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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 8. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Zir
guthändler. Wohlwollende Menschen,
die die Proben seiner Dichtkunst ken-
nen gelernt, unterstützten ihn in sei-
nem Streben nach Weiterbildung;
Wilhelm Örtel, Superintendent in
Sobernheim (als Volksschriftsteller
unter dem Namen W. O. von Horn
bekannt) verschaffte ihm ein Gnaden-
geschenk vom Könige Friedrich Wil-
helm IV. und veranstaltete eine ge-
sammelte Ausgabe von Zirbes Ge-
dichten, die in acht Wochen vollstän-
dig verkauft war. Nach dem Tode
seiner Eltern gab Z. sein Gewerbe
auf und gründete in seinem Heimat-
orte ein Geschäft für Kolonial- und
Spezereiwaren, das er zwölf Jahre
lang fortführte, bis ihn Krankheit u.
zunehmende Schwerhörigkeit zwang,
dasselbe aufzugeben. Er lebte seitdem
als Privatmann in Niederkail u. starb
daselbst am 23. (n. a. 25.) Nov. 1901.

S:

Gesammelte Gedichte (hrsg. von
W. O. von Horn), 1852. Neue Ausg.
u. d. T.: Eifelsagen, Lieder und Ge-
dichte, 1891. 4. A. 1902.

*Zirndorf, Heinrich,

wurde am
7. Mai 1829 zu Fürth in Bayern von
israelitischen Eltern geboren. Er er-
hielt eine sorgfältige Erziehung in
einem Privatinstitut und durch Pri-
vatlehrer und ward anfänglich für
den Handelsstand bestimmt, arbeitete
auch wirklich mehrere Jahre in einem
Kontor seiner Vaterstadt. Durch das
frühzeitige Studium der deutschen u.
englischen klassischen Literatur ward
er für die höheren Studien gewonnen
und begab sich in seinem 19. Jahre
nach München, wo er bis zum Früh-
jahr 1855 seiner geistigen Ausbildung
an der dortigen Hochschule oblag.
Von 1855-57 weilte Z. in Wien, wo
ihm ein Schulämtchen bei der israe-
litischen Gemeinde Muße genug ließ,
seinen literarischen u. poetischen Be-
schäftigungen zu leben. Hier entstand
auch die Tragödie "Kassandra", wozu
er den Stoff und Plan aus München
mitgebracht hatte. Jm Jahre 1857
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Zist
wurde Z. als Prediger und Direktor
der Schule einer jüdischen Gemeinde
Oberungarns berufen, löste aber schon
1858 die dortigen unerquicklichen Ver-
hältnisse u. unternahm eine größere
Reise durch Österreich und Deutsch-
land. Jn Frankfurt, wo er sich 1859
niederließ, widmete er sich ausschließ-
lich literarischen Beschäftigungen u.
hielt vielbesuchte Vorlesungen über
die deutsche Literatur der Gegenwart.
Jm Herbste 1860 folgte er einem Rufe
als Erzieher nach England, u. hat er
dort fast 13 Jahre als tätiger Schul-
mann u. politischer Schriftsteller ge-
lebt. Jm April 1873 ward er ein-
stimmig zum Direktor des israeliti-
schen Lehrerseminars zu Münster er-
nannt, welches Amt er bis 1876 ver-
waltete. Jm Herbste d. J. folgte er
einem höchst ehrenvollen Rufe als
Rabbiner an die Gemeinde von De-
troit (Michigan) in Nordamerika, wo
er sich acht Jahre lang als gefeierter,
geistvoller Redner, sowie als prak-
tischer Philosoph in einer Weise be-
währte, daß sich sein Name schnell in
dem weiten amerikanischen Staaten-
komplexe einbürgerte. Jn den ange-
nehmsten Verhältnissen lebend, ver-
stand er es, sein Haus zum Mittel-
punkt der gebildeten Gesellschaft aller
Bekenntnisse zu machen, u. Reisende
von Distinktion (Bodenstedt, Robert
v. Schlagintweit u. a.) gingen nie an
seiner Schwelle vorüber. Jm Herbste
1884 wurde Z. als Professor der jü-
dischen Geschichte und Literatur an
das in Cincinnati bestehende einzige
Rabbinerseminar Amerikas berufen,
und wirkt er seit dem 1. Sept. 1884
in dieser Stadt.

S:

Kassandra (Tr.),
1856. - Gedichte, 1860. - Jsaak Mar-
kus Jost u. seine Freunde (Zur Kul-
turgesch. der Gegenwart), 1886.

