Kairo und siedelten im
Herbst 1882 nach Berlin über, wo sie
ihr Haus mit kostbaren Kunstschätzen
und einer reichen Gemäldesammlung
ausstatteten. Jm Jahre 1878 hatte W.
den Landsitz Traumblick am Traun-
see im Salzkammergut erworben, wo
gewöhnlich Sommeraufenthalt ge-
nommen wurde, u. hier ist Mathilde
am 31. August 1902 nach nur acht-
stündiger Krankheit gestorben, nach-
dem ihr Gatte ihr bereits am 18. No-
vember 1896 im Tode vorangegangen
war.

S:

Märchen u. Märchenspiele,
1864. Neue Ausg. 1900. - Natur-
mythen, 1865. - Gudrun (Schsp.),
1868. - Deutsches Kinderbuch in Wort
und Bild, 1869. - Patriotische Ge-
dichte, 1870. - Friedrich der Große
(Dramat. Bilder nach Franz Kugler),
1871. - Edith, oder: Die Schlacht
bei Hastings (Trsp.), 1872. - Ge-
dichte, Volksweisen, Legenden und
Sagen, 1874. - Der Baldurmythus,
1875. - Kalypso (Ein Vorsp.), Dres-
den o. J. - Odysseus (Dramat. G.),
1878. - Alkestis (Dram. G.), 1881.
Neue Ausg. 1898. - Alte und neue
Kinderlieder, 1900.

Wesenfeld, Karl Ludwig,

geb. zu
Barmen am 30. März 1851, studierte
nach frühe auf dem Barmer Real-
gymnasium absolviertem Abiturien-
tenexamen in Zürich u. Aachen Che-
mie und gründete, nachdem er vor-
übergehend in Barmen und wieder
in Aachen gelebt, 1874 in Berlin
ein industrielles Etablissement. Ein
Lungenleiden machte seinem Leben
ein frühes Ende. Er starb im Kur-
orte Falkenstein im Taunus am 1.
Dezbr. 1876.

S:

Rebekka am Brun-
nen (Lsp.), 1871. - Hohenstein (Tr.),
1872. - Bazaine und sein Neffe,
oder: Der Fall von Metz (Schausp.),
1873.

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Weſ
letzte Beduinenfürſtin (Hiſtor. R.),
1900. – Jm Harem (R.), 1900. – Der
Zwillingsſchweſtern Brautjahre (E.),
1902.

Weſendonck, Mathilde,

wurde
am 23. Dezbr. 1828 in Elberfeld als
die Tochter des königl. Kommerzien-
rats Karl Luckemeyer geboren u.
erhielt ihre Erziehung in Düſſeldorf,
wohin ihre Eltern verzogen waren,
und ſpäter in Dünkirchen. Jm Mai
1848 verheiratete ſie ſich mit dem
Kaufmann Otto W., dem Teilhaber
eines großen Neuyorker Seidenhau-
ſes, deſſen Geſchäfte er in Deutſch-
land vertrat. Die Neuvermählten
lebten erſt in Düſſeldorf, reiſten 1850
nach Amerika und ließen ſich 1851 in
Zürich nieder, wo ſie gewöhnlich den
Sommer verlebten, während ſie den
Winter im Süden oder in Paris ver-
brachten. Jn Zürich lernte Mathilde
W. im Hauſe eines Bekannten Ri-
chard Wagner perſönlich kennen, und
ſeit 1853 wurden die Beziehungen
zwiſchen Wagner und dem Weſen-
donckſchen Hauſe immer engere und
freundſchaftlichere. Ja, als Otto W.
ſich auf dem „grünen Hügel“ in der
Enge bei Zürich eine Villa erbaute,
die er 1857 endgültig bezog, erwarb
er gleichzeitig ein daneben liegendes
Häuschen, das er wohnlich und be-
haglich umbauen ließ und im April
1857 Richard Wagner unter dem
Namen „Aſyl“ als Wohnſitz übergab.
Mathilde W. hat wohl die wichtigſte
und tief einſchneidendſte Bedeutung
auf Wagners Lebensgang und für
ſeinen künſtleriſchen Werdegang ge-
wonnen. Jm Frühjahr u. Sommer
1858 waren aber die nachbarlichen
Beziehungen durch die krankhaft über-
reizte Stimmung Minnas, der Frau
Wagners, mehrfach geſtört worden;
es erfolgten wiederholt unliebſame
Auseinanderſetzungen; eine Verſöh-
nung war nicht mehr möglich, und
ſo verließ Wagner im Auguſt 1858
Zürich, blieb aber bis zum Dezbr.
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Weſ
1863 mit Mathilde W. im regſten
Briefwechſel. Jm Jahre 1872 ver-
ließen auch W.s Zürich und zogen
nach Dresden. Jm Winter 1881–82
weilten ſie in Kairo und ſiedelten im
Herbſt 1882 nach Berlin über, wo ſie
ihr Haus mit koſtbaren Kunſtſchätzen
und einer reichen Gemäldeſammlung
ausſtatteten. Jm Jahre 1878 hatte W.
den Landſitz Traumblick am Traun-
ſee im Salzkammergut erworben, wo
gewöhnlich Sommeraufenthalt ge-
nommen wurde, u. hier iſt Mathilde
am 31. Auguſt 1902 nach nur acht-
ſtündiger Krankheit geſtorben, nach-
dem ihr Gatte ihr bereits am 18. No-
vember 1896 im Tode vorangegangen
war.