*Zistler, Franz,

geb. am 25. März
1839 zu Graz in Steiermark als der
Sohn eines kaiserl. Baubeamten, ab-
solvierte 1858 das Gymnasium in
Marburg, wo sein Vater als Kreis-

*

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Zir
guthändler. Wohlwollende Menſchen,
die die Proben ſeiner Dichtkunſt ken-
nen gelernt, unterſtützten ihn in ſei-
nem Streben nach Weiterbildung;
Wilhelm Örtel, Superintendent in
Sobernheim (als Volksſchriftſteller
unter dem Namen W. O. von Horn
bekannt) verſchaffte ihm ein Gnaden-
geſchenk vom Könige Friedrich Wil-
helm IV. und veranſtaltete eine ge-
ſammelte Ausgabe von Zirbes Ge-
dichten, die in acht Wochen vollſtän-
dig verkauft war. Nach dem Tode
ſeiner Eltern gab Z. ſein Gewerbe
auf und gründete in ſeinem Heimat-
orte ein Geſchäft für Kolonial- und
Spezereiwaren, das er zwölf Jahre
lang fortführte, bis ihn Krankheit u.
zunehmende Schwerhörigkeit zwang,
dasſelbe aufzugeben. Er lebte ſeitdem
als Privatmann in Niederkail u. ſtarb
daſelbſt am 23. (n. a. 25.) Nov. 1901.

S:

Geſammelte Gedichte (hrsg. von
W. O. von Horn), 1852. Neue Ausg.
u. d. T.: Eifelſagen, Lieder und Ge-
dichte, 1891. 4. A. 1902.

*Zirndorf, Heinrich,

wurde am
7. Mai 1829 zu Fürth in Bayern von
iſraelitiſchen Eltern geboren. Er er-
hielt eine ſorgfältige Erziehung in
einem Privatinſtitut und durch Pri-
vatlehrer und ward anfänglich für
den Handelsſtand beſtimmt, arbeitete
auch wirklich mehrere Jahre in einem
Kontor ſeiner Vaterſtadt. Durch das
frühzeitige Studium der deutſchen u.
engliſchen klaſſiſchen Literatur ward
er für die höheren Studien gewonnen
und begab ſich in ſeinem 19. Jahre
nach München, wo er bis zum Früh-
jahr 1855 ſeiner geiſtigen Ausbildung
an der dortigen Hochſchule oblag.
Von 1855–57 weilte Z. in Wien, wo
ihm ein Schulämtchen bei der iſrae-
litiſchen Gemeinde Muße genug ließ,
ſeinen literariſchen u. poetiſchen Be-
ſchäftigungen zu leben. Hier entſtand
auch die Tragödie „Kaſſandra“, wozu
er den Stoff und Plan aus München
mitgebracht hatte. Jm Jahre 1857
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Ziſt
wurde Z. als Prediger und Direktor
der Schule einer jüdiſchen Gemeinde
Oberungarns berufen, löſte aber ſchon
1858 die dortigen unerquicklichen Ver-
hältniſſe u. unternahm eine größere
Reiſe durch Öſterreich und Deutſch-
land. Jn Frankfurt, wo er ſich 1859
niederließ, widmete er ſich ausſchließ-
lich literariſchen Beſchäftigungen u.
hielt vielbeſuchte Vorleſungen über
die deutſche Literatur der Gegenwart.
Jm Herbſte 1860 folgte er einem Rufe
als Erzieher nach England, u. hat er
dort faſt 13 Jahre als tätiger Schul-
mann u. politiſcher Schriftſteller ge-
lebt. Jm April 1873 ward er ein-
ſtimmig zum Direktor des iſraeliti-
ſchen Lehrerſeminars zu Münſter er-
nannt, welches Amt er bis 1876 ver-
waltete. Jm Herbſte d. J. folgte er
einem höchſt ehrenvollen Rufe als
Rabbiner an die Gemeinde von De-
troit (Michigan) in Nordamerika, wo
er ſich acht Jahre lang als gefeierter,
geiſtvoller Redner, ſowie als prak-
tiſcher Philoſoph in einer Weiſe be-
währte, daß ſich ſein Name ſchnell in
dem weiten amerikaniſchen Staaten-
komplexe einbürgerte. Jn den ange-
nehmſten Verhältniſſen lebend, ver-
ſtand er es, ſein Haus zum Mittel-
punkt der gebildeten Geſellſchaft aller
Bekenntniſſe zu machen, u. Reiſende
von Diſtinktion (Bodenſtedt, Robert
v. Schlagintweit u. a.) gingen nie an
ſeiner Schwelle vorüber. Jm Herbſte
1884 wurde Z. als Profeſſor der jü-
diſchen Geſchichte und Literatur an
das in Cincinnati beſtehende einzige
Rabbinerſeminar Amerikas berufen,
und wirkt er ſeit dem 1. Sept. 1884
in dieſer Stadt.

S:

Kaſſandra (Tr.),
1856. – Gedichte, 1860. – Jſaak Mar-
kus Joſt u. ſeine Freunde (Zur Kul-
turgeſch. der Gegenwart), 1886.