S:

Märchen u. Märchenſpiele,
1864. Neue Ausg. 1900. – Natur-
mythen, 1865. – Gudrun (Schſp.),
1868. – Deutſches Kinderbuch in Wort
und Bild, 1869. – Patriotiſche Ge-
dichte, 1870. – Friedrich der Große
(Dramat. Bilder nach Franz Kugler),
1871. – Edith, oder: Die Schlacht
bei Haſtings (Trſp.), 1872. – Ge-
dichte, Volksweiſen, Legenden und
Sagen, 1874. – Der Baldurmythus,
1875. – Kalypſo (Ein Vorſp.), Dres-
den o. J. – Odyſſeus (Dramat. G.),
1878. – Alkeſtis (Dram. G.), 1881.
Neue Ausg. 1898. – Alte und neue
Kinderlieder, 1900.

Weſenfeld, Karl Ludwig,

geb. zu
Barmen am 30. März 1851, ſtudierte
nach frühe auf dem Barmer Real-
gymnaſium abſolviertem Abiturien-
tenexamen in Zürich u. Aachen Che-
mie und gründete, nachdem er vor-
übergehend in Barmen und wieder
in Aachen gelebt, 1874 in Berlin
ein induſtrielles Etabliſſement. Ein
Lungenleiden machte ſeinem Leben
ein frühes Ende. Er ſtarb im Kur-
orte Falkenſtein im Taunus am 1.
Dezbr. 1876.

S:

Rebekka am Brun-
nen (Lſp.), 1871. – Hohenſtein (Tr.),
1872. – Bazaine und ſein Neffe,
oder: Der Fall von Metz (Schauſp.),
1873.

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[410/0414] Weſ Weſ letzte Beduinenfürſtin (Hiſtor. R.), 1900. – Jm Harem (R.), 1900. – Der Zwillingsſchweſtern Brautjahre (E.), 1902. Weſendonck, Mathilde, wurde am 23. Dezbr. 1828 in Elberfeld als die Tochter des königl. Kommerzien- rats Karl Luckemeyer geboren u. erhielt ihre Erziehung in Düſſeldorf, wohin ihre Eltern verzogen waren, und ſpäter in Dünkirchen. Jm Mai 1848 verheiratete ſie ſich mit dem Kaufmann Otto W., dem Teilhaber eines großen Neuyorker Seidenhau- ſes, deſſen Geſchäfte er in Deutſch- land vertrat. Die Neuvermählten lebten erſt in Düſſeldorf, reiſten 1850 nach Amerika und ließen ſich 1851 in Zürich nieder, wo ſie gewöhnlich den Sommer verlebten, während ſie den Winter im Süden oder in Paris ver- brachten. Jn Zürich lernte Mathilde W. im Hauſe eines Bekannten Ri- chard Wagner perſönlich kennen, und ſeit 1853 wurden die Beziehungen zwiſchen Wagner und dem Weſen- donckſchen Hauſe immer engere und freundſchaftlichere. Ja, als Otto W. ſich auf dem „grünen Hügel“ in der Enge bei Zürich eine Villa erbaute, die er 1857 endgültig bezog, erwarb er gleichzeitig ein daneben liegendes Häuschen, das er wohnlich und be- haglich umbauen ließ und im April 1857 Richard Wagner unter dem Namen „Aſyl“ als Wohnſitz übergab. Mathilde W. hat wohl die wichtigſte und tief einſchneidendſte Bedeutung auf Wagners Lebensgang und für ſeinen künſtleriſchen Werdegang ge- wonnen. Jm Frühjahr u. Sommer 1858 waren aber die nachbarlichen Beziehungen durch die krankhaft über- reizte Stimmung Minnas, der Frau Wagners, mehrfach geſtört worden; es erfolgten wiederholt unliebſame Auseinanderſetzungen; eine Verſöh- nung war nicht mehr möglich, und ſo verließ Wagner im Auguſt 1858 Zürich, blieb aber bis zum Dezbr. 1863 mit Mathilde W. im regſten Briefwechſel. Jm Jahre 1872 ver- ließen auch W.s Zürich und zogen nach Dresden. Jm Winter 1881–82 weilten ſie in Kairo und ſiedelten im Herbſt 1882 nach Berlin über, wo ſie ihr Haus mit koſtbaren Kunſtſchätzen und einer reichen Gemäldeſammlung ausſtatteten. Jm Jahre 1878 hatte W. den Landſitz Traumblick am Traun- ſee im Salzkammergut erworben, wo gewöhnlich Sommeraufenthalt ge- nommen wurde, u. hier iſt Mathilde am 31. Auguſt 1902 nach nur acht- ſtündiger Krankheit geſtorben, nach- dem ihr Gatte ihr bereits am 18. No- vember 1896 im Tode vorangegangen war. S: Märchen u. Märchenſpiele, 1864. Neue Ausg. 1900. – Natur- mythen, 1865. – Gudrun (Schſp.), 1868. – Deutſches Kinderbuch in Wort und Bild, 1869. – Patriotiſche Ge- dichte, 1870. – Friedrich der Große (Dramat. Bilder nach Franz Kugler), 1871. – Edith, oder: Die Schlacht bei Haſtings (Trſp.), 1872. – Ge- dichte, Volksweiſen, Legenden und Sagen, 1874. – Der Baldurmythus, 1875. – Kalypſo (Ein Vorſp.), Dres- den o. J. – Odyſſeus (Dramat. G.), 1878. – Alkeſtis (Dram. G.), 1881. Neue Ausg. 1898. – Alte und neue Kinderlieder, 1900. Weſenfeld, Karl Ludwig, geb. zu Barmen am 30. März 1851, ſtudierte nach frühe auf dem Barmer Real- gymnaſium abſolviertem Abiturien- tenexamen in Zürich u. Aachen Che- mie und gründete, nachdem er vor- übergehend in Barmen und wieder in Aachen gelebt, 1874 in Berlin ein induſtrielles Etabliſſement. Ein Lungenleiden machte ſeinem Leben ein frühes Ende. Er ſtarb im Kur- orte Falkenſtein im Taunus am 1. Dezbr. 1876. S: Rebekka am Brun- nen (Lſp.), 1871. – Hohenſtein (Tr.), 1872. – Bazaine und ſein Neffe, oder: Der Fall von Metz (Schauſp.), 1873. *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon07_1913/414>, abgerufen am 25.04.2024.