*Ziſtler, Franz,

geb. am 25. März
1839 zu Graz in Steiermark als der
Sohn eines kaiſerl. Baubeamten, ab-
ſolvierte 1858 das Gymnaſium in
Marburg, wo ſein Vater als Kreis-

*
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[104/0108] Zir Ziſt guthändler. Wohlwollende Menſchen, die die Proben ſeiner Dichtkunſt ken- nen gelernt, unterſtützten ihn in ſei- nem Streben nach Weiterbildung; Wilhelm Örtel, Superintendent in Sobernheim (als Volksſchriftſteller unter dem Namen W. O. von Horn bekannt) verſchaffte ihm ein Gnaden- geſchenk vom Könige Friedrich Wil- helm IV. und veranſtaltete eine ge- ſammelte Ausgabe von Zirbes Ge- dichten, die in acht Wochen vollſtän- dig verkauft war. Nach dem Tode ſeiner Eltern gab Z. ſein Gewerbe auf und gründete in ſeinem Heimat- orte ein Geſchäft für Kolonial- und Spezereiwaren, das er zwölf Jahre lang fortführte, bis ihn Krankheit u. zunehmende Schwerhörigkeit zwang, dasſelbe aufzugeben. Er lebte ſeitdem als Privatmann in Niederkail u. ſtarb daſelbſt am 23. (n. a. 25.) Nov. 1901. S: Geſammelte Gedichte (hrsg. von W. O. von Horn), 1852. Neue Ausg. u. d. T.: Eifelſagen, Lieder und Ge- dichte, 1891. 4. A. 1902. *Zirndorf, Heinrich, wurde am 7. Mai 1829 zu Fürth in Bayern von iſraelitiſchen Eltern geboren. Er er- hielt eine ſorgfältige Erziehung in einem Privatinſtitut und durch Pri- vatlehrer und ward anfänglich für den Handelsſtand beſtimmt, arbeitete auch wirklich mehrere Jahre in einem Kontor ſeiner Vaterſtadt. Durch das frühzeitige Studium der deutſchen u. engliſchen klaſſiſchen Literatur ward er für die höheren Studien gewonnen und begab ſich in ſeinem 19. Jahre nach München, wo er bis zum Früh- jahr 1855 ſeiner geiſtigen Ausbildung an der dortigen Hochſchule oblag. Von 1855–57 weilte Z. in Wien, wo ihm ein Schulämtchen bei der iſrae- litiſchen Gemeinde Muße genug ließ, ſeinen literariſchen u. poetiſchen Be- ſchäftigungen zu leben. Hier entſtand auch die Tragödie „Kaſſandra“, wozu er den Stoff und Plan aus München mitgebracht hatte. Jm Jahre 1857 wurde Z. als Prediger und Direktor der Schule einer jüdiſchen Gemeinde Oberungarns berufen, löſte aber ſchon 1858 die dortigen unerquicklichen Ver- hältniſſe u. unternahm eine größere Reiſe durch Öſterreich und Deutſch- land. Jn Frankfurt, wo er ſich 1859 niederließ, widmete er ſich ausſchließ- lich literariſchen Beſchäftigungen u. hielt vielbeſuchte Vorleſungen über die deutſche Literatur der Gegenwart. Jm Herbſte 1860 folgte er einem Rufe als Erzieher nach England, u. hat er dort faſt 13 Jahre als tätiger Schul- mann u. politiſcher Schriftſteller ge- lebt. Jm April 1873 ward er ein- ſtimmig zum Direktor des iſraeliti- ſchen Lehrerſeminars zu Münſter er- nannt, welches Amt er bis 1876 ver- waltete. Jm Herbſte d. J. folgte er einem höchſt ehrenvollen Rufe als Rabbiner an die Gemeinde von De- troit (Michigan) in Nordamerika, wo er ſich acht Jahre lang als gefeierter, geiſtvoller Redner, ſowie als prak- tiſcher Philoſoph in einer Weiſe be- währte, daß ſich ſein Name ſchnell in dem weiten amerikaniſchen Staaten- komplexe einbürgerte. Jn den ange- nehmſten Verhältniſſen lebend, ver- ſtand er es, ſein Haus zum Mittel- punkt der gebildeten Geſellſchaft aller Bekenntniſſe zu machen, u. Reiſende von Diſtinktion (Bodenſtedt, Robert v. Schlagintweit u. a.) gingen nie an ſeiner Schwelle vorüber. Jm Herbſte 1884 wurde Z. als Profeſſor der jü- diſchen Geſchichte und Literatur an das in Cincinnati beſtehende einzige Rabbinerſeminar Amerikas berufen, und wirkt er ſeit dem 1. Sept. 1884 in dieſer Stadt. S: Kaſſandra (Tr.), 1856. – Gedichte, 1860. – Jſaak Mar- kus Joſt u. ſeine Freunde (Zur Kul- turgeſch. der Gegenwart), 1886. *Ziſtler, Franz, geb. am 25. März 1839 zu Graz in Steiermark als der Sohn eines kaiſerl. Baubeamten, ab- ſolvierte 1858 das Gymnaſium in Marburg, wo ſein Vater als Kreis- *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 8. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon08_1913/108>, abgerufen am 29.03.2024.